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Anzeiger. Amtsblatt des Küuigl. BezirlSgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. 6» Sonntag den 6. Januar. 1861» Auszug aus den Protokollen der Leipziger naturforschenden Gesellschaft. Herr vr. Brehm sprach über die von ih« im vergangenen Sommer besuchten Vogelberge (Brutplätze von Seevögeln), die Nyken, an der zu dkn Lofodden gehörigen norwegischen Insel Langeröe. Er schilderte, wie jede der zahllosen Felsenspalten des 400 Fuß hohen glockenförmigen Berges zum Rist- und Brutorte benutzt werde; wie das die oberen zwei Drittel des Berge» bedeckende Torflager allerwärts von den Vögeln zu Bruthöhlen durch- und unterwühlt sei. Die Zahl der den einen Berg bewoh nenden Vögel müsse auf Millionen geschäht werden, »et An näherung von Menschen zeigen sie sich nicht scheu; aber ein in der Luft schwebender Edelfalke trieb die Vögel in Masse zur Flucht. Sie stürzten sich in Unzahl ins Meer; ein Anblick, den der Vortragende mit dem Abheben eine- beweglichen Daches vom Berge vergleicht. An die Schilderung der Vogelberge knüpfte vr. Brehm Mittheilungen über das Betragen eine» der am zahl reichsten vertretenen Bewohners derselben, des Papagei - Tauchers (der Lumme): über den Muth, die Hartnäckigkeit dieses Vogels in Gefahr, die Schnelligkeit seines schwirrenden Fluges, sein Ver mögen, lange und tief unterzutauchen, sein Betäubtwerden in kurzer Gefangenschaft. Herr Prof. Naumann legte schöne Krystalle von Rutil und Lazulith aus Georgia, sowie eine Partie Meteoretsen aus der Wüste Atacama zur Ansicht vor. Herr vr. ArenlBgad einige kurze Bemerkung« üb« ReSynthes« organischer Vkrbindkngen, d. i. über die Darstellung derselben au- den Elementen. Die Ansicht, da- in den Organismen eine eigne Kraft walte, welche das Zustandekommen gemiffer Verbin dungen ermögliche, die. außerhalb des Organismus aus rein an organischen Stoffen nicht entstehen könnten, mußte fallen, als Wähler t» Jahre 1828 den Harnstoff künstlich darzustellen lehrte. Diese wichtige Entdeckung blieb lange Zeit vereinzelt stehen, denn erst im Jahre 1855 lieferte BeriHelot die zweite hierher gehörige Thatsache, indem er lehrte, den Alkohol aus seinen Elementen zu construiren. Nach dm Versuchen dieses Chemiker» gmügt es, ölbildendes Gas in concentrirte Schwefelsäure zu leiten und nach Zusatz von Wasser zu destilliren, um eine Flüssigkeit zu erhalten, die in allen Punkten dem Alkohol gleicht. Diese synthetische Methodf wurde vervollständigt durch Berthelot's zweite Publikation, nach welcher die künstliche Darstellung de- ölbildmden Gases durch ueberleiten eine- Gemenges von Schwefelwasserstoff und Schwefel kohlenstoff über glühendes Kupfer gelingt. Roch in demselben Jahre wurde die Wissenschaft durch die fernere, ebenfalls von Betthelot gefundene Methode der synthetischen Bereitung der Ameisensäure bereichert (Kohlenoxydgas mit Kali eingeschlossen und mehrere Tage lang auf der Siedtemperatur des Wassers erhalten, vereinigen sich unmittelbar zu dem Kalisalze der gmannten Säure). Ameiftnsaure Salze, der trockenen Dchillation unter worfen, geben weiter Aethylen- und Propylengas. Letzteres mit Schwefelsäure behandelt, liefert Propylalkohol, dieser durch Oxy dation Propylsaure u. s. w. So gelingt es, eine Reihe von Alkoholen und Säuren künstlich zu bereiten. Zu bemerken ist herbei, daß 1) dje Idee der Syntbese des Alkohol- nicht von Betthelot, sondern eigentlich von Gerhardt herrühtt, welcher schon im Jahre 1852 darauf hingewiesm hat, und 2) daß schon vor Betthelot durch Kolbe alle Elemente gefunden warm, um Essig säure künstlich darzustellen (Schwefelkohlenstoff und Chlor durch glühende Röhren geleitet giebt 6,61«, dies avermals so behandelt 6,61,. Letzterer Körper, mit W .sser und Chloraas dem Sonnen lichte ausgesetzt, verwandelt sich in Lrichlorespgsäure und diese durch umgekehrte Substitution in Essigsäure). Wettere hierher gehörige Methoden von Wau-yn, Kolbe und Aranklaud berührt der Vortrageod« kurz und «Ast »it wenigen Worten aus die Synthese der Glyeole hin. Von allgemeinere« Interesse ist die von Wurh aeftmdme Methode der künstlichen Darstellung des Glycerins. Jodpropylen mit Brom behandelt liefert ein Tribrom- propylm mit dreiatomigem Radikal. Tribrompropylen mit essig saurem Silberoxyd zusammmgebracht giebt Bromfllber und Tri- acetin, d. i. das essigsaure Salz des Glycerins. Letzteres läßt sich trennen und mit eigentlichen Fettsäuren (Butter-, Stearinsäure rc) verbinden. So waren die natürlichen Fette gewonnen. Endlich geht Herr Vr. Arendt andeutungsweise zur Synthese der Milch säure, des ätherischen Genföls und der Hippursäure über und hebt zuletzt das Bedenkliche hervor, welches in einer vorzeitigen Ausbeutung dieser an sich wichtigen Entdeckungen zu physiologischen Zwecken liegt. dom Landtag. Dresden, dm 4. Januar 1881. In der 2. Kammer wurde heute nach lebhaften Debatten mit großer Majorität der Beschluß gefaßt, die StaatSregierung zu ermächtigen, Verlustentschädigungs- gesuche in Betreff präcluditter köntgl sächs. Cassenbillets ohne Förmlichkeit, d. h. ohne besondem Nachweis der Bedürftigkeit der Petenten zu berücksichtigen. An der Debatte bethriligten sich für das Gesuch insbesondere vr. Braun, Eisenstuck aus Chemnitz, Falk, Aiesler und die beiden Leipziger Abgeordneten Grüner und Vr. Heyner. Der Finanzminister v. Friesen gab seine Beistimmung zu obigem Antrag. Universität. Der Privatdocent Vr. pbü Conrad Hermann zu Leipzig ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät daselbst ernannt worden. Aur Tages chronik. Leipzig, den 5. Januar. Bei dem Eintreffen de- hmte Vormittag 10 Uhr auf der Dresdner Bahn angekommenen Auges wurde einer der Passagiere erstarrt und leblos auf seinem Platze sitzend gefunden. Derselbe wurde alsbald in das Jacodshospltal gebracht und erlangte daselbst zwar bald seine Besinnung wieder, lag jedoch noch am Nachmittag mit erstarrten, leblosen Gliedern und der Sprache nicht mächtig da. Bezüglich seiner Persönlich keit wurde festgestellt, daß der Erkrankte der Braumeister P. aus Börln ist. — Auf der Königsstraße war heute früh nach 5 Uhr eine in einem Schuppen stehende Kiste mit Holzspänen in Hellen Brand gerathen. Glücklicherweise wurde der Brand, welcher leicht größere Dimension hätte annehmen könnm, noch zu guter Zeit bemerkt und gelöscht. . — In der Fleischhalle brannte gestern Abend eine Esse. --- Tageskatender. Da«pfwage«» Abfahrt «red A«L««ft t« Aetp-t-. I. Auf der Berlin-Leipziger Etfendah». ^ Rach Dessau: Ldf. Arg«. S U. 50 « (Eil- und Pers.-Zug, mit 2 Et. Aufenthalt in Bttterfeld, von Deffau au« aber, nach 2 St. Derweilen das., auch noch bis Wittenberg und Abd«. 8 U. 30 M. Güter- u. Pers.-Zug, ohne Unterbrech., jedoch nicht weiter.) L«k. Borm. 11 U. 15 «. und Rcht«. 11 Uhr 15 R. 8 Rach Berlin: Ubf. Mrgl. 3 U. 50 «. lEilzugl, «rg». 8 ll. 45 M. (Pers.-Zug) u. «bds. 5 U. 50 «. fEtlzug I. U»k. Br«. 11 U. 15 «., Rch«. 4 U. 45 M. (Güterzug «1t Personenbeförd. von Jüterbog aus), Abds. 5 Uhr 3V «. und «acht» 11 U. 15 «. sEtlzug). II. Auf der Leipzig-vresd«« EiseutiG». ä. Rach Berlin: Uhf. «rgs 5 U 4t « und Rch«. 2«. 30«. A«k. Rch«. 1 U.