Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187701039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-01
- Tag 1877-01-03
-
Monat
1877-01
-
Jahr
1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1877
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
che Anlage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger XL 3. Mittwoch den 3. Januar 1877. 71. Jahrgang. Äagrstzelchicht'iche Ueberlichl. Leipzig, 2. Januar. Das Jubelfest dcS vor 70 Jahren erfolgten Eintritts unseres Kaisers in die Armee ist am NeujahrStage feierlich in der Neichshaupt- stadt begangen worden. Im Namen der ihren Glückwunsch darbringenden Bertreter der deutschen Armee richtete der Kronprinz folgende Ansprache, an den Kaiser: Allerdurcklauchtigster, Großmächtigster Kaiser. Aürrgnädigster Kaiser. König und Kriegsherr! Bor Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät er scheinen heute zum ersten Male die Bertreter der ge lammten deutschen Armee aus glücklich-friedlichem An laß Es gilt der Erinnerung des Tages. an welchem Ew. Majestät unvergeßlicher Herr Bater, König Friedrich Wilhelm til, vor nunmehr sirbenzig Jc-bren, Sie im I zarten Knabenalter in die Reihen Leines HeereS auf-1 genommen hat, des Heeres, welches in Ew. Majestät vereinst das Borbild oller soldatischen Tugenden und oea Scköpfer jener neuen Ordnungen ersticken sollte, v.e — in Kampf und Sieg bewäbrt — Preußens Ruhm erhöhen, Deutschlands Größe neu und fest begründen halfen. E n Jahrzehnt ist dabin gegangen, seit bei der letzte» ! Gedenkfeier dieses Tages ick Ew Majestät mit den Glückwünschen der Armee die Ge'ühle < hrfurchtspoller Liebe und unwandelbaren Vertrauens aussprechen durfte, welche Heer und Volk in Preußen für ihren thenren König beseelten. Heute, wo wir unter Gottes Beistand» zu immer j fchönrrer Erfüllung heranreifen sehen, was unser Vater land lange schmerzlich vermißt und vergebens ersehnt j hat, heute sind es Deutschlands Hcer und geeinigte Stämme, die voll Dank für alle Güter, weiche Ew. Majestät ihnen errungen, in ihrem Kaiser den sieg reichen Feldbrrrn, den Wrederherstcller und Mehrer des Reckes verehren.2 Ist es dock, wenn wir die Blicke rückwärts wenden auf den Beginn Ew. Majestät milrtair,scher Laufbahn als ob die mit Preußens tiefster Nr th und endlicher Erhebung eng verknüpften Jugenderlebnisse Ew. Ma jestät die Vorbereitung zu den Tbaten bedeuten, welche j oi« Weltgeschichte mit Ihrem Namen für immer un trennbar verbindet. Getreu den Worten der alten, wieder aufgellbten Drukzeichen preußischer Kriege wollen > Ew. Majestät nur Dem die Ehre geben, dessen gnädige! Hülfe mit Ihnen war und mit uns Allen. Nickt ziemt rS mir daher, jener Tbaten einzeln zu gedenken Aber beglückt durch die Segnungen, welche uns aus ihnen erwuchsen, sehen wir in froher Hoffnung und grtrosten Mnthes emer friedlichen Zukunfr entgegen. Fest geschlossen und clle Zeit zu des Vaterlandes Verlheidigung bereit, ist das deutsche Heer der sichere .Hort unserer Freiheit und Einheit, seit die von Ew. Majestät geschaffenen Einrichtungen, welche einst Preußens Armee zur Erfüllung ihrer Ausgaben be fähigten, nach dem letzten gcwaliigen Kriege Gemeingut der ganzen Nation geworden sind. llnd wie in jenen ernsten Tagen, als feindlicher! Urbrrfall drohte, die deutschen Fürsten nnd Völker zum! Schutze des heimischen Hcerecs und zur Wahrung ihrer höchsten Güter um Ew. Majestät sich schaarlen; wie! damals im Vertrauen auf Ihre starke und kundige Führung opferwillig und todesmuthig gestritten und gerungen ward, bis aus allen Kämpfen und Schlachten ! endlich in neuer Herrlichkeit das deutsche Reich! wieder erstand, dessen erblicke Kaiserkrone Ew. Majestät! reckt eigentlich auf der Wahlstatt des Sieges bärge- bracht ward — so blickt heute Mit freudiger Zuversicht! daS deutsche Volk, wehrhaft nnd einig, auf seinen Ka ser und Kriegsherrn hin, in dankbarer Lieb« und Treue und von dem heißen Wunsche erfüllt, daß Gott! Ew. Majestät noch lange erhalten möge als Hüter und I Schützer des Friedens und zu des Vaterlandes Heil! Hierauf antwortete der Kaiser: Warn alle die Herren, deren Anwesenheit mich hier und am heutigen Tage besonders erfreut, mit den Ge fühlen übereinstiwmrn, denen mein Sohn so «bin Worte gegeben, so kann ich mich nur um so glücklicher schätzen und spreche daher zunächst Ihnen meinen Dank dafür aus. Wenn ich auf den Tag zurückblicke, an welchem iS vor jetzt 7« Jahren in die Armee «intrat, mi ß ich ja auch der Verhältnisse gedenken, unter denen es geschah, dann ist es aber auch von dem Augenblick« an, wo mich di« Hand meines in Gott ruhenden Vateis in die Arm»» einsührte, meinen ganzen Lebenslauf hindurch bis zu de heute mir vergönnten Freude mein erstes Gefühl, dem Lenker unserer Geschicke demüthig'n Dank zu sagen. Meine Stellung brachte es nnt sich, daß der größte Theil meine- Lebens der Armee gewidmet war. Darum gerührt aber auch allen Denen, welche mich auf meiner melitair,scheu Lausoabn begleitet und meine Bemühungen unterstützt, meine Erkenntlichkeit, deren ick mich stets gern «rürnere. Denn der Tapferknt, Hinget nng und Ausdauer der Armee verdanke ich die Stellung, die ich jetzt einaehme. Von Fehrbcllin an, bis auf die »emsten, glorreich beend! ten Kriege stehen die Thaten der branden ourgisch-preußischen Armee unauslöschlich in den Annalen der Weltgeschichte und was Preußen geworden ist, ist es hauptsächlich durch seine Armee geworden. Sie, meiue Herren, die heute mir gegenüber meine Armee » repräsrntiren, bitte ich allen Denen, welche Sie ver treten. meinen persönlichen Dark zu sagen, ein Dank, der um so verdienter ist, als ich mich eine so lange Zeit hindurch von der Gesinnung und dem Geiste des HeereS, stets in engster Berührung mit ihm. überzeugen konnte, ein Beist, der mit Ihr Werk ist und dem, in Bert» düng mit dem der deutschen Truppen, der große Erfolg gelang, ein einiges Deutschland und ein deutsches Heer zu schaffen.^ Der jetzt zum Staatssecretair im RcicbS- justizamte ernannte, bi-herige UnterstaatSsecretair Vr. Friedberg war bi- rinn Jahre 1854 Ober staatsanwalt in Greifswald, von welcher Stelle aus er rum Geheimen Justiz- und Vortragenden Rathe, später zum Geheimen Ober-Justizrathe im Justizministerium ernannt worden ist. In letzterem hat er unter vier Ministern, Simons, v. Bernuth, Graf zu Lippe und Leonhardt, gewirkt. Während Leonhardt'S Ministerium wurde er »870 zum Präsi denten der nen gebildeten JustizprLfungscommission ernannt, au« welcher Stellung er zum Unlerftaats- secretair berufen wurde Sein Nachfolger in diesem A»ite, der bisherige Viceprcisident des ObertribunalS, Schelling, war vor noch nicht langer Zeit Ober staatsanwalt beim Berliner Kammergerichte. Der zum Direktor im RcichSkanzleramte beförderte vr. Michaelis möchte bisher wohl der einzige sem, der auS dem Journalistenstanbe heraus es zu einer so hohen Stellung gebracht hat, da seiner Laufbahn im Staatsdienste in Folge eine- Preß- vergehenS bereit- alS AuScultator ein Ziel ge setzt worden ist. Wagener war, ehe er sich der JournaliKik zuwandte, Assessor und später Rechts anwalt am Obertribunal. Ebenso war Lothar Bucker, ehe er in der Verbannung sich journa listischer Thäligkeit widmen mußte, Richter. Bennigsen, der bewährte Führer der Nat' vnal- Liberalen, gab dieser Tage in Lehe den Wählern des neunzehnten hannoverschen Wahlbezirks, die ihn seit Constituirung des Norddeutschen Bundes zu ihren« Vertreter gewählt, einen Bericht Uber t«e abgelaufene ReichStagSperiode, der in einer glänzenden Verlheidigung der Partei gegen die wegen dcS CompromisseS ihr gemachten Vorwürfe und in einer Rechtfertigung der von ihr der Regierung gegenüber beobachteten Haltung gipfelte. Nachdem der Redner die gegnerischen Parteigruppen charakterisirt, den Sociatdcmokralen gegenüber die Vorlbcile betont, vie den Arbeitern, und zwar wesentlich durch die liberale Partei seil Deutschlands Neuconstiluirung verschafft worden, und die sie, statt zu Anhängern von Umsiurzthcorien, zu Bewunderern deS Reiches hätte machen sollen, — nachdem sodann die reaktionäre Tendenz der conseroaliven Partei- schattlrungen klar gestellt und die nichtigen Vor würfe kurz beleuchtet waren, die von den mit ihnen und den Ultrvmontanen verbündeten Par- ticularisten der nationalliberalen Partei wegen der verlorenen Selbstständigkeit Hannovers ge macht werben, wandte sich der Redner zu den politischen und wirthschastlichen Vortheilen, die mit verhältnißmäßig geringen Opfern und in überraschend kurzer Zeit für Deutschland seit 1866 errungen worben, und deren Gewinnung wesen!l:ch der Haltung der nationalliberalen Partei zuzurechnen sei. In Betreff der Milltair- Verfassung sei durch daS Volk die Haltung der Partei gut geheißen. Jeder sehe jetzt, daß durch Genehmigung der Präsenzstärke aus sieben Jahre nicht nur ein Gesetz gerettet sei, wie es so liberal in keinem andern Staate existire, sondern auch eine Wehrhaftigkeit Deutschlands geschaffen worden, die Deutschland bei der weisen und maßvollen Leitung seine- politischen LenkerS in wenigen Jahren, seiner Lage und Größe entsprechend, zum entscheidenden politischen Factor Europas gemacht, von dessen Haltung jetzt Krieg und riebe, mindestens doch die Localisirung dcS Krieges abhängig sei. In Betreff der Justizgesetze werde bei dem Eintritt ruhiger Ueberlegung, die sich jetzt schon in der doch zumeist betroffenen Presse bemerkbar mache, dieselbe Billigung deS Compromisses sicher eintreten. Die jetzt erreichte nationale Juftizeinigung sei eine Errungenschaft, deren Größe Kaiser Wilhelm, wie einst Napoleon, so hoch schätze , dcß die Thronrede sie noch über daS ihn persönlich so nahe angehende Militair- gesetz stelle. Diese Errungenschaft wäre nicht erreicht, wenn nicht compromittirt worden wäre, und sie wäre nicht erreicht zum Jubel der Reac- lionaire und der verneinenden Parteien, deren Organe auf den Conflict mit Freuden hinwiesen. Wenn die nationalliberale Partei sich so zu handeln entschlossen, so fei sie ihrem Princip getreu geblieben, daS mit Ausschluß jede- doctrincnren ParteistrebenS nur den nationalen Gedanken, nur die Erreichung de- für die Nation möglichst zu Erringenden im Auge halte. Grade darin scheide sie sich von der Fortschritts partei, die ihr jetzt auS doctrinairen Gründen den Rücken kehre. Die national-liberale Partei müsse sich dieseS Abschwenken ihrer früheren Par teigenossen gefallen lasten, sie müsse allenfalls den Verlust einiger Wahlsitze, den Redner freilich noch nicht besorge, tragen. Sie habe Deutschlands Glück und Größe im Auge, freue sich de- Er rungenen und werde ohne Parteibedenken und ohne Rücksicht auf Feindschaft und Verleumdung ihren Zielen treu bl-ib-.n. Daß die Partei bei jetziger Lage der Verhältnisse eine Nothwendigkeit sei, scheine klar, und der Redner bezweifle nicht, daß die kommenden Wahlen eine Uebereinstimmung dcS deutschen Volkes mit dieser Anschauung docu mentiren würden. Der nachfolgende charakteristische Wahlaufruf der Elsässer Liga liegt der „Nat.-Ztg." im Originaldruck vor, dessen Aulhenticität schon hinreichend durch den klassischen Styl oer vielfach den gkgenüberstehcnden sranrösischen Text gänzlick mißverstehenden deutschen liebersetzung sestgestellt wird. Von besonderem Interesse ist die von den klerikalen reich-ländischen Abgeordneten handelnde Stelle. Das Aktenstück lautet: Elsässer Liga Nr. »9. Wähler aus dem Elsaß und Lothringen! Seit dem Februar 1873 hat sich di« rlsässiscbe Liga durch keine äußerliche Thal veröffentlicht, dennoch ist sie nickt unthätig getlieben. Sie har in diesen drei Jahren im Stillen gewirkt den Kreis ihrer Verbindungen erweitert, die Hülfsguellen > die zur Stunde der Ernte zu Tage komme» sollen, ge sammelt und vorbereitet. Sie ist reich, gut organifirt und treu bedient, die Aufopferungen vou allen macht sie unbesiegbar. In jedem Bezirk«, jeder Gemeinde werden die Getreuen rinrrgistnrt; st« merkt fick die Schwächeren und giebt ihnen einen frischen Muth; in einem Worte, sie setzt geduldig ihr W"' kort. Nachdem sie die Wahl vom 1. Februar vorbereitet hatte, sollte sie den Auserwählten das Wo,t lasten, welche Sie beauftragten in den Reichstag zu verlin zu ver rreten. Sie haben ihre Mission vollständig ausgeführt. Wer von uns wird je die feierliche Sitzung vergessen, wo sie vor den unverschämten Besiegern alleinstehend, ungetäuscht, unerschüttert gegen die verfluchte Handlung, die uns Frankreich entriß, protestirlrn. Sie sind ihrem beleidigenden Toben gleichgültig ge blieben und haben uns das Reckt, sich bei ihnen über unser Schicksal Rath zu holen, zurückgeforbert. Man hat ihnen mit Lacken und groben Beleidigungen geantwortet. Wir aber danken ihnen aufrichtig, daß sie nochmals das Recht ins Angesicht der trimnpbirenden Kraft schleuderten. Frankreich hat von diesen tapferen Männern sprechen hören. eS schauderte stillschweigend, seine Thränen ver schluckend iind wird es zu vergelten wissen. Die Mehrheit unserer Abgeordneten zog sich zurück, nachdem sie protesiirte, und sie hat klug gehandelt. Die aber, welche zurück blieben, hatten eine größere Aufgabe, sie waren zum katholisch-geistlichen Stai.de gehörig und rngagirt im Namen ihres Glaubens zum äußersten Kampfe gegen das deutsche Kaiserreich und den Herrn von Bismarck. Alles, was den Feind trifft, freut uns rckid dis zum Tage der Befreiung ist derjenigen, welcher ihn haßt und ihn wankend macht, für uns ein Waffenbruder. Ebenso, achtungsvoll der Gewissenhaftigkeit der Depu taten, kannreu wir ihren PatrwtrrmuS gut genug, um bestätigen zu können, daß sie Fraukreich evenso wie Rom tedienen wollten. Wir sagen Ihnen: „Ihr seid aus der Bresche ge blieben uns w>r danken ; haltet fest, sappirt ohne Nach laß'. der Thonfüßige Koloss«; fährt fort zu kämpfen Hand in Hand. Ein Decret des Kaisers Wilhelm beruft die Wähler aus Elsaß-Lotbringen am zehnten des künitigen Januar- zusammen und fordert sie auf, zum zweiten Male, seit der Annectirung, Deputirte in den Reichstag zu schickem Was ,st da zu thun ? Das folgende Verfahren scheint uns vorgezeichnet zu sein und die Liga sagt Euch unbedenklich: Eisäffer und'Lothringer Brüder thut daS im Jahre 1877, was Ihr im Jahr« 1873 schon gethan; beharret in Eurer unerschütterlichen Haltung, saget Deutschland und Europa frei heraus, daß Ihr heute noch das seit, was Ihr >m Jahre 1870 wäret! Zeiget, daß Ihr un erschütterlich dem französischen Baterlande gebunden bleibet, und daß Ihr stets beschlossen seid, die Zurück- orderungrn Eurer Rechte zu verfolgen. So werdet Ihr beweisen, daß in Elsaß-Lothrinarn nichts geändert ist; daß Ihr der Gewalt nicht gelassen seid und daß man mcht ausgehört hat, den LänderrSuber zu ver fluchen Es kann nicht die Rede sein sich von der Wahl zu enthalten. Rein, geht, marschirt in geschlossenen Reihen und werfet einen französischen Zettel in die germanische Wahlurne. Sich enthalten wäre so viel wie sich selbst aufgeben, da alles uns sagt, unser Schicksal verhandle Ich, und daß unsere Erlösung aus dem riesenhaften Kampfe welcher sich im Oriente vorbereitet, hervor- komnien könnte. ES wäre die Fahne verlassen, jetzt wo, seit sechs Jahren Europa auf uns aufmerksam unser Schluchzen geschätzt bat uno die Drohung gemessen, welche für den Frieden der Welt, unsere Zuneigung für Frankreich bildet. Es wäre Schweigen, damit Morgen für Tod oder ergeben gehalten, die europäische Diplomatie sich bcmühcu würde, die Frage Elsaß-Lothringen zn ver gessen. Sick da: on abzuhalten, ist also unmöglich. Nun so, Freunde, es soll sich keiner Adhatten lassen, es soll kein Autonomiste gewählt werden; nehmet den Gedanken zu Herzen, es sei »on einer großen Wichtig keit, ganz Europa zu zeigen, daß der Germanismus keinen einzigen Schritt im Elsaß-Lothringen gemacht Wiederholet, was Ihr schon im.Jahre 1873 so gut ge macht habet: Schicket i« den Reichstag nur fran zöstsche Tandidate, Deputirte der Protestation. SS lebe Frankreich! December 187«. Die Pforte hatte bi» zu Neujahr die er warteten Gegenvorschläge der Conferenz noch nicht überreicht. — In der Sonvabend-Sitzun der Conferenz hob Graf Chaudordy hervor, da die Vorschläge der Mächte praktische seien und Nichts enthielten, waS mit der Autorität und Integrität der Pforte im Widerspruch stände. General Jgnalieff betonte, daß Rußland alle Zuaeständmß gemacht habe, um zu einem Ein verständnis; zu gelangen und daß es im Interesse der Türkei liege, die Vorschläge der Mächte an zunehmen. Nachdem der MarquiS v. Salisbury hierauf seine Zustimmung zu den Worten de- Grafen Chaudordy und deS General- Jgnatieff aus gesprochen hatte, erklärten die Grafen Zichy und Corti, um das Einvernehmen der Mächte ru be kunden, ebenfalls ihr Einverständniß mit denselben. „Reuter's Bureau" telegraphirt: Nach Privat Nachrichten auS Koustantinvpel vom 30. v. M. weise die Pforte jedwede Occupation durch eine auswärtige Macht zurück, sie habe jedoch als eine Art Garantie die Unterzeichnung eine- Pro tokoll- angeboten. in welchem sie die getreue Au« führung der zugesagten Reformen gelobt und zu gleich darin einwilligt, daß die Conferenz nach wei Jahren wieder zusammentrete, um die loyale uSführung der neuen Verfassung zu beglaubigen. Die Pforte genehmige ferner auch die Bildung einer türkischen GenSdarmerie unter türkischen Osficieren und Officieren der europäischen Mächte Die ..Agence HavaS" meldet auS Konstantinope gegenüber anderweitigen Nachrichten, man glaube, die Pforte werde die Vorschläge der Mächte schließlich annehmen. Auch würden seitens der Mächte vermuthlich der Pforte noch einige Zu geständnisse gemacht werden. Dieselbcn würden Modifikationen der Details betreffen, die den Vorschlägen der Mächte zu Grunde liegenden Princivien aber unberührt lassen. Die Pforte beabsichtigt, der „Agence Havas" zufolge, neuer- ' ding- drei Millionen LivrcS Papiergeld zu caiittircn Der Großvezier hat ein Schreiben an die Ottomanische Bank gerichtet, in welchem ec die Aufhebung deS DccretS vom 6. October 1875, >elressend die Reduction der Zinszahlung der Staatsschuld, anzeigt und erklärt, er iverde den Kammern einen Gesetzentwurf verlegen, welcher vorher den Staatsgläubigern mitgetheilt werden oll uno der geeignet sei, die Besitzer von Schuld titeln zu befriedigen und die Ehre deS türkischen Reiches zu wahren. Der französischeCvnseilSpräsident Jules Simon >at, wie die „Agence Havas" erfährt, bei Gelegen- jeil deS Empfangs deS Makler-Syndikat- erklärt, daß er die Hoffnung auf eine friedliche Lösung der orientalischen Frage aufrecht erhalte und in dieser Beziehung der Weisheit der euro- räischen Mächte vertrauen zu dürfen glaube. Sehr rosig schildert folgendes Telegramm der „Köln. Ztg." die Lage: ES herrscht Friedens- timmung. Die Conferenz zeigt sich nachgiebig, ie verwandelt die früher geforderte Entwaffnung der muselmännischen Bevölkerung in den zu be ruhigenden Provinzen in ein allgemeine- Verbot, Waffen zu tragen, ersetzt die Executionstruppe durch eine einheimische GenSdarmerie mit theilweise europäischen Osficieren und lehnt den Vorschlag ab, die Ausweisung der Tscherkessen zu fordern. Die Pforte tritt dagegen Klein - Zwornik an Serbien ab und erklärt sich einer Gebiet-Ver größerung für Montenegro im Princip nicht ab geneigt Die Consolides sind in Folge der günstigeren Auffassung der Lage auf 12 gestiegen. Wie auS Bukarest gemeldet wird, soll die rumänische Armee in Folge der^ Verlängerung de- Waffenstillstandes auf den Friedensstand gesetzt werden. An der schottischen Küste sind durch die Stürme, welche in der letzten Woche wüthet n, 80 Schiffe, größtentheilS deutsche und nonvegische, gescheitert und 270 Seeleute ertrunken. Dresden, 1. Januar. Der Wahlaufruf für den Kandidaten de- Reich-Verein-, Prof. vr. May- hoff, ist von einer außerordentlich starken Anzahl hiesiger Bürger unterzeichnet. Wie der „Anz." hervvrhebt. vertheilt sich diese Zahl von über 800 auf ca. 37 Lehrer, 17 Aerzte, 14 RechtSanwülte. 14 Maler, 13 Gelehrte, 12 Musiker, 11 Archi tekten, 11 Militairs a. D. Von städtischen Be amten finden wir ca. 2, von Predigern 3, von Gewerbetreibenden über 150, von Handwerkern Uber 170, von Kaufleuten über 200. Den höchsten Procentsatz liefern sonach die Kreise, welche sich vorwiegend geistigen, wissenschaftlichen und künst lerischen Interessen gewidmet haben. * Prnig, 1. Januar. Angesichts des nahe ge rückten Wahltag- entfaltet dieliberalePartei in unserm Wahlbezirk eine erfreuliche Rührigkeit, so daß die Zuversicht deS Siege- unserer Sache immer mehr sich festigt. Nachdem der Candidat des freisinnig-nationalen Comits vor starkbesuchten Versammlungen früher in Frohburg, Kohren, Borna, Pegau und RegiS gesprochen hat, sähe» wir gestern Herrn Scharf auch in unsrer Stadl. Gegen 300 Wähler aus Penig und Umgegend waren im hiesigen RathhauSsaale versammelt, um unter Vorsitz der Herren Minde und Biehweg den einstün- digen Vortrag deS Hrn. Scharf mit gespanntester Aufmerksamkeit anzuhören und zum Schluß ihre Befriedigung durch lauten Beifallsruf zu erkennen zu geben. Die vom Präsidium vorgeschlagene Resolution, welche sich für energische- Eintreten zu Gunsten der Candidatur de- Herrn Hugo Scharf auSsprach, fand einstimmige Aunahme. ES ist Die-, sowie der Umstand, daß der Wahl aufruf für Schars auS Penig allein gegen 200 Unterschriften trägt, wohl die' schlagendste Wider legung der Behauptung de- hiesigen Wochenblatte- vom 24. December, daß unser Amtsbezirk sich einmütbig für den conscrvativen Candidaten ent schieden habe. st Hohenstein, 1. Jan. Da- Tageblatt brachte neulich über die Wahlangeleaenhert in unserem Bezirk eine Notiz, welche die Annahme nahe legt, als ob unter unseren Liberalen Meinungsver schiedenheiten in Bezug auf die Wahl unseres Candidaten, Herrn Fritz Beck, bestünden. Dies ist nicht der Fall. Sowobl hier als in Glauchau und Meerane haben Wählerversammlungen statt- gesunden, in denen sich die Liberalen einstimmig für diese Candidatur erklärten, die übrigen- auch von den Conservativen unterstützt wird. * Gera, 3t. Decbr. Zur Wahlbewequng. Wohl in keinem andernfWahlkreise ist der Kanivf so entbrannt wie in unserm Ländchen. Durch die Verbindung mit den Socialsemokraten batte die Fortschritt-Partei da- letzte Mal den Dichter Albert Träger alS Candidaten durchgebracht. Vor Trä ger'« persönlichen Eigenschaften und seiner dichte rischen Begabung haben alle Parteien gleich« Artung; waS er als Politiker geleistet, darüber find allerdings die Meinungen sehr gelheilt. Vor läufig haben nun die Socialdemokraten nicht wieder mit der Fortschrittspartei pactirt, sondern Hasenclever alS Candidaten ausgestellt. Von nationalliberaler Seite ist wieder eine geschlossene Vereinigung in- Leben gerufen worden^ welche in allen Theilen unsere- LandebenS sofort Boden ge wonnen und feste Wurzeln geschlage« hat. Der von der „Geraer Zeitung" gebrachte Wahlaufruf bewies DieS am Besten. Unterzeichnet von einer überwältigenden Anzahl von Bürgern der ver« schiedenssen Branchen, Beamten, Lehrern, Kauf« leuten, Künstlern, Landwirthen u. s w, stach der- selbe in vortheilhaftester Weise von dem Ausruf
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)