324 Geologie und Astronomie. Wir können hiernach den Mond für einen, durch sehr weit vorgeschrittene Erkaltung — was seine inneren vulkanischen Reactionen betrifft — fast unthätig gewordenen, und zugleich jeder flüssigen Hülle durch Erstarrung beraubten Weltkörper halten. Die Veränderungsprocesse seiner Oberfläche scheinen seit lange auf ein Minimum reducirt zu sein; Schwere, Sonnen wärme und Licht wirken allerdings noch darauf ein; der ganze Mondball gleicht, wenn es sich so verhalten sollte, einem durch Erkaltung beinahe abgestorbenen Himmelskörper. Was aber bedeuten jene hellen Streifen welche von vielen der grösseren Ringgebirge ausstrahlen, so vom Tycho, Coper- nicus, Aristarcli, Kepler, Mayer, Timocharis etc., welche als helle Bänder alle anderen Oberflächenformen durchsetzen, und folglich von einer besonderen, das Licht stark reflectirenden Bodenbeschaffenheit herrühren müssen? Ist es erlaubt bei ihrer Beurtheilung auch entfernte Analogien des Erdbaues zu be rücksichtigen, so können wir sie den Ausgehenden von mächtigen und weit fortsetzenden Gangspalten vergleichen, die mit einem besonders hellen Gestein erfüllt sind, welches aber freilich Uber die Oberfläche fast gar nicht hervorragt. Ein Quarzgang oder -Lager, der „Pfahl“, durchsetzt den bayrisch-böhmischen Wald auf zwanzig Meilen Länge, und ragt in beträchtlicher Mächtig keit über Berg und Thal gewöhnlich als eine weisse Felsmauer hervor. Solche Phänomene der Erdoberfläche könnten durch gute Fernrohre vom Monde aus ebenfalls gesehen werden; weit häufiger und deutlicher aber, wenn sie nicht meist auf der Erde von Verwitterungsproducten, neueren Ablagerungen, oder von Vegetation überdeckt wären. Das Alles haben wir auf der Mondoberfläche wenigstens nicht in der Art wie auf der Erde vorauszusetzen. Die Studien des inneren Felsbaues dürften für etwaige Mondbewohner sehr erleichtert sein, aber der allgemeine Ueberblick der Oberflächengestaltung, wenn auch nicht ihre specielle Untersuchung und Deutung, ist beinahe noch leichter von der Erde aus. Sehr gut verträgt sich das radiale Umstrahlen der Ring gebirge, oder auch ihre Durchsetzung, mit vorstehender Hypo-