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Achtes ABONNEMENT-CONCERT im Saale des Gewandhauses zu Leipzig. Donnerstag, den 5. December 1867. Erster Tlieil. Conipositionen von W. A. Mozart (f 5. Beehr. 1791). Symphonie (Gmoll). Recitativ und Arie aus ,.Don Juan“, gesungen von Frau von Garay- Lichtmay, König!. Hofopernsängerin aus Wiesbaden. Recitativ. Welch’ ein Schicksal! Entsetzlich! Mein Geliebter, ach, rette mich! O Himmel! Er war’s, er mordete den besten Vater! Freund, zweifle länger nicht! Die letzten’ Worte, die dieser Bösewicht sprach, Ton, Blick und Stimme, ach, das Alles verrieth mir den Verworfenen, Der jüngst in meiner Wohnung . . . Schon war der Abend dunkelnd niedergesunken, Als in gewohnter Stunde, einsam in süssen Träumen, deiner ich wartete. Da tritt’s herein, verhüllt in einen Mantel . . . Jetzt seh’ ich Männerkleidung . . . ,,O, er ist’s, dein Geliebter!“ — Doch wer beschreibt mein Schrecken ? ich seh’ mich betrogen . . . Schweigend schleicht nun er näher, schlingt um mich seinen Arm — Ich stoss’ ihn von mir — er hält mich fester •— ich rufe — Man hört mich nicht — die freche starke Hand will mich am Rufen verhindern, Und mit Wuth reisst der Bösewicht mich an sein Herz — Schon glaubt’ ich mich verloren . . . Mein Ehrgefühl, Verzweiflung und Abscheu dieses Frevels Gab neuen Muth, gab neue Kräfte — Und so wurde doch mir’s möglich, todtenbleich und erbebend, Mich los zu winden . . . Befreit, ruf ich mit erneuter Stärke — Rufe nach Hilfe — Fort floh er nun! Ich flog ihm eilends nach, selbst bis in’s Freie, ihn zu halten — Unsel’ge! so schufest du den traurigen Zweikampf! Mein Vater will helfen, will bestrafen: Doch der Frevler, überlegen an Kräften dem schwachen Greise, _ Häuft seine Missethaten — raubt ihm das Leben. r