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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.08.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050825021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905082502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905082502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-08
- Tag 1905-08-25
-
Monat
1905-08
-
Jahr
1905
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U2 « « r» k- Die Referate üver die gegenwärtige gewerbliche Lage hatten bl« Herren Schuhmachenneister K n ö s e l - DreSoen-Ptauen und L o r e »;-DreSden-Striesen übernomme». Ersterer leitete sein Referat mit einem das Lchuhiiiacherclend ergreifend schildemden Gedicht ein Er begrüßte es mit Freuden, daß die Lohnbewegung der Gehilfen und ihr Erfolg endlich den Anstoß dazu gegeben habe, mng , , chem sich der Schuhmacher heutzutage von Jugend auf bewege V Armut und nichts als Armut Ein Sohn nur halbwegs de- mittelter Eltern werde heute nicht Schuhmacher, soviel stehe fest So komme der Lehrling aus dem Elend zu Hause in das Elend der Meisterwerkstatt, wo es meist auch nicht viel zu brechen und ur beißen gebe. Wer trage aber die Schuld an viesrni Elend? Zu einem großen Teile der Schuhmacher selbst. Der grüßte Krebsschaden des Gewerbe- sei die Schleuderkonkurrenz. Dh»e „ch die Selbstkosten genügend zu berechnen und ohne sich einen Ueberbltck zu verschaffen, ob er sich durch ein solches verfahren »icht am meisten schädige, unterbiete immer ein Meister den anderen, namentlich im Preise der Reparaturen, ja, er führe wohl gar aus ..Geschäftskulanz" kleinere Reparaturen umsonst aus, nur damit er dem anderen möglichst viele Kunden wegschnappe. Die Lohne seien seit 40 bis 50 Jahren in» »und 100 Prozent gestiegen, dadurch habe sich aber »icht etwa die Lage der Gehilfen ver bessert. »ein, nur die Herstellungskosten seien so viel teurer ge worden. Die Preise aber für fertige Schüttwaren und Repara turen sind nicht tm entferntesten in einem entsprechende» Perhält- »is gestiegen. Daß wirklich eine unsagbare Not in, Schuhinacher- gewerbe vorliege, daß wisse ohnehin schon bald jeder, der etwas nn öffentlichen Leben orientiert sei. Wer es aber noch nicht wisse, dem gebe am besten der letzte Äewerbekainmer-Bericht Aus schluß. Danach ist von 68 Gewerben das Schnhinacherkandiverk in bezug auf Einkommen das am schlechtesten gestellte. An durch schnittlichem jährlichem Einkommen beziehen, uni eine Anzahl von Gewerben heraus, „heben, die Brunnenbauer 11000 Mk., die Büchsenmacher 5000 Mk., die Schornsteinfeger 4400 Mk.. die Fleischer 3300 Mk , die Hutmachcr 2300 Mk., die Tapezierer 1800 Mk., die Schneider 1300 Mk.. die Schuhmacher > 100 Mk.! Angesichts solcher ianunervotleii Verhältnisse forderte der Redner die Kollege» auf, einmütig zusaiiimenzusteheil und Hand in Hand an der Besserung der Lage des Schnhmacher- gewerbes initzriarbeiten. Der zweite Redner des Abends, Herr Lorenz- Striesen, führte an der Hand eingehenden, sorgfältig znsamniengcstellteii statistischen Materials aus. wie sich zahlen mäßig die Lage eines mittleren und kleineren Schuhmacherci- betriebes gestaltet. Der alleinarbeitende Meister könne täg lich in einen, Reparaturgeschäft hochgegriffen für etwa 10 Mk. Arbeit leisten. Davon gehen ab etwa 4 Mk. Auslagen für Rohmaterialien, Geschäftsspesen täglich etwa 1,20 Mk.. steuern usw., sodaß nur ein äußerst geringer Verdienst Kommt hierzu noch der Gescllenlohn, so kann nach der Berech it allen Betriebsmethoden vertraut gemacht. Ueberall werde» » neuesten Maschinen und Apparat« verwendet; was dem Be- sucher aber smart aufs angenehmste in die Augen stickt, daS ist die peinliche Sauberkeit, dre in alle» Räumen herrscht und der sich vor allem auch jeder Arbeiter und jede Arbeiterin befleißigt. Infolge dieses Umstandes kann »ran auch dl» Erzeugnisse von Hartwig u. Bogel mit dem größten Appetit genießen, denn bessere Vorkehrungen für die reinlichste Herstellung aller Waren sind kaum noch denkbar. Die Mitglieder bekamen nacheinander zu sehen, wie die Schokolade geformt und die verschiedeirsten Figur«» gefertigt werben. Dann besichtigte man die Kakao- bohnen-Rösterei und Entölung der Kakaobohnen, au» denen bis zu 48 Prozent Oel gepreßt wird. Interessant war ferner di« Trockenanlage für die fertige» Sachen, sowie die Anfertigung der Karamel«« und die Marzipan-Abteilung. Weiter lernte man die Waffelbäckerei kennen, ebenso die Aiitomaten-Abteiluna, worin die Firma Hartwig u. Vogel bekanntlich tonaiigebeud ist. Hi» ganzen sind in der Fabrik, die begreiflicherweise auch, ihrem gewaltigen Umfange c»tspreche»d. über eine außerordentlich große Dampsmaschmen-Anlage verfügt, gegeu 2000 Personen be schäftigt. unter denen das weibliche Element vorwiegt. Mil Dank gegen die Firma und die Herren, die sich in so eingehender Weise die Führung hatten angelegen sein lassen, schied der Verein, um sich dann noch einige Stunden in geselliger Weise im „Zchweizerhäuschen" zu versammeln. —* Bei dem Mittwoch früh behufs Wegebau nach Edle Krone abgerückten Pionierkommando ereignete sich lewer ein bedauerlicher Unglücks? all. indem einem Pionier beim Bciuiuscillen die Axt ausrutschte und tief in den Fuß eindrang. Der schwerverletzte, ein im zweiten Dienstjahre stehender Mann, wurde durch zwei Gefreite per Bahn bezw. Droschke in die hiesige Kaserne transportiert. — Hm Naturtheater des Verein» BolkS- wol> l > in Heidepark wurde Sonntag, den 20. August, nach mittags 4 Uhr. daS Schauspiel „Preciosa" zum zweiten Male auf- geführt. Wiederum war das Naturtheater bis aus den letzten Platz mit Zuschauern gefüllt, welche trotz der ungünstigen Witterung dis zu», Schlüsse der Ausführung ausbcnrten und Darsteller. Musiker owie die Mitglieder des EhorgesniigvereiiiS „RieseiisLiederaarte»" mit wohlverdientem lebhaftem Beifall auSzeichiiete». Auch diese zweite trefflich gelungene Darstellung zeugte von der tüchtige», umsichtige» Leitung dcS Herr» Theatcrdirektors Emil Eonrad. Sonntag, am 27. August nachmittags 4 Uhr wird daS vieraktigc Lustspiel : „Ter Pariser Taugenichts" von Dr. Carl Töpfer zur Darstellung kommen. —* Polizeibericht, 34. August. Am 8. d. M. wurde zwilchen Sachsenhausen und Oberrad in der Nähe der am Main .... gelegenen Gerbermüble ein 1 bis 2 Monate alles lebendes übrig bleibt.! K i n d weiblichen Geschlechts in einem Bohneufelde aus. ein solch minimaler sein, daß von einem eigentlichen Nutzen nicht die Rede sein könne. Ein Ausgleich kann nur erfolgen auf Kosten der Solidität durch Verwendung minderwertigen Materials. Dabei sei es durchaus kein Vorteil, wenn ein Meister viele Gesellen beschäftigen müsse. Das Wort „die Menge muß es bringen", gelte hier durchaus nicht. Nickt die Masse, sondern die vrozentuale Höhe des Verdienstes schasse die bessere Lage. — An die Vorträge schloß sich eine lebhafte Debatte, in welcher alle Redner sich zuitimmend äußerten und eigene Erfahrungen schil derte». Auch der Gehilsenvertreter, Gauleiter Hermann, mel- dcte fick zum Wort, polemisierte aber so hestig gegen einzelne Mitglieder der Innung, daß er zur Mäßigung ermahnt werden mußte. Er gab im übrigen der Ansicht Ausdruck, daß es für die Meister auch nur von großem Vorteil sein könne, wenn die Abmachungen mit der Gehilfenschaft eingehaiten würden. Zum Schlüsse wurden, nachdem auch noch Herr Indinger-Leipzig seine bereits aus dem Jnuunastage cm vorigen Jahre erörienen An sichten über das Genossenschaftswesen dargelegt hatte, die An wesenden ausgesordert, sich im Interesse der Besserung ihrer Lage einer der beiden hier bestehenden Vereinigungen anzu- schlleßeii. Die neuen Prcisiariie werden nächstens heraus- gegeben werden. Schließlich nahm die Versammlung ein- stimmig folgende Resolution an: „Die am 23. August 1905 im Saale der Zentralhalle versammelten über 1000 selbständigen Schuhmacher Dresdens erklären einmütig, daß ihre jetzige Lage infolge der durch Schmutz- und Schleuderkonkurrenz' herab- gedrückten Preise, desgleichen durch die bedeutende Preis erhöhung aller Ledersortcn, ivmie die höheren Arbeitslöhne für Gehilien eine sehr ernste, gedrückte, ja fast baltlose geworden ist. Tie glaubhafteste Garantie hierfür bietet der letzte Gewerbe- kammerbericht des Bezirks Dresden, welcher unter 68 aufge- führten Gewerben das Zchuhmacherbandwerk seinem Einkommen nach au allerletzter Stelle nennt. Nach gemeinschaftlicher genauer Berechnung erklärt die Versciminlnng. daß cs die aller höchste, dringendste Zeit iit. die P r e i s e für gelieferte Arbeiten nach Maß und für Reparaturen um 10 bis 15 Prozent zu erhöhen. Gleichzeitig bittet die Versammlung ein hoch- geehrtes Publikum, diesen Preisausschlag als einen Akt dringcndster Notwendigkeit anzucrkennen und die wlide, ehrliche Arbeit unterstützen zu Helsen. Jeder Teilnehmer der Versammlung wird dringend ermahnt, bei solider Arbeit nur bestes Material verwenden zu wollen und alle unlauteren, billigen PreiSankündignngcn, die darauf berechnet sind, daS Publikum zu täuschen, zu unterlassen. Die Fünfzehner- Kommission. —* Der Verein Gew erstreikender Dresdens unternahm am Montag nachmittag eine Exkursion in die hiesige Schokoladenfabrik von Hartwig u. Vogel ans der Nosen'iraße. Die sehr zahlreich erschienenen Teilnehmer wurden in vier Grupvcn durch die weitausgedehnten Fabrikanlagen geführt und gesunden. Das Kind ist anlcheinend von einer 28 bis 30 Jahre alten Frauensperson dort ausgesetzt worden. Eine zurück- gelassene Einschlagdecke trägt das Zeichen H. X. Etwa Be kanntes iiber die Kindesmutter erbittet die Kriminalpolizei. - Aus, der Scicilhausener Straße wurde am Mittwoch früh ein Kutscher von seinem Lastwagen überfahren und schwer ver letzt. Er wurde in das Friedrichstädter Krankenhaus aus genommen. — In Vorstadt Köditz stürzte am Dienstag vor mittag ein Dienstmädchen beim F e n st e r r e i n i g c n aus dem l. Stockwerke in den Hof und zog sich eine Verstauchung des Rückens zu. Die Verunglückte fand Aufnahme im Friedrich- städter Krankenhause. — Aus Schwermut erhängte sich am Mittwoch früh m der Leipziger Vorstadt in ihrer Wohnung die Ehefrau eines Gewerbetreibenden. — In dem Unbekannten, der sich am 22. d. M. in den königlichen Zwingeranlagcn er schollen hat, ist durch die von der Leiche genommenen Finger- aborücke der Former Gustav Max Richter, 30. August 1376 in Strehlen geboren, erkannt worden. Das seit einiger Zeit hier eingctührte Fingerschauoersahren jDaktyloskopiej hat zur Fest stellung der Person unbekannter Toter, auch Geisteskranker, schon mehrfach gute Dienste geleistet. —* Heute vormittag nach A10 Uhr wurde die Feuer- wehr durch den automatischen Melder am Stadt-Irren- und Siechenhanse nach dem Grundstück Peterstraße40 ge rufen, wo in einer Küche im 3. Stock, infolge Explosion eines Petroleumkochers, Feuer entstanden war. Dieses richtete an Küchengercitschasten und Gebäudeteilen Schaden an, konnte aber bis znm Eintreffen des Löschzuges von den Bewohnern unter drückt werden. —* Die in Bühlau als vermißt gemeldete Gärtners- Ehefrau Hauschild ist am Dienstag abend in Dresden ausge- fundeii worden. -- Aus das am Sonntag am Schluß der Haupt-Sitzung des SanitätSkvlouneiitages in Bautzen an Kaiser Wilhelm ab- aesandte Huldiguiigstclegramm ist beim Kolonneiifiihrrr Herrn Bruno Beutner folgendes Kaiserliche Aiilivorttelegramm ein- gcgangen: ..Potsdam, 23. August 1905. Sc. Majestät der Kaiser und König lassen für das erneute Gelöbnis der Treue bestens danken. Aus Allerhöchsten Befehl der Geheime KabiuetlSrat v. Lucanus." — Amtsgericht. Die ledige Schneiderin Lina Meta Strech verfiel aus Vergnügungssucht in sträflichen Leichtsinn. Wege» Diebstahls schon einmal mit 4 Tagen Gefängnis vor- bestrast, ließ sie sich das nicht zur Warnung dienen. Sie wohnie bei ihren rechtschaffenem: Astern. die sie keine Not leiden ließen. Hinter deren Rücken bestellte ,,e sich '»rz Pfingsten bei einer Schneiderin ein Kleid, bei einer aiwerru ;wcr Blusen, alles sollte aus das Feinste gemacht werden, Zie bezahle olles". Ihr Vater sei besserer Beamter, der ihr Musikstunven und fremdsprachlichen Unterricht geben lasse. Hüte verschaffte sie sich von zwei Modistinnen, die sie angeblich zu einem Begräbnis um einen Hut anborgte, den fix sofort wieder bringe» wollte; die Leihgebühr versprach sie hinterher entrichten zu wollen. In jedem Falle Patte sie sich einen anderen Namen beigelegt. Auch ein Zahnarzt zahlte zu den Geschädigten. Dieser hatte ^ Beurteilung ihre» Verhaltens nicht zu. sie wird daher zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt. — In geheimer Sitzung wird gegen den 85 Jahre alten Privatmann Paul Georg Küblel wegen Vornahme unzüchtiger Handlungen vor Schulkindern in zwei Fällen verhandelt Der Angeklagte, der hochgradig nervös ist, ist wegen Vergehen» gegen die Mit- llchkeit vorbestraft. Diesmal erhalt er L Monate Gefängnis. - Der 22,übrige Kaufmann Ferdinand Kurt Meier leierte am 6. Juni vorigen Jahre» ,n einer Lübtauer Schankwirtschost seinen Geburtstag, wozu er einig« Freunde eingeladen hakt,. Bon emem letzt im Lande-gefangm« zu Bautzen untergrbrachten Freunde wurde der Festgchrr als der Sohn des ..reichen Meier" vorgestellt, worauf der Wirt Vertrauen zu dem Auftraggeber fable, leinen Worten, daß sofort bezahlt werde, Glauben schenkte und chm kreditierte. Meier selbst verkehrte m der Zeit von der Bestellung und der Geburtstagsfeier noch in dem Lokal und renommierte mit einer größeren Geldsumme, die er in den nächsten Tagen erhalten würde. An der Geburtstagsfeier wnroe nicht nur Bier, sondern auch Wein gereicht: als die Festst,' unbescholten ist, kennzeichnet sich als versuchter Betrug mit Rück- sicht auf die von seinem Freunde auSgesührte Einwirkung. DaS urteil lautet auf 2 Wochen Gefängnis. — Der 85 Jahre alte vorbestrafte Buchbinder Hans Eugen Werner erhält wegen Ver- Übung ruhestörenden Lärms und Beleidigung von Polizeiorganen 6 Wochen Gefängnis und 3 Tage Hast. — Der Handarbeiter Franz Oskar Escher belästigte am 37. Mai aus der Kcssels- dorser Straße eine a» ihm vorübergehende Frau in unsittilcher Weile: er wird z» 40 Mk. Geldstrafe oder 8 Tagen Gefängnis verurteilt. Die Oessentlichkeit während der Beweisaufnahme ist ausgeschlossen. — Wegen Beschimpfung arbeitswilliger Mädck)«n und Frauen der Zigarettenbraiiche werden verurteilt: dle Ziaarettenarbeiteriilneil Frida Anna Müller. Ella Klara Müller, beide lind Schwestern und in Bannewitz wohnhast, sowie deren Cousine Olga Hilda Wolf in Dresden und der 36 Jahre alte Arbeiter Friedrich Bernhard Müller zu je 15 Mk. Geldstrafe oder 3 Tage» Gekängilis, die Zigarettenarbeiterinnen Ernestine Auguste Krctzschmar geb. Herrmai,» und Auguste Karolinc Michael geb. Listige zu je 1 Woche Gefängnis. — Im Atsidästadereiid« de« K u l«u « m i n t lt« riu m « lind zu belesen: die „veile Scbulllelle an der r>ir»I»ul« ,u ZlcbvvvaL. Außer freier ÄmtSivodnunq 1200 M. vom Sibutdlenlte, 180 M. verlönltL« Zulage, 8N M. sttr dt« Vertretung de» Ktrchsidullebrers und 88 M. für anteiligen Unterricht tn der Fortbildungsschule. Bewerbungen bt» 28. August an di« Köntgl. v«ztrk«schulu>lpettton in Döbeln: — die neuerrichtete LebrerfteU« an der fech-ttalligen etnsachen Volkolchule ,u Boridors. Grunagebalt 1200 M.. Löchtlaebnlt 20N0 M.. Wob»ung«aeld 228 M. Gesuche bt« 0. Sevtember au den König!. BeztrkStchulinspekior Dr. Michel tn Grimma: — eine Lelnerltelle tn SNeiau. Ansa»g«gel>alt einschließlich Wobnuagsgel» lsac» M. Söctiftgedall 2800 M. Gesuch« dt« o. Levtemder an den w«> meinderat in Vielau; — zur vikariatweise» Verwaltung einer Lehrerltellc in Pegau ein SchuianitSkandidat gesucht, der bereit« den 1. Sevtember an- ireten möchte Inbre«gel>glt bei Einschließung de« WobnungSgrldeS 1200 M. Gesuche umgebend <,n de» Aiadlral zu Pegau; — die Michaelis 1908 zu begründende 2. Lebreestelle i» Pockau. Einkommen 1200 M. Grundgebal«. lka M. WovnungSgeld sür einen unverdeirateten und 280 M. für einen verbeiratele» Lebree. außerdem von Otter» 1908 an bi« aus wettere« l00 M. sür Vertretung de« AirchschullebrerS im Kirchendienst. Bewerbung«, gesuche dt« «. September an den Königl. Bczirksschutinspektor tn Mästen der«. TageSllcschichte. eine Tie Frieden-Verhandlungen in Portsmouth. Die Friedenskonferenz tagte gestern, »vie bereits kurz gemeldet, bis 12V« Uhr mittags. Offiziell wird erklärt, in der Vormittags-Sitzung der Friedenskonferenz seien Mei nungsverschiedenheiten bezüglich des Wort lauts des Protokolls entstanden, Es wurde dann be schlossen, das Protokoll im ganzen zu verlesen und über die strittigen Punkte i» der Konferenz zu entscheiden. Diese Arbeit war bis zur Mittagspause noch nicht vollendet. Die Nachmittags- Sitzung begann 20, llür und dauerte 10, Stunden, sodann wurden die Beratungen bis Sonnabend vertagt. Die Unterschrift der Protokolle der Friedenskonferenz ist noch nicht ganz erledigt. Vier Nummer» wurden unterzeichnet. Nummer 7 wird wahrscheinlich verschoben. Drei Punkte werden noch in Betracht gezogen. Japan machte einen Vorschlag, welchen Witte als die alte Bedingung in anderer Form bezeichnete. Er erbat sich Zeit, um schriftlicl^ antworten zu könne». Japan hat in dem Vorschläge, der bis iL-o»»abe»d zu entscheiden ist, eine Million Pfund Sterling verlangt. Ferner wird vor- aeschlagen. Rußland solle die Hälfte Sachalins für 1200 Millionen Mark zurückkaufen. Japan wird auch Artikel 10 und 11 ausgebeil. ES scheint, daß der Ko in Promißvorschlag des Prä sidenten Roosevelt offiziell der Friedenskonferenz gestern nicht unterbreitet worden ist. Roosevelt hat sich aber die Zu stimmung Japans gesichert, und in offiziellen Kreisen hieß es gestern allgemein, das Kompromiß würde der Konferenz als japanilcher Vorschlag vvrgeleat werden Fast alle Mitglieder der russischen Mission sind persönlich für die Annahme des Planes des Prä sidenten Roosevelt, da er einen ehrenhaften Weg zum Frieden bietet. Zur Flkischtcucrung. Der Magistrat in Göttingen beschloß, wie die amtliche ^Göttinger Zeitung" meldet, gemeinschaftlich mit alle» hannover schen Städten eine Eingabe zur Linderung der Fleischnot an die wir, daß oer Wettbewerb, der sich da ankündigt, durchweg mit lauieren Mitteln durchaerochten »erden und überall oer echten Kunst zum Heile gereichen werde. Freilich steht diese schöne Hoff nung sür den Kenner der Verhältnisse ans unendlich schwachen Füßen. Zwar, wenn wir den wundervollen Ankündigungen glauben dürften, die Berlins Musenväirr, vom General-Jnten- danten Georg o. Hülsen an bis zum Leiste der letzten Ichwunk- öühne herab, veröffentlichen lassen, dann ist der nahe Anbruch einer neuen, großartigen Kiinsrära, wenigstens auf unseren Bühnen, ganz sicher. Alljährlich um diese Zeit bringen die Ber liner Zeitungen mit einer naiven Gutmütigkeit, die man ihnen eigentlich gar nicht Zutrauen sollte, diese Mitteilungen, in denen uns von den Theaterkanzleien für den kommenden Winter die verlockendsten Dinge verhießen werden: je ein Dutzend Neu heiten, Einstudierungen, Gastspiele berühmter Größen und der Himmel weiß, was noch. Aber nicht nur der Himmel, sonoeru auch jeder kundige Sterbliche weiß genau, daß es in oer rauhen Wirklichkeit ganz anders kommen wird. Von allen schönen Plänen pflegt der schönste Teil auf depi geduldigen Zeitungs- vapier stehen zu blerben. Der andere Fird allerdings — leider! wie man meist sagen muß, zur Aussuhrung gebracht. Besieht nian sich dann am Schluß der Spielzeit den Schaden und ver gleicht man ihn mit den oorausgegangencn Verbcißunaen. dann iuft man wohl wehmütig mit Schiller aus: „Was sind Hoss- uungen. was sind Entwürfe!" Wir fürchten lehr, oaß eS am Ende der Spielzeit 1905/06 nicht viel anders sein wird, obwohl diesmal einige Aussicht auf ein etwas besseres Ergebnis vor handen zu sein scheint. Da ist zunächst der immerbui verheißungsvolle Direktions- Wechsel im Deutschen Theater. Max Reinhardt, entschieden der klügste und geschmeidigste aller Berliner Bühnenherrscher, har zu icinein Neuen Theater noch die Leitung dieser von Pr.nl Lindau arg hernntergewirtschasteten Bühne übernommen. Er rückt damit seinem Hauotkonkurrenten Otto Brahm, dem i-etzigcn Direktor des Lessing-Theaters. noch dichter ans den Leib. Es wird einen frischen, fröhlichen Kulisscnkrieg zwischen den beiden geben, unv den Sieg dürfte in diesem Falle allerdings die wahre Kunst davontragen. Wir werden in der nächsten Zeit zwei aller erste Prioal-Theatcr besitzen. Mit guten Erwartungen darf man auch der Eröffnung der Neuen Komischen Oper entgereusehen. seren Direktor. Hans Gregor, trotz seiner bedenklichen Vorliebe sür eine nicht immer geschmackvolle Reklame doch das Zeug oazu zu haben scheint, neues Lebe» in unsere arg versumpsten Opern- Verhältnisse zu bringen. Die Sache muß ganz groß angesaht werden, da unsere Königliche Oper mit ihren reichen Mitteln, ihrem hervorragenden Orchester und ihrem noch immer sehr tüchtigen Personal, namentlich aber mit ihrem Wagner-Monopol, einen gewaltigen Vorsprung vor jedem Privatunternehmell yat. Aus diesen Gründen ist bisher noch jede zweit« Oper in Berlin nach kurzer Frist verkracht oder zur Bedeutungslosigkeit zu sammengeschrumpft. Der Neuen Komischen Oper darf inan aber wohl ein günstigeres Schicksal zusprechcn. Sie hat sich zunächst ein neues, schmuckes Haus an der Weidendaminer Brücke, nächst dem Bahnhofe Friedrichstrabe, also in günstigster Lage, erbaut. Das Personal, mit dem sie aus den Plan tritt, enthalt Namen von bestem Klang, jo u. a. den vortrefflichen Baritonisten Bertram. Sie verspricht zahlreiche Opern, die uns die Schwer fälligkeit des Königlichen Instituts hartnäckig vorenthalten hat, auszusühren. Orchester, Chor und Ausstattung sollen groß- städtischen Ansprüchen durchaus genügen. Man darf also Gutes hoffen. Minder hochgespannt sind die Erwartungen, die sich an den Direktionswechsel im Berliner Theater knüpten. Hier ziehr Ferdinand Bonn ein, der den Ehrgeiz hat, Schauspieler, Violin virtuose,, Dichter und Direktor in einer Person zu sein. Ta er seine schon« Gattin veranlaßt hat, ebenfalls zur Bühne zn gehen, io liegt allerdings die Befürchtung nicht fern, daß das Berliner Theater demnächst ein Bonniches Familientheater werden wird. Ein boshafter Mensch Hot bereits den Theaterzettel der Er- öfsnimgsvorstellunq vorauSaeahnt: „Ich! Schauspiel mit Geigen- bcgleitung von Mir. — Ich — Ferdinand Bonn' Sic — Frau Direktor Bonn." Ganz so schlimm wird cs hoffentlich nickst kommen. Jahrzehntelang war der Beginn der Berliner Theater vorstellungen in der Regel aus 7 Uhr festgesetzt. Ausliahmswei'e singen sie bei Stücken von ungewöhnlich langer Dauer bereits um 61s.' ja sogar um g Uhr an. Denn der solide Bürger dielt daraus, spätestens um 10 Uhr das Theater verlassen zu können, wenn er sich auch nickst immer sofort nach Haus begab. All mählich wurde der Tyealerbegiiin auf 7bsi Uhr und mitunter sogar auf 8 Uhr hinausgerückt. Jene solide kleinstädtische Ae» wöhnheit paßte nicht mehr i» die neuen Verhältnisse. Die Wege waren weiter geworden. Auch hielt man mehr daranß für den Theaterbesuch Gesellschastskleldung anzuzlehen. Nun er scheint aber selbst die achte Srunde vielen noch zu früh, und «in Berliner Theater kündigt bereits an, daß eS seine Vorstellungen in der nächsten Spielzeit regelmäßig erst um Uhr beginnen lassen werde. Es sollte uns gar nicht wundern, wenn diese Neuerung sich bald allgemein «inbürgern sollte. S>H wird cs auch den Ge schäftsleuten. die bisher nur ap den Sonn- und FeiertagLN die Theater besuchen konnten, fortan ermöglichen, dies auch an den Wochentagen zu tun. Allerdings hätte diese Neuerung auch ihre bedenkliche Seite. In Berlin geht man meist vom Theater nicht gcradeswegs, sondern auf dem oft sehr langwierigen Um wege über ein Restaurant, mitunter auch noch über ein Cafö nach Hause. Sind nun die Theateraufführungen erst, wie in Paris, gegen Mitternackst zu Ende, dann wird die schlechte Sitte, erst dann ins Bett zu gehen, wenn die Bäckerjungen und Zeitungs austräger ihre Nundgänge beginnen, immer weiter um sich greifen. Das „berühmte" Berliner Nachtleben wird damit einen neuen Aufschwung nehmen, nicht eben zum Besten der Gesund heit und des Wohlbefindens der Nachtschwärmer. Und dann die armen Bühnen-Angestellten, die dadurch bis in die Nacht hinein beschäftigt sein werden! Indessen, solche Erwägungen werden nicht eine Aenderung verhindern können, die sich als geschäftlich vorteilhaft erweist. Denn die meisten Berliner Theater sind längst in erster Linie Geschäftsunternehmungen, bei denen, wie der selige Engel von Kroll, der mit der Recht schreibung aus schlechtem Fuße stand, zu sagen pflegte, „Ver dienen" mit einem großen F. geschrieben wird. Daß mit der neuen Berliner Spielzeit neue Theaterprojekte in Hülle und Fülle auftanchen, ist längst ein« alljährlich wieder kehrende Tatsache. Es ist nur ein Glück dabei, oaß die meisten dieser hochstiegenden Pläne aus dem Papiere stehen bleiben und nie zur Wirklichkeit werden. Da es hier nie an beschäftigungs losen Direktoren, Dramaturgen und Oberregisjeuren fehlt, auch an Grundstücks - Spekulanten kein fühlbarer Mangel ist, noch weniger aber an einem irgendwo in Berlin oder um Berlin herum brachliegenden größeren Terrain, das sich wohl sür einen Theaterbail eignete, so ist «in solches Projekt ebenso schnell auS- gearbeitet. wie es plötzlich wieder in der Versenkung verschwindet. Immerhin scheint eins letzt ernste Aussicht auf Verwirklichung zu haben, und zwar ein ebenso eigenartiges wie interAanteS. Man will ein — „Gastspiel-Theatcr" bauen, nämlich ein Theater, das ausschließlich an gastierende Truppen auf Wochen oder Monate vermietet werben soll. Der Plan ist gar nicht übel ersonnen und dürste einen guten Erfolg haben. Immer mchr wird Berlin von gastierenden italienischen, französischen, russi schen und anderen fremdländischen Ensembles ausgesucht. Immer schwieriger wird eS diesen, ein geeignetes Unterkommen zu finden. Selbst die Düse war im vorigen Winter genötigt, mit ihrer Truppe in dem abscheulichen Kasten des sogenannten National- theaters zu spielen. Ein Bedürfnis ist also unzweifelhaft vor- Händen, und die klugen Unternehmer würden mit ihrem „Gast- spieltheater" wohl auf ihre Rechnung kommeir.
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