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Diese« Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit« al« Abend-Ausgabe zugestellt, während es die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. öerugsgebllhr: «lerNNSlirlich Utk »rk»»ni bei täaltch uvetmallaer Zutraauoa durch unsere Voten und «or,«»«, an Sonn, und Rontaaen uur einmal) »!VN »oLl . durch auewürtiaeKom- nnMonürk » Mk du. » Mt »v Pt. vei etnmaltarr Zutiklluna durch di« Bus«»Mt. lolmeivell-llaettn, N» Aus land mit enllvrechtndtul Zu«chla»e. N «»druckaller Ärtilel u. Oriaiual- MUteUunaen nur mit deutlicher vueIle»a»,ade<.Dresd Nackir ") »ulüilla. Nachiriiuliche Lonorar- ou'vrüche dleideu unberücksichtigt: unverlangt« Manuikrwte werden nicht auidewalirt. »eleoramm.Adrette: «»chrtchee« »reSde». 1838 Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. Nnreigen-canf. Sinialime von Ankündiguiigtli did nachmittags o Ubr. Sonn- >m!> AeierlaaL nur Mariensttaße »8 von II di« '/>i Uhr Die l wattige Wrund- «eile <ea. » Silben) W Pi«.. Li,- tiindiaunge» aus der Privatseite Zeit« L Pig : die 2ivaltiae Seite ausTee» «eile so Pia. als Eingesandt Seite «L Psg. In Nummern nach Sou», und »rieriagen isualiige «örundjeile so Pia, aut Pribalieitc <iv Dia . rivattige Zeile auf Teitteite und al« Emgesandt «o Via Auswärtige «ul - trüge »ur gegen Sjorausbezahtuug. Belegdläiier tvsiei, w Vsennigc Fernsprecher: Str. U und L0V«. Hauptgeschäftsstelle: Mariensk.38. L»LL8SHSI* kl Sk l.sbell'M kr l Sesliinle M ll fMe. 8611 kA^, Vorrätig ä 8tiiok 50 1kg, in D allen ä putlwlceu, llraz-orien uuä M'rlümenvri. «r. öikistli»!' Drahtberichte Hofnachüchlen, König von Württemberg, Balnevlva Kongreß, BabnhosSivirte. Marokkanische Polizeisrage, Flotlendebatte i» der scanzösische» Kammer. „Der Manöveraiiwalt", Lehrergesangvercinskonzert. j TiiiniciSliig, 8. März 1906. Neueste Drahtmeldnnuen vom 7. März. Deutscher Reichstag. Berl i n. (Priv.-Tel.) Der Reichstag wird soätestens am 8. April in die Osterferien gehen. Vorher soll wenigstens die zweite Lesung des Etats erledigt werden. -- Die Budget- kom Mission des Reichstags genehmigte gegen die Stimmen der Sozialdemokraten die Bermehrung der Torpedo boote. die geforderten Unterseeboote, wobei Staatssekretär von Tirpitz erklärte, datz jetzt der Zeitpunkt gekommen ici. Bersuche mit Unterseebooten anzustellcn, weitere Raten siir vier neue Linienschiffe, für die Kreuzer und die eriten Raten zum Bau der Linienschiffe „Ersatz Bayern" und „Ersatz Sachsen", die ersten Raten für den großen Kreuzer „bl", die kleinen Kreuzer „Ersatz Pfeil" und „Ersatz Kämet", die Summe zum Bau eines Tenders für die Artillericschule in Sondcrburg, die erste Rate zum Bau des Miuendampsers, die Forderung zur Einrichtung eines Linienschiffes der Sachscnklassc als Torpedoschulschisf, und die Abschnitte „Artilleristische und Torpedo-Armierung". Die ge- forderten Stelle »Vermehrungen wurden bis aus zwei Admirals- stellen, die gestrichen wurden, genehmigt. Weitcrberalnng morgen. Zur Lage in Rußland. Petersburg. (Priv.-Tel.) (sieben dem gestrigen Duma- nianifest soll ein vertraulicher Erlas; ergangen sei», nach dem für alle künftigen Abgeordneten vor Zulassung zur Duma obli gatorisch der Treiieid sür .Kaiser u » d A u t vk ra t i e ge fordert wird. Jede antimonarchische .Haltung der Dumamitgliedcr wird eine Verfolgung wegen Meineids nach sich ziehen. — An der heutigen Börse wurde der Nücktritt Wittes bereits als vollendete Tatsache besprochen. Tiflis. Der Statthalter hat über den Bezirk Bortscha- linst den Kriegszustand verhängt und den Bezirk dem zeitweiligen Generalgouvemeur von Tiflis unterstellt. Leer. Der Durchgangsverkehr auf dem Dortmund- Emskanal ist heute mittag wieder eröffnet worden. Rom. (Priv.-Tel.) Die „Tribuna" erhielt aus Monaco die Nachricht, das; der Fürst von Monaco nach Paris gehen werde, um seine Dienste zur Vermittlung zwischen Deutschland und Frankreich anzubieten. Paris. Tic Deputierten des Norddepartemcnts be schlossen wegen der Vorgänge in Boeschäpe zu inter pellieren. Nach eine», vom Minister des Innern gegebenen Darstellung drang während der Inventaraufnahme in der Kirche dieses an der französisch-belgischen Grenze liegenden Ortes eine angeblich zumeist auH Schmugglern bestehende Bande ein und verwundete Len französischen Finanzbeamten Coillat schwer. Der Sohn des letzteren feuerte dann aus die Angreifer. Einer derselben, ein Schlächter, wurde gelötet. Fünf andere Personen, darunter der Pfarrer, wurden verwundet. Die kon servativen beabsichtigen, die Regierung auszusorder», die Inventaraufnahme einzustellen. Madrid. In Jraga, in der Provinz Huesca. kam es zwischen der Polizei und Aufständischen, die Arbeit verlangten, zu einem Z u s a m m en st o s; e, bei dem niedrere Schüsse abge geben wurden, wodurch drei Aufständische getötet wurde». Rotterdam. iPriv -Tel.) Die Haager Zeitung „Avond« post" meldet: Man beabsichtigt, eine zweite Haager Frie - denSkonferenz schon diesen Sommer eiiiznbeinfen. Die Zahl der Delegierten samt Sekretären wird aus 150 geschätzt. Die Regierung stellte den sogenannten gräflichen Saal zur Verfügung. Petersburg. Dem Staatssekretär des deutschen Reichs amts des Innern Staatsministrr Grälen Posadowsky wurden aus Anlaß des Abschlusses des Handelsvertrages mit Deutschland vom 28. Juli 1901 die Brillanten z»m Alexander NrwSky-Orden verliehen. ' Belgrad. Das Ministerium hat leine Ent lassung gegeben. Als Ursache des Rücktritts wird angegeben, daß die Regierung die Vorschläge Oesterreich-Ungarns für Len Ab'chluß des Hanoclsprovisornims nicht aniiebiiien konnte. Washington. Im Nepräseiilaiitenhanse wurde dringend verlangt, daß Amerika seinen Handel mit England nicht erschweren dürfte, um die deutschen Märkte durch Zoll- zugeständnisse zu gewinnen. Man wicS daraus hin, wie wenig Amerika an Deutschland verkaufe im Verhältnis zu England als Abnehmer. Montevideo. Ein heute vom Präsidenten erlassenes Dekret besagt, die Regierung sei davon in Kenntnis gesetzt worden, das; revolutionäre Elemente an der Grenze, des brasilianischen Staates Rio grande do Snl einen Einfall in das Gebiet van Uruguay planten in der Hoffnung, dadurch einen Aufstand hervorzurusc». Infolge »es Anschlusses der Revolutionäre des inneren Landes hätte die Bewegung am >.. oder 5. März entsprechen müssen. Die Regierung habe desyalo Maßregeln ergreifen müsten, über die Bericht erstattet werden würde. Oertliches unv Sächsisches. Dresden. 7 März. —* Bei der gestrigen Galotafel im Königlichen Residenz- ichlosse zu Ehren des könies von Württemberg brachte König Friedrich August folgenden Trinkspruch ans: „Euere Majestät beiße ich herzlichst willkommen als teuren. Gast in meinem Hause und in meiner Residenz. Nachdem mir in der schönen Residenz Eurer Majestät «in so herzlicher, liebevoller Empfang zu teil wurde, ist cs mir vergönnt, Aller- höchstihnen zu zeigen, datz die Versicherung wahrer Jreund- schast damals kein leeres Wort war und daß wir Sachsen uns aufrichtig freuen, den Herrscher eines der größten deut schen Bundesstaaten in unserer Mitte begrüßen zu können. Ich halte cs für ungemein wichtig in diesen Tagen politnch höher Erregung, daß besonders wir deutschen Bundessürstcn eS beweisen und betätigen, wie fest und treu unsere Freund schaft zu einander ist. Und wie leicht ist cs gerade für uns beide; denn alte, auf blutgetränkten Schlachtfeldern begründete Waffenbrüderschaft verbindet unsere Armeen, in denen die Namen Villiers, Champigny stets unvergessen bleiben wer den. Aber auch enge, verwandtschaftliche Beziehungen ver knüpfen unsere Häuser. 'Solange ich lebe, werde ich der hoch herzigen, leider uns zu früh entrissenen Fürstin, welche aus Eurer Majestät Hause entsproß und zehn Jahre lang ein Engel in des Wortes wahrster Bedeutung für uns alle war, ein liebevolles, dankbares Andenken bewahren. Alle meine Gefühle, die mich in diesem Augenblicke für Eure Majestät erfüllen, des Dankes und der Freundschaft, bitte ich, in die Worte zusammenfassen zu dürfen: Seine Majestät der König von Württemberg, mein erlauchter Gast und lieber Freund, er lebe hoch, hoch, hock;!" In unmittelbarem Anschluß hieran erwiderte Sc. Majestät der König von Württemberg folgendes: „Eure Majestät gestatten mir, den Gefühlen des wärm sten und innigsten Tankes Ausdruck zu geben, die mich be wegen angesichts der schönen und erhabenen Worte, die ich soeben aus dem erhabenen Munde Eurer Majestät vernommen habe Sind es doch dieselben Gefühle und Gesinnungen, die auch mein Herz bewegten, als ich vor drei Monaten das Glück hotte, Sachsens König in meinem Land« zu begrüßen, Gefühle, die ich heute so warm, als ich es nur auszusprccheu vermag, erwidern darf, da mir ein s» unendlich liebevoller, herzlicher Empfang in Sachsens Hauptstadt durch Eure Majestät und Hochdero Haus zu teil geworden ist. Eure Majestät sagten richtig, daß die Bande, die die beiden Kon tingente Sachsen und Württemberg eng verschlungen haben, vor 95 Jahren, nie sich lösen werden, datz sic für alle Zeiten fest in aller unser Herzen eingegraben sind. Eure Majestät haben ferner des unsere beiden Familien so tief und schmerz lich berührenden Ereignisses, welches vor balo zwei Jahren unsere beiden Häuser in tiefe Trauer verletzt hat, mir so warmen Worten gedachr. Als der Ehes des württembcrgiichen Hauses darf ich den innigsten und herzlichsten Dank lagen für das Glück, den warmherzigen Empfang, die zweite Heimat, die eine Angehörige meines Hauses in Eurer Majestät Land gcsiinden hat. Mit wahrer Freude und mit Glück habe ich oie hochpazriolischen Worte gehört, die Eure Majcstär ebc» an wich gerichtet haben, mit vollem Gewissen und voller lieber - zeugung darf ich sagen, daß cs djc Gefühle sind, die auch mictz beseelen, daß die innige, treue Bundesfreundichaft der deutschen Fürsten die festeste Bürgschaft dafür ist, daß auch in schweren Zeiten, vor welchen uns Gott bewahren möge, immer ein fester Hort au den Thronen Deutschlands zu linven ist für rechte Title und Ordnung. In treuer Hingebung an das große deutsche Vaterland fühlen wir uns alle geeint. Dies hindert aber nicht die innige Anhänglichkeit und warmen Ge fühle des einen Stammes für de» anderen, und ui diesem Sinne darf ich denn nochmals meinen Dank für alle Gnade, alles Wohlwollen, welches ich hier empfangen habe, in die Worte zusammemossen: Zeine Majestät der König von Sachsen, mein sehr werter und lieber Freund und Bundes genosse, und sein Haus leben hoch, hoch, hoch!" —* Der k önig von Württemberg stattete gestern nachmittag der Königin-Witwe, dem Prinzen Johann Georg, der Prinzessin Mathilde, dcm Herzog Karl Borwin zu Mecklen- burq-Stre'ltz, der Frau Prinzessin Albrecht zu Wolbeck und Pyrmont »no der Frau v. Anthenan geb. Gräfin von Württem berg Besuche ab. JnS Residenzschlaß zurückgekehrt, empfing König Wilhelm zunächst den württemoergilchen Gesandten Staatsrat Dr. von Varnbuler von und zu Hemmingen und ge- wäbrte hieran' mebreren württembergischen Staatsangehörigen Audienz. Gegen 'fl Nhr besuchte der König die Königs. Gemäldegalerie. —* Dem Hoskünzert, das gestern abend 149 Uhr im Nestdcnzschlasse zu Euren des Königs von Württem berg statttand, wohnten bei: 2e. Majestät der König und sein hoher Gast, Ihre Majestät die Königin-Witwe. Ihre König!. Hoheiten Prinz Johann Georg und Prinzessin Mathilde und Ze. Hoheit der Herzog Karl Borwin zu Mecklenburg-Strelitz mit den Damen und Herren der Hof- und -Militärstaaten und des Ehrendienstes. Unter den weiteren Gästen befanden sich die am König!. Hose beglaubigten Missionschefs mit den Legationssekrelaren und Attaches nebst Damen, die Herren Staatsminister init Gemahlinnen, die Herren Präsidenten und Vizepräsidenten beider Kammern der Ständeversammluixg, höhere -wnizierc und Zivilstaatsdiencr, sowie Damen und Herren der Aristokratie. Tie Versammlung der Gäste eriolcch im großen Ballchale, von wo aus jie später in den zum Konzert- saalc eingerichteten Bänkcttsaale eingeführt und daselbst placiert wurden. Die allerhöchsten und yöchslen Herrschaitcn erschienen gegen 9 Uhr in, Kanzertsaale. Das Programm wurde bereits mitgeteilt. Nach Schluß der Borträge folgte ein kurzer Cercle, wobei die ausführenden Künstler von den Herrschaften mit Ansprachen ausgezeichnet wurden. Hieran schloß sich das Souper, das an reichhaltigen und prächtig aus- gestalteten Büfetts im Stncksaale und in den beiden Lveisc- fälcn eingenommen wurde. Gegen II Uhr > zogen sich Ihre Majestäten und die höchsten Hcrrscha'ten zurück. —* Der Besuch des Königs Mülheim II. von Württemberg im Königlichen Marstall verlier heute morgen wieder bei glänzen- dem Friimingswetter anfs beste. Im vorderen Hofe der Marstoll- geböndc in der Stallslraßc batte sich kurz vor 9 Uhr eine kleine, illustrc Gesellschaft zusammengesunden, die dem interessanten und bunten Schauspiele zu folgen gedachte. Neben den beiden Fürsten waren vom Königlichen Hanse Ihre Majestät die K ö n > a i n - W i t w c Carola in Begleitung ihres Ober- Hofmeisters Exzellenz v. Malortic, und die Königlichen Hoheiten Prinz Johann Georg und Prinzessin Mathilde, der Freiin v. Gärlncr zur Begleitung diente, zuoegen. Von belonderer Friiche war namentlich zur großen Freude aller An wesenden die Königin — nahm sic doch au der ganzen, fast eine Stunde währenden Veranstaltung stehend teil und bestieg bei Kunst unv Wissenschaft. s* Gch. Hofrat Professor Dr. Treu, der Direktor unseres Akbertinums, ist von der schottischen Universität Aberdeen gestern zum Ehrendoktor ernannt worden. Professor Arthur Nikisch tritt am 1. April aus Ge sundheitsrücksichten von der Leitung der Oper im Leipziger Stadt- theater, die er ein Jahr innegehabt, zurück. -f* RcsideNjUhrater. In der müde zur Rüste gebenden Saison deS vorigen Winters erschien, einmal und nie wieder, eine neue dreiaktige Operette „Der Manöveraiiwalt". das Erstlinaswerk eines jungen, bis dahin unbekannten Komponisten, Hermann Alexander Möckel. der damit zugleich als sein eigener Librettist debütierte. Gestern begegnete man dem Werke wieder, und zwar in einer Umarbeitung, die seiner Wirkung nur zum Vorteil ge reichen konnte. Der Kompviiist bat sich nämlich für sei» Buch den theaterkundige» Jacobson zu Hilfe genommen, der dem Drei akter vor allem mit energischen Strichen zu Leibe gegangen ist, der ja mit dem „Krieg im Frieden" nun auch für Wien operetten- fähig geworden, wird wohl auch ans dnS Konto des Berliner Schriftstellers zu setze» sein. Die Musik ist im wesentliche», so weit man daS aus der Erinnerung ohne Vergleichen der Klnvier- auszüge feststellrii kann, in der alten Fassung verblieben. Namentlich die orchestrale Faktur, die freilich mehr Geschmack und Geschick, als himmelstürmende Originalität verrät, berechtigt sür Möckel als Operelteii-Komponiste» zu Hoffnungen, deren Er füllung bei weiterem Ausreisen seines Talentes gar nicht so weit ausstehen kann. Die Aufführung hatte gegen das letzte Mal, da das Premierenschisslein vom 28. März 1905 aus einer stürmi schen Bedrängnis in die andere fiel, beträchtlich gewonnen. Herr Friese hatte die Inszenierung der Novität, die vielleicht splen dider sein könnte, revidiert und spielte überdies noch den lrink- seligen Florian. Am Dirigeiiteiipultc saß Herr Kapellmeister Brenner und ließ namentlich den Chören seine Sorgfalt angc- deihen, die nur, ebenso wie die gaiize Aufführung, mehr Tempera ment hätten entwickeln sollen. In den einzelnen Rollen der Operette, deren Oekonomie ebenfalls stark de» Anfänger verrät, taten die Damen Martini tJessie), Kattner (Ruth), Menzel ,Else>. Kronthnl lAiaruneriil, und Münchheim lBarbell, die Herren Werl lvo» Blaiikeiisteinl. Aigner «Assessor Leicht), Gahd «von Sauden», Olbrich «von Fenger). Weise (Franz». Bayer «Powcll) und Schwaiger (Knatter» ihr möglichstes, um der Novität auch gestern zu einein Erfolge zu verhelfen, der sich nach dcm zweiten Finale äußerlich am lebhaftesten dokumentierte und den .Komponisten zwang, zu wiederholten Malen mit den Hauptdarstellern seines Dreiakters vor der Gardine zu erscheinen IV. v* LehrergrsangvereinS-KAnzerl. Ein voller Saal, ein volles künstlerisches Gelingen und ein volles Maß beaeisterungsvollcr Anerkennung sind seit Jahren die ständigen Begieitcrschemungen des großen Winterkonzerts unserer Lehrersängcr gewesen. Auch dos gestrige Konzert im vollbesetzten Gcwcrbehaussaale vollzoa sich unter diesen sieghaften Zeichen, die diesmal als um so ehr licher verdient gelten können, als sich die Sänger und ihr kunsibewandertcr Führer. Herr Prof. Friedrich Brandes, die Dache wahrlich nicht leicht gemacht hatten. Nicht weniger als drei umfängliche und anspruchsvolle Chorwerke »nt Orchester iGewerbehauskapcllc) standen im Programm. Als erstes unter diesen hörte man eine neue Vertonung der bekannte» Felix Tahnichen Dichtung ^Die letzten Goten" s„Gebt Raum, ihr Völker, unlerm Schritt") oeS hiesigen Komponisten Karl D e m mler. Wenn auch hin und wieder (wie eingangs der zweiten Strophe und am Schlüsse des Werkest von dem jungen Tonjetzer dem Götzen Effert einige unmotivierte Opfer gebracht werden, so muß doch daS Chorwerk als Ganzes als eine wertvolle und gelungene Illustration des erschütternden Vor ganges anerkannt werden. Mit großer Gewandtheit und ton- malerischem Geschick ist namentllch das -Orchester behandelt^ aber auch dem Chore sind dankbare Aufgaben gestellt, und zwanglos und natürlich fugt sich ein Baritomolo, das einem die Klage um den toten König Teja zuerst anstinnnenden Goten- sichrer in den Mund gelegt wird, in das Ganze ein. Herr konzcrtsänger Viktor Portb sang das Solo mit stimmlichem Glanz und treffsicherem Ausdruck. Das zweite große Chor werk des Abends war zwar sür Dresden keine Neuheit, er klang aber doch im Lchrergesangverein erstmalig: Edmund Kretschmers eindrucksvolle „G e ist e r s ch l a ch t". Der konzertaebende Verein ehrte mit der Wahl die>er Kvmpositiou (die bekanntlich beim Dresdner großen Sängerfeste 1886 mit dem ersten Preise ausgezeichnet wurde) zugleich seinen früheren Licdermeistcr Kretschmer anläßlich seines 75. Geburtstages. Ein schönes Geburtstags-Angebinde war eS in der Tat, diese prächtig aogernndele Aufführung des Werkes feiienS der Lehrerjänger und des Orchesters, und die spontane Huldigung, die dem durch stürmischen Avplaus aufs Podium zitierten greisen Komponisten vom enthusiasmierten Publikum dargcbracht wurde! Als drittes und größtes Chorwerk endlich, das zugleich auch den Reiz der Neuheit für sich hatte, bot der Verein eine oratorienhaft an- geleale Komposition Heinrich Zöllners für Männerchor. Orchester, Sopran- und Baritonsolo (Dichtung von W. Oster wald): B o n > s a t i n s " , das den bekannten Vorgang des Fällens der Donarseiche bei Geismar durch den Apostel der Deutschen und sie sich an diesen Vorgang schließende Bekehrunc, der heidnischen Germanen zum Christcntnme ichildert. Nach dem Eindrücke, den man von der gestrigen — allerdings vorzüg lichen — Ausführung des Zöllnerichcn Werkes gewinnen mußte, darf dieser „BonifaliuS" dem Allerbesten zugcrechnet werden, was die neuere Zeit an größeren Chorkompositionen mit Orchester gezeitigt bat. Dromatstches Leben, abwechslunasvolle Vorgänge, wirksame Kontraste szwischen den Chören der Heiden und Christen einerseits und den Soli des Bonifatius und einer germanischen Priestcrin andrerseits), vor ollem aber eine olle Uebcrtreibnngcn vermeidende, immer vornehm gehaltene und treffend charakterisierende musikalische Äusqestaltuna (cs sei nur an die mit saftigen Orchestcnarben gemalte Schilderung des krachend znsammenstürzcnden Eichbaums erinnert) erheben das