Volltext Seite (XML)
De» .^Dresdner Machielchte«" ins Stammbuch! In Rümmer 16 Deines Blatt'« Fängst an Du die bekannte Hatz. Merkst Du! Die Tose wirkt nicht schlecht, Drum schmeiß die Käsettnlche» weg Und schaffe schnell Dir Gose an Sonst reichst Du nicht an Leipzig ran. Mit Deiner Weisheit ist'« bestellt Nicht all zu groß, das weiß die Welt, Sonst würd'st Du nicht drauf fallen rein, Wenn Dir ein Andrer stellt ein Bein; Drum, brauchst Du einen Mitarbeiter, So schreib' mir nur, ich hels' Dir weiter. ES ist eine unerhörte Entstellung, wenn Herr vr. Förster behauptet, daß in der Petition ein Theater Skandal „angedroht" sei. Alle Unter zeichner sind in dem Wunsche einig und haben dies auch bei Ueberreicbung der Eingabe aus- svrechen lasten: datz im Interesse der Würde Leipzigs ei» Theater-Skandal dnrchanS vermiede« werden solle! Wenn Herr vr. Förster im Ucbrigen glaubt, die Stimmen der eminent berechtigten Unzufrieden heit durch derartige Provocationen, wie sie seine Entgegnung enthält, zu beschwichtigen, so befindet er sich in einem ungeheuren Irrthum! Allzu scharf macht schartig, Herr Doctor! Nicht Invectiven, nicht Redensarten und bloße Versprechungen werden die Forderung zum Schwei gen bringen, mit der wir Ihnen, Herr vr. Förster, unausgesetzt gegenübertreten. Schaffe« Sie «ns ei« Theater, wie Tie e« i« Ihre« Bewerbungsschreibe» versprochen Hobe« und alle gegnerische« Stimme« werden sofort zum Schweige» gebracht sei«. Die Unterzeichner der Petition werden übrigens gebeten, auf jede Polemik zu verzichten, biS ein Bescheid seiten- des Rathes unserer Stadt er folgt sein wird.* *) *) Diese wohlbegründete Bitte möchten wir — im Intereste der Sache — auch zu der unserigen machen. Red. d. Tagebl. ReichSseqen. Daß ein Kind kein ReicdSseind werde Der auf die Gesetze schimpft, Wird ihm echte Rindvtehlymphe Reichsgesetzlich eingeimpst. iS. L k DeS Mädchens Klage. Ach neige Du Schmerzenreiche Dein Antlitz gnädig meiner Noth! Die beiden LieblingSkatzen Sie können nicht mehr kratzen, Sie sind vergiftet, sie sind todt. Heute früh wurden wir durch die Geburt eines > munteren Mädchens erfreut Leipzig, deu 18 Januar 1877. F. Wachsmnth, Minna Wachsmnth geb Mode«. Wenn man die Dummheit mit 100 Mark jährlich besteuern würde, so dürfte mancher ««- berufe«e Rathgeber unter dieser Steuerlast zu seufzen haben, der Dummen aber doch nicht weniger werden. Kauft Mützen bei Markt Rr. R2 Auf de» sehr feine» »wm» zu L 6 1v ^ per Flasche bet K. HorKol, Skicolai» ktrchhof 3, wird ganz besonder- auf merksam gemacbt. Kerrlllobsr Versio. r r er rr Heute 8 Uhr Hotel de Pologne: 1«. KZ Hauptprobe u. ProgrammauSgabe. Bernhard Ktesewetter Anna Ktesewetter geb Winkeln»««», Vermählte. Leipzig und Schneeberg, 16. Januar 1877. Die Verlobung ihrer Tochter Marte mit Herrn August Mehlbanm, Kaufmann in Plauen, beehren sich hierdurch anzuzeigen F. W. Janre und Frau. Leipzig. Marie Ianke August Mehlbanm Verlobte. Im Januar 1877. Plauen i.V. ». LK. bitte heute puuet >/« — zu kommen. Wo kauft man Laarzüpfe billig und schön? Markt Nr. 18. v»tion»1, 3. Etage. Die diese Nacht schnell und glücklich erfolgte Geburt eine- gesunden kräftigen Jungen zeigen hiermit Bekannten und Freunden ergebenst an GohliS Leipzig, 18. Januar 1877. August Schneider und Frau. Die Geburt eineS muntern Jungen zeigen hier durch an Jnl. Reusstng und Frau, . geb. Fischer. Gott nahm gestern unser liebeS jüngfte- Söhnchen wieder zu sich. Leipzig, den 18. Januar 1877. Oberpostsecretair Roack und Frau. Die Geburt eine- munteren Mädchen- zeigen hocherfreut an Plagwitz, den 17. Januar 1877. Max Stnrm, Gertrnd Stnrm geb. Leyser. Allen Freunden und Bekannten zur Nachricht, daß unser guter Vater. Gottfried Berndt, Bürger hier, heute Morgen V,8 Uhr zu einem besseren Sein entschlief. Um stille- Beileid bitten Leipzig, den 18. Januar 1877 seine trauernde» Kinder, nebst Hinterlaffenen Heute Mittag '/«I Uhr entschlief sanft unsere brave gute Mutter Frau Ehristtane Lenthier geb Marti» im Alter von 66 Jahren, waS tiefbctrübt hiermit anzelgen Leipzig, den 18. Januar 1877. die tranernde« Hinterlaffenen. Heute entschlief sanft und ruhig unsere innigst geliebte Mutter und Großmutter Amalie verw. Serbe, geb. Ahnert. Leipzig, Berlin u. New-Hork, den l8 Januar. Die betrübte« Hinterlaffenen. Dank. Herzlichen Dank für die Liebe und Theilnahme, welche uns beim Begrübniß unsere- guten SobneS. Bruder-, Schwager- und Onkel- Bernhard so reichlich zu Theil geworden find. Möge der Herr Allen ein reicher Vergelter sein. Die trauernde Familie Bnrckhardt. Gestern Abend ^4 nach 11 Uhr endete sein rastloses Leben nach längerem Leiden sanft und schmerzlos unser guter Bruder, Schwager und Onkel, 2»ltn« Gotthold Hr-fch-r, Beamter der Leipziger Bank. Die- zeigt tiefbetrübt Freunden und Bekannten nur hierdurch an, mit der Bitte »m stille Theilnahme. Leipzig, den 18. Januar 1877. Morttz Prescher, im Namen der übrigen Hinterlaffenen. Die Beerdigung findet Sonntag Nachmittag Uhr statt. Für die herzlich« Theilnahme und den reichen Blumenschmuck bei dem schweren Verlust unser« guten Gatten und Vater- sagen wir hiermit allen Freunden und Bekannten unfern tiefgefühltesten Dank. Antonte verw. Pfretzschner Aamtlt«n-N«ck,r1ck»ten Berlobt: Herr Finanzrath Otto Edler von der Planitz in Dresden mit Frl. Else von Rex daselbst. Herr Fabri kant Richard Handschuh in Döbeln mit Frl. Srlma Knoblocb daselbst. Herr Lehrer Oscar Horn in Friede berg mit Frl. Bertha Krause in Kreiberg. Herr Kauf- mann Albert Pietzold in Ännaberg mit Frl. Julie HermerSdörser daselbst Vermählt: Herr Victor hrmpel in Lltrnburg mit Frl. Johanna Bachmann daselbst. Geboren: Herrn Ed. Kunde in Dresden ein Sohn. Herrn Franz Pazschke in Rittergut Hof bei Stauchitz rme Tochter. Herrn Pfarrer Wrißbach in Rabenau rin Sohn. Gestorben: Herr vr. Adolph Stumme inZw ilau. Krau Emilie Kauitzsch in Kreiberg. Herr prall. Arzt Anton Kriedel in AuerSwalde. Frau Johanne verw. Fischer geb. Findeisen in Chemnitz. Frau verw. Reut- amtmann Tobatzsch in Dresden. Herr Gesangs- und Eoncrrtmeister E nst Heinrich Piuknt aus Nieder- Rödern in New-Dork. Frau Eleonore Angnes verw. Bär in Otterwisch. Herr Braueretbesitzer und Brau meister Friedrich Diersche in Freibergsdorf. Herrn Oslar Zieger s in Roßwein Sohn Walther. Sopdlvvktttck, Ms>. S. MvimdMiii M, Vn,'offn,'ii1,oh4is Naundörfchen 20, a. Fleischerpl. Schwimmbassin: Damen. Montag, Mittwoch. Freitag k l llmt lullüllilU, */,S—»/»II, Dienstag, DonnerStag, Sonnabend2—Vr5. Wannenbäder zu j. Tageszeit. Spetfeanffalten I. «. ll. Sonnabend: Gräupchen mit Rindfleisch. D. V. Krauß Hofmann ll. Meteorologische Leobachtrmgeu »»ss Ktchrwwnrt« L» DwtpnLzx. Süds: 118 Lsetor über clsr Vswev. Leit Ser lte«t»»«htm»ss. L»roM«t«r r«<1. »»10* NU1i»tr. kroe«vt«. Vwäriedtu»» uoä Sttrt«. »L »tekt 17. 10 M>r 7L7.8 — 2.« SO 88V I Iller 18 - tltvrAev« 8 Odr 7L7.2 — r.9 1»0 88L I KI»-) 18. - ü»«d«ilt»8» 2 Odr 7L7.V v.e 7K 88V 2 l»»r »l»r ') L«it <t»r r«»p«r»ti»r: — «»»iwiu» «l«r r«n>p«r»tur: -j- 0°.k. Uijsrvschastliche Vorträge im evan gelischen Vereinshause (Roßftraße Rr. »). Leipzig, 18. Januar. Ein überaus zeitge mäßer, durch Inhalt und Darstellung interessanter Vortrag füllte den gestrigen Abend. Herr k. Vr. Lüttke au- Schkeuditz, durch einen achtjähri gen Aufenthalt im Orient dazu befähigt und durch literarische Arbeiten über die Sache schon vorteil haft bekannt, hielt einen fesselnden Bortrag über den ISlam und die Völker de- Orient-. Folgende- etwa waren die Hauptpuncte, welche zur Sprache kamen. Bestand schon bei anderen Völkern der alten und neuen Zeit ein inniger Zu sammenhang zwischen der Religion und dem VolkSthum, so besonder- bei denVölkern, welche da- Bekenntniß de- ISlam eint. Dieser hat seinen ve- kennern im Orient einen ganz bestimmten Stempel ausgeprägt und zwar den der Starrheit und Unver- besserlichfcit. Dieselben Lebensformen, welche sich Mohammed'- Religion und Volk zur Zeit ihrer Blüthe gegeben, sehen wir heute noch. Alle- be stimmend im Leben der MoSlim, d. i. der Be kenner der in ihren Augen wahren Religion, ist die Religion, der ISlam. Die regelmäßigen Ge bete, zu welchen der Moezzim drc Gläubigen 5 Mal de- Tage- ruft, die Waschungen, welche in Ermangelung de- Wasser- auch mit Sand vorzunehmen sind, die Fasten im heil. Monat Rammadan, die Pilgerfahrten nach Mekka, Stambul und den anderen heil. Stätten spielen eine große Rolle und sind ebenso viele gute, ver dienstliche Werke. WaS sich das Herz dabei denkt, danach wird nicht gefragt. Innere-, religiöse- Leben im christlichen Sinne w,rd nicht verlangt. Je weniger Tiefe aber vorhanden ist, desto mehr FanatiSmnS, der heute zu Christenmord ebenso bereit ist, alS früher. Nur in Egvpten hat der religiöse Fanatismus nachgelassen mit der Mög Ilchkeit, ihm Au-druck zu geben Nebdem Fanatismus charakterisier den MoSlem sein Ab er glaube, der überall gute und böse Geister sucht, sich vor dem bösen Blicke fürchtet, durch Gebete und AmuletS sich zu schützen bestrebt ist. - Eigentümlich ist die unserer Anschauung entgegen gesetzte Scheidung von Religiosiiät und Sittlich keil bei dcn MoSlim. Wer die äußeren Bor schriften der Religion beobachtet, glaubt damit genug zu thun und macht sich kein Gewissen dar aus, zu lügen und zu betrügen und Anders gläubige zu ermorden. Die Sage von der Biederkeit und Geradheit der Anhänger Mo bammed's ist nach Ansicht de- Herrn Redner- eine Fabel, und nur Vereinzelte zeigen jene Vorzüge Die einzelnen Personen und Völker de- vom ISlam beherrschten Orients übertresfen einander in Lastern, statt in Tugenden. — Neben den schlimmen llnd jedoch die Moslnn andererseits guten Eigen schäften nicht baar. Gastfreundschaft Mildtbälrg l-it. religiöser Brutersinn ist ihr Schmuck AuS einer ungesunden Religiosität und Sitt- I lichkeit können auch keine gesunden socialen Ver-1 hältnisie hervorgehen. Ehe, Familie, Haus tragen ^ dort den Verfall in sich. Dieser hat seinen Grund hauptsächlich in der untergeordneten Stellung, welche nach der durch den Islam sanctionirten Sitte des Orient- dem Weibe zukommt. DaS Weib muß des Unterricht-, de- Recht- und der wahren Liebe entbehren. Die Polygamie (welche zwar nur von den be mittelten Ständen geübt wird) ist ein Krebsschaden in der orientalischen Gesellschaft. Der Harem ist eine Stätte der Faulheit, de- Zanks und der Intrigue. Damit hängt daS Eunuchen- und Sclavenwesen zusammen. Der Koran giebt zwar zum Schutze der Sclaven einige lindernde Be stimmungen; aber zur Höhe der christlichen Anschau ung, welche die Sklaverei mit innerer Noth- wendigkeit allmälig abschafft, hat er sich nicht erheben können. Die staatlichen Verhältnisse der unter dem ISlam stehenden Völker waren früher achtungS- werther alS jetzt. Eine Zeit lang die Erde erzittern lassend, ist die Macht der Chalisen jetzt eine Ruine, deren geringer Glanz von der Vergangenheit herrührt. Die Zeit de- Streben- und Leben- im Dienste der Bildung ist vorüber. Geist und Körper sind erstarrt. Die au- Idee und Geschichte de- ISlam sich ergebende StaatSsorm ist der AbsolutiSmuS. Der alS der Nachfolger der Chalifen anerkannte Sultan zu Konstantinopel vereinigt die höchste geistliche und weltliche Machtvollkommenheit in sich. Jene ist nur durch den Koran, diese durch Nicht« beschränkt. So lange ver Sultan dem ISlam treu bleibt, ist eine Constitution für ihn ein Unding. Ein in den 40er Jahren unternommener Versuch, da- Volk an seiner Regierung theilnehmen zu lasten, ist im Sande verlausen. Und da- egyptiscke Parlament lebt nur von der Gnade de- Khedrve. Moderne Institutionen sind für den ISlam schon darum unmöglich, weil sie christlich sind. — Noch heute ist die Idee der Einheit aller Gläubigen unter einen, Oberhaupte lebendig Kerner macht der ISlam den Anspruch aus die Weltherrschaft. Eine Beherrschung von Mobammedanern durch Christen ist ihm eine schreiende Ungerechtigkeit. Auch inner staatlich nimmt jeder höher gestellte MoSlem abso luten Gehorsam m Anspruch, ist aber dabei für den „Backschisch" (Trinkgeld) äußerst empfänglich. Der Eigennutz herrscht; aus Volks- oder LandeSwobl fahrt wird wenig Rücksicht genommen Die Ver waltung ist verkommen. Ackerbau, Industrie und Handel liegen danieder Gelten ibm schon die Köpfe der Volksgenossen wenig, so gebietet der ISlam den „heil. Krieg" gegen die Ungläubigen, sie auSrurotten oder zu unterwerfen. — In gewerblicher, künstlerischer, wissenschaftlicher und socialer Be ziehung zehrt man im Orient vom Alten und sucht <s nur treu zu überliefern. Die Form hat dem ISlam mehr Werth, alS der Inhalt. — So konnte der Herr Vortragende den Schluß ziehen, daß der Islam heute keine L ben-sähigkeit und Culturausgabe mehr habe, höchsten- den völlig barbarischen Völkern InnerasrikaS und Inncr- asienS gegenüber. DaS Recht, über christliche Völker zu herrschen, haben die MoSlim längst verwirkt. Die Christen im Orient bi- herüber nach der europäischen Türkei sind zwar durch die Jahr hunderte lange Niedertretung seiten- einer kultur feindlichen fremden Macht sehr herabgekommen. Doch sind die Keime zur bessern Neuentwickelung noch bei ihnen vorhanden. Es ist zu hoffen und zu wünschen, daß der Orient von dem durch den ISlam aus ihm ruhenden Bann endlich erlöst werde und die begonnene Selbstzersetzung der islamischen Welt bald rum Ende führe. — Wie der Herr Vortragende selbst für seine lichtvollen Ausführungen nicht den Anspruch auf Vollständig keit machte, so auch diese- Referat nicht. 6 A Nachtrag. * Leipzig, 18. Jan. Da- „DreSdn. Iourn." theilt mit, daß Bebel das Reich-tag-mandat für Glauchau-Meeranewieder angenommen habe. Wols'S Telegraphenbureau verbreitet diese Nach richt weiter, aber mit dem eigenmächtigen und widersinnigen Zusatze: „Daher ist für DreSden - Altstadt keine Stichwahl, sondern eine Neuwahl erforderlich." Indem Bebel die Wahl für Glauchau annimmt, erfüllt er einfach die ausdrücklichen Forderungen de- AuSführungsreglementS zum Reichswahlgesetze. ES heißt dort in §. 33: Der Gewählte ist von der aus ihn gefallenen Wahl durch den Wahlcommissar in Kenntniß zu setzen und zur Erklärung über die An nahme derselben aufzusordern. Annahme unter Protest oder Vorbehalt, sowie da- Au-bleiben der Erklärung binnen acht Tagen, von der Zustellung der Benachrichtigung, gilt alS Ableh nuna. Ließ Bebel die gesetzliche Frist verstreichen, fd mußte er, wenn die Stichwahl in DreSden gegen ihn entschied, gewärtigen, gänzlich vom Reichstage ausgeschlossen zu werden. Er nahm daher das Sichere für da- Unsichere und entschied sich für da- Glauchauer Mandat Dasjenige für Dresden konnte er aber nicht ablehnen, da er es noch gar nicht hat. Er steht dort nach wie vor zur Stich wahl mit dem nationallibcralen Candidaten, und die „Dresd Nachrichten", die sich in ihrer Uu- wlffenheit schon darüber freuen, daß ihre Partien laristischen Freund« aus diesem Wege au- aller Verlegenheit kommen würden, haben wieder ein mal den Tag vor dem Abend gelobt. —r. Leipzig, 18. Januar. Ueber den im Leip ziger Landkreise gewählten Hofbaurath Demmler finden vir in socialisttschen Blättern die An deutung, daß derselbe in der socialdemokratischen Fraktion de- Reichstage- den Vorsitz übernehmen werde. Wir erfahren au- jenen Quellen weiter, daß Herr Demmler ein intimer Freund von Carl Marr in London und ein reicher Mann ohne Familie ist. Er hat für die socialistifche Partei schon mehrmals erhebliche materielle Opfer ge. bracht. * Leipzig, 18. Januar. Wir theilten bereits im Hauptblatte eine Ansprache de-Herrn Hugo Schars an die reich-treuen liberalen Wähler nn 14. Wahlkreise mit, worin dieselben aufgesordert werden, den konservativen Candidaten, Herrn Bürgermeister Heinrich in Borna, mit alle» Kräften wider den socialisttschen Gegenkandidaten zu unterstützen. (Herr Schars war bekanntlich m der Voiwahl unterlegen.) So handelt ein Patriot; da- Vaterland steht ihm höher als per sönliche und Parteiintereffen. WaS thut Herr vr. Minckwitz in DreSden, der der Candidatu r Mayhoff gegenüber in gleicher Lage ist? Er schweigt, ja der unter feinem Cinflusse stehende Fortschritt-Verein in DreSden fordert die Partei genossen zur Stimmenthaltung auf. Wir wollen nicht hoffen, daß alle fortschrittlichen Wähler Die« thun und, indem sie die Persönlichkeit des vr. Minckwitz über die Sache stellen. Bebel zum Siege verhelfen werden. Wenn die bisherigen Führer der Fortschrittspartei bei der Stichwahl von ihren eigenen Truppen im Stiche gelaffen werden, so wird e- auch hier heißen: „Wer Anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein." — Zur Stichwahl in Dresden schreibt sehr richtig der „Dr. Anz": Wie a»SGlauchau berichtet wird, hat Bebel daselbst die Wahl angenommen. In Bezug auf die in Dresden bevorstehende Stich wahl zwischenBebel und Mayhoff wird dadurchNichts geändert, da Bebel, fall- er hier gewählt würde, jeden Augenblick daSGlauchauer Mandat ^rrückgebeu kann, woraus dort eine Neuwahl einträte. ES handelt sich also nach wie vor darum, bei der Stichwahl eine möglichst zahlreiche compacte Majorität auf Bebel'S Gegner zu vereinigen, um durch dieselbe den ernsten und feste» Wille» der Dresdner Wähler schaft den Socialisten entgegenzustellen, daß sie ihre unreifen Umsturzpläne abwnse. Rach Allem, was man hört, macht sich unter den Conserva- tiven mehr und mehr Meinung für diese Ansicht geltend und der engherzige Einwand, man wolle seine Stimme keinem Fremden, keinem Mecklenburger geben, der hie und da laut ward, verstummt vor der Thatsache, daß wir alle Deutsche sind, und daß Mayhoff seit acht Jahren sächsischer Bürger und DreSduer Ein wohner ist. Die Fortschrittspartei macht zwar bekannt, daß sie sich hei der Stichwahl der Ab stimmung enthalten werde; so sehr wir das in deren eigenem Interesse bedauern, so erfreulich ist andererseits, daß unter den 40 Proc. der Dresd ner Wähler, die bei der Hauptwahl fehlten, sich vielfach da- Bewußtsein regt, bei der Stichwahl zu erscheinen, um Dresden eine socialistische Ver tretung zu ersparen. * Leipzig, 18. Januar. Mit welchem Unsinn die „Neue ReichSzeitung" ihren Lesern auf wartet, davon legt sie in ihrer heutigen Nummer wieder ein beredte- Zeugniß ab. Sie läßt sich auS Berlin Folgende- melden: „Herr Miguel