12 Das gemeinsame Gebiet der beiden verschiedenen Jdeenkreise. Mittelpunkt der zu beurtheilenden Bestrebungen ziemlich weit außer halb des Gebietes der gemeinsamen Anschauungen liegt und zwar eben auf der entgegengesetzten Seite zu der, auf welcher sich die sonstigen in Betracht gezogenen älteren Grundlagen unseres nationalen Cultur- lebens finden. Immerhin fehlte es nicht an dem gemeinsamen Grund und Boden, auf welchem beide Geistessphären in einander greifen, und auf dieser Basis trat für die ältere *) Generation ein Mann auf, dessen Kenntniß und Verständniß für die dort maßgebenden Thatsachen hüben wie drüben unbestritten ist. Ja mehr als das! Die Anschauungen vr. Friedrich Kapps, welche seit Jahrzehnten vom deutschen Publicum anerkannt sind, müssen nicht nur als den Verhältnissen unseres Volkes vor der Gründung des deutschen Reiches thatsächlich entsprechend gelten, sondern auch der Geist, welcher sich in seinen (meist historischen) Arbeiten ausspricht, ist ein Element, welches für eine dauernd lebens fähige Existenz unserer Nation ganz unerläßlich ist. Seine Einsicht in die Erbärmlichkeit unserer Vergangenheit, sein Haß gegen die geistes beschränkte Kleinstaaterei, seine Hoffnung auf eine große Zukunft unseres germanischen Stammes, der mehr als irgend ein anderes Geschlecht der Menschheit den freiesten und höchsten Anforderungen der großen, weiten Welt gewachsen ist: solche Ideen werden dazu beitragen, die deutsche Nation künftig groß zu machen, und unsere politische Existenz mit der Zeit noch auf andere, mehr culturelle Grundlagen zu stellen, als auf die einer starken Militärmacht; solche Ideen werden auch bei der kommenden Generation ein viel wärmeres Verständniß und einen viel stärkeren Widerhall finden, als bei dem heute ton angebenden Geschlechts. Wenn Herr vr. Kapp aber dennoch die ein fachen und natürlichen Consequenzen negirte, welche der Central-Verein aus solchen Thatsachen und Anschauungen für die kulturpolitische Zukunft unserer Nation zieht, so hatte das seinen Grund ausschließlich darin, daß er sich von der gemeinsamen Basis, auf die er sich gestellt «) Es mag nicht überflüssig sein, wenn ich hier noch einmal ausdrücklich daraus aufmerksam mache, daß ich nur von geistigen Generationen rede, die sich zwar generell an physische Menschenalter anlehnen, aber weder durch das Lebensalter einzelner Männer bestimmt werden, noch auch umgekehrt immer die Vorstellung von Alter oder Jugend bei den Vertretern der verschiedenen Jdeenkreise Hervorrufen dürfen. Beiden hier gegenübergestellten „Generationen" gehören Männer jedes Alters an. Herr Or. Kapp z. B. steht in der Vollkraft seines Lebens, wogegen weit ältere Männer die gegentheiligen Ansichten der jüngeren Generation aus dem handels geographischen Congresse vertraten.