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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187509257
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18750925
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18750925
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-09
- Tag 1875-09-25
-
Monat
1875-09
-
Jahr
1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.09.1875
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r 18- tlgung «ch die nigung ag der a emei, 5t«>de, «»kmg e Tagr t liegen h-r-»- Aloo-» «a»k t. Die m, mit ß aus ans- cäclufiv- eiche bi* »st der «G ein. Ul«' m r«8. Erste öeiiage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger Sonnabend den 2.'). September. 187L. Vas Flotter Manöver. Rostock, 22. S'ptember. . . . Schon »m - Uhr waren alle Passagier-Schiffe mit Reugie eigen besetzt, und diese erwarteten mit Ungeduld da* Signal zur Abfahrt, da* von der „Grille" gegeben werden sollte, sobald der Kaiser an Bord sei. Die Umgebung de» Kaiser» satte fick aus da* Avisosck'sf begeben, während sich die fremden und bohen SlabSosficiere aus dem „Phönix" ein geschifft halten Endlich verkündete da» laute Hurrah der zahlreich versammelten Menge, daß der Kaiser am Strande angelangt sei. Bom Großherz,g begleitet, betrat er die „Grille" und sofort erschien am Hauptmast die gelbe Kaiser flagge mit dem eisernen Kreuz und dem Reich» adler m der Mitte. Jetzt begann die Fahrt diese» stattlichen Ge schwader*. Die „Grille" führte den Zug. hinter der sich die Dampfer nack einander anscklcssen Während an der Gaffel der führenden kaiserlichen Nacht die deutsche OrlogSstagge wehte, halten alle anderen die dreifarbige deutsche Flagge ausgezogen. Ein reicher Flaggenschmuck zierte die Masten siimmtlicher Schiffe und gleichfalls hatten die zahlreichen Schiffe im Hafen so wie die ansicßen den Küsten Flaggen aulgezegen Die Warnow ist dort schon ein stattlicher, mehrere tausend Fuß breiter Strom, auf den selbst Schiffe mit ernem Tiefgang von 20 Fuß bi» unmittelbar an die Stadt gelangen können. Bon dieser Seite au» präsentirt sich die Stabt überhaupt am besten. Biele hohe stattliche THUrme ragen auS dem Häusergewnr hervor, die noch wert im Meere erkennbar sind und den Schiffern al* Wahrzeichen dienen, na mentlich ist die 42*Fuß hohe Pyramide de» Petri thurme» weithin sichtbar. Die „Grille", die mit ihrer Schnelligkeit bald alle Schiffe weit hinter sich gelaffen hatte, war schon um 10 Uhr an Warnemünde vorübergesegelt, auck dort von den reich beflaggten Schiffen und Häusern uns der ^.bi* an die äußersten Steine der Molen dichtge 'orängten Mensckenmenge begrüßt, die trotz de* unfreundlichen Wetter» sich von weither einge sunden hatte. Jetzt trat die „Grille" in da» Meer hinaus und vor ihr lag da» Geschwader der deutschen Flotte von Südost nach Noidwest in einer Reibe aufgefegelt, so daß sich immer da» eine Sck'sf in der Kiellänge de» anderen befand. Die 5 Holz schiffe, vom kleinsten bi* zum größten (der„Niobe"), lagen dem Lande am nächsten; ihnen schloffen sich die vier Panzerschiffe der Reihe nach an, und zwar so, daß aus die „Hansa" der „Kaiser", dann ver „Krovpnnz" kam, während „König Wilhelm" al* da* erste Schiff da* Geschwader sübrte. Auf allen Masten wehte die große Orlogt flagge der deutschen Marine und an den Seiten war ein reicher Flaggenschmuck ausgehißt. Aus allen Eegelstangen standen die Matrosen in Parade- stellung Da donnerte „König Wilhelm" seinen ersten Salutschuß ab, dumpf wiederhallend von den hohen Küsten am Borgebirge Stotteran, und sofort zuckte da» Feuer au* den Slückpsorten sämmtlicher Kriegsschiffe. Bald waren sie voll ständig in Pulvcrsampf eingebüllt. Al» die „ Grille " die einzelnen Kriegsschiffe passirte, riesen die in Parade ausgestellten Matrosen ein drei malige* Hurrah. sodann legte sie sich der Panzer- fregatte „Kaiser" zur Seite. Die Ruderjollen mit dem Kaisrrboote wurden von demselben al- gesandt und begaben sich zur „Grille", wo nun die Ausschiffung de- Kaiser* und seiner Begleitung nach dem „Kaiser" erfolgte. Sobald der Kaiser diese Panzerfregatte betrat, wurde die Kaiserflaage am Mittelmast ausgehißt, und nun fand eine Be sichtigung de* Schiffe* statt, woran sich ein kurze* Exercitium koüpfte. Die Mannschaften, welche aus den Segelstangen noch immer m Paradestellung standen, würben auf Deck commandirt E» war ein höchst inter essante* Schauspiel, wie sich plötzlich die Wanten belebten »ud die Mannschaft mit großer Gewandt heit herabklettertc und sich an Bord ausstellte E» wurden'einige Hebungen an den Kanonen vorgeuommen, die gleichfalls von der großen Pläcision der Besatzung ein glänzende» Zeugniß ablegten. Gegen 11 Uhr verließ der Kaiser da* Schiff und schiffte sich an Bord de* „König Wilhelm" rin, an dem nun wiederum die -aiserflagge erschien. Auch hier wurden die selben Hebungen anSgeführt. während gleichzeitig die anderen Panzerschiffe sich zu dem'Maröoer rüsteten, die Maschinen heizten und alle Vor bereitungen zum Gefecht machten. Unterdrffen hatte sich auf der Rhede von Warnemünde ein großartige* Schauspiel entwickelt. Außer den zehn Kriegsschiffen waren allmälig die zwölf Passagier- dampfer m See gelangt und lagen nun fast in einer Reihe westwärts von der Flotte, möglichst nah« an derselben, um die Borgänge aus dersrlben z» beobachten. Dazwischen turrmelte sich eine ganze Schaar von Booten, die hin und her kreuzten und Leben und Bewegung in da» Bild brachten Der Hasen von Warnemünde bat eine halb kreisförmige Gestalt. Die beiden Eiden werben gebildet durch die Landenge von Fischland und dnrch den heiligen Damm bei Doberan, deren Ufer mit prachtvollen Buchenwalvungen bewachsen sind. Warnemünde selbst liegt m>t seinen niedrigen Häusern in der Mitte diese» Halbkreise», wäbrend an* der Ferne die stattlichen Thürme Rostock sichtbar sind. Allmälig hatte sich der Himmel aufgeklärt. Die Wollen zogen sich au* einander ; der Regen wurde leiser und ließ endlich ganz nach. E frischer Wind kräuselte die Oberfläche dcs Meere» Auf allen Passagierdampsern belebte sich die Stimmung de» Publicum». E» begann ein Wetlsahren urd ein Manövriren derselben unter einander Jede» strebte da» erste zu sein und bald waren sic alle br» in die Näbe de» „König Wilhelm" gelangt, an dem sie möglichst nahe vordbersuhren, jedcrmal da» Sch ff, welche« den deutschen Kaiser, den Schirmherr» und Führer zu Lande und zur See. trug, mit jubelnden Hurrah» begrüßend. Eiuzclne Schiffe hatten Musikcvrp» milgeuvmmen, welche dadurch gleick fall» zur Erheiterung der Stimmung beitrugen. Während dieser Zeit wurde an Bord de» „König A lhelm" zwischen 12 und 1 Uhr ein Dejeuner eingenommen, wozu ein Musikcvrp» concertirle. Endlich war der langst ersehnte Moment gekom men, wo mit dem Schlage 1 Uhr das eigentliche Manöver begann. Alle Zuschauer blickten mit Spannung nach den riesigen Kolossen der Panzer schiffe hin. Inzwischen hatte sich da» Aviso sch ff „Falke" heimlich davon gemacht und war bald nur noch am fernen Horizont al» uu bedeutender Punct sichtbar. vom „Kaiser" erscholl jetzt da» Signal zur Abfahrt. Die Matrosen kletterten mit Katzengeschwindlgkeit auf die Masten hinauf, lösten die Segel ab, sodaß nur die Star gen übrig blieben; aller Klaqgen- schmuck verschwand und nur die Orlogdflagze webte an der Gaffel, während die Kalserflagge auf dem leitenden Schiffe blieb. Au» den Schorn steinen stieg schwarzer Rauch aus; da» Nebelhorn ertönte und rief da» kommando dem Geschwader zu — und sofort begann die Bewegung. An der ersten Stellung, welche die Schiffe bisher eingenommen hatten, indem sie hinter einander in der Kiellänge lagen, schwenkten sie jetzt feil wärt» segelnd s» ein, daß „König Wilhelm" den reckten Flügel ostwärts bildete, während ihm zu nächst der „Kronprinz", sodann der „Kaiser" und endlich die „Hansa" je eine halbe Sckiff«lärge tiefer etwa 2080 Schritt von einander segelten Schon bei dieser Gelegenheit zeigte sich die un gemeine Fahrgeschwindigkeit und die große Leichtig keit dieser kolossalen Eisenschiffe in ihrer Be wegung. Die Flotille der Passagierschisfe, die sich fortwährend nordwestlich hielt und ihre Richtung nicht abänderte, hatte sehr viel zu thun, um sich mit dem Panzergeschwader aus gleicher Höhe zu halten und wäre unbedingt ganz und gar zurück geblieben, wenn die Panzerschiffe nicht fortwährend große Schwankungen auSgesührt hätten. Mittlerweile war die Stellung der Schiffe wieder geändert. Da» Signalhorn ertönte und da» Geschwader ging au» der EchelonSstellung in die Normalstellung Über. Der „Kronprinz" ent fernte sich vom „König Wilhelm" um die dop pelte Länge und nahm mit ihm .'die gleiche Höhe ein. indem beide so da» erste Treffen bildeten, während „Kaiser" und „Hansa", da» zweite Treffen bildend, ihre Barsch sse debordirten. Diese Stellung kommt namentlich dann zur Anwen dung, wenn Gefahr vvrhanden ist, daß der Feird eine Ueberflügelung versuchen will und die Schisse von ihrem Hasen abzudrängen versucht; sie ent spricht am meisten der Carrsstcllung der Infan terie. Au» dieser Stellung gingen sämmtliche Schiffe in Linie über, izidem der „Kronprinz" näher an den „König Wilhelm" herangmg, „Kaiser" und „Hansa" aber westwärts einschwenk- ten, so daß alle vier Schiffe in gleicher Höhe sortsegelten. Zum Sckluß gingen sie wieder in ihre ursprüngliche Stellung zurück, indem die drei folgenden Schiffe wieder westwärts absielen und in die Ktellänge hinter „König Wilhelm" ein- lenkte«. Damit waren sämmtliche Evolutionen au-gesllhrt, die dazu bestimmt waren, theil» die grvße Bewegung« fähigkeit und die bedeutende Geschwindigkeit de» Panzergcschwader» zu zeigen, zugleich aber auch eine Anschauung von der Taktik der deutschen Marine zu geben. Nun begann für die große M.nge der Zu schauer der interessanteste Moment. „Der Feind ist in Sicht", du- Signal brachte plötzlich Leben auf dem Passagierdampser hervor. Der kleine „Falke" dampfte mit voller Kraft und mit Bei setzung der Segel von Nordwesten heran. Er biloete zum Leidwesen vieler Zuschauer nur einen markirten Feind. Allein für den genügenden Ohrenschmaus sollte auch so gesorgt werden. Da» Signal zum Angriff ei tönte, eine rege Be wegung fand auf den Panzerschiffen statt. Die Kanonen wurden zurecht gerückt, Pulver herbei getragen, die Mannschaften rückten in ihre Stellung ein. Das Geschwader siel gegen den Feind west wärts ab. so daß jede» einzelne Schiff ihn mit de« Bugkanonen beschießen konnte. I?tzt war der ..Falke" bi» aus Schußweite heran, er legte sich breit gegen den „König Wilhelm" und giebt Feuer. Da» war da» Signal zu dem Eoncert. da» nun die vier großen Musikanten anstimmtcn, so daß die Passagierdampser förmlich erbebtea. Erst sielen nur einzelne Schüsse, dann aber wurden ganze Breitseiten abgefeuert. und bald war da» Geschwader vollständig in Pulverdamps eingehbllt Bald hatten die Panzerschiffe den Feind überbolt und ihm die Westseite abgewonnrn, so daß derselbe dadurch, wenn e* Ernst war, gegen die Halbinsel Fischland stttrieben worden wäre. Jetzt trat der Moment ein, wo dem Aviso- sch fs. da» übrigen» immer noch tüchtig feuerte, die Flucht vorgrschrieben war; e» wandte sich ostwärt» mit starkem Dampf zurück und hinter 'die beiden zurückgebliebenen Panzerschiffe de» Feinde» verstellten Die Verfolgung de» „Falke" wurde nun aufgegeben; einige Schüsse wurden ihm noch aus den Buakanonen nackzesenbet; dann wenkete sich die Aufmerksamkeit deS ganzen Geschwader ö den beiden Flössen zu. welche die beiden stark beschädigten uu» zurückgebliebenen Pauzeisänsfe vorstellten Bereit» halten alle vier Schiffe den Feind überflügelt unb ihn der Reihe nach mit Lauffeuer »eriolgt; er befand sich nun vollsläublg von seiner Rückjuz«linie abgescbnitlen, gegen den Strand von Warnemünde gedrängt D»e Sch'ffe. welche sich in der Rrihestellung be finden, vollziehen mit einer zlärue»den Präcision unb bewundernSwerlhen Schnellheit eine Echwen kung. so daß sie mit dem Kiel sich jetzt südöstlich nach Land zu richten und die beiden feindlichen Schiffe sämmtlich mit ihren Rainnien bedrohen Nock» einmal wird von allen vier Schiffen auf die Flösse ein concentrische» Feuer gerichtet Dann verstummt der Donner der Geschütze; der Sckluß- moment de« Gefechte» tritt ein. Die beiden Kolosse „Kaiser" und „Hansa", die bekanntlich einen riesizcn Sporn haben, entwickeln die höchste Dompskraft und stürmen aus je ein» her Flösse Io«. So klein diese markirten Schiffe waren, so wurden sie doch von einer Entfernung von 2 bi» SSO* Schritt ans mit haarscharfer Genauigkeit getroffen und für den Moment zum verschwinden gebracht. Damit war denn nun haS Manöver Ende. DaS Gefecht selbst halte eine Stunde gedauert, so daß 3 Uhr herangckommen war Da* ganze Geschwader war läng» der Käste zwei Meilen vom Laude bi* über den heiligen Damm ber Doberan hinaus gesegelt, so daß Warne münde kaum noch sichtbar war. Ein Kauff ihrtei schiff, da* seinen Cur* östlich verfolgte, ging mit vollen Segeln an der Flotte vorbei und hatte zur Feier de* Tage» seinen ganzen Flaggenschmuck aufgezogen, zum Zeichen, daß e* die Herrschaft de- deutschen Kaiser» m den Gewässern der Ost see respeclrre Jetzt segelte da» Panzergefchwadec wieder dem Hafen zu. Bald halte c» die Pasta gierdampfirflotte überholt und unter dem stür mischen und unausbörlick wiederholten Jubel der Zuschauer zog „König Wilhelm" mit seinem er habenen Gaste an den Dampfern vorüber. Dre Schiffe gingen so nahe heran, daß Alle den Kaiser sehen konnten, der auf dem Hinterdecke, umgeben von seiner Begleitung, den enthusiastischen Ovationen dankte und dadurch immer wieder den Jubel der Zuschauer hervorrief. Die allgemeinste Freude und die größte Zu friedenheit über die» großartige Schauspiel wurde von allen Zuschauern getheilt, und da» Bewußtsein, nicht nur zu Land, sondern auch zur See jetzt «lltn Angriffen gewachsen zu sein und einen ge nügenden Schutz für die deutschen Küsten und den deutschen Handel zu besitzen, erfüllte die aus allen Thcilcn Deutschlands zusammengeströmten Zu schauer mit lebhaftem Banke gegen den Schöpfer dieser gewaltigen und imponirenden Macht. ES war schon 4 Uhr, als da» Panzergeschwader wieder auf der Rhede von Warnemünde ankam und seine ursprüngliche Stellung einnahm. Rege» Leben begann nun auf den Schiffen, Alle» wurde wieder in seine ursprüngliche Ordnung zurück, gestellt; die Segel wurden hinaus gebracht und an den Stangen befestigt, aus den Masten wurden die Flaggen aufgezogen und die Matrosen kletterten die Wanten hinauf, um die Paradestellung a»f den Eegelstangen einzunehmen. Der Kaiser sprach dem Marincminister und dem Commanteur der Flotte seine volle Zufriedenheit mit dem Manöver und dem Zustande der Schiffe a«S und begab sich nun vom „König Wilhelm" aus da* Ruderboot, um sich wieder an Bord der „Grille" einzuschiffen Sofort wurde die Kaiserflagge eingezogen und nach kurzer Zeit erschien dieselbe aus dem Mittel maste der „Grille". Aber e» ging noch eine län gere Zeit vorüber, bi- die Begleitung de» Kaiser* durch die Ruderboote an Bord de» Avisoschiffe* gebracht war. Inzwischen hatte sich auch der „Falke" wieder zurückgesundcn und sich in der Milte de» Ge schwader* ausgestellt Rmg» um die „Grille" lagen zwölf Ruderboote, welche sich anschicktcn, ein Wettrudern nach dem „Falken" zu beginnen. Sic salutirten mit aufgehobenen Rudern vor der Kaiserflagge, formirten dann eine Reihe und schossen pfeilschnell über daS Wasser dahin aus den „Fal ken" zu. Anfang» hielten sie ziemlich gleiche Reihe, allmälig aber gelang e» einigen Booten, die Spitze zu gewinnen, und schließlich war die Hälfte etwa» zurückgeblieben. Mit kräftigen Schlägen, die taklwäßig in» Wasser fielen, suchten diese ihre Vordermänner wieder zu erreichen, und e» gelang ihnen auch ,n ganz «leinen Distancen fast zu gleicher Zeit beim „Falken" anzukommen. Inzwischen hatte sich die Sonne voll heraus gemocht, d-.r Himmel halte sich aufgeklärt, die Wolken waren verschwunden Ein herrliche» Bild entfaltete sich vor'den Augen der Zuschauer; die stattliche Flotte, belebt durch die Matrosen in Paravcaufstellung aus allen Raaen, die pfeilschnell dahinlchießendrn Ruderboote, die unter Dampf der Einfahrt in die Darnvw zusteuernde Passa- gicrstotille. die Taulende von Zuschauern aus den Molen und am Hafen: da» Alle* bot ein groß artige» und zugleich erhebende» Bild, welche» niemals, so lange da» deutsche BolkBe- stand Hot, demselben zu Theil geworden ist. Da» deutsche Meer begrüßt seinen siegreichen Helvenkaiser — die» Bewußtsein erfüllt Alle, die Jetzt wandte sich der Kaiser zur Rückfahrt Dreimalige» Hurrah erfolgte von den Raaen d. r Flotte uuv wiederhallle von all den Passagier« dampfern und all den SLifsen und Booten, cr denen die kaiserliche Nickt vorüberkam. Bon dcu Kriegsschiffen donuerle» Kanonen dtii Lbschieoe- aruß und bald entzog sich die ganze Flotte dem Anblicke der Zuschauer, in Palverdawps gehüllt. Vcvor aber noch die Fahrt nach Rostock ange- treten wurde, hielt die „Grille" noch in Warne- münde, wo aus der LanduMg-bräcke eine Ehren pforte gebaut war und dem Kaiser eiue Ovation von der Bevölkerung dargebraedt wurde. Die Passagier flrtille dampfte hrnUr der „Grille" her, u: v währen» diese selbst gegen 8 Uhr den Hasen von Rostock erreichte, kam diese erst viel später, zum Theil erst nach 7 Uhr, an, und e» verging noch viel Zeit, biS alle Passaoiere ankgeschifft waren. (Magdcb. Ztg) ließ zwei kleine Flösse mit rothen Flaggen, welche z diese» großartige Schauspiel mit erlebt haben Tagesgelchichtliche IleberlW. Der Kaiser trank bei dem Dejeuner an Bord der Panzersregatte „König Wilhelm" auf das Wohl der Flotte. Der Chef der Admiralität. General v. Sloscb, antwortcte: „Ew. Majestät erlauben, daß ,ch den ersten deutschen Kaiser au Bord einer deutschen Flotte begrüße. E» ist düs ein politische« Ereigniß. Denn in der Flotte weiden die Millionen Deutscher, welche über den Erdkreis zerstreut leben, wieder mit dem Baterlande verbunden. Aber e» ist auch ein für die Entwickelung der Marine er- sreuliche» Ereiqniß. Wie die einst kleine Armee unter der Führerschaft ihrer Herrscher glänzende Thaten verrichtet und selbst groß ge- worden, so gewährt auch die heutige Anwesenheit Ew. Majestät und der Umstand, daß ei« Glnd de» hohen Herrscherhauses z« de» Osficieren der Marine zählt, der Flotte die Gewißheit, daß auch ihr jene Pflege «nd Einheit wird, welche ihr eine große Zukunft sichert. Die Marine wird mit demselben Rufe in den Kamps gehen «nd siegen wie die Armee: Es lebe der Kaiser!" AuS Warnemünde, dem Hafen Rostock'» an der Ostsee, kommt die Mitthcilung, daß die großeFlottenrevue am Mittwoch bei günstigstem Winde ihren völlig programmmäßigen Verlauf nahm «nd den großartigsten Anblick gewährte, der sich denken läßt. Der kaiserlichen Nacht „Grille" folgte eine ganre Flotille von Privat - damplern, außer den schon gestern genannten Schiffen „Phömr", „Emilia", „Holsatia", „Rostock" und „Senfft-Pitsack" auch noch die Prrvatdamps Nickt de* Fürsten zu Putbu» und ein Schlepp dampfer mit dem großen Warkschiff „Victoria", welche letztere sich seitwärts von der Flotte halten mußten. Bei Annäherung der „Grille", welche an den dichtbesitzten Molen nur mit halbem Dampfe vorbeisuhr, salutirten die i» zwei Tressen aufgcstelltcn Kriegsschiffe durcd Kanonenschüsse und die Mannschaften erschienen auf den Raaen. Leider verschwanden die Sch'sse b,ld hinter den mächtigen Rauchwolken. Auf dem AdmiralSflaggschiff „König Wilhelm" wurde nach Beendigung de» Manöver» da« Frühstück eingenommen, bei welchem der Kaiser den Toast auf die Flotte au-brachte, den der Ehes der Ad miralität beantwortete. Darauf erfolgte die Rückkehr nach Rostock. — Am Donnerstag Morgen begab sich der Kaiser zu den Feldmanövern des S. Armeecorp» bei Kösterbccke, kehrte Mittag um 1 Uhr von dort zurück und trat sodann die Fahrt nach Doberan an, wo die Manöver ihren Abschluß finden. Der Kaiser hat im großherzog lichcn Palai» Wohnung genommen und begab sich nach der Ankunft al-bald nach Hciligendamm Neber da» aus der Rostocker Rhede zusammen gezogene Panzergcschwader, au» den Panzer sregatlen „König Wilhelm". „Kaiser", „Krön Prinz", der Panzer-Corvclte „Hansa" uno dem Aviso „Falke" bestehend, da» am Mittwoch vor dem Kaiser manövrirte. erfährt man folgende» Nähere: Der „König Wilhelm".da» Flaggschiff de» die Flotte befehligenden EontreadanralS, wurde im Jahre »865 aus der Werit ber bri tischen SchiffSbaugesellschast Iren Woik» für Rechnung der türkischen Regierung in Angriff genommen, später aber von der preuß Regierung angekauft Da» mächtige Schiff führt 20 300- psündige Krupp sche Stahlkammer', welche mit 75 Pfund Ladung zweimal in der Minute abge- stuerl werden können. Die l 150 pserbekräftigen Maschinen können auf 7000 Pserdekrast hinaus arbeiten. Mit dieser Maschinenkrast kann da» Schiff 13 bi» 14 Knoten erreichen. Für die Fahrt mit voller Kraft ist die Unte, Haltung von 40 Feuern erforterlich, welche ca. 1600 Ctr Kohlen per Tag verzehren, wäbrend die Kohlcnräumc 14.000 Ctr. soffen. Der Panzer ist in der Milte de» Schiss» 8 Zoll stark, reicht bi» 7 Fuß unter Wasser, wo er an der Unterkante nur 7 Zoll dick ist. Born und hinten am Deck befinden sich zwei starke Brustwehren von 6 Zoll Panzer und 18 Zoll Teak (Holzunterlage). Im Schutz dieser Brustwehren stehen 4 300-Pjünder, welche nach vor- nnd rückwärts, sowie nach den Breitjeiten feuern können. Am Bord de» „König Wilhelm" befinden sich 700 Mann Besatzung. Die Breit seit Panzerfregatte „Kaiser" ist auf der Gamu da'schrn Werst bei London erbaut worden. Jb> Tiefgang beträgt hinten über 24 Fuß. ihr Par .er bat 10 Zoll Stärke. DaS Eigenthümliche ihr ec Construclwn besteht darin, daß obgleich sie a!) Batterieschiff construirt, doch in Folge der For a
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