Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 17.04.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030417020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903041702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903041702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-17
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
zugestcllt, während eS die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. Dieses Blatt wird den Lesern von Dresden HL IIA11 ^ ^ 11L LH ^ und Umgebung am Tage vorher bereit- als Anzeigen-tack. Unnabmi von «»kündiaunsen bis nackinniinar g Ukr. Sonn- und KrierianS nur Marienlirabr 3» von n bis V.iUlir. Die r ivailiae Grund- «eile <ca. s Silbint L> VI»,. iln- kllndiuuuoen a»! der Privatieiie Keile -s Li,^ die rivalliaeZeile als „Ein- aelandt' oder am Teilieile so Li». Ü» Nummern »ach Sonn- und fteier- lagen i- de,, rivaliige Grundjeilc» so. ->o de», so nnd so Pfg. naii> be- iondercul Tarif. Ausmariiae Aui- träae »»r argen S!orausbc»Mu»a. GeleadiäUer werde» mil loPia. berechne!. gernldrechanickilub: «mt 1 Nr. 11 und Nr. UVV«. ?koto8rapIÜ8edv Apparats kmi! Mibeiie HE. Z?L 2V. M»» 1 FdLi Llnisasl« Neueste Drahtberichte. Hosnachrichten, Hanptarichworcne. Piozctz Bernhardt, Gerichtsverhandlungen. Nr» t Vstlksstl. Ludwig Richter-Ausstelluiig. Berliner Leben. Kirchen-Konzcrt, Neueste Drahtmeldnngen von, 16 April Danzig. Die königliche Bestätigung des znm Ober- biirgermeiftcr von Danzig gewählten Stadtrats und Landtags- abgeordneten Ehlers ist heute vormittag hier cmgetrosfcn. Schwerin i. M. Der Grobherzog ur m der ver flossenen Nacht aus Cannes wieder hier eingclrosse». Könitz. Heute vormittag wurden im Abort der städtischen Volksschule eine Anzahl menschlicher Knochen, darunter ein Schienbein, gefunden. Näheres sei noch nicht bekannt: in der Stadt herrsche Erregung: da inan den Fund mit der Ermordung Winters in Zusammenhang bringt. Paris. Der Karthäuscr-Pricster Ney teilte einem Mitarbeiter des „Gaulois" mit, eine mit zahlreichen Senatoren und Deputierten in Beziehung stehende Persönlichkeit habe Ende Februar dem Prior des Ordens im Namen seiner parlamentari schen Grnpve folgenden Vorschlag gemacht: Der Karlhäuser-Orden möge 300000 Francs sofort zahle», um die Mitglieder der par lamentarischen Gruppe zu verpflichten, die Genehmigung der Ge suche der Karthäuser in der Dcputierlenkammer zu sichern. So dann sollten die Kalthäuser zwei Millionen Francs für den Mahl sands der parlamentarischen Gruppe zahlen. Der Unterhändler habe erklärt, daß er insbesondere im Aufträge von drei der republikanischen Gruppen angehörigcn einflußreichen Parlamen tariern verhandele. Der Prior habe den Vorschlag abgelehnt. Ter „Gaulois" fügt hinzu, der Name des Unterhändlers werde dem nächst veröffentlicht werden. Der Polizeipräsekt von Grenoble werde an die Karlhäuser die Aufforderung richten, ihr Kloster zu verlassen. Tie Mönche sollen entschlossen sein, dieser Aufforderung nicht nachznkommen. London. Die „Morningposl" meldet aus Schanghai, dag die Vertragsverhandlungen zwischen Amerika und China zu einem völligen Stillstand gekommen seien. Diese Lage sei dadurch geschaffen, dah China sich geweigert habe, dem Verlangen der Vereinigten Staaten entsprechend alle Zollhäuser im Innern des Landes abzuschaffen. Malta. König Eduard kam vormittags an Bord der königlichen Jacht hier an und ging gegen Mittag an Land. Helsingfors. Tie Blätter veröffentlichen eine für drei Jahre gültige Verordnung über Vcrhaltungsmabrcgeln zur Wahrung der staatlichen Ordnung und öffentlichen Ruhe in Finland, wonach dem Generalgouverneur umfangreiche Be fugnisse bezüglich der Schließung von Gasthäusern und Geschäften, sowie der Verbote von Vereinen und Versammlungen und der Ausweisung gefährlicher Personen erteilt werden. KonstanNnopel. Ter Großvezicr Jcrid Pascha sprach dem serbischen Gesandten die Befriedigung der Pforte über die loyale Haltung Serbiens gegenüber den Ereignissen in den benachbarten Gebieten aus nnd äußerte zugleich die Erwartung, daß cs diese Haltung auch weiterhin beobachten werde. abgercist Belgrad. Im König!. Palast fand anläßlich des 10. Jahres tages des Regierungsantritts des Königs ein Fest mahl statt, bei dem der Ministerpräsident einen Trinkjpruch auf den König und die Königin ausbrachte. Der König dankte und führte aus, bis zum Jahre 1896 habe längs des ganzen Balkan Ruhe geherrscht: heute jedoch sei die Lage ernst. Für alle Balkan- völkcr nahten verhängnisvolle Zeiten. Der König betonte schließ lich, Serbien habe keine Zeit zum Experimentieren. Deshalb sei er genötigt gewesen, mit seinen beiden letzten Proklamationen die behebende Verfassung in ihren ursprünglichen Stand wieder ein- zusetzcn. N ewyork. Nach einem Telegramm aus Beaumont lTexass und in dein Petroleumgebiet von Spindloto» 250 Bohrtürme durch Feuer vernichtet worden. 200 waren in Betrieb. Der Schaden soll sich aus zehn Millionen Doll, belaufen. Algier. An das Festmahl, das gestern abend im Sommer- Valais slattsand, schloß sich ein Ball. Präsident Loubet durch schritt. ehrfurchtsvoll begrüßt, die Säle und begab sich sodann unter dem Jubel der Menge bald nach 10 Uhr nach dem Winter- Palais. Gala di (Somalilands. Zwei unter Leitung des Generals Mamiing, in der Richtung auf Walwal, das Hauptquartier des Mullah, unternommene Aufllärungsmärsche führten zu heftigen Zusammenstößen mit dem Feinde, welcher einen Verlust von etwa 40 Toten hatte und 2100 Kamele und 11000 Schafe einbüßte. Oertliches mid Sächsisches. Dresden. 16. Avril. —* Ihre Majestät die Königin-Witwe wird, wie aus Sibyllenort verlautet, das katholische Fronleichnamsfest sll. Junis auf Schloß Sibyllenort verleben. Während dieses ihres Aufent halts daselbst soll auf einer Anhöhe hinter der Carolabrücke im Sibhllenorter Schlotzparke ein dem Andenken an König Albert ge widmetes Kreuz ausgerichtet und enthüllt werden, wahrscheinlich am 19. Juni, dem Todestage des Königs. —* Se. König!. .Hoheit der Kronprinz Friedrich August traf heute früh 6 Uhr 40 Min. von Gardone in München ein und reiste um 7 Uhr 15 Min. nach Dresden weiter. —* Das Carolahaus vollendete gestern seit seinem Be stehen das erste Vicrieffahrhundert. Zahlreiche Glückwunschschreiben liefen von nab und fern zur Feier des Tages bei der Verwaltung ein. Ihre Majestät die Königin-Witwe sandte ein Glück wunsch-Telegramm. —* Der Verband der landwirtschaftlichen Ge nossenschaften im Königreich Sachsen ist im letzten Winter außerordentlich stark agitatorisch tätig gewesen. Ties bat den Erfolg gehabt, daß 30 neue Verbandsgenossenschaften gegründet wurden und noch 5 bis 6 Gründungen solcher in Aussicht sieben. Damit hat die Zahl der dem Verband zugehörigen Genossenschaften die Tausend überschritten. Am 28. April findet eme Ausschuß- sitzung in Dresden statt, welche die am 26. Mai in Dresden abzu- hallcnde Aerbandshanptverjammlung endgültig vorberciten wird. —* In der Deutschen Schänke zu den „Drei Raben" tagten gestern die Mitglieder des sächsischen Kantoren- und Orga nist e n - V e r e > n s. Tie aus allen Landesteilen gut besuchte Ver sammlung dauerte von vormittags 10 bis nachmittags 3 Uhr und beschäftigte sich mit sachlichen Angelegenheiten. Der Verein hat sich gut weiterentwickelt. Nachmittags 4 Uhr fand in der neuen Lukaskirche ein Kirchenkonzert statt. —* Die diesjährige Frühjahrs-Generalversammlung der Orts- Krankenkasse zu Dresden findet Sonnabend, den 25. April, abends 8 Uhr in der „Centralhalle" am Fijchhosplatze statt. Die Vertreter werden hierzu mit dem Bemerken eingeladen, daß der Saal uni 7 Uhr geöffnet und um 8 Uhr pünktlich geschlossen wird. Auf der Tagesordnung stehen u. a. Feststellung der Entschädigung an den Rechnungspriifungs-AnSschiiß und Statutenänderung. —* Heute früh zeigten sich die Pillnitzer-Berge, der Porsberg, Königstein, Lilienstein, der Wilisch und das ganze Erz gebirge im schönsten Weih. —* P olizei bericht, 16. Avril. Von einem hiesigen Ein wohner ist aus der Ferne beobachtet worden, wie am 7. April, abends gegen 9 Uhr, aus dem äußeren, noch unbebauten Teile der Fricdensstraße in Dresden-Neustadt ein Mann eine unbekannte Frauensperson angefaßt nnd sestgehalten, schließlich aber, als sie laut um Hilfe gerufen, losgelassen und die Flucht längs des Eisen bahndammes ergriffen hat. Dieser Mann ist verfolgt und später fcstgcnommen worden. Da es nach seinen eigenen Angaben nicht unwahrscheinlich erscheint, daß er der Frauensperson gegenüber unsittliche Aeußerungen gebraucht hat, so wird die be treffende Frauensperson hiermit, ansgcsordert, sich ungesäumt bei der Kriminalpolizei sHauptpolizei, Zimmer Nr. 28, zu 6 VI 536> zu melden. — Seit dem 11. April, einen Tag nach dem Tode der Mutter, wird ein 21 Jahre alteSMädchcn vermißt. Es liegt die Vermutung nabe, daß es sich das Leben genommen hat. Die Verschwundene ist schmächtiger, mittler Gestalt, hat blonde Haare, kleines, rundes Gesicht und als besondere Kennzeichen am Halse, rechts eine fingerlange Naht, sowie am rechten Backen und aus der Fläche der rechten Hand Narben. —* In den gestrigen Abendstunden erfolgten noch vier weitere Alarmierungen der Feuerwehr. Zunächst galt es, ein im Grundstück Reisewitzerstraße 44 sVorstadt Löbtaus in eine Stalldüngergrube gestürztes Pferd aus dieser herauszubringen, was in kurzer Zeit bewerkstelligt werden konnte. Dann sollte in dem Neubau Königin Earolaplatz 6 Feuer ausgebrochen sein, es konnte aber nur blinder Lärm fcstaestellt werden. Die Veranlassung hierzu waren brennende Naphthalampcn, die bei den dort stattsindenden Nachtarbeiten gebraucht werden, aber der Feuer wehr nicht ongemeldet worden waren. Weiter war im Kcssel- Freitlig, 17. April 1W3. haus des Fabrikgrundstücks Arnoldstraße 16 ein kleiner Brand entstanden, der indessen noch, bevor die Feuerwehr zur Stelle war, batte gelöscht werden könne». Abends in der II. Stunde endlich war in einer Baubude Gro ßcnha in er st raße 103 sVorstadt Pieschens aus noch unbekannter Ursache Feuer entstanden, durch das die Bude zum größten Teile einqc- oschert wurde. Eine große Menge in dieser uutergedrachtes Maurer- und Zimmcrhandwerkszeua, Kleidungsstücke, Rüstböcie, Schubkarren usw. fielen dem Feuer hierbei zum Opfer. — Infolge falscher Meldung einer Privatfcnermeldcstclle rückte die Feuer wehr heule vormittag nach ^10 Uhr nach .Hauptstraße 36 aus. Anstatt der Meldung an die Feuerwehr, daß dort im Hose Asphaltöjen angcheizt werden, war Feuer gemeldet worden. —* Gestern vormittag verschied in der Ncuslädter Bahnho's- balle der 50 Jahre alte Gcmcindevorstand Reinhardt aus Nödcran an einem Herzschläge. Reinhardt hatte längere Zeit im hiesigen Stadtkrankcnhansc gelegen und sollte nach Nödcran zurückgebracht werden. Kaum war er aus einer Droschke in de» Bahnhof getragen und ans einen Stuhl gesetzt worden, als der Tod cintrat. Reinhardt war früher Gendarm. —* Tie Verlegungen, welche der am Ostersonnabcnd mittag auf der Marfchallstraße verunglückte hiesige Kaufmann Bollmann erlitten hat, haben heute vormittag den Tod des Ver unglückten herbeiaesührt. —* Für die im Mai beginnende 3. diesjährige Schwurgerichts- Periode wurden heute mittag in öffentlicher Sitzung folgende Herren als Hciuptqeschwvrene ansgelost: Friedrich Heinrich JustinFIcißner, Kaufmann inMeißen; Camillo Drache, Rentner in Dresden: Joh. Heinr. Karl Sössge, Rentner in Dresden: Curt v. Schwcingel, Rentner in Dresden: König!. Kammerhcrr Frei sten: Friedrich Otto v. Spörcken, Rittergutsbesitzer auf Berbisdorf: Hermann Jedicie, Fabrikbesitzer in Serkowitz: Hermann Julius Hunger, Fabrikbesitzer in Dresden, Rudolf v. Stuckrad, Oberst leutnant a. D. in Dresden: Louis Rudolph, Zicgeleibesitzer in Meißen: Bernhard Sachse, Rittergutsbesitzer in Merfchwitz: Julius Oskar Vogel, Maschinensabrikant in Plauen: Ernst Otto Schenk, Bemdirektor in Grohburgk: August Ferdinand Süß, Gutsbesitzer in Boernersdorf; Geh. Hofrat Franz Leopold Schnorr v. Carols- seld, Direktor der König!. Bibliothek in Dresden: Ernst Rudolph, Rittergutsbesitzer in Promnitz; Traugott Jakob Heinrich Seidel. Handelsgärtner in Laubegast: Berihold Eonrad Detlefs Masing, Ingenieur und Werstdirektor in Dresden ; Oskar Heinrich Hcuich. Apotheker in Potschappel: Bernhard Max Baumann, Fabrikam l; Rudolf Alexander Zocher, Kaufmann in Dresden: den; Karl Louis Preußer, Kunstmaler m Dresden; Guido Holm Zumpe, Kaufmann in Dresden; Richard Otto Lindner. Apotheker und Chemiker in Dresden; Friedrich Wilhelm Theodor Hedden- hansen, Major z. D. in Dresden: Paul v. Ammon, Geh. Kriegs rat a. D. in Dresden; Rudolf Schreyer, Fabrikbesitzer in Meißen. —* Landgericht. sProzetz Bcrnhardt.j Nachdem die Verhandlung gestern abend 8 Uhr ausgesetzt worden ist, wird sie heute fortgesetzt. Vor ihrem Beginn macht der Vorsitzende die Mit teilung, daß die heute früh 9 Uhr geladenen Zeugen erst nach mittag 4 Uhr zu erscheinen haben. Die Verhandlung dürste also erst morgen zu Ende geführt werden. Das Wichtigste in der hcittiaen Verhandlung war die Vernehmung der Iran Ritt meister Louisa Andree geb. Prosten, jetzt wohnhaft in Berlin. Ihr Ehemann befindet sich jetzt in Panama. Im August 1901 ist sie mit ihrer Pflegetochter zur Erholung nach der Schweiz gereist, angeblich aus eigenen Mitteln. Ihr Sohn habe seit 10 Jahren Generalvollmacht. Die Erwerbs- und Vermogensoer- hältnisse des Sohnes und dessen Familienleben sind ihr bekannt gewesen. Die 20 000 Mark habe sie rechtmäßig erworben. Das Zusammentreffen mit Dr. Bernhardt im Hotel „Voutier" in Mon treux schildert sie zum Nachteil Dr. B.s. Dieser habe die äußerst traurige Lage der geschiedenen Iran Andres geschildert und hinzu- gesetzt, daß es doch bester sei, wenn ihr die 20000 Mark abgetreten würden. Daraus habe Dr. Ä. von der Verhaftung Viktor Andrecs erzählt und beteuert, daß dieser im Gefängnisse weder Briefe noch Besuche empfangen dürfe. Denn der Schuldtitel an die Martha Andree abgetreten würde, sei das wichtigste Beweismittel gegen Andree beseitigt und der Strafprozeß müßte einen günstigen Ans gang nehmen. Am Nachmittage fand eine zweite Unterredung statt. Nachdem immer wieder das Schicksal Andrees besprochen Kunst und Wissenschaft. 7* Konzert in der Lukaskirche. Zu Ehren der hier tagenden Kanloren »nd Organisten der Dresdner Kreishcmptmannjchaft fand am Mittwoch nachmittag eine zahlreich besuchte, öffentliche Musikaufsühruna statt. Die Wahl des neuesten Dresdner Gotteshauses für diese Veranstaltung war eine sehr glückliche, hatten doch die Hüter der musiaa saora unserer Provinzialkirchen hierbei Gelegenheit, den eigentümlich schönen Bau der Lukaskirche und deren prächtige Jehmlich-Oräel kennen zu lernen, ein Werk, das auch nach dem Konzert noch bei einer Sondervorführnng durch Herrn Organist B. Schröpfer, viele der Herren Kantoren auf dem Orgclchore festhielt. Von Orgelvorträgcn hörte man in der Aufführung unter sich steigerndem Eindrücke ein 8-moN-Prä- ludinm Bachs sHerr Schröpfer), Fantasie und Fuge saus Werk 19> von E. I. Richter sHerr Max Birns, sowie eine wirksam und klar aufgcbaute Fuge in O-rnoU von Albert Becker sHerr Richard Schmidts. Schönen Ton entwickelte in 2 Stücken für Violine von Tartini sAriej und Beethoven sAndante, op. 40) der Kantor der LukaSkirche, Herr Seminaroberlehrer Th. Görschen. Unter den Gesängen nahmen die Altsoli von Jräul. Caroline Rosen berger, bekanntlich einer soeben erst aus dem König!. Konscr- vatorium mit Auszeichnung entlassenen Orgem-Schulcrin, den ersten Rang ein. Mit ihrem selten schönen, großen Organ und ihrem starken inneren Ausdrucksvermögen sang sie erfolgreich Oskar DermannS Lied „Zn Gott ist meine Seele stille", sowie das „Vaterunser" von C. Krebs und Beethovens Hymne „Die Himmel rühmen deS Ewigen Ehre". Der noch sehr junge Chor der Lukas- kirchc unter Herrn Kantor Görschen hatte daneben einen schwieri- gen Stand, entledigte sich aber seiner Aufgabe im Vortrage des Hauptmannschen Chorliedes „Sei still dem Herrn" und der Möhringschen Motette „Ach Herr, ich habe vertrauet" im ganzen mit anerkennenswertem Gelchick. —p. 4* Sächsische Kunstausstellung Dresden 1903 Die Ludwig Ntchlerabteilung, die. wir unsere letzte Notiz erwähnte, einen besonders interessanten Teil der Ausstellung bilden wird, ist eine Schöpfung vom Gebelmiat Prof. Dr. Karl Woerinann. unserem hochverdienten Galeriedirektor. In lang wierige», zinn Teil vrm mannigfach zerstreuten Material ent sprechend, überaus mühevollen Vorarbeiten ist es dem bewährten Kenner der deutsche» Kunstgeschichte, als der sich Woeimann schon 1899 bei der von ihm geschaffenen KranachauSstelliing zeigte, gelungen, das Werk des Meisters io vollständig wieder herzu- siellen. wie es bis jetzt »och bei keiner anderen Gelegenheit ge schehen ist. In de» Räumen, die Architekt M H. Kühne mit der feinsinnigen Anmut dekorativ anSstattet, die dem Geist dieser künst lerischen Epoche entspricht, wird auch die Marmorbüsle L-Richters aus dem Besitz der Dresdner K'uiistgcnossrnichaft, eine ausgezeich nete Arbeit O- Nassaus. eine» Platz finden. Die buchkünstlerische Durchbildung des Katalogs, der u. a. eine eingehende krllisch- biogrciphische Würdigung des Meisters enthält, liegt in den Hän den Erich Klcinhempels. Berliner Leben. 2. Berlin. 18. April. Ein grüneS Osterfest war uns jo Heuer beschicken. Aber zu der jungen Pracht der Bäume, die zum Teil sogar in Blüte stehen, bildete das abscheuliche Aprilwetter einen desto schärferen Gegensatz. Hagel. Schnee und Nordost wetteiferten mit ein ander, um uns armen Mittclcuropäern die Festfreude gründlich zu vergällen. Aber die Berliner lassen sich im allgemeinen ihr Feiertagsprogramm durch die schlechte Laune des Wettcrgottcs nicht umwerfen. Sic kleiden sich srühlingsmäßig und ziehen mit Kind und Kegel hinaus in die zahlreichen Sommerlokale. Dort sitzen sie dann frierend nnd zähneklappernd und suchen wenigstens ihren inneren Menschen durch dampscnden Grog und andere ge brannte Flüssigkeiten auf eine erträgliche Temperatur zu bringen. Auch die sogenannte feine Welt läßt sich durch die Unbilden des Wetters nicht abhalten, der Eröffnung unserer Rennsaison in Karlshorst bcizuwohnen, womit für die beteiligte Damenwelt sunt starkem Einschlag der Halbwelt! die Verpflichtung verbunden ist, die neueste Frühfahrsmode zur Schau zu stellen. Auch an diesem Ostermontag war die Karlshorster Rennbahn wieder vollständig „ausverkanft", und manche frierenden Zuschauer beneideten die edlen Gäule, die sich wenigstens warm rennen konnten. Indessen, es muß doch Frühttng werden! In unserer Obstkammer Werder steht die Baumblüte in voller Pracht und unsere zahlreichen Konzcrtsäle veröden mehr und mehr, während draußen im Tier garten die gefiederten Sänger vertrauensvoll dem zögernden Lenz enlgegentirilieren. Arthur Nikisch hat in der Philharmonie seinen Dirigentenstab niedcrgelegt, und Weingartner im Opcrnhause seine Sinfonie-Konzerte in gewohnter Weise mit Beethovens Neunter geschlossen. Auch die Singakademie hat alter Gewohn heit treu am Karfreitag Bachs „Matthäuspassion" zur Aus führung gebracht. Damit ist für die geplagtesten Berliner Kri tiker. die Musikrezenscnten, die herrliche zleit angebrochen, da die musikalischen Winterstürme wichen dem Wonnemond. Was da noch nachkommt, ist, wie der Berliner sagt, „Bärme", Boden satz, um oen man sich nicht sonderlich zu kümmern braucht. Nicht ganz so gut haben es unsere „verrohten" Thealerkritiker. Für die beginnt die Schonzeit erst viel später, in der hochsommerlichen Reisezeit, und auch da nur zum Teil. Sie sind wirklich noch gar nicht so verroht, wie ihnen von überempfindlichen Autoren nachgesagt wird. Sobald es nur halbwegs etwas zu loben gibt, sind sie mit rührender Begeisterung dabei, wie soeben wieder das Gastspiel von Joseph Kainz im Lcssing-Theater beweist. Ob wohl sich Kainz davei infolge einer Erkältung nnd vielleicht aucki der ihm mit Recht wenig zusagenden Umgebung keineswegs auf der überragenden Höhe befindet, aus der wir ihn vor Jahren im Deutschen Theater bewundern konnten, überhäufen ihn unsere gc- fürchtctsten Kritiker mit Lobeserhebungen, und nur vereinzelt lätzt man durchblicken, daß Kainz nicht gerade zum Vorteil verändert zu uns zurückgekchrt ist. Trotz des elenden Wetters besteht der Berliner auf seinem Schein und hält auch an der schönen Einrichtung des „dritten" Osterfeiertages krampfhaft fest. Nur wenige Handwerker arbeiten an diesem Tage. Er ist beinahe ein offizieller Ruhetag, der auch für manche seine Berechtigung hat, da sie gerade an den eigent lichen Feiertagen oft verhindert sind, zu feiern. Dieselbe Er scheinung wiederholt sich zu Pfingsten und Weihnachten. Man kann unterer sonst so arbeitsamen Bevölkerung diese wenigen Extra, ruhctage schon gönnen, sie plagen sich das Jahr über redlich genug. Für den Berliner Freisinn war der diesmalige dritte Feiertag ein Tag der Trauer. Er mußte an diesem Tage einen seiner besten Männer zu Grabe tragen. August Mnnckel. WS Politiker und Parlamentarier hatte er sich eine bedeutende <Äelltw-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite