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Ein Urtheil über die Negersclaverei. 91 Abscheu vor der Sklaverei gefühlt, den ich schon in Europa gehabt hatte. Vergebens haben geistreiche Schrift steller, um die Grausamkeit der Institution durch geist reiche Wortklauberei zu verdecken, die Worte „Neger- banern der Antillen", „Unterthänigkeit der Schwarzen" und „patriachalischer Schutz" erfunden; es heißt das nur die edlen Eigenschaften des Geistes und des Gedankens entheiligen, wenn man mit Hülfe von nichtigen Vor wänden oder Spitzfindigkeiten einen Unfug vertheidigt, der die Menschlichkeit beleidigt und empört. Glaubt man, sich des Mitleids entschlagen zu können, wenn man den Zustand der Schwarzen mit dem der Leibeigenen des Mittelalters oder mit der Lage vergleicht, in der noch jetzt einige Klassen im Norden und Osten von Europa seufzen? Diese Vergleiche, diese Worlkünste und die hoch mütige Verdrießlichkeit, womit man selbst die Hoffnung auf eine allmählige Milderung der Sclaverei zurückweist, sind in der Zeit, in der wir leben, unnütze Waffen. Die große Umwälzung, welche der Continent von Amerika und der Antillenarchipel seit dem Beginn des 19. Jahr hunderts durchmachten, wirkten auf die Ideen und auf die allgemeine Denkungsweise in den Ländern selbst, in denen die Sclaverei besteht, und beginnen sie zu ändern. Viele verständige und bei der Ruhe der Zucker- und Sclaveninseln interessirte Männer fühlen, daß man durch freie Uebereinkunft mit den Eigenthümern, durch Maß regeln, die von mit den Ortsverhältnisseu bekannten Leuten ausgehen, einer Krise entgehen könne, deren Ge fahren sich durch Indolenz und Halsstarrigkeit nur ver mehren." Von der Zeit und der mit der Zeit fort schreitenden Civilisation allein erwartete Humboldt keine Abhülfe. Die Zeit, sagt er, wird einen Einfluß auf die