Man muß wollen! 135 Jahre 1858 im 89. Lebensjahre Humboldt's begonnen wurde und vor dessen Vollendung ihn der Tod abrief. Schon seit jenen denkwürdigen Vorträgen in der Berliner Singacademie im Winter 1827—28 stand der Plan zum „Kosmos" in ihm fest. Die asiatische Reise und die daraus folgenden Arbeiten hatten ihn an der Ausführung gehindert. Das Band aber, welches dieses Werk mit jenen Vorträgen verknüpft, ist nur ein geistiges. Hum boldt hatte sich damals der freien Rede bedient, nichts war niedergeschrieben, und nur was das Gedächtniß ihm noch nach 26 Jahren bewahrt hatte, wurde zur Grund lage des „Kosmos". Humboldt selbst empfand die ganze Größe seines Vorhabens sehr wohl, und oft beklagt er sich in seiner Bescheidenheit über das Unzureichende seiner Kraft. „Ich übergebe," sagt er noch in seiner Vorrede, „am späten Abend eines vielbcwegten Lebens dem dent- 'schen Publikum ein Werk, dessen Bild in unbestimmten Umrissen mir fast ein halbes Jahrhundert lang vor der Seele schwebte. In manchen Stimmungen habe ich dieses Werk für unausführbar gehalten, und bin, wenn ich es aufgegeben, wieder, vielleicht unvorsichtig, zu dem selben zurückgekehrt." „Man muß wollen", hatte er selbst so oft gesagt, und derselbe begeisterte Wille, der ihm die Ausführung der amerikanischen Reise ermöglicht hatte, ließ ihn auch dieses Werk vollbringen, das er nicht ohne Absicht auf den letzten Abschnitt seines Lebens verschoben hatte, weil es sein Vermächtniß sein sollte, mit dem Auf wands seiner letzten Kraft, mit seinem Herzblut ge schrieben. Es ist nicht möglich, in flüchtigen Zügen den Inhalt eines Werkes anzudeuten, das die gesammte physische Welt und unser Wissen von dieser Welt und das nicht