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6. b) Unbefangenheit. Frage mich immer — Fragest umsonst! Was es verbergen will Sagt dir kein Mädchenherz; Frage nur zu, Frage nur zu. Ob ich es kenne, Das von den Bergen rieselnde Bächlein, Murmelnd die Wiese dahin Zu den schattenden Weiden im Thal? Bächlein, verrät mich nicht! Nein ach nein! Kenne das Bächlein nicht, Weiss nicht, wohin, woher, Weiss nichts davon. Frage mich immer — Fragest umsonst. Ob ich sie kenne, Die in dem Weidenthal winket, Die Rasenbank, räumlich für zwei? 0 ich erröte nicht, C. M. v. Weber. Wende kein Auge weg! Kenne den Rasen nicht, Weiss nichts davon! Rasen, verrät mich nicht, Weiden, ihr plaudert nicht! Frage nur zu, Frage nur zu. Ob ich ihn kenne, Der, wo die Weiden stehn, Braun gelockt, hellen Blicks. Immer sein Mädchen sucht, Das ihn erharrt? Liebe verschwiegen ist! Was es verbergen will, Sagt dir kein Mädchenherz. Kenne den Knaben nicht, Kenne das Mädchen nicht, Weiss nichts davon. Frage mich immer, Fragest umsonst! 6. c) Er ist gekommen. Fr. Rückert. — R. Franz. Er ist gekommen In Sturm und Regen, Ihm schlug beklommen Mein Herz entgegen. Wie könnt’ ich ahnen, Dass seine Bahnen Sich einen sollten Meinen Wegen? Er ist gekommen In Sturm und Regen, Er hat genommen Mein Herz verwegen. Nahm er das meine? Nahm ich das seine? Die beiden kamen Sich erit gegen. Er ist gekommen In Sturm und Regen, Nun ist entglommen Des Frühlings Segen. Der Liebste zieht weiter, Ich seh es heiter, Denn mein bleibt er Auf allen Wegen. Druck von G. Keusche in Leipzig.