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< r Anzeiger. — Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. Für Kalk-Lieferanten. Zum Bau der vierten Bürgerschule in der Aleranderstmße wird die Anlieferung von circa 70« Scheffel Weißkalk nothwendig. Hierauf Reflectirende wollen ihre Preise bis zum « April d. I. bei dem hiesigen Stadt-Bau-Amte einreichen, woselbst auch die Bedingungen der Anlieferung zu erfragen sind. Leipzig den 28. März 1861. Des RathS Bau-Deputation. Bekanntmachung. Die laut Bekanntmachung vom 27. December vorigen Jahres von Herrn vr. moä. Eduard Philipp Werner wegen Behinderung seines Nachfolger- einstweilen noch fortgeführte Behandlung kranker Armer in dem I. armenärztlichen Diftrict, — umfassend die innere Stadt, und die Vorstadt von der Gerberstraße westlich bis zum Fleischerplatz mit Inbegriff sowohl der außerhalb dieser Linie gelegenen Häuser als apch der Gerberstraße und de- Fleischerplatzes, — wird vom 1. künftigen Monat- an bis Ende 1863 Herr vr. m«ä. -Oswald -taumann, Schloßgasse Nr. 16, übernehmen. Leipzig am 25. März 1861. Das Armendtreetorium. Geffentltche Sitzung der Leipziger polytechnischen Gesellschaft am 22. Februar 1861. (Genehmigtes Protokoll.) (Fortsetzung und Schluß). Herr vr. Reclam knüpft hieran noch einige Bemerkungen über den anatomischen Bau der Federn, um dadurch zu zeigen, warum die eine Dunenfeder weit vorzüglicher als die andere ist. Er habe allerdings noch keine Gelegenheit gehabt, garantirt echte Dunenfedern zu untersuchen, habe aber die bessern und schlechter» Sorten mit einander verglichen. Die Dunenfedern sind das was man Flaumenfedern nennt. Ihre Entstehung ist außerordentlich merkwürdig. Wenn man ein 8 — 10 Tage alte- Küchelchen aus dem bl nimmt, so sieht man auf der Oberfläche des ThiereS eine Menge birnenförmiger Warzen, die regelmäßig im Quincunx ge stellt und dunkel schattirt sind, die ganze Oberfläche de- ThiereS bedecken und bereit- in der Ordnung stehen, welche Nitzsch für diese Federn nachgewiesen hat. Ällmälig werden diese Warzen länger und man sieht Blutgefäße in ihnen; bis die Vögel aus kriechen, sind sie sehr lang geworderr und zeichnen sich durch Längsstriche aus. Kriecht das Thier au- dem Ei aus, so scheint e- zuerst, als ob e- längliche struppige Haare hätte; die- sind die künftigen Flaumenfedern. Sobald da- Thierchen trocken wird, hilft ihm der mütterliche Vogel, indem er über den ganzen Kör per des Jungen mit dem Schnabel leise knabbert, — dabei streift er die Haut ab, welche die Flaumfeder überzieht, — und es ist prachtvoll zu sehen, wie sich augenblicklich ein kleiner Strauß von verschiedenen Flaumenfedern, die alle aus gemeinsamer Wurzel entspringen, fächerartig auSbreitet. So ist in Zeit von fünf Minuten da- vorher ganz nackte Vögelchen mit einem kleinen Flaumenkleide bedeckt. Diese Flaumen sind der Anfang der künf tigen Federn. Die Feder wächst erst, wenn das Thier aus dem Ei gekrochen ist, schiebt die Flaumen vor sich her, und man kann dann sehen, wie die Thiere gleichzeitig Flaumen und Federn haben, — die ersteren sitzen auf den Spitzen der letzteren. Wächst die Feder apS der Haut hervor, so kommt zuletzt nach dem Schafte der Kiel, und wenn dieser sich entwickelt hat, beginnt auch die Entwickelung der Flaumenfedern von neuem. Die neben dem Kiel herau-kommenden Flaumenfedern, die aber mit jenen früheren in anatomischer Structur übereinftimmen, sind die, die man al- Dunen für Betten benutzt. Nimmt man ein Stück einer solchen Dune de- gewöhnlichen Vogels unter daS Mikroskop, so sieht man dasselbe zusammengesetzt aus einzelnen Stücken; es sind lang gestreckte Zellen, jede noch mit dm Resten eines Zellkernes ver bunden, au- welchen die Dunenglieder sich entwickeln. Bei den verschiedenen Dunensorten, welche der Sprecher bis jetzt habe untersuchen können, hat sich heranSgestellt, daß die besten, theuer- sten Dunen immer diejenigen waren, bei welchen die Zellen am längsten waren. Der Unterschied ist groß. A. B. von den Dunen der Tauben betragen die einzelnen Glieder der Schwandunen reich lich das Doppelte. vr. Hirzel erläutert eine neue, vom technischen Direktor des hiesigen AichamteS, Herrn Mechaniker C. Hoffmann, erfun dene einfache und zugleich sehr zweckmäßige Methode, GlaS- gefäße zu aichm. Er habe durch Zufall ein so gealchteS Bier- laS gesehen und nach iingezogenen Erkundigungen sei er im Stande, Folgendes darüber mikzutheilen: Schon seit langer Zelt hat man sich erfolglos bemüht, die GlaSgefäße auf zweckmäßige Weise zu aichen und man blieb meistens bei dem einen Mittel, in die Gefäße Striche und Buchstaben einzuschleisen, mußte aber hierbei die Krone oes AichstempelS weglassen, so daß also bl- da hin auf den Glasgefäßen kein eigentlicher Aichftempel war. Es ist einleuchtend, daß man GlaSgefäße mit Strichen und Buch staben schon auf der Glashütte anfertigen lassen kann; düs ist auch in der That häufig genug geschehen. Weil aber die Krone fehlt, können solche Nachahmungen und Betrügereien nicht ge nügend bestraft werden. Es war also nothwendig, eine Mtthode zu erfinden, um GlaSgefäße so zu aichen, daß der vollständige Stempel mit der Krone auf die Gefäße gebracht werden kann. Wird ein solcher Stempel nachgeahmt, so ist dann die Strafe bedeutend und kann der Unehrliche zur Rechenschaft gezogen wer den. Die von Herrn Hoffmann erfundene Methode entspricht nun diesen Anforderungen vollständig. In da- zu aichende Glas wird nämlich zunächst mittelst einer besonderen Maschine an einer Stelle, wo da- Glas dick ist (z. B. am Boden der Glasgefäße) mit einem kupfernen Hohlbohrer, Schmirgel und Steinöl eine Kreisrinne auSgeschliffen, die circa 2 Millimeter lief in das Glas hineingeht, 6 Millimeter äußeren Durchmesser hat und einen Glaspfropf (ein Glasauge) von 4 Millimeter Durchmesser ein schließt. Hierauf wird der von der Rinne umschlossene kleine Zapfen mittelst eines halbmondförmigen MeiselS und dem Ham mer ganz herau-geschlagen, so daß nun in dem Glase ein un gefähr 6 Millimeter weites und 2 Millimeter tiefes Loch ist; die Wand dieses Loches wird mit einem in einer Rennspindel befind lichen kupfernen Senkkolben mit Schmirgel und Stein öl aus gefaßt. In dieses Loch wird jetzt mittelst eine- Hammers ein auS einer Legirung von 2 Theilen Blei und 1 Theil Zinn be stehender Aichpfropfen eingetrieben und die Oberfläche dieses Pfropfens durch Glätten mittelst einer kleinen harten stählernen Walze mit Handgriff mit der Oberfläche des GlaseS völlig gleich gemacht, so daß er nirgends über die Glasfläche hervorragt. Endlich wird auf diesen Metallpfropfen der Aichstempel auf- geschlagen. vr. Hirzel zeigte ein Glastäfelchen, auf welchem diese Methode in ihren Hauptoperationen veranschaulicht war, zur Ansicht vor, um durch seine Mittheilung vielleicht etwas dam beitragen zu können, daß diese sinnreiche, einfache und zweck-