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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.01.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050129026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905012902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905012902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-29
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
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N» lUndiaunak» aul der Prwatieile Kelle L« Pta : die rivaltlae Zeile am Teil leite «0 Pia. al« i!i»,ela»dt Zeile vo Pia. An Nummer» »ach choim- und Helena,c„ , ivalUae Grundzeil« so Pta aui Privaiieite «o Ptg.. sivaliiae Zeile aut LertieUe und al» EingeiandlMPig. Auswärtige Lui- ttäae »ur gegen Lorau«bejadluiii.. Lelegvliilter werden mit t0 Ltg. berechn«. NernlvreLanichlutz: Amt l Re. 1t und «r. SOS». LL^LL2L2e!§' S//r2ö. Lniaanl- 2Lol>»iiugsinarkl »»d Bantätigkeit in Dnsve». II. Nenetle DralUberickle. Hosnachrichte» KasiergebuikskagSteier, Vpltsstl. Mord und Sriimiiiritd. Lage in lltußland, Rufs-javau. Krieg. Slusoniekonzeft der Kg>. Kapelle, Berliner Leben. onntast, Iannnr 1WZ. Die Entwicklnttk des Wohnungsmarktes und der Bautätigkeit in Dresden seit lWO. il. Die Zahl der n e u e r ste l l t e n Wohnungen betrug in den Jahren 1899 : 3263. 1900: 2993, 1901: 2267. 1902 : 2021. 1903 : 2821, 1901: 3695. Der Befund ist derselbe wie bei der Neubautenstatistik, ein Linken der Ziffern bis zum Jahre 1902, dem ein Emvorschnellen folgt in den letzten beiden Jabren. Der Rückgang von 3263 Wvlinungen im Jahre 1899 auf 2021 im Jahre 1902 betrug 38 Prozent. Seitdem ist die Äohnungs- prvduktion wieder bis aus 2695 Wohnungen gestiegen. Jedoch beziehen sich auch diese Zahlen nur aus Alt-Dresden, für Gesamt- Dresden stellt sich die Wohnungsproduktion viel höher, auf 1080 Wohnungen im Jahre 1903 und 3909 im Jahre 1904. lieber den Gesamtbedars an Wohnungen während eines Jahres sind wir nicht unterrichtet, man kann sich aber eine Vorstellung von der Größe des jährlicken Wohnungsumsatzes machen, wenn man bedenkt, daß in den Jahren 1900-1901 rund 360 000 Perionen nach Dresden zun'anderten und rund 370000 von da wegzogen, so daß. wenn 10 Prozent von den Zu- und Wegzieheuden Woh- nungsinhober waren, etwa 37 000 Wohnungen durch die Abwan derung geleert und rund 86 000 durch die Zuwanderung neu besetzt wurden, wobei der Wohnungswechsel insolgc Umzugs noch nicht einmal in Anschlag gebracht ist. Bekannt ist nur die Bilanz des jährlichen Wohnungsumsatzes, die in der jeweiligen Zahl der leerstehenden Wohnungen zum Ausdruck kommt. Rechner man zu dem Oktobervorrat des Vorjahres die Zahl der während des laus«nden Jahres neuerstellten Wohnungen hinzu und zieht an der Summe den Oktobervorrat des lausenden JabreS ab. so erhält man für das laufende Jahr die Zunahme des Wohin,ngö- bedarfes, das Wachstum der Nachfrage nach Wohnungen. Wir wollen diese Zunahme den Neubcdars an Wohnungen nennen. Folgender Vergleich des Neubcdarss an Wohnungen mit der Zahl der neuerslelltcn Wohnungen Jadr M> Neubcdarf an Wohnungen 1737 Neuhergcstelltc Wohnungen 2993 I90l 986 2-267 1902 1295 2021 1908 1-531 2821 1901 2088 2<M zeigt dann, daß die Wohnungsproduktion dem Neubcdarf an Woh nungen in den letzten 5 Jahren ständig weit voraus geeilt ist. Der ganze Mehrbedarf bezifferte sich auf 7637 Wohnungen, während neu erstellt wurden 12 797 Wohnungen. Die Bautätigkeit hat also, selbst wenn man die gesamte Steige rung des Wohnungsbcdarfs !durch Eheschließungen und sonstige Haushaltaründungens ausschließlich ans ihr Gcwinnkonto letzt, 5160 Wohnungen über den Bedarf hinaus produziert und damit den Bedarf um 68 Prozent überschritten. Auch diese Zahlen beziehen sich übrigens lediglich aus Alt-Dresden. In Gesamt- Dresden wurden u> der genannten Zeit 15 270 Wohnungen er stellt, davon 3909 im Jahre 1901 bei einem Ncubedars von 3100 Wohnungen. Das Recht, von einer N Überspannung der Bautätigkeit zu reden, wird uns hiernach niemand be streiten können. Eine Wohnungsproduktion, die jahrelang um durchschnittlich 68 Prozent über den Bedarf hinaus produziert — in einzelnen Jahren lvar die Differenz noch größer, 1901 z. B. 130 Prozent — verdient den Namen Ucberproduklion. Dabei braucht keineswegs verschwiegen zu werden, daß die Bermictunader neuen Wohnungen verhältnismätzig günstige Zahlen ausweist. Von den seit 1900 in Alt-DreSden erbauten 12 797 neuen Wohnungen wurden noch im Jahre ihrer Fertigstellung für den Bezug 9798, d. i. 77 Prozent, vermietet. Es hängt dies mit der bekannten Vorliebe des Publikums für neue Wohnungen zusammen, die m allen größeren Städten beobachtet wird und in der Abwanderung aus dem Zentrum an die Peripherie der Städte zum Ausdruck kommt. Tamit wird jedoch die Tatsache der Neberproduktion nicht aus der Welt geschafft. Tenn einmal blieb doch die respektable Zahl von 3000 neuen Wohnungen zu- nächst unvermietet und cs sank überdies die Vcrmietungsquotc von Jahr zu Jahr, ging von 85 Prozent t»> Jahre 1901 aus 81 Prozent im Jahre 1902, 73 Prozent iin Jahre 1903 und 65 Prozent im Jahre 1901 zurück, und außerdem ist der Umstand, daß ein Neubau vermietet ist, noch keineswegs ein Beiveis für seine Rentabilität, noch kein Beweis dafür, daß er nicht ein Stück unrentabler Neberproduktion darstcllt. Dazu kommt fer ner, daß bei dem langsamen Bevölkerungswachstum Dresdens und dem Mangel eines Znwanderungsuberschufses die Vermie« Iimg der neuen Wohnungen im wesentlichen nur aus Kosten der älteren Wohnungen erfolgen konnte. Die Bautätigkeit der letzten Jahre hat in großem Umfang die älteren Wohnungen entvölkert, diese Tatsache ist nicht zu bestreiten, und ebenso unleugbar ist, daß sie dazu noch den überschüssigen Wcchnungsvorrat bedeutend vermehrt hat. Und tuas ist nun der Effekt dieser Uebersuannnug der Ban- tätiakeit? Er kommt u. E. in den Mietzinsverlustzissern und in den Zahlen der Konkursstatistik handgreit'ich genug zum Aus druck. Der jährliche M i e t z i n s v e r lu st betrug im Jahre 1900 : 2 713 000 Mk.. im Jas,re 1901: 1 631 MO Mk.. ist also seit 1900 um 69 Prozent gestiegen. Kapitalisiert man den Zinsverlust mit 5 Prozent, dem hiesigen durchschnittlichen Miet- zinscrtrag bebauter Grundstücke, so besagen obiae Daten nichts anderes, als daß zur Zeit hier nicht weniger als 93 Millionen Kapitalien, die in bebauten Grundstücken angelegt sind, keinen Ertrag abwcrsen. Dazu sind dies Kapitalanlagen, die selbst viel fach mit Lasten beschwert sind und Unterhaltungskosten ver ursachen. Von den gesamten, in dem bebauten hiesigen Privat- grrmdbesitz investierten Kauitalien, deren Betrag wir schätzungs weise am 1600 bis 1700 Millionen beziffern, liegen somit etwa 5 bis 6 Prozent zur Zeit brach. Welche Wirkung diese Tatsache ans den hiesigen Grundstiicks- markt ansgeübt hat, mag zum Schluß noch die Konkurs- statistik zeige». Im Geiamtgebiet des heutigen Dresden be lief sich die Kahl der Zwangsversteigerungen be bauter Grundstücke Im gahr out km Aahr »uf 1899 125 1902 473 1900 173 ,903 352 1901 122 190' 510 Davon betrafen Grundstücke, die nach dem Jahre 1898 bebaut wurden, also neubebaute Grundstücke, im Jahr Zwangsversteigerungen im Hahr Zwangsversteigerungen 1899 8 1902 145 19M 52 1903 113 1901 168 1901 159 Innerhalb 5 Jahren hat sich also die Gesamtzahl der Zwangsversteigerungen bebauter Grundstücke vervierfacht, von >25 auf 510 Fälle vermehrt, und noch viel rapider wuchs die Zahl der Zwangsvollstreckungen in Neubauten, sie ging von 8 im Jahre 1899 aus 159 im Jahre 1901 empor. Im ganzen kamen seit 1899 2065 derartiger Zwangsversteigerungen vor. von denen 615, d. i. 31 Prozent, Neubauten betrafen. Tie Zahl der seit 1899 zwangsweise versteigerten Objekte beträgt 1819. darunter 686 Neubauten. Da seit 1699, wie wir im Vorhergehenden ge zeigt haben, im ganzen 2371 Neubauten erstellt wurden,^sind mit bin 35 Prozent, d. i. ein starkes Drittel von ihnen der Subhasta- tion vermllen. Wenn die Entwicklung so weiter geht, kommt in den nächsten Jahren auch das zweite Drittel der hiesigen Neu bauten unter den Hammer. Zahlen beweisen. Wir haben nachgewiesen, daß der Wohnungsvorrot seit 1900 weit über das Bedürfnis hiliaus- gewachsen ist und abnorm groß ist: daß an dieser übernonpalen Steigerung des Angebots dir Bautätigkeit die Hauptschuld trägt durch Entvölkerung der alten Wohnungen und direkte Vermehrung des Vorrates, daß der Ausfall an Mietzins eine exorbitante Höhe erreicht hat, und daß die Neubauten immer zahlreicher der Subhastation verfallen. Diese Zahlensprache ist deutlich genug und mahnt ernstlich zur Abwehr und Umkehr. Die Hauptsache muß das Bauunternehmertum selbst dazu beitragen. Kein Verständiger wird verlangen, daß die große Summe von Intelligenz, von Arbeitskraft und Kapital, die im Baugewerbe investiert ist und ihm seinen Unterhalt verschafft, völlig brach gelegt werden ioll: eine solche Forderung liegt uns ebenso fern, wie die altruistisch« Zumutung, daß das Bauunternehmertum etwa aus Nächsten liebe zum Huusbcsitzcrstand vom Bauen ablasse: Konkurrenz sragen werden nur vom Jnteressenstandpunkt aus entschieden, das lehrt alle Erfahrung. Was aber dringend nottut, ist weis e S e l b st b c s ch r ä n k» n g, Einschränkung der Bau tätigkeit im wohlverstandenen eigenen Inter esse. Diese Mahnung gilt besonders auch der Grundstücks spekulation. Tritt ein Baukrach und eine Krisis auf dem Grundstücksmarkte ein, so folgt dem eine Entwertung des gesamten Grund und Bodens, auch des unbebauten. Darum ckisoiw moniti! Neueste Truhtmeldunsien vom 28. Januar. Die Unruhen in Russland. Petersburg. Bei Eröffnung der Sitzung des Minister- komilces am 24. ds. wies Ministerpräsident Witte, wie „Ruß" meldet, auf die Notwendigkeit hin, daß sich das Ministcrkomitee über die jüngsten Ercstnisse äußere, ihre Ursachen erforsche und Maßnahmen ausarbeite zur Vorbeugung ähnlicher Vorkomm nisse. Nach kurzer Debatte lehnte das Ministerkomitee den An trag ab, weil das Komitee nicht zuständig sei. Petersburg. Am Petersburger Appellhose wurde gestern ein politischer Prozeß gegen den Volksschullekrer Beljakow wegen Verbreitung revolutionärer Schriften verhan delt. Ter Avvellhos verurteilte ihn zu 10 Monaten Festungs haft ohne Verlust der bürgerlichen Rechte und unter Anrech nung der Untersuchungshaft mit 9 Monaten. Petersburg. Ter Minister des Innern entzog der „Rußkija Wjedomosti" Len Einzelvcrkauf und verbot der Zeitung „Saratowsko Dwcnnik" den Abdruck von Annoncen für drei Monate. Petersburg. Zahlreiche große FabriketablissementS, die Mehrzahl der Druckereien, sowie viele mittlere und kleinere Be triebe nähme» die Tätigkeit wieder auf. Heute arbeiten in Privat-Fabriken mehr als 51000 Mann, Die Ordnung wird mehr und mehr wieder hergestellt. Lodz. Die Arbeit ist hier allgemein eingestellt. Gegen 100 000 Arbeiter sind ausstgndig. Die Zeitungen sind nicht erschienen. Der Telephonverkehr mit Warschau wurde heute eingestellt. Paris. Nach der gestrigen Volksversammlung, in der gegen die Vorgänge in Petersburg Einspruch erhoben wurde, kam es auf der Straße zu Zusammenstößen zwischen Polizei und der Volksmenge. Einige Personen wurden ver haftet, mehrere sind verwundet. Russisch - javanischer Kries. Paris. Tic „Agence Havas" meldet aus Saigon: General Stössel ist uiit seiner Gemahlin und mehreren anderen russi schen Offizieren hier eingelrofsen. Eine große Menschenmenge war bei ihrer Ankunft zugegen und begrüßte sie mit Sympathie kundgebungen. London. Die „Morningpost" meldet aus Schanghai vom 27. d. M.: Die Japaner haben eine wirklich wirksame Blockade über den Hafen von Wladiwostok begonnen. London. „Standard" meldet aus Tokio vom 27. ds.: General Kuropatkin steht bei Taschoo. Er hat beide Flügel verstärkt. Aus deni rechten Flügel sammelt er Kavallerie in Stärke von 20 000 Mann an. London. Das „Reutersche Bureau" meldet aus Sau- tiago de Ehile: Die Negierung bezeichnet die Nachricht, daß sie Kriegsschiffe an Japan verkauft habe, für fälsch. Tie Kammer wurde vertagt, ohne daß die Gesetzentwürfe über die Abänderung der Bill, betr. den Zoll auf ausländischen Zucker, über den Verkauf von Kriegsschiffen und über die Resorm der Salveterindustrie erledigt wurden. London. Japan bestellte in Glasgow 18 Loko motiven. Kunst und Wissenschaft. s* Mitteilung aus dem Bureau dg' Königs. Hof theater. Jiisvlge einer längeren Beuilaiibimg des Herr» Wieue hat die Komödie „T ra nm u l »S " in den letzten Wocke» nicht gegeben weiden können. Die nächste Anttichrnng des Stückes mit Herrn Wiene tn der Titelrolle. Fiau Gasnp, Frl. Dmcono und den Herren Stahl Wiertti. Gebühr, Froböse, Rens, Detimer in den übrigen Hauptrollen findet »niinielir Montag, den 30. Januar statt. Der Vorverkauf beginnt morgen, Sonntag, vormittags >/,11 Uhr an der Kasse des L>chanst'ielbau>cs. ck* Wocben-Svielvlan der Könial. Lostbeatcr Opern bau». Sonntag: nachmittags 3 Mir ,kleine Vre se>: „Großmütterchen erzählt": „Die Pnppensee". Abends >'-8 Ul» : .Mignon". Montag: „Der Barbier von Sevilla": „Ans Japan". Dienstag: „Joseph in Egvpten". Mittwoch: „Die Stumme von Pvrtict". Donnerstag: „Riaoletto". Freitag: Neu elnstndiert: xDer König hat « getagt". Sonnabend: „Die Meistersinger von Nürnberg". Sonntag <5. Februar»: „HofsmannS Erzäbliirigen". — SchauspielbauS. Sonntag: „Jahrmarkt tn Pnisaitz". Montag: „Trannnilns". Diraskag: „Die versunkene Glocke" Mittwoch: „Jahrmarkt in PnlSaitz". Donnerstag: „Brand". Freitag: „Jahrmarkt in Vnlsnrtz". Sonnabend: „Der Strom" Sonntag (5. Februar): nachmittags >/»2Uhr: 3 Volksvorstellurig: „Walle,mein» Lager"; „Die Piccolomini". Abends >»8 Uhr: „Mein Levpolo". f* Könial. Kapele. TaS vierte Sinfonie-Konzert der L-Seri« erösfnete zur Feier von Kaisers Geburtstag mit Webers Jubel-Ouvertüre — eine glanzvolle Jntrada, der leider das Gespenst der Langcnweile in der Ge- stalt der fünften Sinfonie von Gustav Mahler solgte. — Man ist sich längst darüber einig, die Programmbücher als das Uebel aller Konzerte anzusehen, indes gibt cs Ausnahme- fälle, wo ein solches wünschenswert erscheint, wenn die Sache «itngermaßen verständlich werden soll. In dieser Verlegenheit befindet man sich der Mahlerschcn Sinfonie gegenüber. Der Komponist hat offiziell erklären lassen, daß eine Erläuterung seiner Sinfonie nicht erscheinen dürfe, und damit vorausgesetzt, daß sein Werk, ähnlich wie die der sinfonischen Meister, sich von 'oft erkläre. Leider hat diese Voraussetzung vollständig per- agt. Vorübergeranscht, gedonnert und gebtttzt ist wabrcnd nf Viertel st unden «m Schwall von Lönen, vom zar testen Pianissimo an bis zum blechgepanzerten Forte, es ist bis zum Ruin der Nerven und Erschöpfen der Geduld gegeigt, ge blasen und getrommelt worden - trotz alledem ist man ziemlich leer, unbefriedigt, zum Teil auch aelangweili ausgegangcn. Vor ein Chaos von Tönen und Akkorden, von Kombinationen und Rosalien laus deutsch: Schustersleckes gestellt, läßt sich die Sin fonie kaum anders deuten, als eine Arbeit, aus der mehr Prätension, als schöpferische Begabung spricht. Zweifellos kann Herr Mahler sehr viel, und groß und bewundernswert ist sein Fleiß, wenn man bedenkt, daß er, als Direktor der Wiener Hofoper, noch Zeit und Muße genug findet, so dickleibige Par> tituren, wie die seiner Sinfonien, z» schreiben. Groß und be deutend ist vor allem auch die Technik seiner Kunst. Er be herrscht sic vollkommen, er verfügt über ein nicht gewöhnliches Koiubinationstalent, er kennt, als langjähriger Opern- und Konzert-Dirigent, wie man wieder aus seiner 5. Sinfonie hcraushört, die Musiklitcralur von Beethoven bis zu den Jung- Jtalieuern, er weiß besonders warm und liebevoll für Wagner, Liszt und Berlioz zu schwärmen, ein S i n s o n i k e r aber, dessen Musik sich ans sich selbst erklärt, der in lebendiger Sprache zu uns redet, mit dem man fühlen und mitgeben kann, ein Talent, das aus innel-ster Nottvendigkeit heraus geschafft, ist er nicht. Seine Sinfonie erscheint uns vielmehr als das Ergebnis einer unermüdlichen Redseligkeit, die, in effektvolle Form gefaßt, hier »nd da mit klugem Raffinement ansgestattct, den Zweck zu ver folgen scheint, den Hörer nickt zur Besinnung kommen, ihn nicht klar werden zu lassen, daß dcrNedner nichts, oder nicht viel zu sagen hat. Immerhin kann man ihm in der ersten Abteilung seines Werkes noch einigermaßen folgen. Die tteberschriftcn: „Trauer- marsch — In gemessenem Schritt — Streng — Wie ein Kon- dukt" salio doch ein Progra mZ geben die Direktive. WaZ sich aber nach dieser endlosen, von leidenschaftlichen Akzenten öfter unter brochenen Pomp-Fiinebrc-Szene weiter abspiclt: der triviale Walzer, das sentimentale Liedchen, die Trompeten- und Posauncn- Soli, die Verzweiflungs-Ausbrüche, das lediglich in seinen orchestralen Wirkungen sehr reizvoll ausklingende Ädagietto, das Rondo-Finale, mit der in bobles Pathos anSbrechcnden. mit allen modernen Orcs'esteressekten gepsesfcrten Schlußphrase sind, nm mit Richard Wagner zu reden, Wirkungen obnc N rlachen. Man schätzt an ihnen, trotz ihrer gänzlichen Phvswgiwmielosiakcit mit voller Hochachtung den scingebildeten Musiker, den vollendeten Orckeltcrvirttioscn. den vielb-lelenen. auf allen Gebieten seiner Kunst bewanderten Parlitnreiischreibcr, für den Sinfoniker aber wird -man kaum mehr übrig haben, als ihn geduldig einmal anzubören — einmal natürlich! — um darnach zur Tagesordnung überzugchen. Tie Ausgabe, die das Werk dem Orchester und dem Diri genten stellt, ist gewaltig. Es ist eine Kraft- und Kunstprobe erster Güte. Mag sein, daß die Sinfonie aus diesem Grunde zur Aussühriing angenommen worden ist, vielleicht um der König I. KapeIledas Vergnügen zu bereiten, wieder einmal etwas recht orchestral Wider-Haariges zu spielen, etwas, an dem sich der ge wöhnliche sterbliche Jnstruuientalist die Finger verrenken und die Zunge verstauchen würde. Daß die Herren der König!. Kapelle ohne Schaden aus dieser Gefahr hcroorgcgangcn, beweist, das; dergleichen sie nicht irritieren kann. Nicht weniger hoch cinzn- scbätzen ist die Geduld, die Hingebung, die Ansopterungen eines Dirigenten, der sich, wie Herr v. Schu ch, mit dem Äusivande der phvsischcn und geistigen Kraft in ein »olchcs Werk einlebt, derart, daß diese Kunst »nd Mühe zur Bewunderung wird, zum Retter aus der Not des sinfonischen Dilemma, Nicht Herrn Mahler lind seiner Sinfonie galt der Beifall der Hörer, er galt der genialen, nach Menschenmöglichkeit geklärten Darstellung v. Schucks, der Bravour der König!. Kapelle. Da der größte Teil des Abends — wie schon gesagt, volle fünf Viertelstunden — Herrn Mahler eingcräumt worden >var, wurde der Solist, der belgische Eellovirtnose Herr Jean GSrurdv, zur Nebensache. Von dem Haydnschcn Konzert, das er spielte, ein an sich etwas kärgliches, ziemlich antiquiertes Werk, hatte man ihm auch noch de» letzte» Satz gestrichen, sodaß nur zwei äußerst larmoyante Stücke davon übrig bliebe». Hätte man lieber Mablcr nm einen Teil seiner Sinfonie gekürzt und Havdn ganz gelassen! Ein Glück für Herrn Görardy, daß man ilm bereits im vorigen Jahre in einem Konzert der Königs. Kapelle gehört. So wußte man wenigstens, ohne ihn aus das Havdnschc Konzert und die in dieses gewaltsam eingerenkten 9»fi,^eu prüfen z» müssen, daß man in chm einen Cellisten von Distinktion vor sich hatte. Ick. St. - > Berliner Leben. ü. Berlin, 26. Januar. Einer der letzten alten Berliner, deren Lvkalruhm noch in die gemütlich klciustädtischen sechziger Jahre des vorigen Väcnl»ms zurüclrcichte, Amint Freising, ist soeben bochbctagt gestorben. Mer war Freising? Das heutige Geschlecht kannte ihn kaum noch. Desto besser »vor er den vorausgegangenen Generationen bekannt. Er war ursprünglich königlicher Ballett-
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