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S1. Jahrgang. 125. Dienstag, 8. Mai 1V17. OsgvüttSet L8S« Drahlaujchrift Nachrichirn rreeden, Jernjprccher Lammelnummer: Lk» 24t Nur für Nachtgksprächc: 2« 011. /<L /77S/ /7/-SES/-/ .5s/7^ Schripteiiun,, und paupigcichoiiosteUc Maricnsnaste :t8 >0. Druck u. Verlag von Viepsch » «richard» in Dre-den B°zug-.S-bührML!:ÄV'^r:L^^^ ! Anz-igcn.Pm!-.r:z!WL?^'°LL^S^ Nachdruck nur mi, deutlich« Ou.llenan,-»« <„D.»dn«r N-chr.-> jalisft,. - Un°,r!ang>c Schn,Macke «erden nicht »uwewahrt. lzeigcn in 9!unmr«'rn nach So»»» g<gen Voraurve^chlung. — Beie^blalt Ift Pi. fiüknerauaen. fiornbam »»»»»»»»»»»»WWiNWWWM^WWWIWWWMMWWNMMNMWNWe ^vecäen in rvenig-e» lagen beseitigt ckurcli Uo> ni»Ill«»»t«i. llequem in äec Fnvvenckung, unäberlrolten in 6er Wirlcung. Ksrtan mit genauer Anweisung. Versand nach <iu8>värts a>8 Muster, kiclit mil V^appenmarlce. I-üHV«u-^pa»tI»eIt«;. »rvvltvn, Kcnist-stt.-Fbteil. stcrckinLnckptak. s^anilr 8cicke!ihaus I^rager 8trnlie I I. locior zrt aus <Isu keckuutaoilstsn <jIii8küUen cjo-, kn- u»ci :: .^»sluuüon empkeNIso in roioklisliigsr z.u8>v»ic! :: «l!!>. »llll L So!m. I«ss.: ölvlllli-l! lilöl. Oegniacket 1848. >«uni»» l»t >1. lccnxpr. 1,277. Nn neuer erfolgreicher Kampftag an der Aisne. Alle Irauziifische» Angriffe »ach harte» KSmhsen abgewiesen.—M Franzosen gesangengenommen, 41 Maschinengewehre erbeutet. 14 feindliche Slugzeuge im Westen,»in Sftgaiizien adgeschosteu.—Wieder ZI 00« Ta. v erieutt.—Sie Kriegsziele de, Reich,lau,lers. -er amtliche deutsche SrieMdericht. lAmtlich.j (Trostes H a n p t q n a r t i e r, 7. Mai tt»17. Westlicher Kriegsschauplatz H«r«»gnuppe Kronprinz Ruppracht Bei Lens u»d Br ras erreichte der Artillerietamps abends wieder größte Heftigkeit. Er dehnt sich über Bnlle- eourt weiter nach Osten ans. Der Feind sestt die Be schien« na von Lai nt Quentin fort, die in der Ltadt Brände und an der xratssedralc erneute Beschädigung hervorries. Heeresgruppe deutscher Kronprinz Bach den schweren Berlustcn, die der S. Mai den Fran zosen gebracht hat, ließen sie gestern zunächst von der Fortführung ihres Angriffes ab. Erst nachmittags stiesten iiartt KrLfte zwischen Fort de Malmaisou nnd Braqe vor, stc wnrden restlos ab ge wiesen. Am ?U>eud und in der Nacht setzten heftige Angriffe nördlich »on Laffaur und zwischen der Straße Loissons — Vao« und Ailles ein. Rach harten Kämpfen, bei denen wir örtliche Erfolge erzielten nnd dr in Feinde schwere Verluste zuftigteu, wurden aste Ltcstnngc» von unseren mpferen Truppen gehalten. Zwischen Ailles nnd Eraonne scheiterten listige rcilangrifse der Franzosen. Am Wintcrberg wogten die Kämpfe den ganzen rag über hi» und her. F« flottem Anlauf haben wir den ttordhaug znrstikerobert und gegen mehrfache feindliche An stürme gehalten. Der Franzose mnßte ans de» Sstd- »a n g zu r ü ckw e i che n. die Hochfläche blieb von beiden Zeiten nnbeseßt. Ehenrcur ist in unsere», Besitz. Auchdieser groß« Kampstag der Aisne- chlacht war erfolgreich sür uns! Leit dem ö. Mai find zwischen Loissons und Reims an befangene» » Offiziere. 72« Mann, an Bente 41 Ma- ichinev- nnd Lchnelladegcwehre eingebracht. 14 feindliche Flugzeuge wurde« gestern a b - geschossen. Oestlichar Kriegsschauplatz. Abgesehen von vereinzeltem Fener, herrscht an der Front Rnhe. Mazedonische Front F« Eerna-Bogen wnchs das Artistcriefeuer zeit weise zu erheblicher Heftigkeit an. Schwächere feindliche Infanterie-Abteilungen, die gegen unsere Stellungen vor- itihlte«, wnrden leicht abgewicsen. Westlich des Wardar scheiterten Borstöße des Gegners gegen bulgarische Feld wache«. Der Erste Gcueralguarticrmciftcr: lW. T. B.s Lndeudorss. Ser deutsche Abendbericht. Berlin, 7. Mai. sAmtlich. W. D. As An der Arrasfront hält das starke Artitteriesener i>, einzelne« Abschnitten an. Bei Roenx nnd zwischen Fontaine und Riencourt wurde« englische Angriffe l'lutig abgc wiesen. Bei Bnlleconrt wird noch ge kämpft. An der Aisne schejtertcn beiderseits von Eraoneste starke sranzöfische Angrisse. Seftrneichiich'uugarischer Kriezchericht. Wie«. Amtlich wird »erlantbart den 7. Mai 1917: vestlicher Kriegsschauplatz Bei günstiger Witternng war gestern die beiderseitige Fliegertätigkett sehr rege. F« Ostgalizie« wnrden zwei set« dliche Flugzeuge a»«e sch, sf-n. JtaNenischer und Südöstlicher Kriegsschauplatz. ! Keine bÄendere« Ereignisse. Der Gt«>»ertreter de« Ehef« de« «emeralpede»: sW. T. M ». Hlisr. F,ld«grfchgl^n>t«»mt Abba« der Reichsversassung. Der Vcrfassungsausschutz des Reichstages ist in der vergangenen Woche zusammengetreten und gleich in der ersten Sitzung ist ein Antrag vvrgelegt worden, der eine Reihe tieseinschncidender Aenderungcn der Reichsversasiung verlangt. Man kann sie unker folgenden Gesichtspuntten zn- samineiisassen: 1. Verantwortlichteit des Reichskanzlers „oder seiner Stellvertreter gegenüber dem Reichstage". 2. Gegen zeichnnng des Staatssekretärs des Reichsmariiieamtes und der Äriegsmiiiister der hiontiiigenle bei Osiiziersernennnn gen. st. Verantivvrtlichteit des Staatssekretärs der Marine für die Verwaltung der Kriegsmarine. I» einer Ent schließung wird außerdem die Einrichtung eines Staats gerichtshofes gefordert, durch den die Verantwortlichkeit des Reichskanzlers wegen Verletzung seiner Amtspslichl ge regelt wird. Das sind n der Haupt'achc die einzelnen Vlütcn aus dem Strauße, den das Zentrum, die Rational liberale» und die Fortschrittliche Volkspartei aus de» Tisch des Hauses niedergelegi habe». Die Sozialdemokratie oer langt anßerdem Einführung des Fraueiiwahlrechis nnd eine Erweiterung des Artikels 3 der Reichsoerfassung. wo nach in alle» Vundesstaate» eine ans Eirund des ast- gemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts ge wählte Volksvertretung zu bestehen habe. Lieht man von den svzigldemvkratischen Anträge» ab und betrachtet ledig lich dir Aeiiderungsvvrschläge, die von bürgerlicher Leite gemacht werden, so kann man sich eines Erstaunens nicht erwehre», besonders soweit die iiiiter 2 und -'I genannle» Anträge i» Frage komme». Man fragt sich: Hat den» unser Ossizierkvrr>s im Kriege so versagt, daß seine Oraaniiation ans eine andere Grmidlagc zu stellen wäre? Haben sich die vom König von Preußen »nd vom König »vu Sachse» ernannte» Offiziere als unfähiger erwiesen als die ivürt tenibergischen, deren Ernennung unter Eikgenzeichniiiig des württembcrgischen ziriegsininisters ersolgt? Hat endlich das Offizio korpS aller Kontingente, mit Ausnahme "es bäurischen, sich seiner Ausgabe so wenig gewachsen gezeigt, das es not tut, daß auch der Reichstag ein Wort zu seiner Znsainmensctznng mitiprechen, daß ihm die Möglichkeit gegeben werden muß, die KricgSministcr der Kontingente gegrbenciisglls vor jein Forum zu zitieren? Rein, dreimal nein. Auch in diesem Kriege hat das Wort Bismarcks t» vollstem Maße Geltung gehabt, daß uns den preußische» Lcntnant niemand nackimachr, nnd dieser Krieg hat auch bewiesen, daß der sächsische nnd wtti tiembergüche Offizier seinem preußischen Kameraden in nichts nachsteht. Weshalb alsv dann die Aendernilg? Fa, weshalb? Es wird schwer, ans den Reden der Antragsteller, so wie sic in dein Bericht über die Verhandlung des Ausschusses wieder- gegeben wurden sind, eine Antwort aus diese Frage zu er halte». Ein nationallibcraler Redner stellte fest, es handle sich keineswegs um eine Lchmälernng der monarchischen Verfassung, vielmehr solle die Monarchie gestärkt und ge festigt werden. Dabei ist es ganz zweifellos, daß beispiels weise dem König von Preußen sein bisher unumschränktes Ernennnngsrccht genommen werden soll. Ein Zentrums- redncr verwahrte sich gegen den Ausdruck ParlamentS- hcer, für eine» nüchternen Beurteiler stelH es aber außer Frage, daß mit diesem Antrag der erste Schritt z»m Parla- nientshecr unternommen worden ist. Würde er znm Gesetz erhoben, dann wären eben die Ossiziersernennungen der ! parlamentarischen Kontrolle niitcrstcUt. Und das alles, weil sich, wie ein sozialdemokratischer Redner sagte, gewisse Miß stände ergeben hätten? Mißständc werden sich aber bei einem Millivncnhcer im Verlaufe von drei Kricgsjalircn immer ergeben, das liegt an der Unznlänglichteit aller irdi schen Einrichtungen. Mißständc haben sich auch bei den Parlamentshceren unserer Feinde ergeben. Wie viel größer, wie viel einschneidender stc waren, haben die feindlichen Presscstimmcn. >st»ben die Ereignisse selbst, vor alle» Dingen die der letzten Zeit, deutlich genug bewiesen. Und trotzdem Verfassungsänderung. „Modernisierung", Rcuorieniicriing, -- lrotzdcm. F-ost wäre man versucht, mit Meister Antvn i» HcbbelS „Maria Magdalena" z» sagen: Ich verstehe die Welt nicht mcpr.^ Ministerialdirektor Dr. iLewald hat die Uebernahmc einer politischen Verantwortlich teit für die Ofsizicrscrnennnngcn gegenüber dem Reichstag einen vollständigen Vrnch mit der historischen Entwicklung des preußische» Heeres genannt, hat an die großen 1lebc> licsernngcn erinnert, ans Bismarck hingewiesen nnd die >1» Möglichkeit dargeta», eine Verantwortlichkeit des »toiiiin gentstriegsministers dem Reichstag gegenüber zu konstruieren, '.stoch unFahre 188Ü hätten auch das Zentrum und dieRalivnai liberalen die von jeder parlamentari'chen Kontrolle freie Kominaiidvgewalt des Kaisers anerlanni. Die Ausschuß Anträge wnrden trotzdem angenvnime». Wie die Verain wvrtlichteitssrage gelöst werden soll, ist noch eine vssene Frage, soviel steht aöer heute schon fest, daß sie ohne eine starke Verletzung der bundesstaatlichen Verfassung übcrhaup. nicht durch,znsühren ist, daß wir hier den Beginn einer Eni wicklnng haben, die nicht nur ans eine Aushöhlung der Kon mandvgewntt des Kaisers, sondern teilten Endes auf die Ein richtung der parlamentarischen Herrschaft und die Median sicrnng der Rundesstaatcn hinanslänft. Das wird de sonders deutlich, wenn man sich die früheren, vom Ans schuß angenommenen Beschlüsse vor Angen hält. Durch die Festsetzung der Verantwortlichkeit des Reichskanzlers ods- seiner Stellvertreter gegenüber dein Reichstage wird cur weiterer Schritt auf dem Gebiete der ..Staatssekielarnie riiug" des gleiches getan, womit die Steilung des Bunde-- rats nnd die binidesstaattichen Gntildlageii des Reiches über Haupt erschüttert werden. Roch hcdentlicher ist aber die Forde riing der Einrichtuiig eines Ltaatsgerichtslwses, vor dem der Kanzler im Falle einer Verletzung seiner Amispslicht sich verantworten soll. Fn vcrichiedenen Staaten ist diese Ei» richtnng schon geschasseü. aber kaum semals wirksam ge worden, weil sich dort andere Mittel fanden, einen Minister präsidenten zu beseitigen. Es ist niiseres Erachtens nschz richtig, wenn man auf Grund hiervon anniinml, eine solche Einrichtung werde auch in Deutschland kaum vraktische Bedeutung gewinnen. Das ist vielmehr durchaus möglich, gerade, weil bei nn- heule das partame» tarische System noch nicht voll niirljam geworden ist und auch »ach den Versichcrvngen der Rationaliiheraieu und des Zentrums nicbi werde» soll. Gerade deshalb bietet ein Staats Gerichtshof eine» Reichstagsmehrheit das Mittel, eine» unliebsam gewordene» Xianzler zu stürzen, zum mindesten, ihn durch die Drohung mit dem Staats gerichtshose den Mchrhcilsivüiischcn gefügig zu machen, wo mit im Grunde im Deutichen Reiche ein Zustand bergestclll ist, der sich vom Parlamentarismus kaum noch oder »der Haupt nicht mehr nntcricheidei. Daran tann nicht gerünelr werden, das ist nichts anderes als die logische Folgerung ans den Forderungen, die vom Versassnnzsausschiis; a»s gestellt worden sind. Es ist viel von „Renorieinierung" die Rede gewesen in der letzten Zeit. Es ist auch verständlich, daß nach einem solchen Kriege neue Ideen hervvrbrechen, unverständlich bleibt es aber, wie mitten im xiampse Beschlüsse gesagt werden tönnen, die die doch wahrlich bewährte» Grund lagen des Reiches zu erschüttern geeignet sind. Wenn die betreffende» Parteien von der xirast ihrer Ideen wirtlich überzeugt sind, dann hätten sie. sollte man meinen, warten tönnen bis nach dem Kriege, dann Hütten sie sich nicht der art zu überstürze» brauchen. Merkwürdig muß es auch berühren, wenn gerade von der Seile, die bisher am Kanzler tum» etwas zu ladet» gesunde» Hai. die Errichtung! eines Ltaatc-gcrichtshoses verlangt wird, vor dein sich der oberste Braune des Reiches gegebenenfalls verantworten soll. Das tommt auf ein Mißtrauensvotum gegen über -Herrn v. Vetbinann -Holliveg hinaus. Wie sich die verbündeten Regierungen zu den Beschlüssen stellen wer den, wird abzuwartrn sein. Sic haben es in der -Hand, Schädigungen zu vermeiden, da »ach Artikel 78 -er Reichs-- versassung Veränderungen der Verfassung als abgelehnt gelten, wenn sic im Bundrürate 14 Stimmen gegen sich haben. Selbst wenn aber der BundcSrat die Verände rungen ablehnen sollte, so bleibt doch der innerpolitischc Streit, der durch diese Beschlüsse neu entfacht worden ist. tief bedanertich. Mehr als sc ist doch setzt gerade Einheit und Geschlossenheit des deutschen Volkes nötig.