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VIII. Zweck und Ziele der Expedition des Dr. Dominik von Hardegger. Aus/ den vorstehenden Darlegungen dürfte einleuchten, dass unser geographisches Wissen von den Adäl-Landschaften und Harär grösstentheils nur ein unvollkommenes, stückweises sei. Keiner der vielen Reisenden, die nach diesem Theile von Ostafrika ihre Schritte gelenkt, hat speciell den Plan gehabt, in den Adäl-Ländern oder Harar systematisch zu forschen oder zu sammeln. Die Reisenden der ersten Periode suchten mit raschen Schritten die Adäl-Länder zu durcheilen; selbst den italienischen Forschungsreisenden der neuesten Zeit scheinen wir nur darum, nähere geographische Daten zu danken, weil ihnen ein rasches Vordringen nach Schoa nicht gegönnt, dagegen um so mehr Müsse geblieben war, sich auf den vielen Haltestationen und Wartepunkten tüchtig umzusehen. Nach Harar führten Burton und die jüngsten Pionniere fast ausschliesslich Handelsinteressen, die ägyptischen Heere die Lust oder das Bedürfniss zu erobern. Was für die Wissenschaft gewonnen wurde, trägt naturgemäss das Gepräge der Intentionen der einzelnen Reisenden. Im Allgemeinen lässt sich aber sagen, dass nach den Principien der modernen geographischen Wissenschaft weder in den Adäl-Ländern noch in Harär erheblich geforscht worden ist. Der Zweck der Expedition des Doctors der Heilkunde und Guts besitzers Dominik von Hardegger aus Grusbach in Mähren ist ein dreifacher: in erster Linie gilt er der Erforschung des Gebietes zwischen Sela und Harär, dann jener der Stadt und Umgebung von Harär in geographischer Beziehung, endlich, wenn die Verhältnisse günstig sind, einem Vordringen in das Binnenland der Somäl, vornehmlich nach Ogaden oder einem Durchbruche durch die Adäl-Länder nach Schoa. Die Expedition begibt sich im Herbste 1884 über Aden nach Sela und von dieser Stadt aus auf dem östlichen, im Winter gangbaren Wege über Uarabot, Mandä Ensa, Ellan, Las Uardig, Dalaimale und Ga- rasle nach Harär. Die westlich von der angeführten verlaufende