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- 1036 - Allerlei für die Frauenwelt. Natürlichkeit und geziertes Wes -n. Ha,t jeder Mensch besitzt gewisse Eigentümlichkeiten, die, teils angcvore». teils vererbt über anerzogen, im Verkehr mit anderen mehr oder weniger henwrtrete», mehr oder weniger angenehm oder unan genehm berühren. Zu den unangenehmsten Eigentüuüichkeiten gehört die foge,raunte Asjektiertkieit, d. h- das absichtlich gezierte «instudiert« Wesen und Benehmen eines Menschen. Wie viel höher, achtungs- und l'ievensiverter würde uns so mancher Mensch erscheinen, würde er sich wirklich geben, wie er in der Tat ist, würde er nicht streben, mehr zu zeieen. als er besitzt, sowohl an Geist, wie an Gemüt! Aber die unglückselige Assektierthcit. die ihm gleichsam zur zweiten Natur geworden ist, halt sein ganzes Leben im Banne der Unnatürlichkeit, ja Unwahr- heit, gelangen. Wie viel liebenswerter würoe er uns erscheinen, wollte er seine Persön lichkeit in ihrer ursprünglichen Eigenart, wie sie ist, ohne jede entstellende absichtliche Zu tat, ohne diesen Aufwand von Zwang mehr in den Vordergrund treten lassen! — Schon in der ersten Kindheit ist cs Pflicht aller aewissen'hasten Eltern und Erzielter, dem Triebe der Verstellung energisch entgegen- ^arbeiten, den Hang zu Ucvertreibung zu dämpfen. Die Erziehung darf hingegen nicht durch falsche Grundsätze Verstellung und Affektiertheit hervorrulen, sie muh vielmehr die in der jungen Menschenfeele schlummern den natürlichen Eigenschaften wecken, sich frei entwickeln lassen! Besonders in der Er- ziehuiig der weiblichen Jugend werden viele Verkehrtheiten, ja, Sünden begangen. Ein aut Teil derselben besteht in den« unaufhör lichen Tadeln, dem unablässigen Korrigieren jeglichen ursprünglichen Tuns der ihrer Db- kmt ailvertrauten jungen Mädchen, die die Hülle köstlichen Frühlings - Reichtums an Einrflndunc.cn überall zu beschneiden suchen. Diese armen, jungen Wesen wissen, wenn sie den ewig - forschenden Blicken ihrer Er- zicherinnen. d, h. ihrer Mütter zumcisk, aus- gesetzt sind, nicht mehr, wie sie sich benehmen, wie sie sprechen, sich beivegen sollen, wie sie etwas anfangen oder aufassen sollen, ob sie etwas tun oder unterlassen, ob sie die Augen heben oder Niederschlagen sollen, über haupt was der vermeintliche gute Ton er fordert und gebietet oder unterfagt, In der leien Besorgnis, sich gegen die Anforderu»- gen des sogenannten guten TonS z» vergeben, werden sie besangen, ungelenk! 'Das ewige, gefürchtete: ,,Es fchickt sich nicht!" macht tie unsicher, schüchtert sic ein, beengt ihre sreie Entfaltung; sie fürchten, sich frei zu äußern, sic hängen gespannt an den sie unausgesetzt beobachtenden Blicken ibrer Mütter, ob m denselben Billigung oder Mißbilligung ihres Tuns zu lesen ist, sie machen alles verkehrt, , -.. . ich' gleich reiferes Alter Klärung bringt und da mit die Einsicht, daß Affektiertheit Torheit ist, eine Umkehr ist selten möglich. Affektiert heit läsit nie innere Harmonie im Menschen zeitigen, sie macht unfrei, denn affektierte Perionen müssen immer aus der Hut sein, nicht aus der Rolle z» fallen, die zu spielen sie sich vorgenominen haben. Durch den sieten Zwang, den Affektiertheit auserlegt, wird Gesundheit und Schönheit des Körpers ebenso sehr gehemmt und be einträchtigt, wie die Entwickluiig der Seele. Möchten alle Ellern und Er zieher sich stets bewußt sein, wie viel sie vermögen! Sie l-abeu die Jugend in der Hand und mit ihr die Zukunft des Volkes! Möchten alle Eltern und Erzieher bedacht sein, wie wichtig es ist. unsere jungen Töchter statt zu geschraubten Zierpuppen, zu har monischen Menschen heranzubilden, die be rufen sind, den unberechcnbarsten Einfluß wiederuni auf ein koiiiinendes Geschlecht aus- zuüben! Blochten alle Eltern und Erzieher ihre hohe Ausgabe in ihrer vollen Bedeutung erfassen, daß die ihrer Fürsorge anoerlrauten jungen Weien vermeiden, Falsches und Un- wahres sich anzncignen und mehr die lleöcvzengung gewinnen, daß Natürlichkeit und Wahrhaitiaieit das schönste und Höchste ist, ivaS Bildung verleihen kann und echte Vornehmheit bedeutet- St Thal. Bom Walde. Die Wälder raunen ein Liebeslied, Wenn Lenzwind durch die Wipfel zieht, Ta klingl's so wonnig, klingts so traut Bon Maienzeit, von Lieb' und Braut! Ta rust es laut: „Heraus, heraus Ins hehre, grüne Waldcslx»is!" Dort gehen junge Herzen auf. Dort hemmt das Leben seinen Lauf, Dort slüstert'S einem jeden zu: „Verweile hier in unsrer Ruh'!" Und mild umfängt ihn, sanft und schön, Der Bäume rauschendes Getön. Und weiter wird ihm das Gemüt. Wenn die Wälder raunen ein Liebeslied. Die Wälder raunen ein Traucrlied. Wenn Hcrbstwind durch die Wipfel zieht; Da mahnt cs an Vergänglichkeit. Klingt von entschwund'ner Maienzeit, Da Hrauh es in dem Wipselmeer, Doch freudenlos und liebeleer: Kein Vöglein singt mebr noch vom Baum, Sein Liebessehncn blieb ein Traum. Wie dumpfer, ferner Grabgesang Tönt der geheimnisvolle Klang: Der Wälder Zauber schwand im R» Und schweigend hört der Mensch jetzt zu, Und still er seine Straße zieht, Wenn die Wälder raunen ein Traucrlied. Eugen Reichelt, Rätsel. Eine Rundung ohne Kops Wird zur Frucht, die weiß ist, Diese Frucht dann ohne Kopf Wird, was niemals heiß ist. !^i». Dienotan. den 7. November. Sybold von Isck. Roman von Ursula Zöge von Manteussel. t38. Fo»»etzung,> »Nachdruck verboten l Vor diesem Zimmer, vor der alten Uhr, die so eine kuriose, unvergeßliche Stimme hatte, vor Bops BUd. hatte sich Rose still gcsurchlct. Vamenilicii vor letzierem. Es war vor einem Jahr cliva gemalt worden und hing über dem großen Diwan zwischen den Bildern des Elicrnpaares. Der Maler halte ihn wenig ideal auigejaßr — es war mehr «in kühttblicteuder Jüngling mit krausem Stirngelock, wie der nüchterne junge Sporls- man. als welchen sie ih„ kannte. Aber trotzdem war das Bild sprechend ähnlich, sie batte es immer verstohlen angeblickt, wenn er abwesend war und gemeint, seine Augen folgte» ihr mit lebendiger Bewegung, Und heule ? Maile Trauer und trauriges Staunen zogen in ihr Herz, als sie sich bewußi wurde, daß das Gesürchlcle gar keinen Eindruck aui ge machte. Sie sah zu den Bildern empor — „Vater — Mutter — der Sohn in der Mitte." dachte sic nur, „sic hängen noch genau so," Es gab im Zimmer auch ein anderes, kleineres Porträt, aus welchem die in Jiigendsrische und Glück strahlende» Eltern den damals siebenjährigen Knaben umfaßt hielten wie ein Kleinod, welches ihnen niemand entreißen sollte. Etwa eine Woche später kam eine Karte aus Venedig, an Rose adressiert. „Gruß und Kuß von Papa und Mama." hatte der Lberst daraus gekritzelt. Eine zweite Karre, aus Monte Ecirlo, folgte mit: „Schönen Gruß, liebe Mechthild, schicke uns das Kino am nächste» Dienstag in die Villa, Sie soll uns empsairgen. Ist hoffentlich wieder ganz gut auf dem Damm. Meine Frau grüßt. Günther." Man beriet nun, was zu tun ser. Dieser oute Günther ist immer >o unzureichend in jcincn briejlichen Miltei- luugeu, WaS sollte denn das hießen? Dienstag hinschickeu' — Tante Ulrike erbot sich als Begleitung. Sie wollte Rose in der Villa abliejerii. welche laut der Frau Landräiiu die „Tclwicgermuiter" mit so protzenhaslem Luxus eingerichtet hatte. Mir der Base Elise dies mündlich zu erörtern, war für die gute Tante keine ganz reizlose Aussicht, Auch wie iiu, Nike zur Sache stellte — ach, sie wird wohl noch verbitterter ausseheu wie sonst. Diese drei beklagenswerten Mädchen, die keine andere Beschäftigung kennen, wie aus die Ebe naricii, die nicht kommen will! — Nme packle mit Hilfe der Kammcrsungfer ihren Neisekorb, legte mit wehmütigem Lächeln all die Bab>,llcidcheii hinein, in denen Mechthild sie zu Beginn angeputzl hatte wie eine reizende Puppe, zog ihr graues Wollkleid an — das letzte, was Mechthild ihr geschenkt hatte, und saß dann still im Fenster ihres Stübchens, aus -den Wagen warten?-. Es war ein kalter Tczembcrtag, Grau hing der .Himmel über den Tüchern und dem alten Turm und einzelne Schneeflocken wirbelten durch die Luft, Tas klagende Schreien der Dokilenstimmen klang bis hierbei, es war für Rose mit der Wildecks mit Bons Turmwarle, mit ihrem ganzen Leben hier identisch geworden! Ter Abschied war hastig, und niemand wußte recht, was sagen, am wenigsten der Hausherr, der es noch nicht recht begriff, weshalb dieses dunime kleine Kind nicht seine Schwiegertochter hatte werden wollen. Dann s»l,r sie im geschlossenen Wagen, neben Tante Ulrike sitzend, noch einmal durch den Turnierhos hinaus in die entblätterte Kastanienallee, an all den hohen Maliern und schmucken, mit Gärten versehenen Häuschen vorbei, aus deren Fenstern manch grüßendes Gesicht dem Wagen nachblickte, Ter Gärtner hatte ihr einen kleinen Blumenstrauß überreicht und die Frau Oberinspektor Weidcnbach hatte es sich nicht nehmen lassen, ibr ein Körbchen mil einer magenstärkenden, ,selbslgebrc»itcn Essenz in die Hand zu drücken und sic zu küssen und sich die Augen zu wischen. An der Eisenbahn - slaiion biell der Zug nur eine Minute, Tie Tante erklomm mit ihrer 'Hutschachtel und Reisetasche etwas keuchend ein Abteil und Rose saß ihr schweigend gegenüber, von Ze-it zu Zeit ihr Gesicht ans den Blumenstrauß senkend. Ein herber, starker Geruch entströmte den goldbraunen und weißen Ehrlisanthemen, „Zerdrücke die schönen Blumen nicht, Kindchen," sagte Tante Ulrike „sondern halte sie vorsichtig, damit Tu de» Strauß Teurer Stiefmutter bei ihrer Ankunft über geben kannst. Das wurde sich sehr gut machen. Da ich nicht dabei sein werde, möchte ich Dir scl-oii jetzt rate». Dich, sowie Tu ankommst, umznziehcn, denn in diesem grauen Kleide siehst Dm nicht festlich genug aus. Und sage ihr, wenn Tu die Blumen über- reichst, daß Tu Dich freust, wieder eine Mutter zu haben, und gut und folgsam sein wirst "MN und enivkiehlt in enormer Auswahl zu btlNxo» (Fenster ^ , „ — — W - von z M. a„ bis z„ den hock,elegantesten) aus den Gardinen-Fabriken WIM ^ HA Aue» hach und Planen i. B. ^ W M Ä^O»88» aus Auerbach im Vogtland. Nur WaisenhanSttr. 2« (seit As AilhltN Rer bestehend) itl» Viktoria«StlloN. Veto« nickt, ->»!» "«er» s Deine Puppe wird v o r z ü g l i ch repariert in der FG DM vSV S« »D > BNRH SHVFH »W kUANVA von Max Lirvdvl, ilni iMtMtz 13. Arm« und Beinbrüche werde» geheilt, kahle Häupter mit schönstem Haarwuchs versehen (Haar kann dazugegebcn werden), AnSwabl von herrlichen Köpfen. Armen und Beinen für Gelenk- und andere Puppen, Schuhen. Hüten, Wäsche, Garderobe. dalä srdstsn! ULN Lekts 3.2k 5irni3.! verlaufen wir alle Kmen-ME und »8 t 1878. I Hirile» LvipLtK, <>>a«»1N08ckr. 8 (6e»i8««llallv) Dolsplinn 2V0I. Pel.-^är.: „AI«7tok»nk" renüÄe: Mlcau. 26 kil^Ien in kunlanü. 4 kilinlön im Luzlanäe. L»pLt»Ir LOOOOOOO «ulrvl. Lai'6inlLA6n 20000000 liudel eirea. Dlrvltl« Vvrt»i»«Iunxx niit r»IIv>» L*Ii»lLvn äli8/.»I,1iiN8<'n, ^kkioilitlvv. InkrlSKo von 1iVo6ll86tn unä volilllNENU'N LN Knl»ttto8iott vE«iii,ffiML0N, vlrckonllornnK auü Oomt/IIdtoll« lilr 2o< ilxel. än- un<i Vorliliut voll IVvrt- paplvrou un«1 LUdUlulttsoilvu Aotv». 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