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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187701039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18770103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18770103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1877
-
Monat
1877-01
- Tag 1877-01-03
-
Monat
1877-01
-
Jahr
1877
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.01.1877
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«MMD ' M '>^»>M»»W> '»EMM' 30 f Quittu»g. Für da« v«terl»Ge, »er A«s«,st»»g »»» Me»i«hrsr«rt«» Hab« an tte Nr»«- anstatt aanoch gezahlt: Herr ^ranz^ssoigt ^ -E «. —. ^ Herr Gtadtrath Cavael S. —. Ambros Barth - Gustav Harder worüber wir hiermit dankend quittir» Leipzig. den 2. Zanuar 1877. «. —. «. —. vr. W. Rsldeke. Direktor der höheren MLdchenschai« . «. Dm« Ar«e»dtreetmrt«»r. Scbleißner.Lange vie ILeichslagswahl i» Leipzig. —e. Leipzig, 2. Januar. Der Tag, an welchem da« deutsche Volk berufen ist, seine Vertreter im Reichstag aus die Zeitdauer von drei Jahren neu zu wählen, rückt immer näher Air sehen Überall in den deutschen Landen den Kampf der Parteien auf da« Heftigste entbrannt. Leider läßt sich nicht gerade sagen, daß in da« politische Ge triebe während der letzten drei Jahre wesentliche Klärung gekommen, daß da« so vielfach zerrissene Parieiwesen gesünderen und erfreulicheren Ver hältnissen Platz gemacht, im Gegentheil, wir er lebe« es heute, daß in nicht wenigen Bezirken, namentlich in Sachs«, vier verschiedene Partei«, von dm« jede ihren eigenen Candidaten aufstellt, auf den Kampfplatz getretm find. :1nch in unserer Stadt besteh« mehrere Par teien, welche um ihre Vertretung im Reichstag sich bemüh«. E« sind in der Hauptsache die zwei unversöhnlich« Gegensätze, die große reich«- lreue bezüglich nationalliberale und die social- demokratlsche Partei, welche auf einander stoß«. Die Conservativ« Hab«, wie wir au« der ,.Reuen ReichSzeitung" ersehen, in Anbetracht ihrer geringen Zahl und ferner de-halb, weil sich kein geeigneter Mann gesund«, den Entschluß gefaßt, aus eine besondere Candidatur zu ver richten. Den Wähle« Leipzig« ist e« daher ver- hältuißmäßig leicht gemacht, am 10. Januar sich für nnd wider zu entscheiden. Auf der einen Seite ist e« der von der nationalliberal« Partei »l- Candidat vorgeschlagene langjährige Vice- bkrgermeister vr. Stephani und auf der andern Seite der Drech-lermemer August Bebel, zwischen dm« die Entscheidung stattzufinden hat. Wir find bereit« heute außer Zweifel, daß diese Entscheidung mit überwiegender Mehrheit zu Gunst« de« treu zu Kaiser und Reich haltenden Candidat« ausfallen wird. Eiu jeder Wähler hat da« unbedingte Recht, daß, ehe er seine Stimme abgiebt, er vorher eine Prüfung über d« Mann ferne« Vertrauen« an- ftelltsund daß, fall« er Denselben nicht au« eigener Anschauung und Beobachtung kennt, ihm mit wahr« Wort« gesagt werde, wer dieser Mann ist und wa« er bisher im Dienste seiner Mit bürger geleistet hat. Nun, wir denken, daß dies« Prüfung Herr vr. Stephani mit Vertrau« über sich ergeh« lassen kann. Seine Mitbürger Hab« volle Kmntniß von seiner Vergangenheit, seinem Wirken und Thun. Der große Kreis her vorragender Bürger der Stadt, welcher sich zu einem Wahlcomitä für vr. Stephani zusammen gethan und am Neujahr-tag mit dem Wahlauf ruf vor die Leipziger Wählerschaft trat, sagt mit vollem Recht: „Wir wollen zu unserm Abgeordneten einen für da« Vaterland «nd das Volk begeisterten, in den Geschäften kundigen und eifrigen, dabei maßvoll«, gewissenhaften und unabhängige» Mann, der nicht blo« verspricht, ein würdiger Vertreter unserer Stadt zu sein, sondern sich al« solcher bereit« längst und glänzend erprobt hat" Herr vr. Stephani hat in sein« früher« vffent uchen Aemtern, zuerst al« Stadtverordneter und sodann al- Vicebürgermeister, durch die That be wies«, wie sehr ihn Liebe und Hingebung für unsere Stadtgemeinde erfüllen. Er hatte »ber hierbei auch Gelegenheit, die Festigkeit und Rein heit seine- Charakter« zu zeig«, indem er will kürlich« Znmuthung« gegenüber, die an die Vertreter der Stadt gestellt ward«, mit dem Gesetz in der Hand fest und unbeugsam blieb. Nur eine Krankheit, die ihn in Folge von geistiger Ueber- anstrengung i« Jahre 1874 überkam, konnte in dem ausgezeichnet« Bürger den Entschluß reif« lasten, von seinem Amte zurückzutret«. Herr vr. Stephani gab damals auch da« Mandat für den Reichstag, so schmerzlich da« auch für ihn war, sein« Wählern zurück. Es war eine Freude für die Bewohner unserer Stadt, die Thätigkeit ihre« Abgeordneten im Parlament zu verfolg« Seine gediegenen Kennt uiste, seine Klarheit und Bestimmtheit und endlich seiu besonnene«, maßvolle- und patriotische« Auf treten überhaupt verschafft« ihm schnell eine an gesehene und einflußreiche Stellung im Reichstag. Die eigene Parteisraction wählte ihn in ihren Vorstand und vom Hause wurde er mit der Leitung der PetitiouS-Commission betraut. Bei einschneidenden und umfänglich« Gesetzentwürfen, z. B. bei dem Gewerbegesetz und dem Militair gefetz, Übertrug man ihm da« Referat, und es h«rschte unter dm Mitgliedern de- Reichstag« Uebereinstimmung. daß diese Referate in jeder Bezichnna tüchtige Arbeit« war«. Wir könn« e«. nachdem Herr vr Stephani schon seit längerer Zeit sich körperlich und geistig wieder vollständig erbolt, nachdem er seine volle Ge fundheit wieder erlangt hat, nun al« ein Glück betracht«, daß unsere Stadt dies« Mann abermals in dm Reichstag entsend« kann. Wir wist«, daß sich auch an seiner Person der Haß der gegnerisch« Partei« erprobt hat, daß über ihn ein reiche« Füllhorn voll Lüge und Verläumdung au-ge schüttet Word« ist, indessen da« ist nun leider einm a Brauch auch in Deutschland geworden und wir müssen alle Tage sehen, wie die verdientesten Männer der Nation diesem Schicksal nicht ent geh« könn« Wer ist denn nun aber der andere hauptsäch liche Candidat in Leiprig ? Diese Krage bedar 'ch keine« langen Kopfzerbrechens. Herr August Bebel ist dm Bewohne« unserer Stadt ebensall- wohl bekannt und e« ist nicht da- erste Mal, daß er den Anspruch erhebt, Leipzig im Reichstag u vertretm. Bi-Her ist diese- Begehr« von dem iberwiegenden Theil der Wähler abgewiesen Word« und e« wird sicher auch in Zukunft so sein. Zür einen Mann, dessen ganze öffentliche Thätig- M seit Jahr« darauf gerichtet war, Haß und lnzufriedenheit in die sogenannten arbeitenden blassen zu trag«, der offen und bewußt au«- pricht, da« deutsche Reich müsse wieder in Trüm mer zerschlag« werden, der sich nicht gescheut at, auf der Tribüne de- Reich-tage« die Schand- hat« der Pariser Commune zu verherrlichen und ihre Fortsetzung in ganz Europa in bestimmte lussicht zu stellen, für einen solch« Mann giebt e« in der gut reichstreu gesinnt« Stadt Leipzig ein ReichStagSmandat Zur recht« Stunde hat wieder ein Organ der socialdemokratischen Arbeiter partei, die „Arbeiter-Zeitung", welche die Inter nationale Association in der Schweiz vertritt, au« der Schule geplaudert und die eigentlichen, wahren Zielpuncte des SocialiSmu« an d« Tag gebracht. Diese« Blatt sagt in einem Artikel Uber die Frage, wie nach der Meinung der Internationale die zukünftige Gesellschaft anssehen soll, u. A. Folgende«: „Die gegenwärtige sociale Organisation hat eine ökonomische Grundlage, da- individuelle Eigen thum ; wir wollen, daß die Gesellschaft diese Grund- age abändere, und daß da« Collectiv-Eigenthum obsiege. Die Form der gegenwärtig« social« Organisation, die politische, qouvernementale Form, mit einem Worte die Ataat-form ver schwinde und mache der frei« Bildung von Gruppen, sowie der freien Verbindung von Gruppen Platz." Weil die Internationale solchermaßen dm Staat verwirft, muß fie conseauenter Weise darauf au«- qehen, besten „Räderwerk", wie Regierung, Parla ment, Polizei, Armee rc. zu „zerbrechen". And« Wahlagitation« soll zwar Theil genommen wer den, allein die Internationalen wollen die Wahl versammlungen nur besuchen, „um in den Augen der Beiwohnenden dm Staat anzuklagen, zu richten und zu verdammen". Sie wenden sich gegebenen Falle« auch an die Tribunale der Bourgeois, aber nicht, um Recht zu such«, sonde« nur. „um den Richtern zu erklär«, daß wir fie nicht al« Organe der Gerechtigkeit anerkennen". Um Alle- mit kurzen Worten zu sagen: „wir wenden Alle- an, um zu agitirm, aber anstatt Theilnahme- politik zu treib«, treiben wir Zerstörungspolitik." Die Arbeiterzeitung fügt bei, daß diese theoretische Propaganda durch da« Wort zwar von unbestreit barer Wichtigkeit, aber nicht hinreichend sei; „wir sind hauptsächlich Anhänger der Propaganda durch die That, der Propaganda durch da« Han deln . . ." Die Beobachtung beweise eS, daß die größere Anzahl von Arbeite« für alle Theorien, sogar für die einfachsten, gleichgültig bleibe. Nur die That wecke sie auf und zwinge sie zum Nach denken. „Wenn eine Ivsurrectwn" — schreibt die „Arbeiter-Ztg." wörtlich—„wie der 18. März in Pari« da« Eigmthum ergriffe und auf solche Weise (wäre e« auch nur acht Tage lang!) die ganze Arbeitermaste e« durch eme materielle That mit Händen greifen ließe, wie die Situation dann wäre, wenn der SocialiSmu« siegte: da« wäre ein Propaganda mittel von ganz anderer Wirkung al« eine Theorie . . . Die Arbeiter sind keine Theoretiker, fie wüsten die Revolution mit Händen greifen und sie fühlen könn«, um dieselbe zu begreif«." Nun, da- ist deutlich gesprochen! Die social demokratische Partei geht, indem sie theoretische Anstrengung« bei Seite läßt, auf die praktische Revolution au«. Herr Bebel aber erklärt sich selbst al« einen Führer dieser Partei und die hie figen Wähler können nicht in Zweifel sein, wa« eS bedeuten würde, wenn sie sich entschlössen, für den Candidat« der Socialdemokrat« zu stimmen. Wenn wir nun auch wist«, daß diese Even tualität nicht eintrifft, so kommt es doch immer darauf an, daß am Wahltage die nöthige Rührig keit unter den reichStreuen Wählern zu Tage tritt. ES muß ein Jeder sich zur Ehrenpflicht mach«, an die Wahlurne zu treten und dafür zu sorgen, daß Lässige und Säumige ausgerüttelt ward« Wenn Da« geschirmt, dann wird unsere liebe Stadt Leipzig wieder mit dem glänzend« Beweis vor da« große Vaterland hintretm können, daß ihre Bürger von den Gefühl« des Patriotismus un auslöschlich erfüllt sind! Lrhtzig, 2 Januar Nachdem die Schwelle de« Jahres überschritt« und die Sylvefterstimmung verrauscht ist. wird auch der Wahlkampf allerorten mit frischen Kräst« ausgenommen. In viel« Wahlkreis« wird er sich nach wie vor um da« von der Fraction Richter - Hänel - Saucken auSgegebme Stichwort der Iustizgesetze drehen. Seit« ist eine Partei in die Besprechung eine« ihr auf genvthigten Thema« so gern und erfolgreich ein getreten, wie jetzt die nationale Partei »n die Debatte über die Iustizreform. Wa« die Herr« die da« Steckenpferd de« doctrinairen Fortschritt reit«, ihr zum Borwurf mach«, da« rechnet fie sich al« Verdienst an. Und auch im Volke hat sicher überall, wo mau reich-freundlich denkt, her erste erregtere Eindruck allmälig der ruhig« Betrachtung, ber besonnenen Abwägung der Vor / theile und Fortschritte Platz gemacht, welche die nationale RechtSemhett un« bringt Bei viel«, die einfichttg genug find, diese That- äche zuzugesteh«, begegnet mau freilich zugleich >em Vorwurf, die nationalliberale Partei habe eine falsche Taktik befolgt, sie hätte schon bei der weit« Lesung ein andere- Verfahr« einhalten müssen. Dagegen giebt die „Nationall. Corresp." ^ olamde« zu vedenken: Al« die zweite Lesung der Nsrizgefetze im Reichstag begann, kam der ReichS- anzler soeben au« Barzin. Weder er noch die Bundes regierungen halt« sich bereit« die Grenze gesteckt, bi« wohin fie dem Reichstag entgegen kommen könnt«. E« war also gar nicht möglich, schon damal-, etwa vor der Diöcussion und Abstimmung, Über die wichtigeren Streitpunkte in Verhandlungen behufs eine« Compromiste« einzutreten. Eben so wenig aber war e« möglich, die Berathungen sinau-zuschieben, bi« die Regierung« feste Stellung genommen: denn man mußte bi« Weihnacht« nit dm Geschäft« der Session zu Ende komm«. Also blieb Nicht« übrig, al« ohne Verständigung an die zweite Lesung zu geh«. Hätte man nun per schon durch die Abstimmung oder die sonstige Haltung diejenigm Puncte signalisiren wollen, welche man unter Umständen fallen zu lassen »ereil war, so würde da« sichere Resultat gewesen ein, daß man auch in den ander« und zwar in dm wichtigsten, die allgemeine Rechtssicherheit und Freiheit der Bürger betreffend« Streit- wnctcn weit weniger erreicht hätte, al« jetzt er reicht ist. Wir haben jetzt mit einem Schlage die großen Uebelftände der preußischen Reactions- »eriode der fünfziger Jahre beseitigt, wir haben den alt« CompetenzconflictSgerichtShof beseitigt, wir haben den Rechtsweg bei der Verfolgung von öffentlichen Beamten frei gemacht, wir Hab« die ausschließliche Anklagevefugniß de« Staatsanwalts durchbrochen, wir haben dm Ausnahmegerichtshof ür politische Verbrechen au« der Welt geschafft, wir haben die Beschlagnahme von Brief« mit allen Garantien gegen Mißbrauch umgeben. Alle diese und diele andere Zugeständnisse sind nur erreicht worden, weil man im BundeSrath« wahr nahm, ein« wie hohen Werth die Mehrheit de- Reichstag« auf die Preßbestimmungen legte, und weil mau in Folge dieser Wahrnehmung sich überzeugte, daß die Nachgiebigkeit de« ReichStag« in der letzteren Beziehung durch kein« ge ringere« Ersatz erkauft werden könne, äl« durch die Regelung aller übrig« politisch« Hauptfragen im Sinne der liberalen ReicbStagS- mehrbeit Man mußte den vollen Werth de« gebrachten Opfer« nachdrücklich bervorbeben, sonst wäre die Compensation seiten« der Regierung« keinensall« so groß geworden, wie sie geworden ist. Da« war eine durch die praktische Erwägung gebotene Taktik, die ihre handgreiflich« Früchte jetragen hat. Man mag an dieser Art von zegcnseitigem Abrechnen und Handeln wenig Ge schmack finden, allein es ist schwer zu sagen, wie bei einer so umfassenden Gesetzgebung ander- verfahren werden sollte, so lange wir in unserm parlamentarischen Leb« nicht englische Verhält nisse Hab«, d. h so lange die Regierung und die Mehrheit der gesetzgebend« Körperschaft sich nicht decken. lieber d« Streit um die Iustizgesetze hat der Abg. Lasker ein offene« Sendschreiben ver öffentlicht, au« dem wir zunächst die leitend« Gesichtspunkte mittheil«: „Ein bedeutungsvoller geschichtlicher Act hat sich soeb« vollzogen, da« deutsche Reich hat in seinen VerfassungSbau eine der festesten und stolzesten Säulen emgefügt und an vielen Orten erhebt sich ein wüste« Geschrei. al« ob die Nation eine tiefe Demüthigung erfahren hätte. Die Iustiz- gesetze ordnen den schwierigsten Theil deutscher Rechtseiuheit, verbürg« die Vollendung derselben im bürgerlichen Gesetzbuch, befestigen die Organi sation der Gerichte und d« Strafproceß auf ver mehrten Grundlag« der Freiheit, vollbring« eine allseitig hochveranschlagte Reform in all« Zweig« de- bürgerlichen Streitverfahrm«. und diese Ge setze werden angeklagt, wie Angriffe auf Recht«- herrschaft und Freiheit der deutschen Nation. Ich habe zwar mit erlebt und beobachtet, wie zuerst diese Bewegung al« ein Krieg von Partei gegen Partei vorbereitet wurde, ich habe alSdann in den öffentlich« Verhandlungen erfahr«. wie die Leidenschaft wachgerus«, die öffentliche Meinung von der sachlich« Erörterung abgelenkt und da- große Gesetze-werk zum Kampfplatze für Parteivortheil und Wahlsieg umgewandelt wurde. Dennoch bin ich erstaunt über die Un summe von Haß und Entstellung, welche in zahl reiche Organe der öffentlich« Presse Eingang gesund« nnd mit Hülfe derselben unter Grupp« solcher Person« sich verbreitet hat, die mit dem Inhalt und Wesen der Gesetze wenig bekannt find und an den auSgestreut« Schlagwörtern haften bleib«. Nur eme Periode gleicher Ver wirrung weiß ich in der Geschichte der liberalen Partei mit der heutigen zu vergleich«. Al« die norddeutsche Bundesverfassung angenomm« war, wurden alle liberal« Beförderer dieser Ver fassung von demjenigen Theil der Liberal«, der die Verfassung zu verwerfen und dadurch die Errichtung de« norddeutsch« Bunde« ins Unge wisse zu vertagen gestrebt hatte, mit gleichem Unglimpf behandelt, und die soliden Anfänge des deutsch« Reiche- wie ein Verrath der Freiheit um den Prei« nationaler Einheit vor dem d«tschm Volke angeklaat. Damal« wie heute wurde mit solch« Mitteln der Zorn gegm un- aufgeregt, aber der Erfolg beschränkte sick auf einige Distrikte Altpreußen«, und auch hier mußte die Erregung bald vor der Er- kenntniß weichen, daß die verleumdete Verfassung da« Fundament de« deutsch« Nationalstaat« be deutete. Ist heute der Schauplatz der aus schäumenden Parteileidenschaft ebenso eingeschränkt uud wird diese ebenso bald verrausch«'? Beide« dup ich noch nicht übersch» Vor d« nächst» Wahl« ist wohl in den Kreis«, i» den« nicht am wenigsten um dioser Wahl« will« die Be wegung genährt wird, die Einkehr besonnener Prüfung schwerlich zu erwart». Ohnehin ist diese« Mal eine weitere Verbreitung und ängere Dauer de« Irrthum« zu besorg«. Der Inhalt der Iustizgesetze ist viel verwickelter uud chwerer zu begreifen, al- die Verfassung war, >a« Verständniß für die Bedeutung eine« einheit- ichen Rechtsleben«, für da« Gesammtlebeu der Ration setzt eine noch tiefer dringende Einsicht voraus, al« da- Verständniß für die Stiftung »es deutschen Bundesstaate« und für tue Verfassung, durch welcbe der Bundesstaat »edingt war. Haben wir doch in öffentlicher Verhandlung de« Reichstag« ,m Ramm von Abgeordneten, welche sich vorzugsweise al« die Repräsentant« de« deutschen Fortschritt« dar- lell«, über die Einheit der GerichtSorganisatio» rnd die Einheit des Recht-Verfahrens sehr gering- chätzig sprechen gehört. Zu befürchten ist, daß gleiche Unwissenheit in weiteren Kreis«, dieselbe Nleichgllltigkeit gegen den AuSbau de« idealst« Ge riete« im deutschen Nationalstaat auf Jahre pnauS sich erhalt« werde Denn Jahre müssen vergeh«, noch viel Schwierige« ist zu ordnen, oft gegen örtliche, persönliche und andere untergeord« rete Interessen, bi« da« Leben selbst und die täg liche Erfahrung den praktischen Segen, der in der einheitlichen Recht-Verwaltung liegt, dem gemein« verständniß ausdrängt. Inzwischen sind die Iustizgesetze und ihre Förderer allen Angriff« und Borurtheilen Prei« gegeben, und viel Nach- theil könnte dadurch der dsusführung der Gesetze und der allgemeinen Entwickelung de« Verfassung«- eben« zugesügt werden. Deshalb ist e« unsere Pflicht, mit Geduld und AuSdauer die au-gestreuten Irrthümer zu be kämpf« und für Jeden, der wahrheit-gemäß sich unterricht« will, an d« Tbatsachen darzutbun, wie klein im Berhältniß zu vem großen Ganzen die Angriffspunkte find, von dm« au- die Be wegung erregt wird. Da« Volk aber darf die Mühe nicht scheu«, sich in den Gegenstand zu ver tiefen, um au« der Sache selbst da« Urtheil zu schöpf«, ob e« rathsam oder auch nnr mit der dem Reichs- ag anvertrauten Fürsorge für die Fortbildung der Reich-institution vereinbar gewesen wäre, wegen der zuletzt übrig geblieb«« Differenzen die Iuüiz- gesetze abzulehn« und die Ausführung der Recht«- einheit in« Ungewisse hinau« zu schieb« Diese Aufgabe wird auf beiden Seit« viele und ernste Arbeit nothwendig mach«. Al« Beitrag für dm erst« Anfang habe ich mich bemüht, die Streitpunkte »nd deren Beilegung völlig objectiv darzustellen und in der Anlage dem Urtheil der Leser z» unterbreit«. Vor der über zeugenden Kraft der Thatsachen wird, hoffe ich. »ie Leidenschaft sich beruhig« oder doch ihre Ge walt Uber die Gemüther der Unterrichtet« verlier« " Wir werden wohl noch Gelegenheit nehmen, auf einzelne wichtige Puncte der Schrift zurück zukommen. (Fortsetzung in der erst« Beilage.) Veppleb-kLbrUi Kebr. Dörvk. Teppiche. Läuferzengc. Tischdecke«, Möbelstoffe t« 31 Grnnma'sch« Str. »1,1. «age. Tageskalrn-er. RetchS-Telegraphen-Ttatton: Kleine Fleifchergaffe 5», Better's Hof, I. Etage. Ununterbrochen geöffnet. Landwehr-Bureau im Gebäude am Eingänge zu de« Baracken bei Goblis. Früh S bis Nachm. '/,4 Uhr. Orffentltche Bibliotheken: UniversitLtöbibliotbet 1l —1 Uhr. Bolksbiblioth«kI.(lV. Bürgerschule) 7-9 U. »b Städtische Sparrasse: Expeduronszeit: Irden Wochen tag Enizablungcn, Rückzahlungen und Kündigungen von früh b Uhr ununterbrochen bi« Nachmittag« 3 Ulrr — Effecten-Lombardgeschäst t Treppe hoch Filiale für Einlagen: Marien Apotheke, Ecke der Schützenstraße; Droguen-Geschäft, Wmdmühleostraß« Nr. 30; Linden-Apotheke, Weststraße Nr. 17». Städtisches Leihhaus: ExprdittonSzeit: Jeden Wochen tag von früh tc Uhr ununterbrochen bis Nachmittag« 8 Uhr, während der Auction nur bis 2 Uhr. Eingang: für Pfänderversatz und Herausnahme vo Waageplatz, für Einlösung und Prolongation vo» der Hordstraße. In dieser Woche verfallen die vom 2. bis 7. April 18 <v versetzten Pfänder, deren spätere Einlösung oder Prolongation nur unter Miteutrichtung der AnctionSgebühren stattsinden kam». Keuermeldestrllm: Lrntralstelle in der Wa»e de« RathhaufeS . I. Feuerwache, Naschmarkt tm Stock hause; II. Feuer Mache, Maaaziugaffe t; V. Keu». wach«, Schtetterstraß« 15. In der v. Bürgerschule; tV Feuerwache. HoSpitalstraße 2b, im att« Jo- hanmShoSpital; ill. Feuerwache, Fleiscbrrplatz 3; VI. Feuerwache, Leihhaus, Promrnadenseite; I. Be zirks-Polizeiwache, Grimma'scher Steiuweg 4«, im alt« JohanntshoSpitale; U. Bezirks-Polizeiwache. Windmübleustraße 1; Ul. Bezirks-Pol,zeiwacb«, Frank furter Straße 47; r. Bezirks-Polizeiwache, Ulrich»- gaffe 37, Ecke d«r Nitrobrrger Straße: vu. Bezirks Polizeiwache. Tauchaer Straße t4, im Thorhaus«; Neues Theater, an der Noetbestraße; Gasanstalt an der Eutritzscber Straße: Krankenhaus »« St. Jacod, Waisenbauüstraße 28; Neues JohauniSho-pital, HoS- pitalstraße 4 b; Zeitzer Thorhau«, Zeitzer Straße 23; Dresdner Tborhaus, Dresdner Straße 82; BUtthner'sche Hof-Pianofortefabrik, Weststraße 29; StAd'scher Zim merplatz, Waldstraße 12 und Fregefirahe 7; Reichel - Garten im MittrlgebLude. Dorochrtnpraße 6—8, i» Durchgänge . Mari« Apotheke, Georgenstraße 30, Ecke der Scbüyenstrasic. Städtische Anstalt für ArbeltS- «nd Dtenft-Rach- Weisung. UaiverfitätSstraß« Nr, 9 (Newandhan« 1 Tr.), werktäglich geöffnet vom I. Oktober bi- 31. März vorm von 8—12 nnd Nachm, von 2—6 Uhr. Daheim für Arbeiterinnen. Braustraß« 7, wöchentlich l .2- für Woh»uug, Heizung, Licht «nd Frühstück Herber«r für Dienstmädchen. Kvhlgarttustraßc II», 20 für Kost und Nachtquartier. Herber» quarn Stadtd« K«cr1 , Rene« 5 von 2 t Tttdttst her« r«t Be, 16—4 I Kunst-ei Tho« N—1 ltch g« Mortt AuSk, Sntge Modet SchMrri »«IR »ai 1-eipiS I v«» ttrv r «« »tm» »»«» «iveLm »rLcttlr Größte in der «adewa und b «wv»« oüet, rur«2 >r» s. Abc c Komisch- j» „Mcken 8orv Elf Gcaf I» ratio"! ngela Brigttta Ursula. « dia, SPere Dame, Gäste Ji »eühttw Der Tex W »inlas «RLn vnl de vnsch. vntet Kr Wittwe t Var Sch,
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