Volltext Seite (XML)
Die Revolution in Hat-el-Estiwa. 209 schriften ergeben. Dennoch erklärten die Rebellen den Mudir für abgesetzt und beschlossen, ihn nach Redjaf unter die Obhut des Re bellenführers Ali Aga Djabor zu senden. Furcht kannte Emin nicht, aber die Ungewißheit und Unsicherheit seiner Lage raubten ihm Schlaf und Eßlust und steigerten damit seine Nervosität in bedenk lichster Weise. Eingepfercht in einen kleinen Hof, den ein dichtes, hohes Boma umschloß, umgeben von einer lärmenden, feindseligen Garnison, war Emin von der Welt abgeschlossen. Oft stieg er ans einen Stuhl, um nur einen Blick auf die grünen Höhen jenseit des Bambuszaunes werfen zu können. Immer wieder las er die wenigen Bücher, welche er bei sich hatte, um sich zu zerstreuen, von vorne durch. Wie oft las Jephson aus einigen alten Nummern des Graphic, einer illustrierten Wochenschrift, die immer wiederkehrenden marktschreie rischen Anzeigen von Pears' Seife und van Houtens Kakao ihm vor! Dazu kam, daß die Rationen, welche den Gefangenen von der Station geliefert wurden, immer kleiner wurden; Fleisch namentlich mußten sie entbehren, wenn es nicht gelang, durch Kauf welches zu erhalten oder gute Freunde es ihnen insgeheim als Geschenk sandten. Denn der Freunde besaß doch Emin in Dusile gar manchen. Zwar von den früheren Anhängern Emins waren die meisten jetzt abgefallen. Auch Hawaschi Effendi, welcher angeklagt war, aus un rechtmäßige Weise Geld, Weiber, Sklaven sich verschafft zu haben, versuchte sich dadurch zu retten, daß er eine Liste der Geschenke ein- reichtc, welche er dem Mudir wollte gemacht haben. Es half ihm nichts: sein ganzes Vermögen wurde konfisziert und er seines Bim- baschi-Nangcs entsetzt. Für Emin indessen war die Folge, daß sein Haus in Wadelai von den Rebellen geplündert wurde. Dagegen ließ sich Osman Effendi Latif, der Wekil (Vice-Gouverneur) von Hat-el-Estiwa, in seiner Anhänglichkeit an Emin nicht wankend machen. Er war früher Chef der Geheimpolizei in Chartum ge wesen und besaß ein ungewöhnliches Geschick, Nachrichten aufzu spüren, welche für Emin von Interesse sein konnten. Mit Gewalt wollten die Meuterer ihn zwingen, die Anklageschrift gegen den Mudir mit zu unterschreiben: aber er zog es vor, sich vor ihren Augen in den Nil zu stürzen. „Laßt ihn ersaufen!" schrien sie roh hinter ihm drein. „Rettet solches Aas nicht!" Dennoch nahm ein Kahn den Ertrinkenden auf und brachte ihn ans Land zurück. Überhaupt scheuten die Rebellen sich nicht, jeden Widerspruch gegen ihr Regiment mit Gewalt zu unterdrücken. Der Rat unter Bolz. Emin. 14