6 Einleitung. der Geologie waren die zeitweise beliebtesten Tagesfragen wechselnd physikalischer, chemischer, mineralogischer und or ganischer Natur. Alle dauernden Fortschritte wurden mühsam und langsam gewonnen, nicht sprungweise und plötzlich. Vereinzelte, wenn auch noch so merkwürdige Beobachtungen, oder plötzlich auf tauchende geistreiche Hypothesen, haben zwar Fortschritte an gebahnt, aber noch nie eine plötzliche Umgestaltung der ganzen Wissenschaft bedingt. Es verhält sich das ähnlich wie in der Entwickelungsgeschichte der Erde, wo ebenfalls die langsamen aber dauernden Wirkungen weit wichtiger sind als die plötz lichen, schnell vorübergehenden, — die sogenannten Katastro phen oder Erdrevolutionen — die stets nur eine locale Be deutung haben. Der Ursprung zahlreicher wichtiger Fortschritte im Gebiete der Geologie ist durch ihre anfängliche Unscheinbarkeit geradezu so in Dunkel gehüllt, dass sich kaum ein bestimmter Urheber bezeichnen lässt, und selbst in den Fällen in welchen sich für eine wichtige Entdeckung oder für eine neue fruchtbringende Idee oder Anschauungsweise der Name eines einzelnen Forschers nennen lässt, da ist dieser doch oft nur der Erste gewesen, welcher bereits bekannte Thatsachen mit irgend einer eigenen Entdeckung geschickt verknüpft, oder der die vorher unklar vorhandenen Ideen zuerst klar formulirt und ausgesprochen hat. Es lässt sich etwas der Art selbst von der höchst ein flussreichen Wendung behaupten, welche Sir Ch. Lyell der Geologie gab; sie war bereits vorbereitet, und von Hoff hat in seiner „Geschichte der natürlichen Veränderungen der Erd oberfläche“ (1822 Bd. I, S. 6, 209) den Grundgedanken sogar ausgesprochen. Das schmälert nicht die grossen Verdienste Lyell’s, aber es bezeichnet den normalen Verlauf solcher, oft unscheinbar beginnenden, grossen Wendungen. Sehr oft fehlt aber überhaupt ein bestimmter Name als Ausgangspunkt, und ich werde deshalb in der Bezeichnung umgestaltender Autoren sehr sparsam sein. Entdeckungen, wie gesunde Theorien, lassen sich überhaupt nicht erzwingen, nicht willkürlich machen;