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dett sind, sich genügend um die entlegene Gemeind« zu be kümmern. Ein ungenannter Bürger unserer Stadt, welcher die Verhält nisse kannte, -ad durch ein sehr danken-werthe« Anerbitten den ersten Anstoß zur Gründung eine« Pfarramtes auf dem Thon berge. Er verpflichtete sich nämlich, sobald dort ein Geistlicher angestellt werde, bi« an seinen Tod jährlich 400 Thlr. zum Ge halte desselben beitragen zu wollen. Unsere hohe Behörde ging mit ehrender Anerkennung dieser Opferfreudigkeit auf da« Aner bitten ein, bewilligte selbst noch einen Beitrag mm Gehalte, ord nete die Parochialverhältnisse und stellte al« ersten Geistlichen für den Thonberg dett mitunterzeichneten Pfarrvicar bä. Ficker an. Die Gemeinde selbst übernahm nach ihren Kräften einen Theil der Parochiallasten, und der Rath der Stadt Leipzig räumte ihr bi« zur Vollendung einer eigenen Kirche den Mitgebrauch der St. Johanni-kirche freundlich ein. Dieser Kirchenbau, wie auch der Bau eine« Pfarrhauses, ist es nun eben, für den wir die Hülfe unserer Stadtgemeinde in Anspruch nehmen. Die Thonberg-Straßenhäuser zählen gegen 2400 Einwohner. Daß eine Kirche im eigenen Orte von diesen zahlreicher besucht und in viel reicherem Grade eine Stätte des Segen« wird, al« eine fremde Kirche, bedarf keiner Auseinander setzung. Die Kirche soll übrigm« nicht allein für die Gemeinde der Thonberg-Straßenhäuser, sondern zugleich für Neu. Reudnitz erbaut werden. E« wird eine an 4000 Seelen zählende Gemeinde auf sie angewiesen sein. Zur Beschaffung der Mittel für diesen Kirchenbau ist bereit- ein Namhafte- geschehen. Der hiesige Verein zur Grün dung eine- Reformation-denkmale-, welcher im Jahre 1839 zu sammengetreten ist, gesammelt und durch treue Verwaltung sein Capital auf circa 8000 Thlr. gesteigert hat, erbietet sich — in Erwägung, daß eine Kirche, in welcher das evangelische Bekennt- niß gepredigt wird, doch da- schönste Monument der Reformation sei — jene Summe den genannten beiden Gemeinden zum Kir- chenbau zu überweisen. Jngleichen hat da« hohe Ministerium de- Cultu« einen Beitrag von 1500 Thalern zugesagt. Andere Gaben mit eingerechnet, ist bereit« ein Baufond von circa 10,000 Thalern vorhanden. Auch eine allgemeine Landescollecte hat da- genannte hohe Ministerium bewilligen zu wollen ver sprochen. Doch genügen diese Mittel noch nicht zur Hälfte, um eine Kirche für jme im Wachsthum begriffenen Gemeinden und ein Pfarrhaus zu bauen. Mit dem Bau aber zu warten, dis sich da- vorhandene Capital durch Verzinsung und Beiträge der Ge meinde zur ausreichendm Höhe gesteigert habe — also fast noch ein Menschenalter zu warten — da« kann Niemand rathen, der den Segen de- Gotte-Hause« im eigenen und im Gemeindeleben kennen gelernt hat. In gutem Vertrauen auf christliche Hülfe ist daher die betreffende Kircheninspection bereit« mit Ankauf eines Bauplatzes beschäftigt, und sind diese Verhandlungen fast zum Abschlüsse gekommen. Theure Mitglieder der Leipziger Gemeinde, wir bitten Euch um Hülfe für diest Nachbargememde zu ihrem Kirchenbau. Die Bewohner de- ThonbergeS sind größtentheil« unsere Arbeiter; sie schaffen mit ihren Kräften für den Wohlstand der Stadt. Die Stadt soll darum willig die Hand bieten, dort dem Herrn ein Hau- zu bauen. Sie bauet dadurch mit an ihrem eignen Besten, denn Arbeiter, welche da- Wort Gottes hören und zu Herzen nehmen, werden auch ihren irdischen Herren um so treuer dienen und helfen. Leipzig hat feit der Reformation wohl Kirchen restaurirt, aber keine neue gebaut. Wird nun mit dem Baue auf dem Thonberge auch keine Kirche in die Stadt gebaut, so doch in eine Gemeinde, deren meiste Glieder sich von der Stadt abgezweigt haben, die wir eine Colonie der Stadt nennen können. Darum bitten wir: Thut Eure Hand auf und gebt nach Eurem Vermögen. Hat der Herr einen Segen gelegt auf jeden Trunk kalten Wassers, der in seinem Namen dem Bruder ge reicht wird, wie sollte er nicht einen Segen darauf legen, wenn wir unseren Brüdern sein theure- Wort nahe bringen helfen? — Da- ist mehr al- ein Trunk Wasser Um Jedem die Betheiligung an diesem Liebe-werke zu ermög lichen, werden wir in dm nächsten Tagen Sammelboqen an die Herren Hausbesitzer oder deren Vertreter schicken. Wir bitten dieselben, diese Bogen freundlichst bei den Hausbewohnern in Umlauf setzen und die Beiträge annehme» zu wollen. — Vom 3. April an werden wir die Bogen sammt den eingegangenen Liebesgaben durch unseren mit Legitimation versehenen Boten ab holen lassen. Das Hülss-Lonntä zum Lirchen- und Pfarrbau für die Lhonbertz-Strafienhäuser uud Neu-Neudnih. vr. Fr. Ahlfeld. M. Bredt. Z4. I. G. Ficker, vr. C G. Haase, Vice - Präsident a. D. vr. E. F. Hoffmann, Kirchenrath. F. Köhler. dl.W.Kritz. vr.V.GLech- ler. H. Rost. G. Ru«. E. Voigt. M. Weickert. Leipziger Lunftverein. Für gegenwärtige Woche sind im Verein-locale die Kupferstiche nach Friedrich Overbeck'- »vierzig Zeichnungen zu den Evan- elien", gestochen von I. und F. Keller, B. Bartoccini, . A. Pflugfelder, L. Steifensand u. A, au-gestellt. Die Originalzeichnuugen de« Künstler-, welche für den Frhr. v. Lotzbeck au«geführt wurden, gehören zu den bedeutendsten Er zeugnissen der murren Kunst überhaupt und sind in den vor liegenden Stichen, welche in den Jahren 1847 — 55 bei A. W. Schulzen in Düsseldorf erschienen, vortrefflich wiedergegeben. Overbeck, welcher in Rom lebend, dort im vergangenen Jahre da- Fest seine- 5vjährigen Aufenthalte- unter der allge meinsten Theilnahme feierte und noch jetzt, in seinem 72. Jahre mit voller Kraft arbeitet, gehört bekanntlich zu den Begründern der neuern deutschen Kunftentwickelung. Seine Hauptwerke in Fresco - und Oelgemälden sind in der historischen Kupferstich- sammluna des Museum« auf Gruppe 49 und 51 vertreten. Im Locale des Kunstvereins ist gleichfalls auf kurze Zeit das Portrait I. k. H. der Prinzessin Georg zu Sachsen von Albert Gliemann in Dresden ausgestellt. Die Aquarell - Copien von H. I. Berg nach den berühmtesten Oelgemälden aller Schulen sind noch während diesir Woche im Parterresaal de- städtischen Museums ausgestellt und zwar ist jetzt die zweite Hälfte der Sammlung, gegen 60 Blatt enthaltend, vorgeführt, welche in gleicher Weise wie die erste Abtheilung die Werke der verschiedensten Kunstrichtungen um faßt. Da wegen anderweitiger Verwendung des Saales diese interessante Ausstellung in der nächsten Woche geschloffen werden muß, so machen wir die Kunstfreunde auf den Besuch derselben hierdurch nochmals aufmerksam. Stadttheaer. Der bevorstehende Schluß der diesmaligen Wintersaison wird un« im Theater ganz besonder- schöne Kunstgenüsse bringen, da Herr Dir. Wirsing für diese Zeit Herrn Bogumil Dawison zu einer Reihe von Gastvorstellungen gewonnen hat. Der be rühmte Künstler begann sein Gastspiel am 15. d. M. mit dem Hamlet, also mit derselben Rolle, in welcher er vor sieben Jahren zum ersten Male hier spielte. Das allgemeine Urtheil über Herrn Dawison als Darsteller steht bereits seit Jahren fest. Er ist eine der bedeutendsten Künstlernaturen nicht nur unserer Zeit, sondern überhaupt der Geschichte der Kunst der Bühne. Daß ein solches, dem Auslande entsprossenes Genie seine eminente Kraft der deutschen Bühne zuwendete, muß dieser zur Ehre gereichen und ist als eine dem Genius der deutschen Poesie dargebrachte bedeut same Huldigung anzusehen. Herrn Dawi so ns Darstellung trägt im Großen und Ganzen wie in jeder, auch der kleinsten Einzelnheit den Stempel echter Ursprünglichkeit, der Innerlichkeit und jenes hohen Grades von Vergeistigung, den so viele talentirte Darsteller zu erlangen suchen, den zu erreichen jedoch allein dem Talente höchsten Rang s gelingt. Ein solches kann auch nur nach diesem Ziele streben, ohne dabei an Innerlichkeit, an Gemüthsleben und natürlicher Frische zu verlieren. Des berühmten Gastes Hamlet ist eine Kunstleistung, die ebenso durch die höchste Correctheit in der Technik der Dar stellungskunst, als durch eigenthümliche, die ganze bedeutende Künstler-Individualität zeigende Auffassung und durch jene Inner lichkeit und Vergeistigung hervorragt. Daß die großen Glanz momente der Rolle bei Herrn Dawi so ns Darstellung zünden mußten, bedarf kaum der Erwähnung; ganz besonders ist es aber dem Darsteller als Verdienst anzurechnen und zeugt für echte Künstlerschaft, daß auch die, von anderen Darstellern oft weniger beachteten nicht so hervortretenden und dankbaren Einzelnheiten bei ihm in schönster und treffendster Ausarbeitung erschienen, und so das Ganze in vollkommenster Einheitlichkeit vor uns hintrat. — Mit großen Erwartungen darf man dem weiteren Auftreten Herrn Dawison« entgegensehen, dem schon an dem ersten Abend seines diesmaligen Gastspiels von Seiten des Publikums alle hier üblichen Ehrenbezeigungen zu Theil wurden. Sehr brav ward im Allgemeinen der berühmte Gast bei dieser Vorstellung von den in ersten Rollen beschäftigten Darstellern unserer Bühne unterstützt Vor Allem gebührt rückhaltlose Aner kennung dem Darsteller des Polonius, Herrn Czaschke. Wir sprechen diese Anerkennung um so lieber aus, als uns dieses Mit glied in dieser Rolle früher nicht in dem Grade befriedigt hatte, wie man es von einem solchen Talent verlangen darf. Ebenso zeichnete sich Herr Kühn« in der undankbaren Rolle des Königs aus. Die wichtige Rolle des Geiste- fand auch diesmal einen würdigen Repräsentanten in Herrn Stürmer. Fräul. Hubers Leistung al« Königin ist als eine verständige und tüchtige bekannt, ebenso wie Hm Saalbach die Rolle de- Schauspieler-, wie schon früher, mit Verständniß sprach. Fräul Lebner gab hier zum ersten Male die Ophelia. Die mit vollem Recht allgemein beliebte Darstellerin war durch Krankheit für mehrere Wochen