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Abschied von der Heimath. 39 der rechte, bewußte Abschied von der Heimath; bis dahin hatte Humboldt in der Unruhe seines Rei edranges immer nur an das ;u erreichende Ziel, in der Freude endlichen Gelingens nur an die Wunder der Tropen, die er schauen sollte, gedacht, hatte er über allen Vorbereitungen nicht einmal Ruhe gefunden, sich der Empfindungen seines Herzens bewußt zu werden. Jetzt, in den letzten Stun den und in der Sammlung des Schreibens trat ihm erst die ganze Größe seines Vorhabens, die ganze Fülle dessen, was er hinter sich ließ, klar vor die Seele. „Das Gefühl, mit dem man eine solche Reise antritt", sagt er später in der Erinnerung an diesen Augenblick, „hat immer etwas tief Aufregendes. Es gleicht keiner der Empfindungen, welche uns von früher Jugend auf be wegt haben. Getrennt von den Wesen, an denen unser Herz hängt, im Begriff, gleichsam den Schritt in ein neues Leben zu thun, ziehen wir uns unwillkürlich in uns selbst zusammen, und über uns kommt ein Gefühl des Alleinseins, wie wir es nie empfunden." Nach zwei Tagen endlich verkündete ein dichter Nebel am Horizonte die sehnlich erwartete Aenderung des Wet ters, und am Abend trat ein Nordostwind ein, der Be ständigkeit verbürgte. Am 5, Juni 1799, Nachmittags 2 Uhr, lichtete der Pizarro die Anker und segelte in die offene See hinaus, ohne einer der englischen Fregatten zu begegnen. Gegen 9 Uhr Abends entschwand die Küste Europas den Augen der Reisenden. Das Licht in einer einsamen Fischerhütte war das Letzte, woran noch ihre Blicke eine Zeit lang hingen. Endlich verschmolz auch sein schwacher Schimmer mit dem Lichte der Sterne, die am Horizont aufgingen. „Solche Eindrücke", sagt Hum boldt, „vergißt man nie. Welche Erinnerungen werden