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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 04.11.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051104023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905110402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905110402
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-11
- Tag 1905-11-04
-
Monat
1905-11
-
Jahr
1905
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Annabme von Ankündiau»-en bir nnchmillaar L Ubr Sonn- »nd Keiertaas nur Marienltrab« A von li bis V.l Ubr Di« l ivaltiae Grund «eile ica. » Silben» A> Pia > An- kiindiaunaen au! der Vrivatieile Zeile lls Pia i die sioaltiae Seile au! Der! leite bo L!«., all! Einaeiandt Zeile <-o Pi» In Nummern »ach Sa»»- und steirrta,eu i irialiiae Grund»«ile so P!a,> au! Vrwaiteitc «o Pia- Livolüac Zeile au! Lerlieite und als Einaciandt so V!g. Äuswarliae Auf träge nur aeaen PorauSbczabluna. ivelegdiulier werden mit 10 Ps»- berechnet. Sernivrechaiischluh: Sl-.nt l Rr. U und Nr. 2084 Rr. »V«. SS// ^ Ncnestc Drahtberichtc. Hostiachlichteu, Lohnbewegung dar Weder. Gerichtsverhandlungen. Rußland. Dräleke-Konzert des Kai. Konservalvrinnis. Berli»er Leven. S//7L0. zage m Louttaliettv, 4. Novcmlrer 1'^OL. Neueste Drahtmel-unacn roul 3. Novbr. Zur Lage in Rustland. London. (Priv.-Tel.) „Central News" melden aus Petersburg, die einzige Person der kaiserlichen Familie, die das Anerbieten des Deutschen Kaisers, an Bord des deutschen Kren- zcrs ,,Lübeck" Rußland zu verlassen, annehmen werde, sei die Zarin und zwar wegen ihres unbefriedigenden Gesnndheils- zustondes. Petersburg. Ein N c g i e r u n g s ° C o m in u n i g u 6 führt aus: Nachdem das Manifest vom 30. Oktober unerschütter liche Grundlagen für die Entwicklung des Lebens in Rußland am der Basis von Gesetzmäßigkeit und Recht geschaffen hat, erhalte die Teilnahme an den Straßendemonslrcitioncn einen ganz anderen Sinn, als vorher. Sie könnten nur die Unordnung unterstützen. Daher sei die Teilnahme von Schülern der mitt leren und unteren Lehranstalten an solchen Kundgebungen schon aus moralischen Gründen zu verurteilen. Wenn die Aufmerk samkeit der Gesellschaft nicht schon jetzt darauf gerichtet werde, drohe dem Staat das Anwachsen der Zahl von Leuten, deren Achtung vor der Autorität und Ordnung schon ans der Schul bank radikal erschüttert sei. Die Negierung rufe alle Bürger zur Selbstbeherrschung und ruhiger Bcschäs- tigung ans. Petersburg, Amtlich wird mitgcleilt, daß alle für die Presse erlassenen Zirkularvorschriften aufgehoben worden sind und der Oberprcssebchörde verboten wird, neue zu erlassen. Petersburg. (Priv.-Tel.j Die Zensur für nicht amtliche Telegramme der Zeitungen ist aufgehoben worden. Petersburg. (Priv.-Tel.s Die letzten Telegramme be richten die Fortdauer der gegen die Juden gerichteten Unru hen, so in Njeshin, Witevsk, Nomn». Kiew, Wilna, Elisa bethgrad und namentlich Odessa, wo »nler der großen Zahl der Verwundeten verkleidete Polizisten erkannt wurden. Die Ruhestörungen führten wie bisher zur Plünderung und In brandsetzung der Läden und Gewalttaten gegen die jüdische Be völkerung, von der viel getötet und verwundet wurden. In Saratow wurde die Kaserne angeznndet. Petersburg. (Priv.-Tel.s Aus Nikolajew wird gemeldet, in der Stadt herrsche offener Aufru li r: aus allen Straßen vernehme man Gewchrieueb, zahlreiche Tote und Verwundete lägen umher, Ueber 200 Bomben seien geworfen worden, wo durch ebenfalls zahlreiche Personen ums Leben gekommen seien. Reval. Eine Menge von ungefähr SO 000 Personen hielt sich mehrere Stunden lang an der Stelle aus, wo die von den Truppen erschossenen Teilnehmer an den Kundgebungen gefallen sind, 38 Särge waren dort ausgestellt. Die Menge lang dabei Trauergcsänge. Die Straßenlaternen und die Häuser waren schwarz verhängt und trugen unzählige -rraucrkröuze. Die Straßen waren mit Trailerzweigen geschmückt, in den Fenstern brannten Kerzen. Ter Trauerziig erstreckte sich auf mehrere Kilometer. Die städtischen Behörden beteiligten sich an der Feier. Die Läden und die öffentlichen Anstalten waren ge schlossen. Minsk. Fast stündlich finden hier Beerdigungen von Leuten statt, die den letzten Unruhen zum Opfer gesotten sind. Die Leichen werden aus Droschken svitgeschostt. Aut dem israelitischen Friedhöfe lagen 54 Leichname. Die Arbeiter habe» für die Getöteten eine dreitägige Trauer augesetzt. In den öffentlichen Anstalten ist die Arbeit eingestellt. Odessa. Den ganzen Tag hindurch dauerten die De mo n st r a t i o n e n u n d Z u s a m m c n st ö ß e zwischen Mani festanten einerseits und Kosaken und Polizei anderseits fort. Ans die Truppen wurde vielfach aus den Häusern geschossen, worauf diese in die Häuser eindrangen. Dabei gab cs anschei nend viele Tote und Verwundete. In mehreren Stadtteilen wurden vom Pöbel stüdische Geschäfte angegriffen und geplündert, wobei cs häufig zu förmlichen Kämp'cn kam, die zahlreiche Opfer forderten. Ter Rektor der Universität hat an Graf Witte um Hilfe telegraphiert Man befürchtet eine ernsthafte Panik. Odessa. lPriv.-Tel.) Mit der Verhängung des Be lagerungszustandes wird bestimmt, daß nach 7 Uhr abends sich niemand mehr aus der Straße scheu lassen darf, und daß auf jede Person, die nach dieser Zeit am Fenster oder auf dem Balkon erscheint, geschossen wird. Um 9 Ubr ist das Licht in den Häuicru zu löschen. Gestern nachmittag e»t- wafsnetcn die Polizei und Truppen über 5900 Personen, die Revolver bei sich trugen. Odessa. sPrio.-Tests Ueber Rostow am Don wurde gestern der Kriegszustand verhängst Seit! er herrscht ziemliche Ruhe. Der Bahuverkehr konnte noch nicht ausgenommen werden. Helsingsors. Die -Stadtverwaltung bild-K' «Inen Wohlfahrtsausschuß und erklärte dem Bezirkskomitee, daß sie sich im stände sehe, die Ausrcchterhaltung der Ordnung zu übernehmen, zu welchem Zwecke 19 000 Mark bewilligt wur den. Weiter wählte die Stadtverwaltung, die zweimal täglich zusammentritt, einen Ausschuß -von drei Mitgliedern, an den ,ich das Streikkomitee in wichtigen Fragen wenden soll. London. (Priv.-Tel.s Der ztorrcwvndcut der „Moruing Post" in Helsingsors telegraphiert eine Unterredung, die er mit einem Führer der s i n n l ä n d i s ch e n Bewegung hatte. Dieser sagte: Unsere friedliche Revolution ist erfolgreich gewesen. Wir wollen nur unsere vcrsassungsmäßineu Rechte wieder Her stellen, Reformen, die der Neuzeit entsprechen, eiusührc», wir wollen die Personal - Union mit Rußland nicht trennen, wollen aber die russische Regierung und das russische Beamten tum nicht dulden. Äatto-witz. (Amtlich.s Jeder Eisenbahnver kehr nach Rußland stockt. Breslau. Laudrat Gcrlach-Kattowitz ermächtigte die „Schles. Ztg." zu der Nachricht, daß die Zeitungsmeldungen von einer angeblichen Bedrohung seiner Person durch einen russischen Grenzposten an der Landesgrcnze bei Schabel- nia nicht den Tatsachen entsprächen. P r e n ß i s ch - H o l l n n d. Nach den bisherigen Ermiit- lungen sind bei der gestrigen R e i ch s t a g s c r s a tz w a h l im Wahlkreise Prcußisch-Holland-Mohrungcn 9471 Summen ab gegeben worden, davon für Rittergutsbesitzer Gluer-Gergehnen tkons.j 8289 Stimmen. Im Kreise Mohrungen erhielt Gluer 4020, Hermenau (freist Volksp.s 690, Braun HSoz.s 273 und Krebs sZeittr.s 38 Stimmen, Im Kreise Prenhisch-Holland wurden für Gluer 4263 Stimmen abgegeben. Einige Bezirke stehen noch cmS. ^ K öln. sPriv.-Tel.l Unter Hinweis ans bie Eingaben der Siebeuerkommisswn, sowie die unter den Bergleuten herrschende Unzufriedenheit über die neu» Arbeits-Ordnung, die durch ihre Bestimmungen über die Schichizeit große Erbitterung hcrvorruft, erklären d'c den christlichen Organisationen nahe stehenden Blätter, cs stehe zu hoffen, daß die Bergbehörde der Verlängerung der -Lchichtzeil die .Zustimmung versage, da die Arbeiter solche kaum ruhig hinnehmen würden. Wenn auch die Leiter der Organstation infolge der leeren -Organiscttions-Kasien sich gegen einen Streik erklären, sei doch fraglich, ob inan vic von der Verlängerung der Schichl^cit betroffenen 'Arbeiter werde ruhig holten können. Ein mißglückter Streik dieser Ar beiter würde aber eine derartige Erbitterung znriicklasien, daß es früher oder später wieder zum allgemeinen Kampfe kommen wü'de. K o l u. (Priv.-Tel.s In der Horn- und Fischbeinfabrir von Wahlen in Köln-Chrcnscld brach heute früh ein Groh- s eu er aus, veranlaßt durch die Explosion leicht brennbarer Flüssigkeiten, die dem Feuer zu nahe'gekommen waren. Zwei »> dem bctrcifcudeu Raume beschäftigte Arbeiter wurden schwer verbrüht und in hoffnungslosem Zustande dem Hospitale über wiesen. Sämtliche Kölner Wehren traten in Aktion und -ver hüteten die Weueraiisbreitting des Brandes. Hagen. iAmtlichc Meldung.> Aut dem Bahnhose GevelS- berg-Hanse fuhr gestern abend 7 Uhr 20 Minuten der Eilgütcr- zng 6057 ohne Auftrag bei falscher W eiche n st cllnng ab und Kietz nach 100 Meter im falschen Gleis auf einen vor dem Prellbock stehenden Güterwagen. Dieser bohrte sich in den Führerstand der rückwärts steifenden Tenderlokomotivc ein und tötete den Lokomotivführer und den Heizer. Wien. lPrw.-Tel.j Es verlautet bestimmt, daß Gautsch vom Kaiser die Zustimmung zu einer -Vorlage bezüglich des allgemeinen Stimmrechts erhalten habe. W i c n. Wie das „Wiener K. K. Korresp.-Bureau" meldet, sind bei den »estrigen W ci h! r e ch t s d e m o n st r a t i o n e n 12 Perwnen erheblich und 27 leicht verletzt worden. Paris. Bei dem in Biarritz tagenden Polksschulkongreß hielt Löon Bourgeois eine Rede, in der er das zu künftige Pro» ramm der Republik entwarf. Mch> cce Berichterstatter melden, diese Rede, welche tiefen Eindruck her- oorgerusen habe, gelte als Kieweis dafür, daß Bourgeois wieder tatkräftig in dos politische Leben eingrcisen wolle. Bei einem Festessen in Biarritz sei dieser Entschluß Bourgeois' in mehre ren Trinkiprüchen als höchst erfreulich und bedeutungsvoll be grüßt worden. M a d r i d. Der König hat gestern oben-, wie gemeldet, die Reise nach Deutschland cingetrctcn. Die gesamte königliche Familie, dos Ministerium, zahlreiche ehemalige Minister, Senatoren, Deputierte, die Spitzen der militärischen und bürgerlichen Behörden gaben dem König das Geleit zum Bahnhof. Die Bevölkerung bereitete dem König Ovationen. Madrid. In offiziösen Kreisen verlautet, der spanische Botschafter in Paris habe Vollmacht zum Abschluß eines spanisch-französischen Handelsvertrages er- Hallen. Konstantinope l. Tie Gerüchte, daß die Pforte eine neue Note, die Finanzkontrolle betreffend, den Bot- icbastcrn zngesandt und daß die Mächte ein Ultimatum an die Pforte gerichtet hätten, haben sich als unbegründet herausaestellt. Die Lage ist unverändert, und die Besprechungen hierüber dauern fort. Eine Beschlußfassung steht bevor, und man hofft noch immer, daß die Pforte nachgebcn wird. Alnicr Der Erzbischof von Algier, Oury, hat aus Gesundheitsrücksichten seine Entlassung eingereicht. Ocrtliches und Sächsisches. Dresden. 3 November. Se. Majestät derKönig wohnte heute vormittag dem in der katholischen Ho'kirche stattgefundencn Requiem für die verstorbenen Mitglieder des König!. Hauses bei und empfing die Herren Staatsministcr und den König!. Kabinettssekretär zu Vorträgen. —* König Friedrich August hat das Protektorat über den Verein der Blinden in Dresden und Umgegend über nommen. —* Wie verlautet, tritt der Gendarmerie-Oberinspektor Herr Gendarmericoberst v. Heygendorsf mit Ende dieses Jahres in den Ruhestand. Ms dessen Nachfolger ist Herr Polizeihauptmann KI obre in Dresden in Aussicht genommen. —* Reichsgraf Fritz von H o ch b e r g - Halbau mit Ge mahlin und Graf v. Arnim-Blumberg trasen hier ein uud nahmen im „Europäischen Hos" Wohnung. —* Eine der ältesten bestehenden Stiftungen im Königreich Sachsen ist die sogenannte Paxbrotstistung, welche gegen wärtig aus Staatsmitteln alljährlich 3000 Mk. erhält. Auge- sichts der veränderten Zeitverhällniffc und der Eigenartigkeit der Stiftung hat die Königliche Siaatsrcgierung eingehende Erörterungen nach dem Ursprung derselben angestellt, und cs Hot sich hierbei ergeben, daß es sich bei der bis in das Mittel- alter zurückreicbenden Stiftung nicht um eine eigentliche Stiftung oder eine rechtliche Vervstichtung des Landesherr», bezw. des Staates zu einer Leistung für alle Zeilen handelt, sondern um eine widerrufliche Gucchenbewilligung zu gunstcn Armer der Stadt Dresden. Angesichts dieser Situation, durch die die Sradt Dresden ans dem Gebiete der Armenfürsorgc entlaßt? wird, ist die Jnwegiallstellnug dieser Gnadenbcwilliguiig ins Auge gefaßt worden. Um jedoch den fetzigen Empfängern der Paxbrotspendc gegenüber jede Härte zu permcidcn, wird be- Kunst und Wissenschaft. s* Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hof- thcater. Im Opernhause wird Sonntag, 5. Novemvcr, die dreiaktiae komische Oper „Fra D i a v o l o" gegeben. Tie Besetzung ist die folgende: Zcrliuc: Fr. Wcdekiud: Pamella: Frl. v. Ehavanne: Fra Diavolo: Hr. Oeser sznin erste» Malest Lord Kookburn: Hr. Erwin szum ersten Males: Lorenzo: Hr. Jäger: Giacomo: Hr. Erl: Beppo: Hr. Wächter. h* Das König!. Konservatorium veranstaltete zu Ehren Felix Drnesekcs, als Nachfeier seines 70. Geburtstages, ein Konzert im Verciusbause. dessen Ertrag den Zwecke» des Patronatvereins (Freistellen-Gewährung» Vorbehalten ist. Es ge langten ausschließlich Draesekesche Werke zur Aufführung. An erster Stelle zu nenne», obgleich gls Abfchlns; deS Programms gespielt, ist das hlv-änr-Konzert für Klavier und Orchester, als eine ebenso eigenartige wie eindrucksvolle Schöpfung, ein echter Draesekr. kraftvoll in der Erfindung, ernst und lies in der tech nischen Ausarbeitung. Es ist ein einheitlich empfundenes sinfo nisches Stück, in welchem deni orchestralen Teil eine nicht weniger bedeutungsvolle Aufgabe zugcdacht ist, als dem Solopart. Für letzteren trat Frau Professor Laura R a p p o l d i - K a h re r ein. Sie spielte das nur erste» und ernste» Virtuose» zugängliche Werk bewundernswert in der vollen Schönheit seines romantischen Inhalts »nd meisterlich in der souveränen Beherrschung der tech nischen Schwierigkeiten. War somit der glänzende Erfolg in erster Linie dieser Meisterin ihrer Kunst zu dnukeu, so hatte die Orchesterklaise unter Leitung des Herrn Hvskgpellmeisters Kutzschbach für die ganz treffliche Ausführung der Begleitung kaum weniger Anspruch ans rückhaltlose Anerkennung. Diese hatte sich die Orchcsterkiasje übrigens schon mit dem eingangs dar gebotenen Vorspiel zur Oper „Bcrtran de Born" verdient, einem Stimmunasstück von eigenartig romantische»! Inhalt, das sich ohne Kenntnis der dramatischen Vorgänge nicht beurteilen läßt. Eine nicht leichte Aufgabe war auch der obersten Chorklasse unter Lei tung von Herrn Albert Kluge zugesalleu mit der Ausführung des Konzertstückes „Die Heinzelmännchen", wohl eines der schwie rigsten gemischten Chöre mit geradezu jungen- und kehlkopfbreche- rischen Kunststücken der musikalische» Deklamation. Alle die immensen Schwierigkeiten, von denen das Festhalten der Stim mung nicht die letzte ist, gelangen aber so ausgezeichnet und tadel los, daß man den Chor schlankweg zur Wiederholuna verlangte. Kaum weniger wicknngsvoll wurden vorher der sechsstimmigc gemischte Chor zu dem Platenschcn Drama „Melcager" gesungen und der vierstimmige Franenchor „Sonntags am Rhein". Einen Erfolg für sich erzielte Herr Victor Porth mit dem knnstlcuich sein abgetönten Vortrage der Ballade „Pansanias" und Liedern ans den „Weihestnndcn". Melkter Tracsckc, der dem Konzert an- wobnte, wurde wiederholt Gegenstand lebhaftester Auszeich nung. II. 8t. 4* AuS München wird über die Prinz-Regenten- Theatersrage geschrieben: Zur Zeit ist in München eine leb hafte Bewegung um Erhaltung der.sWagner-Festspicle im Prinz- Rcgc»ten-Tnc>tter" im Gange. 'Nach einem Abkommen zwischen den Erben Richard Wagners und der Münchner Hvs- theater-Iittendanz sollen nämlich künftig die Wagncr-Ansfiihrnngen im Prinz-Rcgeittcn-Thcatcr nicht wie bisher aüsährlich, sondern mir in jenen Jahren stattfinden, in welchen Festspiele in Bap- reuth nicht dargestellt werden. München hat durch die Ausfüh rung der Wagner-Festspiele im Prinz-Rcgenlen-Thcater einen un geheuren Frcmdenznzng. So lange Herr v. Possnrt am Ruder war, hat man dies, bis im letzten Jahre, nicht anerkannt, und in gewissen Blättern wurde er wegen seiner Schöpfung des Prinz- Rcgenten-Theaters angefeindet. Nun wirft allerdings das Prinz- Regenten-Thcater, wenn nur 20 Fcstausführuugeu im Jabre darin stnttfindeu, nicht die Kosten ab. Der Hos hätte daun bei läufig außer dem Zuschuß für die Hoftheater alljährlich noch 30000 Mk. zuzuzahle». Dieser Betrag ist den maßgebende» Fol to>en unlieb, znmcist ans diesem Grunde ist das Abkommen zwischen Banreitth und München »»gestrebt worden. Nun macht sich eine Verstimmung gegen die Erben Richard Wagners geltend, und man machte sie für das Abkomme» verantwortlich. Sehr mit Unrecht! Wohl aber — und dies müssen sich die Stürmer vor Angen halte» — können die Erben Richard ÄagncrS die Jestsvicle im Prinz-Regentcn-Theatcr n a ch kurzer K ü » dignng übe r- hanvt vollständig verbieten und sich jede Konkurrenz für Bayreuth vom Halse schaffen, denn noch sind die Eiben Eigen tümer der Werke des Meisters und können die Erlaubnis zur Ausführung geben oder versagen. 4 Die Stadtvertretnng von Osnabrück beschloß endgültig den Ban eines Theaters, der sofort in Angriff genommen werden soll. Die Kosten des Baues sind auf 570000 Mk. veran schlagt. i Die „ Villa Halkt> one" des verstorbenen Dichters Otto Erich Harllcben in Salo am Gardasee wurde zu einer vor nehmen Aremde» pension iimgewaudelt. Berliner Leben. 14. Berli u, 2. November. Die russischen Ereignisse werfen naturgemäß ihre riesen Schatten bis nach der deuiichc» Neichshaupistadt. Ihre Ein flüsse machen sich im Berliner Leben deutlich sichtbar. Natur gemäß. Denn eng und mannigfach sind die Fäden, die zwischen Berlin und Rußland hin und her lausen. Wir wollen nicht an die Zeit erinnern, da Zar Nikolaus 1. sich als Berliner Hausbesitzer ausspielte und Berlin gleichsam als seine dritte Residenz betrachtete. DaS sind vergangene Zeiten, glücklicher- weile vergangene, da die Speichelleckerei, die damals in der preu ßischen Hauptstadt cicgcnüber dem Selbstherrscher aller Reußen getrieben wurde, alles andere als schön und würdig war. Die tt'ätercn Zarc» teilten diese Vorliebe für Berlin keineswegs. Sie kamen nur sclir selten oder, wie der jetzige Zar, gar nicht nach der Spree-Residenz, sei es, daß sic ihnen minder shmpathiich oder auch, wie neuerdings,, minder sicher war. Die Berliner ver zichtete» auch gern aus das fragwürdige Vergnügen, den Zaren in ihrer Mitte zu begrüßen und mit ihm sonderbare russische Sitten einziehen zu sehen. Man erinnert sich noch des merk würdigen Schauspiels bei dem letzten Berliner Besuche des dritten Alexander, als die braven Berliner Schutzleute, die russische Gehennvolizisten zuvor daraus einacdrillt hatten, beim Einzüge deS Zaren diesem krampfhaft ihre Rücken zükchrtcn und mit dem Gesicht zu dem Publikum gewandt sprungbereit da- standen, m» sich ledcn Augenblick auf verdächtige Individuen stürzen zu können. Die Schutzleute hatten Mühe, dabei den dieiisilichcn Ernst zu wahren, und die spottlustigen Berliner ulkten nicht wenig über dieses ungewohnte Sclmuspiel, das auch Kaiser Wilhelm, der an der Seite des Zaren dahinfuhr, mit sicht- lichem Interesse betrachtete. Seitdem entbehrte man in Berlin gern die Ehre, den Zaren als Gast zu begrüßen, und überließ sic Danzig, Tarmstadt, Homburg neidlos. Auch die russischen Großfürsten kamen mir äußerst selten und nur immer zu kurzem Anfeitthallc nach Berlin, das für sie lediglich Turchgangsstatiou nach dem unterhaltenderen und ungebundeneren Paris oder nach der sonnigen Riviera mit den geheimen Reizen Monte Carlos wurde. Auch die ganz reichen und vornehmen Russen, die den größten Teil des Winters im Süden zu verleben pflegen, lpilten sich nur vorübergehend in der deutschen Reichshauptstadt auf. Dagegen gehört die große Masse der reisenden Russen zu den ständigen und gern gesehenen Gästen Berlins, schon wert
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