- - ' ' ' ' ' . - ' ' - . ^ i 226 Ehrlich >vährt am längsten. ansehnlichen geräucherten Blutwurst und mehrern kleinen Knackwürstchcn versah. Darauf kaufte er bei dem Bäcker in der Nähe ein Brot und einige Semmeln, und so wohl- gerüstet, trat er mit frohen, schleunigen Schritten den Heim weg an. Unterwegs roch er zu wiederholten Malen an die kräftig duftenden Fleischwaaren und brachte sie bei dieser Gelegenheit in so unmittelbare Berührung mit dem Munde, daß er all mählich in immer stärkere Versuchung gerieth, hineinzubeißen. An der Ecke des Jacobshospitals war er eben nahe daran, seinem Gelüst vorläufig ein Knackwürstchen nebst einer halben Sechserzeile zu opfern, als er ein altes Mütterchen mit ge krümmten« Rücken ächzend und wimmernd vor sich her schlei chen sah. Dieser Anblick brachte ihn plötzlich auf andere Ge danken. Rasch entschlossen gab er der Alten nicht allein das, was er sich selbst im Augenblick erst zugedacht hatte, sondern fügte auch noch ein paar Kupfermünzen bei. Ohne ein Wort des Dankes abzuwarten rannte er fort, und erst als ihm der Athem zu fehlen anfing, hielt er be denkend inne und sprach zu sich: „Barthels! Zeige, daß es dir Ernst ist mit deinen guten Vorsätzen und Entschlüssen. Was du heute thun kannst, verschiebe nicht auf morgen. Wie du dir jetzt eben Entbehrung auferlegt hast, so thu' cs heute den ganzen Abend. Zähme deine Begierde und rüste dich mit Entsagung!" Nach einer Pause, während welcher er unwillkührlich noch einmal an die Würste roch, ruckte er sich kräftig zusammen und that das Gelübde — heute hungrig zu Bette zu gehen, indem er sich zugleich vornahm, zu Hause zu sagen, der fremde Herr habe ihn schon so reichlich traktirt, daß er nicht mehr im Stande wäre, einen Bissen hinunterzubringen. „Ja," schloß er, „so solls sein! Ein freiwillig leer ge lassener Magen gibt der Seele Stärke und Zuversicht!"