Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.03.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040305025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904030502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904030502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-03
- Tag 1904-03-05
-
Monat
1904-03
-
Jahr
1904
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Diese» Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereits als Abeird-Atisgabe zngestcNt, während eS die Post.Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erholtem verugsgedllhr: JUrttlUwrllib >»r »re»»n> b«> ttiallib «ivtimaliaerZukaauna durck, unsere Bote» I»»«,»« und «»»»-»«, an Honn- und Montage» nur einmal) aMt »0 v> > durL auilväl tiae Kom- milllontir« » Mt. de» » Mk so Pf. Bei einmaliger Zustellung durch die PostNMk. todneBestellgeld), im Aus land mit entivrechendem Auicklage. Nachdruck aller Artikel u. Orlginai- Mitteiluugen nur mit deutlicher Ouelienangabel.DreSd Nachr ") sMiil«. Nachträgliche Lonorar- anivrüche bleiben unberückiichtigt: unverlangt« Manuikrivt« werden nickt aukbewadn. lelegramm-Adresie: «»chrichte» Lreckdeo. Uerlao von Liopscti L Reirhardt. /snresgen-catlk. Annakime von Ankündigungen bis nachmittags g Ubr. Sonn- uni Ncinttias nur MarienlUabe 2» van N bis V-l Ulir, Die t wattige Drund- reile ica. « Sildcn) 20 Pfy.. An- kündiauttaen aut der Drivatieite Zeile rb Pta: die Lwaltiae Zeile ani Tcrt icite so Pig.. als Eingeiandt Zeile so Pig. An Stummer» »ach kann- und Aelcrtageu I ivalttge Grnnd.cilc so Pig,, aui Lrivalseüe «0 Big.. 2 wattige Zette ani Tcrtieitc und ai» Eingeiandt so Pig. Answäriige Aui träge nur gegen VarausoeMlung. Belcgdiau-r werden mit toLlj. berechnet. sternivrechanichluk: Amt 1 Nr. U und Nr. SO»«. Sscev-ülirüge ^ frlelols ^ liMiveks ^ Pelerinen ^ Westen Lsdsrt Luiurs — - - - - Lüsvakl »>»<k IN»»«. «trouu«» lagoi «I<»t»>t>i>» u»,I ki»glt»<l»er 5>I<»lr<? t^ltararlrv — »„«kau«. Der rmsisch-japaiiische Krieg. Neiicsle Drahtbericbte. Hvsiiachrichteii. Ans der Stadtverordnetcusitziiiig, Ein Hiindert- «ssSI-r VeM« VAIlNtl. jähiiger, Viktoria-Salon, Gecichlsverhaudttlnaeu. Scharsrichtcr-Gastsviel. Berliner betten. Der russisch-japanische Krieg. Die Untätigkeit der j a p cr»i s ch e rr Fl 0 ttevor Port Arthur dürfte sich aus der Notwendigkeit erkläre», die Triinvciilaiiduugen in Korea zu decken. Inzwischen dauert der Ansinarsch der beidcr- seitiorn Landhcere fort. Die R ussen scheinen sich am Jnlnfluffc, der Korea von der Mandschurei trennt, zu konzenirlcren, aber zu nächst offenbar nur zu Zwecke» der Defensive, bis ihre AnssteNnng in der Mandschurei vollendet ist. Dann erst sind entscheidende Kämpfe zu erwarten, und wenn 1,1er die Russen Lieger bleiben, wird den Japaner» ihie Ueberlcgcichcit zur Lee leinen nachhaltigen Vorteil zu bringen vermögen. Aus englischen Quellen liegen folgende Meldungen vor: Die »St. James Gazette" berichtet aus Tientsin: Admiral Alexeiess schlug die Petitionen der Bewohner Osisibiliens ab, i» gewissen Zwischenräumen Provianiznge dahin zu senden, und erllätle, bei einer so ernsten Krisis mi»;tcir die Erfordernisse für das Heer allen aiidrre» Vorgehen. Es heisst. Hunger »»a Nah rungsmangel treiben Hnnderte unler dre Banditen Oit- siblriens. In Chardin kommen bedeutende Triippenmas^ei, a». — Vom Kriegsschauplatz werden surchtbare Kälte und tzsch» er fülle gemeldet. In Wladiwostok sind durchschnittlich 19, am Baikalsee 82 Grad. . Ter von Petersburg nach London znrückgekehrte russische Bot schafter Graf Be »ckend 0 rss halte sofort eine Kvnicic»; mit Lansdowne. Es verlautet, darnach habe auch eine Besprechung mit König Eduard siattaefuiideii. Die „Morning-Pvst" meldet aus Tschisn: Ein hier eingetroffe- ner Dampfer berichtet, das; ein 1 apan r s ch eS Panzerschisf bei Tschemulpdo gescheitert sei. — Dem „Daily Ehronicle" wird aus Tokio gemeldet, eS verlaute, das; 1599 Truppen den Tumenfluß bei Horyong überschritten und von den AmtsbnieauS des Bezirks Besitz ergriffen haben. Sie verwenden naturalisierte Koreaner als Spione. — Einem Telegramm auö Schinkingichan zufolge sind dort Unruhen ausgebrochcn infolge Auferlegung von Abgaben zur Zahlung der Kriegsentschädigung. Das Ticnsl- gebäude des Unterpräfetten ist nachts geplündert worden. — Vicomte Aoki geht von Tokio nach Korea, um eine Reiorm der inneren Verwaltung vorzunchnren. — Das „Renteriche Bureau" berichtet aus Petersburg: Admiral WirciriiiS hat eruerrt den Be fehl erhalten, mit seinem Ge'chwader inr Roten M eer zu bleiben, um den Verkehr der Schifte zu überwachen und Kricgs- kontrebande wegznnehmen. — Das japanische P ri s en ger ich t in Saseho entschied, daß die Walsiichoampser „Alexander" und „Nikolai" und vier andere russische Dampfer ante Pisten seien. — Die „Times" melden ans Ottawa: Die englische Regierung schloß mit der Ca na blichen Pacisrcbcihn eine» neuen Vertrag ab, wonach im Bedarfssalle rasche Truppentransporte nach Ostasien srchergestettt werde». Die Einzcibesliinmuiigeir werden geheim gebalte». Ein Kenner Koreas spricht im „Nowi Kran" die Ansicht aus, daß die Koreaner, die zur Zeit gegenüber Japanern und Russen das gleiche Verhalten zeigte», bei der geringsten Niederlage der Japaner ihre», alte» Hatz gegen ihre Bedrücker Ausdruck geben und den Japanern in den Rucken fallen würden. Die nenesten Meldungen lauten: Tokio. Irr die Wohnungen des Ministers des Aenßeren und seines Sekretärs wurde» gestern Bomben geschleudert. Der Beweggrund hierzu ist in den Intrigen zu suchen, die von der Opposition gegen de» japanisch-koreanischen Vertrag genährt werden. Kairo. Der Ministcrrat fotzte den Beschluß, daß keine der kriegführenden Mächte berechtigt sein soll. Prise» weder durch den Suezkanal, noch in die Häsen »nd Gewässer Aegvptens zu geleiten. Vermutlich hat dreier Beschluß die Nüssen mit dazu veranlaßt, die drei im Roten Meere anfgefaugenen englischen Kohlendampicr wieder sreizugeben. Die russische» Kriegsschiffe in Port Said und Suez verblieben in Port Said und Suez mehr mals über die durch die äghptiichcn Reutralilälsbestimiuungen fest gesetzte Zelt. Die Regierung protestierte dagegen. Port Said. Fünf russische Torpedoboote sind aus Suez hier eingetroffen. Die drei Torpedoboote, die sich in. mittelländischen Meere ausgehalte» habcn, licsc», durch einen Sturm stark beschädigt, in den Haien, erhielten aber Bcsehl. den selben zu verlasst». Ei» anderes russisches Torpedoboot kollidierte im Kanal mit einem äghptiichen Zvtlkutter, der sank. Es verlautet, daß der K anal aus mindestens 21 Stunden gesperrt sein werde. Neueste Dralitmclvnngen vom 4 März. Berlin. sPriv.-Tel.i In der Kommission des Reichstags zur Vorberatung des Gcsetzcntwnrss über die Kaufmanns geeichte gaben die Vertreter von Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden die Erklärung ab, das; der Entwurf mit dem neu beschlossenen aktien Frauenstimmrecht für ihre Negierungen unannehmbar sei. Die Kommission blieb trotz dem auf ihrem Beschlüsse erster Lesung bestehen. Nach längerer Debatte wurde ferner beschlosteii, die Rechtsanwälte von den Kanf- mcmnsgcrichten misziischlicßcn. Sonstige Aenderniigcn an ven Be schlüssen erster Lesung wurden nicht voraenommen. Zuletzt wurde noch eine Resolution der Abgg. Müller-Meiningen sfreis. Volksp.j und Dove ssreis. Vereinig.) angenommen, welche verlangt, unver- ffiglich eine Reform des Zivilaerichtsversahreiis, und vor allem des Aurtsgerichtsocrfahrens irr die Wege zu leiten. — Die Bud get kom Mission des Reichstags setzte die Beratung des Mar ine-Etats fort, und nahm aus Antrag der Zenrrums- initglieder eine Reihe von Abstrichen vor. Schließlich wurde einer Resolution betreffend Herabmindcruirg der Reise-, Marsch- und F-racbtkosteir zugestimmt. — Die Ne i chsta gs ko m in i s s r orr für den Entwurf über die Entschädiaung unschuldig er littener Untersuchungshaft führte heute die erste Lesung zu Ende. Weitere Aenderiingcn wurden nicht beschlossen. Tic zweite Lesung in der Kommission beginnt am Dienstag. Berlin. (Priv.-Tel.) Das A b ge ordne t e» ha u8 be gann heilte die Beratung des E is cn b ah n et a ts. Finanz- minister Freiherr v. Rhernbaben teilte mit, daß noch in dieser Session eine Sekundmbahnvorlage dem Hauie zugehen würde. Zn den Einnahmen aus Personen- und Güterverkehr. 119710996 Mk., bcantragtc Abg. Dr. Wremer (freist Volks».> und Genossen, die Regierung zu ersuche», eine Reform des Eiseiibahrrversouentariss baldmöglichst dahin in die Weae zu leiten, daß unter Aushebung der Rückfahrkarten die Preist für die einfache Fahrt ans die Hälkte der Preste der fetzigen Rnckiahrkarten festgesetzt werde. Abg. Ganrv Gleichst'.i will drcie Neuer»»» zum Zwecke der Vereinfachung des Falttkartcnweseus nur für Perwnenzuge. für Schnellzüge dagegen entsprechende Zuschläge estigesührt wissen. Ein Regieningskolirmissar enkichuldigte das Ausbleiben des Ministers Budde für den ersten Teil der Sitzung und wies dargus hi», daß der Minister bereits in der Kommission erklärt habe, daß er einer Pcrsoiientarisrefori» sei» volles Interesse znwende. In der Debatte sprachen sich säst alle Redner zu gunsten der Vereinfachung der Pcfforicittarfte aus. Die Anträge Wiemer und Gamp wurden schließlich andre Budget- kommissioii verwiese». Berlin. Der Prokurist Daniclowskr der hiesigen Waren- g roß Handlung Wachcntiuscn L Prutz Nächst ist seit dem 23. Februar nach Unterschlagung von 40 OM Mark flüchtig oder verübte Selbstmord. Die Schwester Danielowskis machte in der Nacht vom 22. Februar einen Selbstmordversuch und starb bald darauf in der Frauenklinik. Leipzig. Justizrat Dr. Blaubach, seit 1896 Rechts anwalt beim Reichsgericht, ist gestern auf einer Erholungsreise in Kairo im Alter von 53 Jahren gestorben. Hannover. GrafWaldersee ist, wie der „Hamrov. Courier" aus guter Quelle erfährt, seit einigen Tagen bedenklich erkrankt. Heutigen Berichten zufolge wird eine besorgnis erregende Abnahme der Kräfte konstatiert. Die Erkrankung be steht in einer Darmstörung. Immerhin darf noch nicht die Hoff nung auf eine Wendung zum Besseren orrsgogeben werden. Frankfurt a. M. Wie der .Frankst Ztg." aus Newhork gemeldet wird, wütet im Indianer-Territorium einPrairie- brand, dem ichon IM Personen zum Opfer gefallen sind. München. Die Kammer der Abgeordneten nahm einstimmig oen Gesetzentwurf betreffend die Ausgabe von Lchatz- anweisungen an. Dar m stadt. Gegen dm verschwundenen Bankier Christes Schade bat der Staatsanwalt einen Steckbrief wegen Betruges, Unterschlagung und Depotverbrechens erlassen. M a d r i o. In der Kammer entstand gestern große Un ruhe bei der Besprechung eines Antrages, der für unzulässig er klärt, daß der Gouvernciir der Bank von Spanien gleichzeitig ein Deputierlcnmandat inne hat. Die Minderheit der Abgeord neten wird heute gegen den Präsidenten Römers Nvolcdo ein. Tadelsvotum cinbringen. Der Senat nahm die Reform der Steuertarise auf frische und gesalzene Fische an. London. Wie dem „Stanvaid" ans Tanger gemeldet wird, besüidet sich die dortige Regierung in einer schwierige» Lage, da in der Auszahlung einer lürzlich i» London ansgettonttucnm Anleihe eine Verzögeinng cingelreteii ist. Tie Regierung, die der Meinung war. daß sie den Anleihebetrag sogleich voll eihaltcu werde, hat gewisse Summen bezahlt, die sie znrückbchalteu haben würde, wenn sie die Verzöge»»»» hätte voraus»'!),'» könne». Ti ' Schwieiigleit de» Lage wird noch dadurch erhöht, daß die Kanstcuie n» der Küste sich weigern. Zölle zu bezahlen, so lange die WöM rung-ssrage nicht geregelt sei. Bue» vs - A h r e s. Nach amtlicher Meldung aus Monte video (Niliguah) hat die Vorhut des Generals Muni; die Truppen Sucrarias »ach tislündigem Kampfe gänzlich geschlagen. Oertllches mrv Sächsisches. Dresden. 1. März. —* Se. Majestät der König empfing heule die Herrcu Staatsininificr und den Königs. KabrnctiSiekretär zu Vorträgen, nahm militärische Meldungen entgegen und erteilte von 12 Uhr mittags ab nachstehenden Herren Audienz: Kaiscrl. Oberpost- dircktor Geh. Ooerpostrat Roehrig-Leipzig, Kirchenrat Professor Lic. theol. Dr. Clemen-Grimma, Landrichter Tehn-Leipzig, Obcr- zollinipcktor Wendt-Freiberg, Oberlehrer Professor Dr. v. Vieth- Dresden, Oberlehrer Professor Lindemann-Ldbau. Oberlehrer Lien-Oberlötznitz und Maschinenoberstciger Starke-Neustädtcl. - Zu der heute nachmittag 5 Ilhr stattfindcndcn königlichen Mittags tafel ist Einladung an den Prinzen Biron von Curland ergangen. — Heute abend gedenkt der König mit Prinzessin Mathilde die 3. Ausführung des Tonkünstler-Vereins im Gcwcrbehause zu besuchen. —* Ter frühere erste klinische Assistent an der Universitäts- kinderklinik und Universitätspoliklinik zu Leipzig Dr. med. F. Förster ist zum Oberarzt der inneren Abteilung des Äospitales der Kinderheilanstalt zu Trcsden-A. gewählt worden. Er wird am 1. April sein Amt antreten. —" Tie 2. Deputation der Ersten K a m m e r bean tragt, in Uebereinstlmmnng mit der Zweiten Kammer. Titel 24 drs außerordeptlichen Staatshaushalts-Etats für die Fstianzperiode 1904,05, Vermehrung der Ladegleise und Ladestraßen auf dem öderen Bahnhöfe >» Planen, mit 276000 Mk. nach der Vorlage zu hewRigeu. —* Vor Eintritt in die gestrige Sitzung der Stadtverord neten stellte der 2. Vizcvorsteher Herr Realgymnasialobcrlchrer Tr. phil. Schladebach an den Rat die Anfrage, ob sich die in einigen Tagcsblättern enthalten gewesene Notiz, daß das Wasser des Tolkewitzer Werkes nicht einwandfrei sei, bewahrheite. Herr Oberbürgermeister Beutler gab sofort die weitgehendste Auskunft. Im Sommer vorigen Jahres sei da? Wasser mit einer ganz barmlosen Algcnart durchsetzt gewesen, indessen sei dieser Uebelstaud durch Reinigung der Bassin? gründlich behoben. Tic Befürchtung, das; die Reinheit drs Wassers aus dem Tolkewitzer Werke durch den nahen Tolkewitzer Friedhof geschädigt würde, sei durch Saalbach und andere hervor ragende Chemiker als völlig grundlos widerlegt. Ta? Abflutzwasser des Tolkewitzer Friedhofes gehe unterhalb des Kunst und Wissenschaft. st* Mitteilung aus dem Bureau der König I. Hoftheater. Wegen der Vorbereitungen zu der Oper „La Boheme" von G. Puccuii. die Dienstag, den 8. März, ihre biestige Erstaufführung erlebt, bleibt Montag, den 7. März, die Königl. Hofoper geschlossen. st* Scharfrichtcr-Gastspicl. Gleich der erste Abend bedeutete für die Münchner Künstle, wieder einen vollen Erfolg, obwohl sich nicht gerade allzu viel Zuhörer in dem für derartig intime Ver anstaltungen nun einmal absolut »ngeeignele», vor allem viel zu ge- rtiumlgen Saal des.Nenstädtei KasinvS' eingcfnndeii hatte». Aber die gekommen waren, brachte» den Gästen von der Isar die lebhafteste Anteilnahme entgegen, gaben sich willig den von der Bühne aus gehenden wechselnde» Stimmungen hin und unterhielten sich — was die Hauptsache ist! — ganz ausgezeichnet. In der Mehrzahl waren es keine neue» Programmmimincr», die gestern abend zur Borsübrung käme»: die hat ma» sich, noch nicht so recht satteltest nach den Mühen und Plagen einer größeren Tournee, in Dresden für heute und morgen aufgehoben. Der Rahmen, in dem die ver schiedenen Vorträge in zwangloser Folge geboten wurden, war der gleiche wie beim letzte» Diesdner Auftreten der „Elf". Als Konfenreiicier, um im Neberbrellldeulsch zu reden, trat wieder M. Henry auf. der nach wie vor die Seele des ganze», bekannt lich schon mehrfach tot gesagten Unternehmens zu sei» scheint. Er führte nicht nur die einzelnen Mitglieder der Scharfrichter-Gesell schaft, die übrigens samt und londcrs stark erkältet waren, mit ver bindlichen Worten ein. sondern erfreute auch durch de» tempera mentvollen Vortrag französischer Chansons, von denen gestern namentlich die,.dsrz,>vus« blous". ein reizendes Stückchen, und die Geschichte von den „trois pvtits soläats" zündend ernschlugen. während seine Paradenummer ..sta Aarebo", die von dem Scharf richter Hannes Ruch sehr effektvoll in Musik gesetzt worben ist. weae» der ungenügenden stimmlichen Disposition nicht die gleiche Wirkung wie sonst erzielte. Zu den neue» Persönlichkeiten der „Elf" gehört Ludwig Scharf, eine eigentümsich verbissene, scharf sati rische Poeteiinatur. die sich am meisten charaltcrisiisch in Dichtun gen wie dem Proletenlied und bem „sechsten SchöpsuirgSIage" offenbart. Bei allem Respekt tw der Kühnheit einzelner Gedanke» und der wirklich dichterische» Qm.rttäten mancher Poesie» Schorfs nmb man sich doch, ohne etwa prüde zu sein, energisch gegen dr» Vortrag von Geschmacklosigkeiten ä la. „Scböpfiiiigslag" wehren, die überdies nahe an Blasphemie grenzen »nd besser der Oesscnilich- kett eineS auch aus jüngeren Dame» bestehenden Publikums fcrn- bleiben. Da wollte» unS gestern schon die Scharfrichter HanS Strick und ArmodtuS Schlaf besser gefallen, die StormS prächtiges „Oltoberlied" mit dem schönen Nesrain „Wir wollen uns den grauen Tag vergolden, ja vergolden" mit der gefällige» Musik von Leonhardt Bulmans lehr nett und wirksam zu Gehör brachte». Schlas bestach »och besonders durch den aparten Vortrag des Lilien- eronsthcn „Bruder Liederlich" und drs Bicrbaumscheu „Im Walde", während das immer »och stark in düsterer Pole machende F,I. Marha Telvard gestern vornehmlich mit dem Liede von der schönen „Inder,tochter" ans „Des Knaben Wuiiderhorrr" reüssierte. Künst lerisch wertvolle Leistungen bot wieder der treffliche Nezitntor der Schnisrtchier, Arcus Troll, der namentlich mit Wielands „Wasscr- kiffc", die er ausgezeichnet pointiert las. von vornherein gewonne nes Spiel halte und ans das lebhafteste applaudiert wurde. Ne» in das Programm fügte sich der „Musikzeichner" Tobias Loch ei», der »ach den Klänge» irgend einer hinter dem Vorhänge gesunge nen oder gespielten Mu»k allerhand Karrikatrrren in frappierender Weile ans das Papier brachte und mit seiner bildenden Kirnst in die Reibe der dektamatonschcu wie musikalischen Vorträge eine freudig begrüßte Abwechslung brachte. Selbstverständlich fehlte es allen Schaffrichtcrn. deren Produktionen übrigens mit den hier zitierten noch keineswegs erschöpft sind, nicht an lebhaftem, oft geradezu degeistertenr Beifall, der sich mairirigfach Zugaben er zwang nnd die.Herren mit den granslige» Namen davon überzeugt habe» wird, daß sie dem künstlerischen Dresden auch diesmal herz lich willkommen sind. IV. Berliner Leben. L. Berlin, 2. März. Unter dem „säulengetragenen herrlichen Dach" des Ber liner Börsen Palast es in der Burgstraße herrschen Heulen und die den ihrem Belieben vorschrcrben, geht es wie in einein Trauer Hause z». Die sonst so laut und kräftig schrieen, wie sic nehmen, wie sie geben wollten, flüstern jetzt nur noch »nd wagen kaum noch ein entschiedenes Wort. Zwar ist der gefürchtete 29. Februar äußerlich glimpflich vorübcrgegangen und" hat kein neues, be merkenswertes Opfer verlangt. Nur einige kleine Stümper, rinr die sich die Welt nicht weiter küinmert, sind auf der Strecke ge blieben. Mer wie es um manche der Börsengrößcn nach der furchtbaren Erschütterung des hiesigen Marktes, der bis zuletzt rn Friedenshosfunirgell schwelgte und vorn Kricgsgewiiter voll ständig überrascht worden ist, innerlich bestellt ist. davon wissen! nur ihre Geheimbücher zu erzählen. Und die sind verschwiege», ...... solange es noch irgendeinen AuSivcg, eine Rettung vor der Hoch- Zuchthaus oder Geiängirrs nirt dem Acrmel streife», die mit Min , flut der schuldigen Differenzen gibt. Bisher ist an der Berliner : Börse von diesen „Größen", dre oft in Wahrheit so unendlich s klein und hohl sind, nur ein einziger von dieser Hochflirt ersaßt .und i» die Ticsc gerissen worden. Aber dieser Eine steht für ein halbes Dutzend Anderer. Fritz Meyer, der mrt einem Vermöge» von knapp einer Viertcliinlliou, nach anderer Angabe sogar ohne jedes eigene Vermögen, für 27 Millionen Mark Wertpapiere — allerdings nur auf dem Papier — gekauft batte, darf wenigstens mit der Kanaille Franz jetzt zähneklappernd in seiner Untcrsnchuiigszelle ausriifcn: „Hab' mich nie mit Kleinig ketten abgegeben!" 5zn der Tat. er Hai den B örsens chwin d cl rm Großen betrieben, und daß ihm dies möglich war, daß er sein wahnsinniges Börsenspicl solange ungestört treiben konnte »nd ohne den rumsch-japanischen Krieg wahrickzeinlich Jahre lang fortgesetzt hätte, ist eine schwere Schuld der Berliner Börse. An mittleren deutschen Börsen, ja selbst an der großen Hamburger Börse wäre ein io wahnwitziger, gemeingefährlicher Spekulant wohl kaum möglich. Man ist oa nicht nur solider, sondern auch vorsichtiger. In Berlin kann io ziemlich jeder, der mit eingcführt ist, nach Belieben spielen. Solange er nur, gleichviel mit welchen Kunststücken, am Ultimo seine Differenzen bezahlt, fragt mau kau:» darnach, ob er überhaupt eine kreditwürdige Persönlichkeit ist. Fritz Meyer war es. wie sich jetzt herausstcllt, eigentlich nie. Dennoch konnte dieser waghalsige Spieler beliebig viele Geschäfte abschließen, und zwar nicht nur mit den ersten Maklerbankerr, sondern sogar mit unseren sonst so stolzen und zurückhaltenden Großbanken, Dieser wüste Spekulant, der zeitweise nichts seiriEigen nannte, als eine ungeheure Portion Unverschämtheit, konnte oft der ganzen Berliner Börse die Kurie diktieren. Gewiß wird man sich hüte» niiffsc», in übertreibende Verallgemeinerungen zu verfallen. Tie Berliner Börse ist im allgemeinen außerordent lich solid nnd gesund. Sonst könnte sie auch nicht Katastrophen, wie dH jetzige, so überraschend leicht überwinden. Aber dieser Fritz Meyer ist gleichwohl keine vereinzelte Arisirahirrcerscheinung. Er ist ein T»P einer ganzen Klasse lcracnschastlicher Spieler, die am hclttn Tage an der Börse und in den Abend- und Nacht stunden i» irgendeinem Klub ihrer Leidenschaft stöhnen. Sie kennen keine ändere Beschäst aung, keine andere Zerstreuung als das Spiel. Reisen sie angeblich zur Erholung, bann suchen sie nur Orte auf, wo sic eine Spielbank zu finden wissen. Für sie ist der einzige Unterschied zwischen Monaco, Ostende usw. und der Börse, daß sic dort nur bar, hier aber, wenn sie einmal Kredit besitzen, nach Belieben unbar spielen können, und je nach dem Stande ihres GcldspirrdcL wäblen sic oit den eure» oder anderen Schauplatz ihrer Taten. Dicic dunklen Existenzen, die meist das " ' ' ' " * '-ffsen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite