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von sechs bescheidenen Flämmchen strahlend, NM den Tisch taßen acht jubelnde Kinder, denn der Vater ließ mitten auf der von der Lampe er. leuchteten Platte zwei Backpfianinenmänner, so gut e» den steife» Gesellen möglich war, Kegelbürze schlagen und andere Kniiststjickchen aussühren. „Papa," flüsterte der kleine lvillibald vor dem Fenster ieinen, Goldvater zu, „weißt Du, was ich mir nächste Weihnachten wünsche? Auch zwei solche Pflaumen- männer." Und so erzählte allmählich einer nach den, andern in der Runde irgend ein drolliges oder wehmütiges Geschichtchen. Per eine schwärmte von seiner zinnerne» Russen- »nd Tscherkessen- Schlacht mit knndertniidsünfzig Figuren, die die Wonne seiner Kindheit gewesen war. Eine alte Paine bewahrte nach fünsnndsechzig Jahre» noch ihre tieblings-weihnachtspiippe in, Glasschranke ans. Ei» junges Mädchen gestand schüchtern, daß sie noch immer manchmal mit den Papierpüppchen, die sie niit sieben fahren geschenkt bekommen hatte, Schule spielte. Kurz, jeder und jede wußte etwas zu dem angeschlagene» Thema beizntragen. „Sie wisse», meine Herrschaften," begann jetzt der »eben der Hansherrin sitzende Landgerichts- diiektor, „daß ich in einem der am wenigsten volnminSse» Fürstentümer unseres deutsche» Vater- landes das Licht der lvel» erblickt habe »nd auch noch bis vor welligen fahren »leincin angestamm ten Herrscher treue Pienste geleistet habe, Sn jenen schöllen Seiten »nn, als cs einem dcntschcn Fürsten noch l'eikommen konnte, mehr oder weniger den souveränen lvillen eigenmächtig zur Geltnng z» bringen, überraschte uns Screnissininr an eine,» weihnachtsseste mit einer eigenhändig und eigen- köpfig ausgearbeitcten neuen Gerichtsordnung. Aber die Freude an diesem Geschenke halte nur er, der hohe Schenkgeber, allein; wir Beamten hatten wahre Höllengiialen zu erdulde», bald ging alles drunter und drüber . . ." Ein allgemeines Gelächter unterbrach hier den Erzählenden. „Lin Jahr später," fuhr der Gerichtsdirektor fort, „hatten auch wir unsere Freude. Am nächsten weihnachtsfeste nämlich Hab der Fürst die Gerichts ordnung wieder auf!" Als sich die Gemüter über die interessante» Enthüllungen des Juristen wieder etwas bernhigt hatten, ergriff die Koininerzieniälin das Wort. „Jetzt, Gustav," sagte sie zu ihrem Jüngsten, dem Mbcrtertianer, der neben den» Ruchhalter Möllers saß, „wärest Pu eigentlich an der Reihe!" „Liebe vcileska," sagte lächelnd der Hausherr, „bringe den Jungen nicht in die Verlegenheit. Ehe er iin stände ist, eine» längere» Speech vom Stapel zu lassen, muß er sich noch etwas mehr a» seinen neuen Halskragen (Zenlimeterhöhe «W gewöhnen!" Gustav errötete. „Run, nn», mein Junge," fuhr der Vater fort, „P» weißt, das ist ein weiser Vater, der sein Kind kennt. Roch nie sah ich Peine Augen so funkeln, als in dem Augenblicke, da Pu heute abend die Schachtel mit dem Hemdkragen öffnetest und Deinen heißeste» Ivnnsch in seiner ganzen (oben- genannte») Höhe erfüllt sahst. Die Kragen und der hellgraue „Harto", der daneben lag, waren eine der schönsten lveihnachtsüberraschnngen, die Dir bereitet worden sind!" „Und nn», Möllers, sind Sie der einzige, der »ns sein Herz lisch nicht ansgeschüttet hat," ries Herr Mirrbach dann über die Tafel hinweg. „Haben Sie nie eine wirkliche weihnachtsüber- raschnng gehabt?" „Ich, und weihnachtsüberraschnngen?" lächelte wehmütig der Angercdcte. „Gehabt habe ich ja i» meinem Lebe» eigentlich keine; aber ich selber bi» eine !ve>b nachts Überraschung." „Lächeln Sie nicht, incine Herrschaste», wen» Sie mich ansehe»," fuhr er nach einer kleinen Pause, während der sich alle Augen auf ibn ge richtet hatten, fort: „Venn aussehen «ne ich ja ge rade nicht wie ein Weihnachtsgeschenk; »nd doch bi» ich eins. Ich wurde als dreizehntes Kind meiner Eltern am 2?.'Dezember (das Jahr »nt wohl nichts zur Sache?) geboren. Eben wollte mein Vater seinen Zwölf bereits anwesenden Sprößlingen de» bescheidenen Lhrsstbaum anzün den, als ihn meine Mutter durch de» Eintritt nieines Daseins in die Welt überraschte. Die gute starb zwei Tage darauf. Und Sie können wohl denken, daß die nachfolgenden weihnachts- feste, sowohl in Anbetracht der traurigen Erinne rung, als in Anbetracht des Gehalts, den mein Vater als Registrator beim Stadtgericht bezog, keine alänzcnde» waren, vie erste weihnachts- überraßbliiig in ineinei» ganzen Leben hat mir im Grunde mein verehrter Ehes am heutige» Abend bereitet. Ich bin entzückt von dem glän zenden Lnipsange, der mir heute zum ersten Male in diesem mir so teuer» Hause geboten wird. Und ich verdanke dieser Glück gewiß nicht zum ge ringsten der Tatsache, daß ich am heutigen Weih nachtsabende nicht, wie bei meiner Geburt, der Dreizehnte, sondern, daß ich heute an der Tafel der vierzehnte bi»!" Die Hanssra» errötete tief. Denn allerdings, die Rechnung halte ihre Richtigkeit. Aber »och ehe die eintretende Panse irgend welche ernsthafte Verstimmung oder Verlegenheit erregen konnte, ergriff der Ebcf das Wort. „Lieber Möllers, Sie haben recht, wenn Sie annehinen, daß der Gedanke, Sic heute hier zu bebalten, von meiner Frau ausging. Äb sie irgend welche Hiniergedanken damit verknüpfte, weiß ich nicht. Aber ich hatte einen dabei, das weiß ich. Sie erinnern sich, daß ich Ihnen noch etwas sagen wollte, als Sic mir das Telegramm überreicht hatte». Lieber Freund, ich bitte Sie, meine Firma künftighin „per Prokura" zu zeichnen." Frau: „Da habe ich gehört von einem Mann, der so viel Schnaps ge trunken hat, daß er von, Rlkohol ganz durchtränkt war, und dem beim Ans- blase» einer Kerze die Fla,„me nach innen geschlagen ist, sodaß er elend Hai verbrennen müssen. Das sollte Dir eine ernste Warnung sein!" Mann: „Hast recht, Alte, ich werde nie mehr ein Licht ausblasen!" Karl che» hat die Aufforderung bekommen, seinen Strumpf am Abend für de» Ruprecht aufzuhänge», wie das zum heimlichen Fülle» mit Aepfeln und Rüssen so Brauch. Er wählt dafür seinen defektesten Fußwärmer aus und stellt einen großen Korb darunter!