Volltext Seite (XML)
$ b) „Ich hört ein Bächlein rauschen“. Von Franz Schubert. Ich hört’ ein Bächlein rauschen Wohl aus dem Felsenquell, Hinab zum Thale rauschen, So frisch und wunderhell. Ist das denn meine Strasse? 0 Bächlein sprich, wohin? Du hast mit deinem Rauschen Mir ganz berauscht den Sinn. Ich weiss nicht, wie mir wurde, Nicht, wer den Rath mir gab, Ich musste gleich hinunter Mit meinem Wanderstab. Was sag’ ich denn vom Rauschen? Das kann kein Rauschen sein. Es singen wohl die Nixen Dort unten ihren Reih’n. Hinunter und immer weiter Und immer dem Bache nach, Und immer frischer rauschte Und immer heller der Bach. Lass singen, Gesell, lass rauschen, Und wand’re fröhlich nach, Es geh’n ja Mühlenräder In jedem klaren Bach. Wilhelm Müller. c) Die Post. Von Franz Schubert. Von der Strasse her ein Posthorn klingt. Was hat es, dass es so hoch aufspringt, Mein Herz? Nun ja, die Post kommt aus der Stadt, Wo ich ein liebes Liebchen hatt’, Mein Herz! Die Post bringt keinen Brief für dich, Was drängst du denn so wunderlich, Mein Herz? d) „Sängers Trost“. Willst wohl einmal hinüber seh’n Und fragen, wie es dort mag geh’n, Mein Herz? Wilhelm Müller. Von Robert Schumann. Weint auch einst kein Liebchen Thränen auf mein Grab; Träufeln doch die Blumen milden Thau hinab; Weilt an ihm kein Wandrer im Vorüberlauf, Blickt auf seiner Reise doch der Mond darauf. Denkt auf diesen Fluren bald kein Erdner mein, Denkt doch mein die Aue und der stille Hain. Blumen, Hain und Aue, Stern und Mondenlicht, Die ich sang, vergessen ihres Sängers nicht. Justinus Kerner. e) „Schön Annelein“ . Von Arnold Krug. 0 Annelein, wie seid Ihr schön, Ihr meines Herzens Freude! Vor Lust möcht’ es mir schier zergehn, Wann steh’ an Eurer Seite. Mir ist gleich in den Märelein, Als ob verzaubert wäre, So dringt Eur’ Lieb’ auf mich herein, All’s Ander würd’ mir leere. Kein’ grösser Wonn’, unter der Sonn’, Als Euer Händlern drücken! Nicht Perlulein, Gold, Edelg’stein, wie Euer Augen blicken, Giebt mir ein solch’ Entzücken. Ich schau’ nur Euch, halt’s Übrig gleich Als Sandkörnlein im Staube; Mir steht der Muth, mein jung frisch Blut, nach also süssen Trauben, Die mir Eu’r Mund erlauben. 0 Annelein, wie seid Ihr schön, Ihr meines Herzens Freude! (Altdeutsch.) Phantasie über Motive ans Bellini’s „Norma“ von Franz Liszt.