52 Die Missionen in der Wildniß. die Neu-Andalusischen Berge und zu den Missionen der Chaymas-Indianer gerichtet. Diese Missionen, die am weitesten gegen die Wildniß vorgeschobenen Vorposten des Christenthums, die meist von Jesuiten gegründet, nach deren Vertreibung aber von Kapuzinern, Franziskanern und Observanten übernommen sind, bildeten gleichsam einen eigenen Staat im Staate. Aber obgleich hier die Empfehlungen der spanischen Behörden wenig Kraft hatten, fanden die Reisenden doch bei diesen Patern die offenste Gastfreundschaft und keine Spur von Unduldsam keit, freilich auch kaum irgend welches Interesse für die Wissenschaft. Die Kriege und politischen Stürme der alten Welt interessirten sie mehr. Der alte, muntere Ka puziner, den Humboldt auf der ersten Mission traf, saß den größten Theil des Tages über in einem großen Arm stuhl von rothem Holz und beklagte sich bitter über die Trägheit und Unwissenheit seiner Landsleute. Er rich tete tausenderlei Fragen an die Reisenden über den eigent lichen Zweck ihrer Reise, die ihm sehr gewagt und zum Mindesten ganz unnützerschien. Als eraberdieJnstrumente, die Bücher und getrockneten Pflanzen sah, konnte er sich eines boshaften Lächelns nicht erwehren und gestand mit landesüblicher Naivetät, von allen Genüssen dieses Lebens, den Schlaf nicht ausgenommen, sei doch gutes Kuhfleisch der köstlichste. Nicht besser fanden es Humboldt und Bonpland später unter den Missionären am Orinoco. Immer wurden hinter ihrer Reise ganz geheime Absich ten vermuthet, und Einer sagte ihnen geradezu: „Wie soll man glauben, daß Ihr Euer Vaterland verlassen habt, um Euch auf diesem Flusse von den Moskitos auf zehren zu lassen und Land zu vermessen, das Euch nicht