Volltext Seite (XML)
ration-locale handelt, so dürfte ein russische- Essenrohr in den meisten Fällen au-reichend sein; nur ist hierbei zu erwähnen, daß da- russische Essenrohr nicht zu Heizung-anl<wen benutzt werden darf, sondern nur für die Ventilation der Wohnräume be stimmt bleiben muß. Am zweckmäßigsten ist e-, wmn man zu einer sogenannten Abzugsesse einen gekoppelten russischen Schorn stein verwendet, weil die AbzugSesse, durch dm Schornstein er wärmt, eine schnellere Ventilation bewerkstelligt. Auch im Sommer wird die Ventilation günstig wirken, sobald die Temperatur im Innern der AbzugSksse höher ist al- die Temperatur de- zu vett- tilirenden Raumes. Die AbzugSesse ist in der nächsten Nähe unterhalb der Decke anzubringen, weil da die Luft am leichtesten und zum Entweichen geeigneter ist. Bei Küchesi-»lagen sollte stet- nach vorbeschriebener Art auf Ventilation Bedacht genommen werden, um nicht den sehr häufig unangenehmen Essengeruch in der ganzen Wohnung zu haben. Sprecher habe auf solche Weise immer da- günstigste Resultat erhalten. In Restauration-localen, wo geraucht wird und der Verkehr von Personen bedeutend ist, sollte immer für ausreichende Ventilation gesorgt werden. Hier würde eine wesentliche Ven tilation durch die Gasflammen erzielt werden könnm, wenn man über jeder Flamme oder besser über einem aus vielen Flammen bestehenden Kronleuchter einen metallenen trichterförmigen Schirm in nicht allzugroßer Entfernung von der Flamme anbringen würde; der Schirm muß mit einem nicht zu engen Blechrohr versehen sein, welches in diagonaler Richtung in eine Zugesse einmündet. Besser ist die Wirkung, wenn da- Blechrohr senk recht emporsteigt und ins Freie ausmündet. Man „muß aber auch auf Zutritt von frischer Luft Bedacht nehmen und die- wird am zweckmäßigsten dadurch bewirkt, daß man die Luft durch einen Mante losen passiren läßt. Herr Rathsbaudirector Dost in Leipzig habe eine einfache und wesentliche Verbesserung der Mantel öfen eingeführt; er leite nämlich frische Luft durch einen Holz- canal von unten in den geschlossenen Mantel de- OfenS und lasse sie oben erwärmt aus der Mantelöffnung in den Raum austreten. Ferner sei die Manteldecke sehr sinnreich als offene- Wasserverdunstungsreservoir benutzt, indem die erhitzte Luft durch eine Menge von Cylinderöffnungen, die mit Wasser umgeben sind, ströme und sich dadurch hinreichend mit Feuchtigkeit versehe. Der Concertsaal des Gewandhauses in Leipzig werde mittelst eines Ventilators mit frischer Luft versehen, der während des Concerts außerhalb des Saales von einem Manne in Bewegung gesetzt wird; bevor aber die Luft in den Saal gelangen kann, müsse sie erst einen Mantelofen passiren. Eine ebenfalls ausreichende und zugleich selbftthärige Ventilation werde durch die patentirte Luft heizung von Boyer und Consorten in Ludwig-Hafen am Rhein, über welche schon in einer früheren Sitzung Herr vr. Hirzel gesprochen habe, erzielt. Es seien von Sprecher in Leipzig bereit- mehrere solche Luftheizungsapparate oder Caloriferes ausgestellt, zwei im städtischen Museum und ebenfalls zwei bei der Frau Ba ronin v.Hoffmann, und von beiden, namentlich der letzterwähnten Seite sei die vollkommenste Befriedigung darüber geäußert worden. Schließlich erklärt sich Herr Bauer zu weiterer Auskunft über da- Boyer'sche Heizungssystem bereit. — (Schluß folgt.) Stadttheaer. Nachdem Herr BogumilDawison uns beim Beginn seines diesmaligen Gastspiels eine große tragische Shakespeare-Rolle vor geführt hatte, zeigte er sich in den beiden nächsten Gastvorstellun gen als vollendeter Meister im leichteren und im komischen Genre. In dem Lustspiel des großen Britten „Viel Lärm »«Nichts* sind den Darstellern der beiden eigentlichen Hauptrollen so dank bare Aufgaben gestellt, wie in wenig anderen derartigen Werken. Einen Künstler wie Herrn Dawison als Benedict zu sehen, ist ein nach allen Seiten hin befriedigender geistiger Genuß. Man fühlt sich dabei eben so angemuthet von der Eleganz der äußeren Erscheinung und von der Noblesse, die sich unbeschadet der dem Charakter eigenthümlichen Derbheit und Geradheit in jeder Be wegung kund giebt, als man sich angeregt fühlt durch die geist reiche Ausarbeitung, durch den sprühenden Humor, mit dem der Darsteller das Brillant-Feuerwerk de- Shakespeareschen Witze- zur Geltung bringt. Sein Benedict erscheint um so liebenswürdiger, al- Herr Dawison ihn in den Beziehungen zu dem ernsten Ereignisse in dem Stück mit dem Nimbus echter Männlichkeit und Ritterlichkeit zu umgeben weiß. Wir können bei dieser Ge legenheit die Bemerkung nicht unterlassen, daß der berühmte Gast in der Darstellerin der Beatcice, Frau Wohlstadt, eine ganz vortreffliche Partnerin fand. Don höchstem Interesse waren die drei Genrebilder, die Herr Dawison in dem Kotzebueschen Lustspiel „die Unglück lichen" gab. Jede dieser drei Figuren macht der Künstler zu einem kleinen Meisterstück, besonder- aber sind es der den Vier zehnten bei Tisch, den Nothnagel auf Bällen, den Claqueur im Lheqter und dm trauernhep FttmH Hgchmde Hippolpt Hajk und der ane Lanzmeiüer Charte-Hau«n/die gu dem Volftn^tffen in der dramatischen Genremalerei zu r^chym Md. — Al- driHe Gast rolle gib Herr Dawison d§n Thorane ln Gutzkow- „Kö nig-kteutenant", eine Rolle, die wie für ihn geschrieben ist. Sein Thorane ist — auch abgesehen von dem höchst feinen Fran zösisch, da- der Darsteller spricht — bi- auf den kleinsten Zug Franzose und zwar sind e- vorzugsweise die glänzendsten und lie benswürdigsten Eigenschaften eine- französischen Krieger-, die er in richtiger Erkenntniß der Bedeutung dieser Figur hervorzuheben weiß. Vortrefflich vermittelt fanden wir bei dieser Leistung nament lich die oft plötzlichen Uebergänge au- einer Stimmung in die andere, wie, um da- glänzendste Beispiel dieser Art anzuführen, das allmählige Schwinden de- Zorne-, al- der junge Goethe dem Thorane da- Gedicht „Kleine Blumen, kleine Blätter" recitirt. Ebenso trat in Herrn Dawison- Darstellung de- Thorane ein reiche- tiefe- Gefühlsleben hervor, selbstverständlich aber ohne irgend welchen deutschen Anflug, sondern wie eben ei» Franzose empfindet und liebt. Diese beiden Vorstellungen gewährten um so mehr Genuß, als auch von unseren Darstellern sehr Gute-, in mehreren Rollen Treffliche- gegeben ward. Außer der bereits erwähnten Darstelle rin der Beatrix in „Viel Lärm um Nichts" ist vor Allem des Fräulein Lebner, die sich schon früher in der Rolle de- Wolf gang Goethe rühmlich ausgezeichnet hat, uyd der Krau Bach, mann als Madame Freude in „die Unglücklichen" und Gretel in „ Königslieutenant" zu gedenken. Mehrere Rollen de- Shake speareschen Lustspiels waren neu besetzt, wie die de- Claudio und der Hero, die von Herrn C. Kühn und Fräulein Heller sehr brav gegeben wurden; ferner die der Gerichtsleute, die in der Holteischen Bearbeitung des Stücks allerdings nur noch die Grund züge Shakespearescher Figuren behalten haben, dafür aber von Holtei mit eigenen Späßen rc. reichlich ausgestattet worden sind. Die Darstellung dieser höchst lächerlichen Figuren durch Herrn von Fielitz und Herrn Lück war eine sehr drastische und im Allgemeinen nicht über das rechte Maß hinausgehende. F. Gleich. Städtisches Museum. In der Rotunde des Museums ist gegenwärtig ein großer Carton von Gustav König in München: „Luther und die Reformatoren bei der Bibelübersetzung", ausgestellt. Derselbe ist die in größerem Maßstabe gezeichnete Ausführung einer kleinen Composition, die sich in dem Werke: „vr. Martin Luther, der deutsche Reformator, in bildlichen Darstellungen von Gustav König" (48 Kupfertafeln), zu Hamburg und Stuttgart, 1847 und IV57 in verschiedenen Ausgaben erschienen, vorfindet. Dieses Bildwerk der Reformation, welches seinem Meister in der Kunst welt den Namen Lutherkönig erworben, wird in E. Försters Geschichte der deutschen Kunst mit dem treffenden Lobe besprochen, dessen Abdruck hier auszugsweise folgen möge: „Gustav König fand nach kurzem Suchen da- Gebiet, auf dem er nicht nur viel, sondern mehr als jeder Andere, wo nicht Alles zu sagen hat: er hat Luther- Leben in Bildern herausgegeben. Man kann ohne Uebertreiopng sagen, daß etwa- Aehnlichr- nicht existirt. König hat nicht nur die Hauptpuncte au- dem Leben de- großen Reformator- mit richtigem Blick herausgefuyden, so daß es sich mit Nothwendigkeit vor unseren Augen entwickelt und vollendet, sondern er hat sich auch in den Charakter Luthers, in seine Seele, seine Denkweise, ebenso in seine Zustände und Er fahrungen, aber auch in die ganze Zeit der Reformation so hinern- gelebt, daß wir wirklich in sie und zu ihry unS versetzt finden, wir mögen mit dem Knaben Marlin heiter in die Schule gehen, im Kloster um seine Seligkeit ringen, einen ersten Lichtstrahl an der Bibel, einen Trost auf dem Krankenbette durch seinen alten Beichtvater empfangen sehen; wir mögen ihn nach Rom, nach Wittenberg, nach Worm-, nach der Wartburg begleiten oder an seipem Kampfe wider Eck und ^etzel, oder wider die aufrührerischen Bauern Theil nehmen. — — Und doch ist eS nicht etwa die materielle Wahrheit der Erscheinungen (die allerdings nirgends verletzt ist), sondern der geistige Gehalt de- Leben-, die innere, aus allen Zügen und Aeußerungen sprechende Wahrheit, durch welche diese Zeichnungen ihre anregende, rührende und erfreuende Wirkung auf da- Gemüth und die Sinne Hervorbringen." — Wa- die im Carton selbst dargestellte Scene betrifft, so schreibt darüber Luther- Biograph Mathesiu-: „Als die ganze deutsche Bibel ausgangen war, nimmt vr.Luther die Dtbel vyn Anfang an wieder vor mjt großem Ernst, Fleiß und Gebet, sieht sie noch einmal ganz dprch und verordne^, weil der Sohn Gotte- versprochen, er rpolle dahei sein wo ihrer Etliche in seinem Namen zusammenkoüzmen — gleichsam einen eignen Sanhedrin von den vesten Leuten so damals vorhanden waren, welche wöchentlich einige Stunden vor dein Abendessen bei dem Doctor zusammenkamen: nämlich Vr. Bugenhagey(PommeranuS), vr. Justus Jona-, Vr. Krcuziger, Ll. Philipp (Melanchthon), Matthäus Aurogallu-, wobei öl. Georg Rörer der Correcl-r auch