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Anzeiger »>» Clbcblatt für Riesa, Strehla und deren Umgegend. - — — . .... 40 U. Dienstag, den 27. Mai 1851. Die Goldsucher am Sakraments - Flusse. (Erinnerungen einer Reise in Caltfornien im Jahre 1848. Nach dem Französischen mttgetheilt von August Marckhoff.) (Fortsetzung.) „So antworten Sie mir doch!" fuhr der Mann mit der braunen Gesichtsfarbe mit großer Heftig keit fort, „was sagt man vom Sakraments?" „Man sagt, es seien dort kürzlich reichhaltige Goldminen endcckt worden. . - ." „Ein Placer oder Goldminen?"*) „Ein Placer, wie wir Spanier sagen, Minen, wie die Engländer sagen." Meine Antwort brachte eine schreckliche Wirk ung ans meinen Gesellschafter hervor; er ward todtenbleich, seine Zähne preßten sich krampfhaft zusammen seine Augen blitzte» unheimlich, so daß ich glaubte er sei unwohl. „Welches Interesse haben Sie denn bei dieser Entdeckung, Caballero?" fragte ich ihn. „Welches Interesse!" wiederholte er mit Er staunen, worin sich Zorn mischte, „das Interesse, welches der Besitzer an seinem Eigenthum nimmt. . . . Dieser Placer gehörte mir." Ich sah ihn mitleidig an, da ich mit einem Wahnsinnigen zu thun zu haben glaubte. „Oh, ich begreife recht wohl die Sprache ih rer Augen," erwiederte er traurig, „Sie glauben mit einem Wahnsinnigen zu reden. Mein Name wird Sie indeß wieder beruhigen, hoffe ich, und wird Ihnen meine Verzweiflung erklären: ich heiße Rafael Quirins." „Ah! Sie lind Rafael Quirino?" wiederholte ich maschinenartig. In der Wirklichkeit indeß war mir dieser Name völlig unbekannt. „Sie sind ohne Zweifel Mexikaner?" fuhr ich kurz darauf fort um dieses Gespräch, das mich zu interessiren begann, nicht fallen zu lassen. Der Besitzer der Goldminen am Sakraments schien über meine Frage sehr erstaunt. ') Die Orte, wo man ohne Mühe im metallischen und nicht im mineralischen Zustande, das Gold auf der Erd oberfläche findet, heißen in Mexico Placeres oder Bonanza» und gleichen durchaus nicht den Minen. Placeres, eben s» reichhaltig, als der am! Sakrament», wurden schon früher in diesem Land« entdeckt. „Wer soll ich denn sonst sein, wenn nicht Mexi kaner?" sagte er zu mir; „Jedermann weiß, daß Rafael Quirino der König der Goldsucher, in Californicn in der Nähe des Hafens von San Francisco geboren ist." Diese Antwort erklärte mir die Emphase, mit der Quirino mir seinen Namen genannt; auch erinnerte ich mich jetzt dieses Namens, den ich im Jahre 1845 während meines letzten Aufent haltes zu Monterey ost hatte aussprechen hören. Der Mann, den ich vor mir hatte, war also nicht nur kein Wahnsinniger, sondern im Gegen- theil ein seltener und merkwürdiger Typus jener kühnen GambusinoS,*) welche unbekümmert die großen Einöden Neu-MexikoS durchstreifen, dem skalbirenden Indianer, den Schrecknissen deS Hun gers und Durstes, den Zähnen der Tiger und Jaguare trotzend. Die Verzweiflung, welche er gezeigt, al« er von der- Entdeckung des Placer am Sacramento hörte, bewies mir ebenfalls, daß die Existenz, dieses Ortes eine Thatsache sei, und regte das lebendigste Verlangen in mir an, tiefer in diese Sache nn- zudringen. Ich schlug ihm vor, eine Eigarre in meinem Zimmer zu rauchen, was er ohne weitere» annahm. Daß er Jemand angetroffen, der die nämliche Sprache redete wie er, schien ihm ei» wahres Vergnügen zu machen. „Verzeihen Sie mir, Sennor Quirino, di« Frage, die ich an Sie richte," sagte ich zu ihm, als wir uns in meinem Zimmer befanden, „und glauben Sie, daß nur Interesse und nicht Neugier sie veranlaßt. Wie kommt es, daß Sie sich zu Neu-Oeleans befinden?" „Wenn Sie es wünschen, so sollen Sie den Grund davon in wenigen Worten erfahren." „Sie würden mir viel Vergnügen machen." „So hören Sie. Vor sechs Monaten traf ich in Caltfornien bei einer Gesellschaft Amerikaner die Sennorita Annette und ihre Mutter. Ich verliebte mich auf der Stelle gänzlich in die Toch ter unserer jetzigen Wirlhin. Ich war zu dieser Zeit so trunken.vor Freude, denn ich hatte gerade den Placer am Sakraments entdeckt, daß ich ohne ') Cambufino. eine Benamung. womit «um tn AcUi- f»rnien und S»nor« den Goldsucher bezeichnet.