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72. Sa-rga«-. AK 16 Dienslag, 10. Januar 1S2S Gegründet 1856 DradtmssLritti Veevdrn Tenilvrober-Taliwielnluimier > LS 241 Nur tük NaLIoelvrSch«! 20 011 Bezugs-Gebühr Ein»el«ua>m«r tv «Vtenvt,. Lcki rilltet tuna und AauviaesckiSllrsiellei Martevftrah« SS 42 Druck «. Derlao von Lievick»» Reickrardt in Dresden PoltlLeck-Konlo 10SS Dre.deu Nachdruck! nur mtt deuMcher QueNenanaabe '.Dresdner Nackir.'» »ulSkllg Unverlanate Titirtllktiickie werden nick! auibewakri Gewaltmittel gegen die russische SMfition Zeugenvernehmung im Treskow-Prozeh. - Verhaftung des Befitzer» der Dahlemer Billa. Skalln verbannk -ie Opposüionssührer. Berlin, 9. Jan. Eine Berliner Zeitung meldet aus Moska«, daß die Staatspolizei der Sowjetunion zur Ber» jchickung zahlreicher führender Persönlich keiten der Opposition übcrgcgaugen sei. 89 her vorragend« Mitglieder der Opposition hätte« bereits Be fehl zur Abreise erhalten ohne genaue Angabe ihres Bestimmungsortes. Jedoch seien alle unwirtlichen Wegenden Rußlands in Anspruch genommen worden, von Archangelsk bis Mittelasien und Sibirien. Ei» Teil der Bernrtcilteu sei bereits deportiert. Es bestehe nicht mehr der mindeste Zwciscl. daß Trotzki, Radek, Rakowski. Jewbokimow, Kamencw, Sinowjew «sw. verbannt werden sollen. Man habe erfolglos versucht, diese Verbannungen unter der Flagge „Zuweisung von Parteiarbeit" vorzu nehmen, obgleich alle diese Personen nicht mehr der Partei angehören. Die 30 Oppositionsführer werden wegen Konterrevolution" verurteilt. Welche Bestimmungsorte gewählt werden, dafür ist charakte ristisch die Absicht, Rakowski im Gouvernement Wiatka unterzubringen. 509 Kilometer entfernt von der nächsten Eisenbahnstation. Unter den Verbantztcn vzw. zur Verban nung Verurteilten befinden sich auch Sebriakow, der für die Anknüpfung wirtschaftlicher Beziehungen zwischen der Sowjetunion und den Bereinigten Staaten wichtige Dienste geleistet hat. Smilga, ber eine große Rolle beim Wieder aufbau der Sowsetindustrie spielte, der Feuillctonist Soßnowski, dessen unerschrockene Kritik des Sowjetlebens viel Aufmerksamkeit erregte, ebenso andere Journalisten. Zu den Verurteilten gehört auch Beloborodow, früherer Innenminister und Exekutor des Zaren. Besonders charak teristisch ist es. daß sich, wie aus den erwähnten Namen hcr- vorgeht. unter den zur Verbannung Verurteilten zwei Per sönlichkeiten befinden, die noch vor kurzem diplomatische Ver treter SowjetrußlandS in europäischen Staaten waren, näm lich Rakowski. ber einstige Pariser Sowjctbotschafter. und Käme new, der frühere Sowjetvertrcter in Nom. « Der neue Sowjet-Botschafter für Nom. Nach den neuesten aus Moskau eingctrosfenen Nachrichten ist der russische Professor Otto Schmidt zum Sowjet-Botschafter in Rom offiziell ernannt worden. Drei Todesurkeile in Petersburg. London, ll. Januar. Wie aus Petersburg gemeldet wird, ist der vor dem Militärtribunal durchgcführte Prozeß gegen 15 Finnländer, die der Sammlung von Informationen über die Kommunistische Partei, die Sowjeteiscnbahncn und andere Sowjetstaatsgeheimnisse beschuldigt waren, mit dem Todesurteil gegen drei der Angeklagte» beendet wor- den. Die November-Amnestie wird aus zwei der Verurteil ten angewandt, deren Strafen in lll Jahre Zuchthaus umge- wandclt werden, während der dritte Verurteilte hingcrtch - tet wird. Der Export nach -er Sowjet-Union. Dentsch-sranzösischc Kooperation? Paris. S. Jan. Auf der Schlußsitzung des in Nizza tagen den Kongresses der französischen Handels räte im Ausland besprach der Leiter der französischen Delegation für die französisch-russischen Verhandlun gen, Senator de M o n z i c. das Problem des französischen Handelsverkehrs mit der Sowjetunion. De Monzie betonte, damit die von den französischen Industriellen beabsichtigten Kredite nutzbringend angelegt würde», müßte vor allem zwischen Len deutschen Industriellen, die den Export nach Nußlano bereits betrieben, und den französischen Industriellen, die den Export beabsichtigen, eine B c r st ä n. digung erzielt werden. Die Lösung dieser Frage sei auf Grund der während seines lebten Berliner Aufenthaltes ge pflogenen Verhandlungen mit den deutschen maßgebenden Stellen ziemlich fortgeschritten. ES sei notwendig, daß die französischen und deutschen E^portprodukte erstens zu gleiche» Preisen gehandelt werden, zweitens unter den gleichen Verkaufsklauseln und drittens zu den gleichen Kreditsicherungen. Traditionsseier bei der Reichsbahn. Bauer in Not. Ehrungen Breilenbachs, Leyens und Stiegers > Berlin. 8. Jan. Aus Anlaß der 15-Jahrfeter des! Archivs für Eisenbahnwesen fand in der Haupt Verwaltung der Reichsbahngesellschast eine Traditionsseier statt, bei der eine Büste des Staatsministers a. D. Dr. v, Breitenbach im Sitzungssaal ausgestellt und dieser Sitzungssaal mit dem Namen ..Breitcnbach-Saal" benannt wurde. Zu der Feier waren Dr. Pünder, für den verhiuder tcn RcichsvcrkchrSminister Dr. Gutbrodt, für die preußische Regierung Ministerpräsident Braun und vom Verwaltungs rat der Reichsbahn neben vielen anderen Mitgliedern, deren 1. Vorsitzender. Dr. v. Siemens, erschienen. Ferner sah man den früheren Reichsverkehrsminister lyröner. General dircktor Dr. Dorpmüller begrüßte die Erschienenen. Als leuchtende Vorbilder einer glorreichen deutschen Eisenbahnen seien Exzellenz v. Exzellenz v. d. Lenen anwesend. Beiden Feier. Exzellenz v. Breitenbach als deutscher Verwalt nngskun st und Schaffens. Exzellenz v. d. Lenen als Entwicklung der Brcitcnbach und gelte die heutige dem Meister des werktätigen dem geistigen Fachliteraten. Bet dem daraus folgenden Frühstück feierte Generaldirektor Dorpmüllcr außer dem Exzellenz Stieger, der in wenigen Tagen den 85. Geburtstag feiern kann. Die Reform der deutschen Per sonen. und Gütertarife, io führte er guS, fei sein Werk ge- wesen, ebenso wie das deutsche Gütcrwagcn-Uebereinkommen im Deutschen Staats-Wagen-Verband. Nicht vergessen werden dürfe seine Tätigkeit während des Weltkrieges. Exzellenz Stieger bankte sodann für die Ihm zuteil g«. wordene Ehrung und brachte ein begeistert ausgcnom- me «es Hoch aus die Deutsche Reichsbahngesellschast auS. An schließend daran feierte Gehcimrat Professor Dr. Schumacher namens der Universität Berlin und der Wissenschaft im all gemeinen die in dem Archiv für Eisenbahnwesen verkörperte vorbildliche Zusammenarbeit von Praxis und Wissenschaft. Verkauf der Phoebus. Berlin, 9. Januar. Wie wir erfahren, hat das Reichs- wehrmtnistcrinm baS Kaufangebot der Gruppe Lustig-Emelka angenommen. Das „B. T." will wisse», daß der Kaufpreis 4 Millionen Mark beträgt, und daß die Verträge ver- mutlich in drei bis vier Tagen scrttggcstellt sein werden. Etwaiger Mehrerlös bei Berivertung der Bestände soll zwi- schen der Emelka und dem Reich zu gleichen Teilen geteilt werden. Der Verlust für die öffentliche Hand wird vom »ul rund 8 Millionen Mark veranschlagt. < Lulher unkerrichkek Braun. Ueber den Bund zur Rcichsernenerung. Berlin. 8. Januar. Der Vorsitzende dcS neue« „Bundes znr Erneuerung des Reiches". Dr. Luther, hat dem Minister, Präsidenten Braun einen Besuch gemacht, um den Ches der preußischen Staatsrcgicrnna über die Pläne und Ziele der Arbeitsgemeinschaft zu unterrichte«. Rach der Rückkehr des Reichskanzlers nach Berlin wird «ine solche Borsprache auch bei Dr. Marx erfolgen, wozu noch z« bemerkcn ist. daß die NeichSregiernng schon sei« Wochen überdie Vorarbeiten zur Gründung des Bunde« lausend unterrichtet wurde. * München, ». Januar. In einem Kommentar zu der Meß düng von der Konstituierung des „Bundes zur Erneuerung des Reiches" bemerkt die „Bayr. Staatszeitung" u. «., daß man. soviel sic unterrichtet sei, in den maßgebenden bavrtschen politischen Kreisen dem neuen Bund als überflüssig ab lehnend gcgenttbcrsteht. > Lokaltermin in Dahlem. Vs wurde mit hochgcfährlicheu Explosivstoffen gearbeitet. Berlin, 9. Jan. Ans die Anzeige der Polizei über die solaenschwere ExplosionSkatastrophc in Dahlem hat heute nach, mittag der Oberstaatsanwalt entscheidende Ber, füg « ngen getroffen. Vs ist die gerichtsärztliche Oddnktion ber beiden Leichen und die Einleitung der Strasnntersuchnng gegen die etwa Schuldigen angeordnet. Aus de« Schauplatz der Katastrophe sand heute vormittag ein Lokaltermin statt, an dem Vertreter ber Kriminalpolizei. Brennstosskach, verständig« der Technischen Hochschule «sw. teilnahmen. Dabei ist sestgcstcllt worden, daß im Laboratorium in der Weingärt, nerschcn Billa mit hochgesährli.chen Explosiv, stosfcn gearbeitet wurde und daß kws Unternehmen as« Gewerbebetrieb nicht angemeldet war. Alles. waS im Labora, torinm von den Stossen noch vorhanden war. Chemikalien in flüssiger und pulverisierter Form und nenn Fässer mit ver, schieden«« Sprengmitteln nsw>. wurde beschlagnahmt. « Berlin, N. Januar. Die Polizei hat hente abend «ach längerem Verhör den Mitbesitzer der Billa in Dahlem, Park- straßc iss, Generalkonsul Keingärtner, wegen fahrlässiger Tö tung und Verbrechen und Vergehen gegen da« Sprengstoss» gese» verhaftet. . Wirklich, ist die deutsche Landwirtschaft in Not? Sind die lauten Klagen, die aus bäuerlichen Kreisen in steigendem Maße zu hören sind, nicht übertrieben? Sprechen nicht die gegenüber der Vorkriegszeit gestiegenen Lebensmittelpretse» die zahlreichen Erweiterungs- und Neubauten der Landwirt schaft. die in der Linkspresse immer wiederkehrenden Berichte von dem bei Großagrariern und auch bei vielen Bauern betriebenen Luxus in dem Zuschnitt des täglichen Lebens, in der Aussteuer der Töchter u. a. m.. — spricht das nicht alles dafür, daß cS der Landwirtschaft ganz passabel geht. Ohne Zweifel ist dies die Ansicht der Mehrheit ber Stabt- bevülkerung. Aber sie ist irrig! Die N c u j a h r s b o t s ch a s t des sächsischen Landvolkes, die programmatischen Er klärungen des preußischen Landwirtschaftsministers Dr. Steiger und die west sächsische Bauer» tagung in Leipzig haben mit Beweismatcrial aller Art überzeugend nachgeivtescn, daß die Lage in der Landwirtschaft nicht nur schwierig, sondern daß sie sogar überaus kritisch und in man chen Gegenden geradezu katastrophal ist. Der erschütternde und leidenschaftliche Appell des sächsischen Landvolkes, daß der „Deich, in dessen Schutz das deutsche Volk friedlich seiner Arbeit nachgeht" und auf dem der „Bauer im härteste« Kampfe gegen die immer höher steigende Sturmflut" steht, bereits zu wanken beginnt und höchste Gefahr im Verzüge ist, hat nur allzuviel Berechtigung. Wenn wir uns einmal die Ursachen der großen Not der Landwirt schaft und die Bedeutung des Bauerntums für Volk und Reich, frei von jeglicher Voreingenommenheit und jedem sonstigen Berufsvorurtcil vergegenwärtige», bann werden mir gewiß den Ruf verstehen, daß es gilt, alle Mann an Deck zu holen, um das „letzte Bollwerk, den Damm der deutschen Nahrungsfreiheit", zu sichern, weil der deutsche Bauer a»S eigener Kraft ihn nicht mehr zu halten vermag. Wir brauchen nur auf die verheerenden Unwetter, die in allen Gauen des Vaterlandes größeren Teilen der Landwirtschaft enorme Schäden zugcfügt haben und von denen ja auch viele sächsische Bauern ein Lied zu singe« wissen, und auf die Mißernte des vergangenen Jahres hinzuweisen, um gleich zwei der schlimmsten Wunden zu nennen, die der ländlichen Bevölkerung geschlagen worden sind. Trotz dieses Blutverlustes aber werden dem Bauern tum auch noch immer größer werdende Lasten auferlegt. Daß neben den gestiegenen Löhnen die Anforderungen ber neuen sozialen Gesetzgebung und die Aufbringung der immer noch wachsenden Steuern für die metstesi Landwirte direkt zu einer Existenzfrage zu werden droht, das hat Preußens Landwirtschaftsminister klar herauSgcstelltt denn die Höhe jener aufzubringenden Geldmittel muß zu einer Einschränkung der notwendigsten Betriebsausgaben führen. Verheerend wirkt ferner die Preisspanne, die auch heute noch, ja in wohl noch verstärktem Maße als bisher, zwischen den Preisen für landwirtschaftliche Produkte und für die Betriebsmittel, die der Bauer zur Herstellung der Ernte erwerben muß, besteht. Diese Preisspanne zwischen den Produkten beim Erzeuger und denen beim Ver braucher ist in vielen Fällen zu groß und teilweise ungeheuer lich. Und sie trägt gerade dazu bei, daß sich der Stadt bewohner ein sehr falsches Bild von der Lage ber Landwirtschaft macht. Man beachte, daß z. B. bet dem Milch verkauf zwischen dem Preise, den der Viehbesitzer in seinem Stalle erhält, und dem Preise, den der Verbraucher in der Stadt zahlen muß. eine Spanne von 80 bis 10l> Prozent klafft. Achnlich ist cS beim Handel mit Kartoffeln, ähnlich bei ber Schweinezucht, die besonders ein Rückhalt für den kleinen Besitzer war, heute aber direkt unrentabel geworden ist. und ähnlich ist es bei vielen anderen Produkten. Dagegen sind die Kosten für die gesamten Betriebsmittel gestiegen. Allein der Preis für den Dünger, diesem un- entbehrlichsten Mittel des Bauern, ist fast um das Doppelte höher als vor dem Kriege. Nimmt es da wunder, daß die Verschuldung der Landwirtschaft immer ärger wird. Sie beträgt bereits annähernd 14 Milliarden Reichsmark, wie der Landtagsabgeordncte Schreiber auf ber Leipziger Tagung anmerkte. In von Unwettern und schlechter Ernte betroffenen Gegenden beträgt die Verschuldung pro Hektar sogar 40V RM. Der Anteil ber Verlustbetriebe wurde schon für 19SS mit 40 Prozent berechnet, er wird 1927 weitaus höher sein. Das sind furchtbare Zahlen, die eine beredtere und überzeugendere Sprache führen, alö die von keiner Sachkennt nis getrübten, aber von parteipolitischer Verblendung be herrschten Ausführungen der Linkspresse, die zwar mit ver. logenen Herzensergüssen besonders bet den Kleinbauern auf Wahlfang auSgchen, aber in Wirklichkeit für die Belange der Landwirtschaft nichts tibrlghaben. ES braucht nur auf ihre Zollpolitik hingcwicscn zu werden, die auch von dem notwendigsten Schutze der bäuerlichen Produkte nichts wissen will.