186 Ueber das Entwickelungsgesetz der Erde. Die Sache ist so einfach, dass sie kaum einer weiteren Erläuterung bedarf. Wenn zum Einen das Andere kommt, dann zu Beiden ein Drittes und so fort, so wird dadurch unzweifelhaft entweder die Zahl der Dinge, oder der Theile, Glieder, Gestaltungen eines Dinges vermehrt, und die Mannig faltigkeit dieses einen Dinges wird durch stete Zunahme grösser. Dieses eine Ding ist in unserem Falle die Erde, die sich stets verändert hat, im Wesentlichen ohne Zutritt neuer Substanz, denn den materiellen Zufluss durch Meteoriten können wir für die Erde nur als ganz unwesentlich ansehen. Man wende nicht ein, die Resultate früherer Vorgänge könnten durch neuere zerstört worden sein, denn Etwas bleibt stets von jenen übrig, und wenn es auch nur in einer neuen räumlichen Gruppirung der materiellen Theile besteht. Jeder , neue Lavastrom verändert z. B. einigermaassen den Zustand eines vorhandenen Vulkanes; mag derselbe als Lavastrom auch zerstört werden, seine Theile gelangen dann doch sicher irgendwo wieder zur Ablagerung. Zu den vorhandenen Aenderungen kamen stets neue, und diese wirkten wieder auf zukünftige; das gilt für den unorga nischen wie für den organischen Theil der Erde, bis in die höchsten geistigen Sphären, und es lässt sich diese Zunahme der Mannigfaltigkeit ungefähr der Geschwindigkeitszunahme des frei fallenden Körpers vergleichen. Dieses Gesetz ist keine Hypothese, sondern eine logische Nothwendigkeit; nur seine Anwendung auf die Geschichte der Erde wird hypothetisch, in so weit diese selbst es ist. Für sicher nachgewiesene Einzel Vorgänge ist auch seine Anwen dung unzweifelhaft, aber die vollständige Durchführung im Einzelnen ist kaum möglich, weil uns noch viele Thatsacben in ihrer Aufeinanderfolge zu unvollständig bekannt sind; da gegen ist es, wie wir sehen werden, leicht, unser Gesetz auf den Erdentwickelungsprozess im Allgemeinen anzuwenden und diesen dadurch zu erklären, wodurch dann zugleich die Ab kühlungshypothese sehr an Wahrscheinlichkeit gewinnt.