Volltext Seite (XML)
f sze sk 7 feiNS I — Herzog Carl Eduard von Sachsen»KoVurs »ud Gotha wird in den ersten Dezembertageu zum Besuche des Kvnigl Hofes hier erwartet Herr Staatsmtnister v M ctzsch veranstaltet am »'S. d. M. in, Ministerholel zu Evrrn des preußischen Gesandte» Grase» Dönhoss. der a» diesem Tage sein 50jähriges DlenstjnbUäum leiert, ein Diner. — Herr D r Tl» codor Äer 1 ach in Dresden «mpsing in diesen Tagen den Glückwunsch der philosophische» Fakultät der Leipziger Universität zur Feier seines.'«Oiährigeu Doktorjubiläuins. Dr Gerl ach. geborener Frriberaer, ist ei» angesehener Chemiker, der namentlich de» ÄewichkSmessnngrn an Salzlösungen, der llnterinchnng der Abwässer der GaSfnbrikativn und in anderen sorg- sältigen theoretischen wie praktischen Arbeiten Hervorragendes leistete. Nachdem er lange Jahre in Kol» chemischen Fabriken vorgestanden hat. zog er sich seit einigen Jahre» nach Dresden rnrück. — Znm Nachfolger des am t. Septeniber tödlich verunglückte» Direktors des KraukeuslisteS in Zivickau. des Herrn Obermediznial- rates Professors Dr. Karg, ist Herr Professor Dr. Braun von der Diakonisseuanstalt i» Leipzig bestimmt worden. — In der Nacht zum 2l d. M. ist hier der ehemalige Ober lehrer am Wettiner Giimuasium Herr Professor Dr. Karl M aaß gestorben. Der Entschlafene war ein eifriges Mitglied des national- siberalen Neichsvereins und wirkte vielfach bei vaterländischen Veranstaltungen mit. wo er ein gern gehörter Festredner war. — Mancherlei zollpolitische Bezie,fragen sind noch bi- zum Inkrafttreten der neuen Handelsverträge am l. März 1906 zu lose». Das amtliche Warenverzeichnis ums; neu auf- gestellt werde», »der die Berechnung der Wertzölle. Unter- 'cherduug von Malz und Fultergerste und ähnliche technische ringe sind Anordnungen zu treuen. 'Außerdem soll der zoll- freie Veredeln,igSverkehr auf eine neue, eriverlerle Grundlage gebracht werden. — BeredelungSverkehr nennt man »n Zoll- oeieir demjenigen zollfreien Warenverkehr mit dein AuSlande, der zuui Zwecke der Be- und Verarbeitung. zur Vervollkomm nung oder Reparatur mit der Beiliiuuiung der Rückkehr in cur» Ivrecheiid vervollkommnetem „veredeltem" Zustande der Waren italttstrdct. — 'Außerdem ist eine besonders wichtige Frage die der E i n s u h r s ch e i n e für Getreide- und Ntühlen- Produkte in der ll e b e r g a » g S z c i t. Hierüber fehlt eö noch ganz an Fingerzeigen für die Haltung der verbünde- ic» Regierungen, was iii kausiiiännischen Kreisen als großer llebeistaiid empfunden iond. AnS einer Denkschrift des Vor- -eheranileS der zwnigsberger Kaufmannschaft, in der die Frage , -iigeiieud beleuchtet wird, und folgende, allgemein interessante schliche Einzelheiten hervorzuheben: Der neue Zolltarif vom 25. Dezember 1902 bringt bekannt lich eine starke cschöliung der Zölle für Getreide und die damit ,'.u Zusammenhänge stehenden Erzeugnisse, wie Niehl, Hülscii- -ruchte usw. Während bisher der Weiten- und Roggenzoll R50 Mk. ans den D.-Zlr. betrug, ist er künftig für Weizen 5 50 Mk und für Roggen 5 Mk. Wer nun am 28. Februar >der an den vorhergehenden Tagen Weizen einftchrl, würde an >eder Tonne einen Zollgewinii von 20 Mk. machen. Das er- 'cheint aber einfacher, als es in Wirklichkeit ist. Eine Einfuhr ist am 28. Februar nur in beschränktem Umfange möglich, ste wird also vorgerückt werden und schon Wochen und Monate vor diesem Termine erfolgen. So weit es möglich ist. wird man das Getreide in den zollfreien Niederlagen einlagern, um es möglichst erst am Zchlußtage zu verzolle». Aber ein Teil des eingestihrlen Getreides wird schon vorher vermahlen sein, es wird sich auch die Preissteigerung nicht in der verhängnisvollen Nacht vom 28 , Februar zum 1. März vollziehen, sie wird schon früher emsekeii und jedenfalls beim Inkrafttreten der neuen Zollsätze schon vollzogen sein. Es werden aus sie eine Reihe von Faktoren einwirken. die sich der sicheren Abschätzung entziehen. Sehr wichtig ist der Umfang der sogenannten V o r e i n f u h r. d. h. des OuamumS, das in Erwartung der Zollerhöhung vor her auf Lager genommen wird, und bei dem mit Zinsverlusten und Lagerspesen zu rechnen ist. Es wäre an sich möglich, daß d:e>e Boreuisuhr zusammen mit der einheimischen Ernte den nächsten Bedarf west übersteigt, sodaß nach deni 1. März ein drängendes 'Angebot in Getreide eintreten müßte, das nun seiner- scirs den Preis wieder herunlerdrückte. Tann würde also die Zollerhohung zunächst einen Prcisdruck, das Gegenteil der be- absichNgleii Wirkung, erzielen. Hier ist aber bereits früher vor- gesorgl worden durch die Beseitigung des Identitäts nachweise S. Für Getreide und Mühlensabrikate wird näm lich bei der 'Ausfuhr der Zoll zurückoergütet. — Früher — vor 1894 - mußte nachgewiesen werden, daß das ausgeführte Ge treide identisch ist mit solchem, das in natura eingeführt worden war. Später wurde der Landwirtschaft das Zugeständnis der AuRebiing dieses Identitätsnachweises gemacht, d. h. die Zoll- rü-kvergülung für Getreide und Mülilenmbrikate trat bei osr Ausfuhr auch dann ein. wenn sie nicht vorher in natura ein- worden waren. Ter Grundgedanke wurde nur noch iw sammkung, zu der an d» Grundstücksbesitzer und Hypotheken- nlanbtger Einladung«, ergangen waren. Redner erklärte dir Luge de« Dresdner Grundbesitze« für eine sehr darniederlieaende. die dringend der Ausbesserung bedürfe. Zunächst behandelte er die -Schädlichkeiten der Einverleibung von Bororten, dir uns sofern sestqchalien, als der Zoll nicht sofort in bar zurück- vcrgütet. sondern Elnft'iirscheine ausgestellt wurden, die zur zoll- fre:cn Wiedereinfuhr entsprechender Mengen der ausaefühclen Warengattung berechtigten. Daneben waren die Einsuyrscheinc aber zugleich auch „Zollgeld", o. h. sie wurden von den Zoll kassen vier Monate nach 'Ansstellung bei Zollzahlnngen für ge wisse. im Inland? nicht hergesteilte Waren angenommen. Nach 'en neue: Vorschriften treten hierin noch weitere Erleichte- ' nngen ein sodaß lastächlich Ausfuhrprämien in Höhe des Zolles st:r die Ausfuhr von Getreide und Mühlemcibrikateii gezahlt werden. Es handelt nck da um recht bedeutende Beträge, ea von verschiedenen Gelreidearlen mehr als eine Million Dovpeizemrer zur Ausfuhr gelange». Tür das Inland war die -.-i ^ . .. ,, W, da», . um die Folgen früherer Mißgriffe wieder zu beseitigen. Die .Zuwachssteuer oder „Bausteuer", wie sie schon genannt werde, bat dazu geführt, daß viele Grundbesitzer ihr Bauland an den Mail» brachten, damit sie um die darauf ruhenden Abgaben berumkoinureil, die in einem vom Redner angezogenen Falle bald die Höhe des Ertrages der Parzelle, die aus Gartenland bestand, ausmachle». Redner ist der Neberzeugung, daß viele Neubauten ihre Entstehung der Zutvachssteuer zu txrvanken haben. Die großen Vergünstigungen, die der Spar» und Bau oerein genießt, lassen den Wunsch berechtigt erscheinen, daß die Loudesanstalt für das Königreich Sachsen dem privaten Grund besitzer in gleicher Weise entgegenkoimue: aber dem letzteren sind die ReichSmiltel oericistosse». Darauf wendet sich Redner dem RcichSgesetze über die Zwangsversteigerungen und Zwangs 'tusch.'iummz der Preste. sow'e eine Siobili'iecung der Zoll Wirkung nerdeiacftiyn wurde Der Inlandspreis muß »i der Aege! '.in: Sen, Zvllbeiron öder dem Welunarktvreis stehen, da sonst eine größere AuS'uhr ein'eyt. durch welche die Preis- disfcreiiz wieder hergefiellt wird. Die Ausfuhrprämie gibt dem nach die Möglichkeit, wen» der Inlandsmarkt überfüllt ist. durch Abschiedung der übemchüssigen Mengen einen Prcisdruck .! vermeiden. Wird ulio vor dem !. März 19,11 mehr Getreide -"Nge'iliicr, als Deni chlaud anrnelimen kann. >o laßt man eS >-eder dem Wcllinarkke zusiie'zeu, wobei höchstens Fracht und Z .v'e:, verloren gehen. Die Ausfuhrprämie richtet sich nach der Höhe des Zolles, ste würde also «ür Weizen am 28. Februar .!-> Ntk. am I. März aber 57, Mk. für die Tonne betragen. Hier -'t der Kernpunkt der Trage. Tritt keine gesetzliche Regelung siir die Uebergangszeit ein. io läßt «ich ein ansehnlicher Gewinn erzielen, wenn inan vor dem 1. März Getreide einführt, um es nach dem 1 März wieder aus,Zufuhren. Es würde sich centicren, Getreide vom Weltmärkte zu leihen, cs eine Spazier- 'ahrt nach einem deutschen Grenzorte unternehmen z» lasten und es dort zu verzollen, um dann die Differenz zwischen Lein alten und dem neuen Zoll bei der Wiederausfuhr in die Tasche , schieben. Geschädigt wäre dadurch die Reichskasse, die ohne eben vernünstiaeu Zweck diele Beträge anfbringen müßte. Das selbe Svicl ließe lich natürlich auch mit Niehl und anderen Mnhlensavrikaten betreiben. >ogar in etwas reellerer Weise. Die Mühlen brauchten nur ihre Produktion in den letzten Monaten amzusoeichern. um ste nach dem 1 März auszuführen, sie würden dann an dem Sack Weizenmehl 2.75 Mk. and am Sack Roggenmehl 2 Mk. ertra profilieren. Ihr Gewinn wäre sogar ein doovelter: inoem sie dieses Mehl dem inneren Verkehr entzögen, würden sie eine Mehlhauste hervorrrufen. Aus jeden Fall haben die Großmübleii ein lebhaftes Interesse daran, sich noch vor dem 1. März niit so viel niedrig verzollten Brotsiofsen zu verleben, als ne nur irgend glauben, bewältigen zu können. Die Trage einer Regelung für die U c b e r g a n g S- »eit ist demnach ein? ebenso wichtige wie dringende, und man muß ihre Beantwortung nach der erwähnten Denkschrift so pellen, daß sie für Getreide uiid für Mehl gleich lautet. 'Auch von anderen Bereinigungen ist betont worden, daß cs ichne Ucbergangsbeftimmungen nicht abgeht, die aber alle Vcr- aältnnse berücksichtigen muffen. Denn bei Futtcrgerste liegen! die Dinge z. B. umgekehrt. Hier beträgt der Zoll seht 20 Mk.. l -rach dem 1. März aber nur Ist Mk.. cs würde sich also die j Poraussuhr mit späterer Wiedereinfuhr bezahlt machen, ^hne, eine Art beschränkten Identitätsnachweises wird nach der Meinung der „Franks. Zig." für die NebergangSzeit kaum aus- zukommen sein - lieber ..Die Notlaqe de3 Dresdner Grund- des,tzcs' referierte Herr Sekretär Emil Richter in einer N e u e n H a u s b c s > tz e r - B c r c i n sc. Bü am Dienstag > Saale des „Ballhauses' abgehaltenen Purlic.'as.Ber.' Annahme. Der Gesetzgeber müßte mildere Bestimmungen tressen. Bon ivlchcn Bietern, welche zugleich Hypothekengläubiger sind und das Grundstück nur erstehe», um nicht alles zu verlieren, dürste die im jetzigen Gesetze voraeschriebenc 10-proz. Sicherheiis- leistung nicht gefordert werden, unter den jetzt herrschenden Zu ständen werde der Realkredit miss bedenklichste gefährdet: aus sic, nicht aus die Knappheit des Geldes sei der llmstand »urückzu- sübren. daß zweite Hypotheken nur schwer zu erlange» sind. Die Bestimmungen über die Zlvanasversleigerungen bedürfen daher dringend der Verbesserung. Renner tritt der Meinung bei, daß unsere deutschen Iiistizgesetze den Volkscharakter verleuaneten, schnell Recht und -schütz zu holen sei der Man», der es bedürfe, nicht im stände. Heute gebe cs noch Richter, die nicht erkennen. waS dein Volke not tue. aber doch auch noch solche Richter, die den Geist über de» Buchstaben des Gesetzes stellen. Der Vor tragende erinnert ferner au die Ausführungen des Leipziger lliitvetsstätsprofessorS Dr. Wach in der Ersten Kammer des säch sischen Landtags über den Richlerstand, wonach die Juristen keine Formalisten sein sollen. Am Schlüsse seines Vortrags bespricht Redner die seit dem 1. Oktober d. I. für die Stabt Dresden in Kraft getretene WohiuingSordnung, die dem Hausbesitzer wie dem Mieter nur neue Lasten bringe, und gibt der Hoffnung 'Ausdruck, daß die Behörde bei der Einführung der neuen Vcr- ordnnng schonend und rücksichtsvoll vorgehe. Schließlich empfiehlt Redner, bei der bevorstehenden Stadtverordneten wähl nur solche Kandidaten zu wählen, die wahre Vertreter des Grund- besitzes sind, der unter dem Bauschwindel und der Bauspckula- tiou sehr »u leiden habe. — An den beifällig aufgenommenen Vortrag schloß sich unter Leitung des Vereinsvorsitzenden, Herrn Apothekers Roesner, eine Debatte, in der u. a. auf die Schäd- lichkciten des Bauens zur ungeteilten Hand verwiesen tvurde. Hierzu konnte der Vortragende initteilen, daß die Behörden den neuesten Trick des Bauschwindels schon ins Auge gefaßt haben. Im weiteren wurde die neue Wohnungsordnung und die Einführung der Schwemmkanalisation lebhaft besprochen. — Nach Bestimmung des Kaisers solle» die Bataillons- Kapellen a >lsgeIöst werden. In zahlreichen kleinen Garnison- ilcidten ist die'e Auflösung bereits erfolgt, in anderen wird sie bis spätestens Ende Dezember erfolgen. Gariiisviiorte. die nur mit einem Bataillon Iiifantene belegt sind, werde» also in Zukunft keine Militärmusik mehr haben. — Die Ortsgruppe Dresden des Te»tschen Oft- m a r ke n - B e r e i n S veranstaltete am DienStag in KneiflS Restaurant einen Vortragsabend. Herr Rittmeister a. D. Kruse konstalierte einen zahlreichen Besuch, wies auf die Ausgaben des Ostmarken-Vereins hin und dankte allen Lenen, welche durch treue Werbearbeit und Sammlungen den Verein im Kampfe gegen das Poleirtum unterstützen. Als Redner war Herr Dr. H o e tz j ch - Berlin, einer Ser hervorragendsten Kenner der Zu stände in der deutschen Ostmark, in Rustisch-Polen und Galizien, gewonnen worden. Das Bortragstbema lautete: „D i e P o l e n- frage in Oesterreich und Rußland und ihre internationale Bedeutung". Redner wies eingangs darauf hin. daß in den letzten fünf Monaten nach Beendigung des russisch-japanischen Krieges eine vollständige Neugliederung der Weltmächte eingetreten und so Rußland außerordentlich ge- schlvächl worden fei. Unsere Aufmerksamkeit müsse sich auf die Konseguenzen dieser Umwälzung bezüglich der Polenfrage wen den. Von Warschau aus habe man als Ziel der polnischen Bewegung ein eigenes Polenreich, eine^eigene Armee und den Zaren als König von Polen hingestellt. Sodann zeichnete Redner die Polenbewegung in Galizien. Dieses Land sei in wirtschaft lichen und landschaftlichen Verhältnissen nicht so schlimm, als man es sich im allgemeinen vorstellt. Im Westen europäisch, im Osten halb asiatisch. Galizien gelte als polnisches Piemont, woraus sich das geeinte Polenreich entwickeln soll mit der alten Hauptstadt Krakau. Daher erklären sich auch die Anstrengun gen zur Polonisierung Galiziens. Im stillen werde hier ein Kampf .ms Leben und Tod zwischen Polen u»d Mienen ge führt. Letztere haben es satt bekommen, sich als schlecht be zahlte Arbeiter von dem alten polnischen Adel ausnützen zu lassen. Sie halten sich das „Fenster nach Europa" offen, suchen besser bezahlte Arbeit >n den 'Nachbarländern und bringen durch die Lohntreibcrei de» Winichastsstand des polnischen Adels ins Wanken. So sehe man in Galizien auf der einen Seite die qroßpolniichen Zukuiiflsträume. ans der andere» die wirtschaft liche. durclwus nicht aussichtslose rutenlsche, Bewegung. Be deutungsvoller für uns und zahlenmäßig wichtiger sei die Polen bewegung im „Zarentum Polen", wo allen, 10 Millionen Polen leben. Eine „polnische Wirtschaft" im schlimmen Sinne deS Wortes finde man dort nicht mehr. Der Kernpunkt aller eigent liche» Zukunftshofsniina bleibe dieses „Zarentum Polen". An eine Wiederherstellung des allen selbständigen Königreichs denke trotz aller gegenteiligen Behauptungen unter den einsichtigen Polen niemand nicht. Die Verwirklichung dieses Planes er scheine den Polen nicht einmal erwünscht, Sa man unter den ,etzmen Verhältnissen leichter aus andere Weise zu größerer Selbständigkeit gelangen kann Der russisch-polnische Adel sei mehr und mehr vom wiriichastiichcn und politisck>en Leben ab getreten. Er spiele in oer Polenbewegnng ebeifto wenig eine Ralle, wie die Massen der polnischen und jüdischen -Sozial demokraten und die Partei der Altoolen, welcye für einen Auf- stons zur Wieoerhersielluna Polens keinen Boden gewinnen sinnen. Ausschlaggebend allein sei das hochentwickelte polnische Bürgertum, welches nur erstrebt: Wiederherstellung des Sprachenrechts, der Selbstverwaltung. Abschattung aller Be schränkungen. d. h. ein eigenes Polenreich in, Rahmen des rus sischen Staates, später Analiederung aller nicht russischen Polen und zuletzt Zusammenschluß aller flämischen Völker. Borans- sschsiich werden sie Polen 70 bis 80 Vertreter in den russilchen Reichstag entsenden. Da die Polen den Russen an Bildung und im parlamentarischen Leben weit überlegen sind, müssen ihre Vertreter in der ReichSduma ohne weiteres die Führung übeiuehmen. Die Forderungen der Polen würden dann ohne viele Oainost durchgeführt, Das alte Rußland lvar im Bis- murckschen Sinne deutschfreundlich, das neue, vom liberalen Polentnin beeinflußte und geleitete Rußland wird aller Wahr scheinlichkeit nach deutschfeindlich und bemüht icin, das Deutsch tum, wenigstens in den Oilfeevrooinzcn. auszurotten. Wir können jetzt noch in Ruhe die Entwicklung der Polenfroge in Rußland beobachten, ober, io schloß der Redner, der Deutsche Ostmarken- Vercin wüste „Gewehr bei Fuß!" stehen, um für den Kamps jeder zeit gerüstet zu sein. Der Vortragende erntete für seine hoch interessanten Ausführungen lebhaften Beifall, welchem Herr Rittmeister a. D. Kruse noch besonderen Ausdruck gab. — Zn der Angelegenheit des sozialdemokratischen Reichs- lagsabgeordneten Schippe!, der sein Chemnitzer Reichstags- mandat niedergelegt hat, ist noch einiges nachzuiragen. Der Fall slelsi mit den „Borwärts"-Borgängen nur insofern in Zu- !-om 'Kaue abend rm sammenhang, als sic ihn belehrt hoben werden, daß er nichts mehr zu hoffen hat. sondern Herr Bebel entschlossen ist, als neuer Herkules den Augiasstall gründlich zu reinigen. Es ist gerade eine Woche her. daß in der „Leipziger Volksztg." Herrn ^-chippel, diesem „Biedermann". Unverfrorenheit, elend« Doppelzüngigkeit, widerliche Asfcnkoinödlc. Nnziirechnungs- iakert au» Drüben»«-» nachaesogt wurde. Nlles im «n- . u» an Erörterungen über Herrn Gchivpels neue» Luch limerika und di« Handelsverlrag-polittk". Darüber b«t Herr chippel, ganz wie ein Minister, Gesundheitsrücksichten mmen. Er bat leine» Entschluß, da« Mandat »ieder»»l«A«it. dem Parteivorstand mit einem «chreiben angezeigt, «orin e« heiht: ..Bereit» seit langem zwang mich mein Gesund- heltAzustand zu einer immer stärkeren Gnschränkmtg meiner össentlichen Tätigkeit. Die letzte« Wochen Imben meine Hoffnung auf Besserung gerart herabgemindert, daß ich in, Verzicht auf das Mandat den einzigen Ausweg sehe, um bei kommenden wichtigen parlamentarische» Entscheidungen den Cl-emnitzer Arbeitern wieder eine aktivere Vertretung im Reichstag zu sichern. . . . Selbfwerständlich soll durch meine Mandatsniederlegung meine Parteizugehörigkeit in keiner Weise berührt werden." — In der „Chemnitzer Bolksstimm«' liest man es ettvas anders. Dort sagt Herr «chippel: „Wenn selbst die objektivste und sachlichste Aeußerung, nach jahrelanger ernstester Beschäftigung mit einem Gegenstand, lediglich dos Signal gibt zu Verdächtigungen, Ehrabschneidereien und Insulten, wie sie sonst nur in den niedrigsten litc werden kann und ausgebeutet wird — dann fcheuit es für unse, einen allerdings richtiger, die Dinge lausen zu lassen, wie sie wollen." — Schon m Bremen hatte die Partei über ihn zu Gericht gefesse» und ihn verurteilt- cs tvar erstaunlich genug, daß er dazumal sein Mandat deibehielt. Vielleicht ist es ebenso erstauntich, daß er jetzt iu der Partei bleiben zu können meint CS sollte wunderuehmen, wenn er nicht, sofern er seine schrift stellerische Tätigkeit sortsetzt, am letzten Ende noch feierlich aus- geschlossen wird. Denn Herr Bebel ist fürchterlich in seinem Zorn. Und er macht nicht gern halbe Arbeit. Soeben wird ge meldet: „Die Redakteure Huö und Leimpeters lzabcn ihre Siel- lunge» an der „Bergarbeiter-Zeitung" gekündigt. Als Ursache wird ihre von der Masse der organisierte» Bergleute entschiede» initrsiilliiilt' Vmltnn.i iin nt»ikt»slt'n vitpsnttNisktink.il nnnpn?k<»n " einer unerhörten brutalen Stimmungsmache, tritt die große prinzipielle Bedeutung des Falles mit unheimlich er- schreckender Klarbeit hervor: Die Würde und Unabhängigkeit des Parteijournalisten steht aus dem Spiele! 'Den Literaten — nach Mehrings Rezept — den Daumen aufs Auge und die Knie aus die Brust! Bereits sind einige Parteiredaktionc» durch die Auisiclitsinstanzen zum Schweigen gebracht worden und mußten knirschend sich fügen!" Also sehen wir einstweilen aus der ganze» Linie die „Revolutionäre" unter Führung des Herrn Bebel siegen. Wer nicht pariert, fliegt. Wer noch räsonniert. wird schnell mundtot gemacht werden. Und das ist man überciiigckomnien, von Partei wegen „Freiheit" zu nennen. — Lurch SchippelS Mandatsniederlegung ist im Chem- nitzer Wahlkreis eine ErgänzungSwahl notwendig gc- worden. Das Mandat ist seit 1890 in sozialdemokratischen Händen. Bei der letzten Mihi wurden von 61 385 Wahlbercch- tigten 34 266 Stimmen für Schippel. für den Nationalliberale,i 13 078 und siir den Freisinnigen 3703 abgegeben. Der Wahl- kreis gehört also zu den sozialdemokratischen, bei denen meür als die Halste der überhaupt Wahlberechtigten sozialdemokratisch gewählt haben. Interessant aber dürste es werde», wen die Sozialdemokratie als Kandidaten aufstellt, um den «ge mäßigten" Sckiippel zu ersehen. — Die Prüfung für den Einjährig-Freiwilligen- Dienst, die von den siins Koniniissioiien in den Kreishauptstädte» Sachsens abgehalten wird, wurde im letzte» Jahrfünft von 471 oder 13,7 Prozent der 1083 Angemeldeten bestanden. Es traten vor der Prüfung 110 oder 10,2 Prozent zurück. 398 oder W.8 Pro zent bestanden nicht in der schriftlichen Prüfung, 101 oder 9.3 Prozent nicht in der mündlichen Prüfung. Zur erleichterte» Prüfung meldeten sich 107. Von diesen bestanden 54 oder 50.6 Prozent die Prüfung, 23 oder 21.4 Prozent bestanden nicht und 30 oder 28 Prozent träte» zurück oder wurden abgcwiesen. Die "ahl der Befähigunasscheinc. welche gemäß 8 90.6 der Deutschen dming aus Grund gültiger Zeugnisse hierfür anerkannter Lehranstalten ausgestellt werden, ist etwa 20 mal so groß Zahl der Befähigungsscheine. die aus Grund besonderer Prüflinge» gemäß H8 91 oder 89,6 ausgestellt werden. Sie betrug in, Königreich Sachsen im Jahre 1!>00 : 1744, 1901 : 1765, Ilt02: 1923, 1903: 1985, 190-1: 2055, in Summa 9472. gegen 7309 im Jahrfünft 1895/1899. Hiernach erlangten im Königreich Sachsen ini Durchschnitte der letzten 5 Jahre 1894 den Befähigt»,gsschein ohne besondere Prüfung und 94 durch Bestehen der besonderen Prüfung. — Da bei dem großen Zuwachs an Mitgliedern, den der Dresdner Zwxigverein des Evangelischen Bundes in den letzten Jahren erfahren hat, sich die Bundes- arbeit immer mehr anhäuft, hat sich der Vorstand genötigt ge sehen, vom I. Dezember an im -Hause der Buchhandlung von Justus Naumann, Wallstraßc 6, 1., eine Geschäftsstelle zu errichten, welche für die Mitqljeder des Bundes täglich von nachmittags 3 bis 8 Uhr zur Erteilung von Auskünften, An nahme von Mitgliedsbeiträgen usw. geöffnet ist. Mit dieser Geschäftsstelle soll auch eine Bibliothek für die Mitglieder ver- bnnden werden. Ferner werden dort Anmeldungen neuer Mit- alieoer entgegengenommcn. Diese neue Einrichtung ist ein be- oeutender Fortschritt in der inneren Entwicklung des Bunde? wodurch er immer mebr Mitglieder und Freunde zur Erfüllung seiner großen 'Ausgaben zu gewinnen hofft. — Tie vom 1. April bis M. Juni 1905 in den Wagen bei Städtischen Straßenbahn gesundenen und bis jetzt nicht cid geholte» Gegeiittände komme» Sonnabend den 25. November von vormittags 9 Uhr ab im Restamant „Stadt Hamburg", Ossi, Allee 26e. zur Bersteigeru n g. — Nächste» Sonntag vormittags lO UHr soll die fertig aestelste katholische Herz Iein-Kirche. Ecke Borsberg- und Kreiste! straße in Striesen, eingeweibt werde». Der Entwurf der im stirb gotischr» Stile gehaltenen Kirche stammt vom verstorbene» M gienmgsba»mcister A Menke». Berlin, her: »ach dessen im Oktober 1903 erfolgten Tode wurde dem Architekten M. Schlenzig, Berlii. die Oberleitung übertragen. Die Ausführung der Maurer- und Zimnicratbeiten lag in den Händen der Baumeister Franz Lob mann und des Königs. Hofziimnernieisters Ernst Nonck von hier. — J»i Eentral-Theater gelangt heute abend >.f,8 Uhr da» brillante Varietä-Prograinm mit „Ein Abend in einem amerikanischen Tingcl-Tangel". Lichen, offs ausgezeichnctei Dressur-Akt und den übrigen Attraktionen zur Vo»sühru»g. — Herr Stadtgartendirektor a. D. Degenhard-Großsedlitz macht daraus cinsmerksam. daß auch im Herbst und Winter die Ga rt e u ba u k»rs e erfolgreich betriebe» werden, und daß es jedenfalls eme falsche Ansicht ist, wenn viele glaube», man könne nur im Frübiahr und Sommer Gartenarbeit betreiben. Er bittet Freunde des Gartenbaues, die bei ihm Belehrung suchen wollen, sich jetzt melde» zu wollen — Nach Lcivzig wurde der ordentliche Professor der alte» Geschichte an der Universität Halle a. S„ Dr. Phil, et jur. Ulrich Wilcken. berufen. Er soll an unserer Landesnniversität den am 8. Juni 1905 verstorbene» Geheimen Hvfrat Pivsesfor Dr. Kust WachSmuth ersetzen. — In Sch »erb erg sind von einem Gönner der Stadt 10 000 Mark zm bessere» Ausstattung des »euzuerbauende» Kranke» hauscS gestiftet worden. — Die gute Benutzung, welche im vorigen Winter die sogenannten Sportzügc von Mügeln b. P. nach Geising- Allenberg und von Ehemnitz »ach Obcrwiescntbal gefunden haben, gibt der Staatsbahnverwaltung Anlaß, den Verkehr dieser " ' ' auch im kommenden Winter wieder aufzunehmen, chneeverhältnisse vorausgesetzt, sollen die Svnderzü- Gunstiac vielleicht «chneeverycilllnffe vorausgesetzt, sollen die «onderzuae vielleicht schon Soruttag, den 3. Dezember, erstmalig abgelassen werden. Bekannimachung crsoiat jedesmal am Freilag vor dem Ab- gangStage. Ter Sonvcrzua auf der MüaWalbahn verkehrt wie folgt: ab Mügeln vormittags 8 Uhr 23 Min. sÄbfahrt von Dresden Hauptbahnhos vorinittaas um 8 Uhr , in Glashütte vormittags 9 Uhr 19 Min., in Lauenstein 9 Uyr 52 Mim. in GeisinaMtenberg 10 Uhr 7 Min.; Rückfahrt ab Geising-Älten- bera nachmittags 5 Uhr 35 Min., in Mügeln abends 7 Uhr 13 Min. sin Dresden Hauptbahnhof abends 7 Uhr 37 Min i- Der Sonderzug Chemnitz—Oberwiesenthal verläßt den Haupt bahnhos Cb-mnitz vormittags 6 Uhr 15 Min.. Flöha « Uhr