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Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. Dienstag den 27. Oktober. Die Herren Festzug-Marschälle 1863. werden freundlichst ersucht, die noch nicht abgelieferten Marschallstäbe baldigst an den Hausmeister im städtischen Museum abzu geben. Der AugordnungS-Ausschuß. Schreiben des Magistrats und der Stadt verordneten M Sertin. Leipzig, den 26. October 1863. Bei dem Rathe hiesiger Stadt ist heute nachfolgende Zuschrift des Magistrats und der Stadtverordneten zu Berlin eingegangen: Die Erwartungen, mit welchen der Unterzeichnete Magistrat in dem Schreiben vom 10. v. MtS. den Gedanken einer allgemeinen Feier der Tage der Leipziger Völkerschlacht bei dem Rath der Stadt Leipzig anregte, sind im vollsten Maaße in Erfüllung gegangen. Ein „Volksfest* im höchsten Sinne des Worts ist in Leipzig gefeiert worden. Die Haltung, in welcher die Tausende, welche zu demselben herbeigeströmt waren, ihm beiwohnten, ist Über jedes Lob erhaben. Sie gab Zeugviß von dem liefen Verständniß, das in jeder Brust von der Bedeutung der Feier lebte. Die Gastfreiheit Leipzig-, erst kurz vorher in so seltenem Maaße der deutschen Jugend erwiesen, ist in der zartesten Weise gegen die alten Kämpfer geübt worden, welche der Einladung des Fest- Ausschusses gefolgt waren, — sie hat zwischen Ihren Bürgern und den versammelten Vertretern der festgebenden deutschen Städte ein Band gewoben, welche- diese in dankbarer Anhänglichkeit mit Ihrer Stadt verbunden halten wird. Die Anordnung und Ausführung der Festlichkeiten hat be wiesen, was eine bürgerfreundliche, von der Opferwilligkeit und Hingebung der Einwohnerschaft unterstützte Obrigkeit vermag, wenn sie emem große» nationalen Gedanken unverkümmerteu Ausdruck zu geben nicht gehindert ist. Die Mitglieder de- Raths der Stadt Leipzig so wie Alle, die mit echtem Bürgerstun freiwillig ihre Kräfte der Vorbereitung und der Ausführung deS Festes widmeten, werden in dem die höchsten Erwartungen übertreffenden Erfolg deU besten. Lohn ihrer An strengungen gefunden haben; sie mögen aver auch die Aussprache ök dankbaren Anerkennung nicht verschmähen, zu der wir uns urM dem Eindrücke gedrungen fühlen, weschen die Berichte "'K LSNk »«S rn..,« Zuversicht, daß das erstaäetihe Bewußtsein von her leich unzweideutigen ÄuSdruck gLfuuden hat, deutscher Ration * seine Früchte tragest' . Wie fern oder wie »ah die Erreichung dieser Ziele liegen möge, dlk Tage dtß 18. und 19. October haben bewiesen, daß unserm Volk der nationale Stolz — die unentbehrliche Voraussetzung politischer Macht und Geltung — nicht fehlt, daß es Herr Dank trägt, daß dsr Entschluß, diesen Grundstein zzr hüten, und den Bau, zu dew et gelegt ist, „in treuem AuSharren" auszuführen, immer fester, immer lebendiger wird. Diesem feinet selbst von Tage zu Tage gewisser werdenden Willen, diesem treuen Ausharre» kann der „endliche Sieg" nicht fehlen. So sehen wir mit fester Zuversicht dem Tage entgegen, an welchem das Denkmal, welche- auf Leipzig- Wahlstatt zum Ge- dächtniß deS theuer erkauften Gie-S sich erheben soll, aus ei» Volk hetabfthavt? das in seiner Einigung die Macht gefunden hat, die Güter fern« nationalen Leben- vor fremdem Einbruch sicher zu stellen und in seiner Freiheit die Möglichkeit, sie zur höchsten Blüthe zu entwickeln. Berlin, den 23. October 1863. Der Magistrat und die Stadtverordneten der hiesigen Haupt- u. Residenzstadt. Seydel. Kochhann. Nemitz. Nachtrag zu dem Bericht in Nr. 297 d. Bl. über die Napoleonsche Audienz am 14. Juli 1813 in unserer Stadt. Die Universität hatte den Prof. ClodiuS, weil er fertig fran zösisch sprach, zu ihrer Deputation gewählt. Welche Aufnahme dieser bei der Audienz fand, als er für die Universität mit seiner hervortretenden und lebhaften, in Kehllauten helltönenden Stimme sprach, und wie er von dem Kaiser durch Nachahmung seiner Kehl laute verspottet wurde, dies ward von der Universität mit großer Indignation empfunden, zumal bei der herabwürdigenden, eine Elementarschule angehenden, Erinnerung, decliniren und eonjugiren zu lehren, welche Herr Platzmann erwähnt. Wenn dieser aber in seiner Erzählung gesagt hat, daß er nicht verstanden hätte, was Napoleon mit dem Polizeipräsidenten Frei herrn von Werthern gesprochen hätte, so kann ich dies hier so Nachträgen, wie es der letztere fübst (der bei meinem Vater in seiner Amtswohnung jede-mal abtrat, so oft er in Amtsgeschäften als Schulinspector nach Grimma kam) bei der ersten Gelegenheit im Jahre 1813 wiedererzählte. Am 13. Juli war Herr v. W. hier zu dem damaligen Platz- commavdanten, dem Herzog von Padua gegangen, um mit diesem Rücksprache zu nehmen über die Audienz des folgenden Tages. Napoleon hatte durch den Herzog über Leipzig den Belagerungs zustand in Folge deS Hurraruf- verhangen, der bei der Ankunft de- russischen Parlamentär-, de- Obristen Orloff, Vormittag- am zweiten Pfingstfeiertage (7. Juni 1813) auf der Gerbergaffe erhoben worden war. Der Polizeipräsident konnte keinen Hurrarufer er mitteln und überredete daher zwei arme Leute, sich einstecken zu lasten und versprach jedem 100 Thlr. Als er nun am 13. Juli von dem Herzog gefragt wurde, wie viele er häfte einfangen lassen, so sagte er 80. Dieses sei gar nichts, antwortete der Herzog, er müßte, wenn der Kaiser käme, wenigsten- 200 sagen. Natürlich sah er der Audienz nicht ohne Besorgniß entgegen, freute sich aber, in der Zahlerhöhung von dem Herzog unterstützt zu werden. Napoleon kam, wie Herr v. W. erzählte, sobald er mn erblickte, sogleich auf ihn zu und fragte: Wie viel haben Sie Gefangene? Der Anweisung gemäß erwiederte er: 200. „So lassen Sie, sagte Napoleon, 4 0 bis 50 füsilireu," Daraus ent- aegnete Herr v. W. Nichts, sondern machte ein sehr tiefe-, stumme- Compliment. Napoleon reifete ipeiter während des Waffenstillstandes nach Mainz zu seiner Gemahlin. Der Waffenstillstand hörte auf, die Ereignisse nach demselben drängten sich. Der Hurraruf und die Strafe wurde» vergessen. Prof. N.e. Stadttheater. , , ^ Die Vorstellung' vom 24. October, Gutzkows werthvslleS Lustspiel »Zopf und Schwert", hatte einen feierliche» Charakter; Publicum und Darstell« waten sichtlich in gehobener Stimmung, denn es galt den Ehrentag, da- fünfundzwanzigjähtige Inbklänm