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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.06.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050625011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905062501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905062501
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-06
- Tag 1905-06-25
-
Monat
1905-06
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.06.1905
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besonderen Fällen Dispensation von einzelnen Bestimmungen der ««vidierten Dtadteordnung zu gewähren, wie sie 8 136 der Revioiertea Städteordnung vorsieyt, nur in Ausnahmcfällen, di« durch die besonderen Verhältnisse der einzelnen Stadt de- gründet sind, Gebrauch gemacht werden kann, so kommt noch weiter in Betracht, daß jede Acnderung de« Wahlrechte-, wie sie je-t geplant wird und wie sic den Wünschen sämtlicher Mitglieder der städtischen Kollegien entspricht, eine gewisse Beschränkung de« Wahlrechtes der Lohnarbeiter und Gewerbsgehilfen in sich begreifen wird. Eine solche Maßregel aber wird die Staat-- regierung nimmermehr im Wege der Dispensation einführen lassen können: es muß deshalb von vornherein davon abgesehen werden, bei Neugestaltung des Wahlrechtes andere Wege ein- zuschlagen, als diejenigen, welche mit dem klaren Wortlaute der Revidierten Städteordnung vereinbar sind. In formeller Be ziehung kommt hinzu, daß 8 186 für jede Dispensation einen An trag d«S Rates und der Stadtverordneten vorausseßt. Es würde also keinesfalls genügen, wenn die Stadtverordneten ein« solche Dispensation beantragten und wenn nicht auch der Rat sich einen, solchen Anträge anschlösse. — — — Nach den Bestimmungen der Revidierten Städte- ordnung kommt ein Wahlrecht, welches bestimmten Kreisen von Bürgern ein mehrfaches Wahlrecht gegenüber den anderen Bür- gern einräumt, ebenfowenia in Betracht, wie das sogenannte Proportionalwahlsystem, nach welchem nicht die relative Mehrheit der abgegebenen gültigen Stimmen für die Uebertragung der Stadtverordnetensitze entscheidet, sondern auch Minderheiten Abgeordnete erhalten sollen. So sehr das eine wie das andere System und noch manche andere in der Theorie zu konstruierende Wahlsysteme Vorzüge in der einen oder anderen Richtung aus weisen, sowenig kann eS für eine sächsische Stadt nach dem der zeitigen. Stand der Gesetzaebuna in Betracht gezogen werden. Auf diesem realen Boden der Ausführung bestehender Landes- aesetze stehend und nicht auf einer Basis, die die städtischen Kollegien als gesetzgebende Faktoren betrachten und die Landes» Gesetzgebung unbeachtet zu lassen versucht, muh man sich fragen: Pie ist nunmehr in dieser wichtigen Angelegenheit eine Lösiing zu finden? Hierbei darf gewiß der Weg nicht unbeachtet bleiben, den die beiden anderen Großstädte >>es Landes ein- gcschlaacn haben, indem sie aus Grund der Bestimmungen des 8,57 der Städteordnung die Bürgerschaft bei der Wahl zur Ltadtverordnetem-Versammlung nach gewissen Klassen »geteilt haben. Ist dieser Weg von jenen beiden Städten einaeschlagcn worden und ist er überdies in der ganzen preußischen Monarchie Gesetz, wird er ferner in neuester Heit auch für die Hansastädte zum Gesetz erhoben werden, so wird man ihn auch gewiß für Dresden nicht als einen ungesunden, rückständigen oder unmög- lichen bezeichnen dürfen. Der Maßstab der Einteilung nach Klassen ober, wie er vom Oberbürgermeister schon vor 7 Jahren vorgeschlagen und jetzt vom Vorstande der Stadt» oerordneten und vom Rechtsauslchusse derselben gebilligt wor den war, nämlich die Einteilung zunächst einmal nicht nach dem Einkommen, sondern nach großen, verwandte Erwerbs» stände umfassenden Berussklassen, ist gewiß für eine Gemeindevertretung ein durchaus gesunder, da in dieien Berufs klassen die gemeinsamen Interessen am häufigsten zu Tage treten, Interessen, deren Gesamtheit dann schließlich doch das öffent liche Interesse ausmackt. Dabei wird man gewiß in der Lage sein, einzelnen in der Debatte aufgetauchten Wünschen und Be denken in Bezug auf die Abgrenzung der einzelnen Berufs» gruppen und Wahlerklasscn Rechnung zu tragen. Solche Be denken richteten sich zunächst gegen d'.e Einbeziehung der privaten Beamten und Angestellten in die Gruppe der Arbeiter und Gewerbsgehilfen. Man machte dagegen geltend, daß diese Berussklassen aegenüber den Arbeitern und Gewerbsgehilfen sehr in der Minderheit sein würden, daß sie politisch auf einem ganz anderen, und zwar auf einem nationalen Standpunkte, stünden und daß sie «3 schmerzlich empfinden würden, wenn sic von vornherein durch die Mehrheit der Arbeiter und Gewerbsgebilse» erdrückt er» chienen und von der Vertretung im Dtadtparlament ausae» chlossen würden. Man wird diesen Einwendungen eine gewisse Berechtigung nicht versagen können, und es ist daher in den Vorschlägen die gesamte Gruppe der privaten Angestellten und Beamten, soweit sic nicht zu den Arbeitern zu rechnen ist, der Gruppe der öffentlichen Beamten, Angestellten, Lehrer und Aerzte zugerechnet worden. Ein weiterer Einwand richtete sich gegen die Zusammenwerfung aller selbständigen Handel- und Gewerbetreibenden in der Gruppe v, indem der Wunsch laut wurde, Handel und In- dustrie einerseits und Gewcrbestand andererseits, wie dies auch bei der Handels- und Gewerbekammer jetzt geschehen sei, zu trennen. Man kann diesen Wunsch gewiß verschieden beurteilen. Bei der zurzeit noch kehlenden feste» Gliederung und äußerlichen Abgrenzung unserer Berussstände aber erscheint mir das Gewicht der Gründe gegen eine solche Trennung doch stärker zu sein als derjenigen dafür. Es ist deshalb in der nachstehend formulierten Borlage eine solche Trennung nicht vorgenommen und eine neue Abteilung nicht eingefügt worden. Im übrigen wurde gegen den Vorschlag des Vorstandes und Rechtsauslchusses hauptsächlich geltend gemacht, daß die Einteilung innerhalb der Abteilungen nach Klassen aus Grund des Einkommens der einzelnen Bürger die ernstesten Bedenken habe. Es wurde als eine Gcldsack- Politik bezeichnet, eine derartige Vorlage vorzuschlagen, und man wies darauf hin, daß bei dem Wahlakte lelbst cs für die Bürger doch in hohem Maße peinlich sei, wenn aus der Zuteilung zur 1. oder 2. Klaffe jedermann in bezug auf ihr Einkommen erkennen könne, ob es sich ober- oder unterhalb dieser Grenze bewege. Gewiß läßt sich diesen Einwendungen manche Berechtigung nicht absprechen, wenn auch heutzutage bei zahlreichen Anlässen in erster Linie die Leistung des Bürgers an Steuern gegenüber der Gemeinde zum Maßstabe seiner Berechtigung genommen wird und wenn man auch an dem Be- kanntweroen seiner Steuerpflichten nach den Vorgängen des Landtagswahi'rechtes kaum mehr so ernsten Anstoß nimmt, wie dies früher der Fall war. Immerhin liegt dem Gedanken, welcher in dem Anträge des Herrn Stadtverordneten Dr. Krumbiegel zum Ausdruck kam, das Wahlrecht nicht nach dem Einkommen, sondern nach dem Bürgerrcchlsalter abzu stufen. etwas so Verlockendes zu Grunde, daß der Oberbürgermeister gern bereit ist, diesen Gedanken anzunchmcn, und ihn bei der Einteilung nach Klassen in den einzelnen Ab teilungen zu verwenden. Selbstverständlich wird man dabei ein möglichst einfaches Verfahren cinschlaaen müssen, und cs wird genügen, zwei Klassen zu bilde» in derselbe» Weise, wie dies geschehen war bei der Unterscheidung nach Einkommen. Für sie Bildung der 1. Klasse werden alle Bürger, die über zehn Jahre das Bürgerrecht besitzen, vorgeschlagen: olle anderen Bürger, die lveniger als zehn Jahre im Besitze des Bürger rechts sind, bilden die zweite Klasse. Indem man nun beiden Klassen eine gleichmäßige Anzahl Sitze für die Stadtverordneten- Versammlung zugesteht, obwohl ganz naturgemäß die Zahl der Bürger, welche noch nicht länger als zehn Jahre das Bürger recht besitzen, wesentlich größer ist, als die Zahl derer, die länger als zehn Jahre im Besitze des Bürgerrechts sind, wird den letzteren ein wertvolleres Wahlrecht, ein größerer Einfluß auf die Zusammensetzung der Stadtverordneten-Versammlung zuaestanden. Bietet schon die Einteilung noch Berussklassen eine größere Gewähr dafür, daß einer Ueoerflutung des Stadtver- ordneten-Saales mit Elementen, welche nicht auf dem Boden der Verfassung des Reiches und des Vaterlandes stehen, vor- aebeugt wird, so wird die Einteilung noch Jahrcsklassen, wie sie vorgeschlagen ist, um deswillen dieie Gewähr noch verstärken, weil in all den Kreisen, welche das Bürgerrecht länger als zehn Jahre besitzen, an sich schon eine ruhigere politische Auffassung Platz greift und anzunebincn ist, daß die Ordnungspartcicn die Mehrheit in dieser .Klasse I dauernd behalten. — Es ist von dem Oberbürgermeister auch erwogen worden, die ganze Ein- leilung noch Bernsen fallen zu lassen und lediglich eine Ein teilung nach dem Bürgerrcchlsalter etlva in dem Sinne zu machen, daß die 1. Klasse alle diejenigen bilden, welch« länger als zwöl? Jähre. die 2. Klasse, welche länger als neun Jahre, die dritte Klaffe, welche länger als fünf Jahre und die vierte Klasse alle jüngeren Bürger bilden sollen. 'Dabei kommen aber so un gleichmäßige Zahlen von Bürgern in den einzelnen Abteilungen und so wenig gerechtfertigte Verschiedenheiten heraus, daß von «mem solchen Vorschläge abgesehen wurde, abgesehen davon, daß die Verschiebung in den Altersklassen, welche naturgemäß alle Jahre «intrilt, doch einen zu großen Einfluß aus den Wert »er Stimm« deS einzelnen Bürgers auSüben würde, als daß »an eine solche Einteilung als einzigen Maßstab für die Zu- teilung des aktiven Wahlrechts cumehmen könnte. Die Gegen überstellung in Anlage A sNcbersicht über die Entwicklung der Lürgerzahl in DreSden se»t l898), wie sich bei den früheren Vorlchlagen. »ach der im Februar gemachten weitere» Aus stellung und im letzigen Vorichlage die Einteilung der Bürger gestalten würde, dürfte genügen, um den Beteiligten die lieber- zeugung zu verschaffen, daß die Bereinigung der beiden Haupt- grundsätze, welche m der Verhandlung der Stadtverordneten vertreten wurde, Einteilung nach Bernsen und Einteilung nach Nnrtzerrechtsalter. sehr wohl möglich ist, und daß sie eine ge- sunde Unterlage für «inen Kompromiß der Parteien bildet" ! — Der Verein für Feuerbestattung „Urne" zu Dresden, dessen Zweck und Ziel die Einführung der Jenerbcstattung i»i Königreich Sachsen für diejenigen Personen, welche solche für sich wünschen, und die gesetzliche Eiusührnng der Einäscherung für alle an Pest, Cholera und dergleichen gefährlichen ansteckenden Krank heiten Verstorbenen ist, hielt gestern abend im Konzerthause des Zoologischen Gartens seine Generalversammlung ab. Die in diesem Fahre ziemlich spät erfolgte Einberufung entschuldigte der die Versammlung leitende Vorsitzende Herr Konsul Böhmer mit dem Umstande, daß der Vorstand von Tag zu Tag noch ans eine stadträtlichc Zustellung hinsichtlich des Krematorininbaucs in Dresden gewartet habe, die aber bislang nicht eingegangen sei. Der Vercui „Urne" stehe heute »och aus de», Standpunkte, daß cs kein Gesetz i» Sachsen gebe, welches die Lcicheiiverbrennuilg ver biete. und daß deshalb auch behördlicherseits die Genehmigung rum Bau eines Krematoriums nicht versagt werden könne. Der Rat zu Dresden habe aber trotzdem geglaubt, eine solche Erlaub nis nicht erteilen zu sollen, ovschon die Zustände der Erdbcstat- tung mit ihrem sich allerdings dem leiblichen Auge entziehende» eklen VerwcsungS- und Zersetzungsprozeß, bei dem steten Anwachsen der Großstädte und der immer schwieriger werdenden Möglichkeit der Arcalserwerbnng weit abgelegener Friedhöfe von Jahr zu Jahr unhaltbarer werden. Hervorragende Männer auf dem Ge biete der ärztlichen Wissenschaft haben darauf schon vor Jahr zehnten hingewielen. Gegen die stadträtlichc Erlaubnisverwcige- rung hat nun der Verein „Urne" bei der Kreishanvtmannschast Rekurs cingclcat und diese dein Rat Vorgesetzte Behörde hat ent schieden, daß der Rat die Genehinigung zum Krematorrumsbau nicht versagen könne, vielmehr eine solche zu erteilen habe. Der Rat hat sich nun wohl oder übel diesem Entscheid fügen müssen, zugleich aber auch erklärt, daß eine Genehmigung zur Inbetriebnahme eines Verbrennungsofens in allewege nicht zu erwarten sei. Dein Verein „Urne" werde also nichts anderes übrig bleiben, als dem von der Stadt Hagen mit Glück begange nen Weg zu folgen, nämlich ein Krematorrnm zu bauen, eine be stimmte Leiche darin einznäschern, die daraufhin erfolgenden Maß nahmen des Rates zu gewärtigen und im Falle des Verbots weiterer Einäscherungen das Urteil des Oderverwaltungsgcrichts anzurufen und dem Rat damit den Prozeß zu eröffnen. Erfreu licherweise sei zu konstatieren, daß sich neuerdings rm Lande ei» größeres Interesse für die Feuerbestattung und ein stärkeres An- drängcn um Einführung derselben bemerkbar gemacht habe: die Frage werde auch den nächsten L»>.dtag wieder beschäftigen und so stehe zu erhoffen, daß in Sachsen, das neben Preußen und Bayern darin noch zu den einzigen rückständigen Bundesstaaten des Deutschen Reiches gehöre, ebenfalls mit dem Vorurteil gegen die Feuerbestattung gebrochen und deren nicht mehr aufznhcrltende Einsiihruna endlich gestattet werde. Wie stark die Strömungen gegen die Feuerbestattung in gewissen Kreisen sind, ging auch aus oen Mitteilungen des Herrn Architekten Baader hervor, der mit Hilfe der Feuerbestattungsvercine Deutschlands auf der nächst jährigen 3. de >rtschen K u n st ge w c rb e - Ausstell u ng zu Dresden ein künstlerisch schön ansaestaltctes Krematorium bauen wollte, das jedenfalls den Wert der Feuerbestattung nach der sanitären, wie nacy der volkswirtschaftlichen Seite bin zur besten Anschauung gebracht hätte. Der Plan ist gcsch ei te r t. das Krematorium wird nicht zu stände komme». U. a. hat auch das sächsische Landcskonsistorium energischen Protest gegen den Ban dieses A » sst ellun g s - K re matoriu in s eingelegt. Znm Schluß gelangte der Kassenbericht zur Vorlage, welcher ersehe» ließ, daß der Verein „Urne" im ver gangenen Jahre wiederum erfreuliche Erfolge aufznwcisen hatte. Es ergab sich ein Ucberschuß von N89 Act. — Bei dem großen G a r t e n s e st im K ö n i g t. P a lars garten in Drcsden-Neustadt am 9. Juli ist seitens des Fest ausschusses für Abwechslung und Reichhaltigkeit des Programms in außerordentlichem Maße Sorge getragen worden. So wird eine Anzahl großer Resiaurationszelte errichtet, ferner plant Herr Hoflieferant Reb, Ncitbahnstraßc, eine „Milchinsel", aus der alle Artikel der Molkcreibranche, wie Milch, Buttermilch, Quark usw., vertreten sein werden. Tie Bedienung erfolgt hier durch junge Mädchen in der kleidsamen Tiroler Tracht. Außer dem sind noch gcplanl ein Zigarrcnkiosk der Firma Kelle, eine Erfrischungshalle für Mineralwasser der Firma Gebr. Reh, ein Psefserkuchenrad usw. Am Abend wird der Garten durch eine von den Firmen Rosenmüller, Dresden-Nenstndt, und Licbold, Dresden-Altstadt, installierte elektrische Beleuchtungsanlage er hellt. Zahlreiche Bogenlampen und Tausende von Glühlichtern werden die schönen Gartenanlagen in eine Flut von Licht tauchen. Außerdem ist auch noch eine besondere Illumination der Firma Fischer, Am See. ins Auge gefaßt. Der Vorverkauf der Ein trittskarten für das Fest, das znm Besten der Prinz Johann Georg-Stiftung stattsindet, beginnt in den nächsten Tagen. — Heute nachmittag beginnt daS diesjährige Schießen der priv- Scheibe»sch ützen-Geiellschast auf dem festlich geschmückten Schützenplatz zu Trachau. — Den Teilnehmern amSchmnck-Korso von Kraft fahrzeugen am 2. Juli, die den Blumenschmuck für ihre Fahr zeuge selbst besorgen wollen und nicht bei dem Komitee bestellten, sei mitgeteilt, daß sich bei dem Ausschuß folgende Firmen snr Dekorationen gemeldet haben: Blninei'handlniigen von Knauer. Hermann Hesse, Julius Konrnd. H. Scheich, Olga Schneegaß, Clara Büttner. Albert Wunderlich, Wilhelm « Börner. — Die Delegierten des Verbandes deutscher Buch drucker statteten von Dresden aus vorgestern nachmittag der bekannten Maschinenfabrik Rockstroh L Schneider Rachs.. A.-G-. in Heidenau einen Besuch ab. Die Besucher wurde» von den Herren Direktoren Max Rockstroh und Woldemar Döring, sowie den Herren Prokuristen begrüßt und dann zur Be sichtigung durch die verschiedenen Ableilunge» geleitet. Die Be sichtigung begann in der Gravicranslalt. welche mit ihrer Muster- prägerei eine besondere Abteilung des Unternehmens bildet. Rege Beachtung fanden hier die in Betrieb gesetzten Victoria-Tiegel- dinck- und Prägepressen, auf denen mit de» Plattenerzeugniffen der Gravirranstnlt verschiedene Druck-, Stauz- und Pcägeaibeiten aiisgcsiihrt wurden, deren Technik vielfach die Bewunderung der Besucher wachries. Auch die nusgclcgteu Muster, die alle ans Viclvria-Presic» der Firma gedruckt und geprägt wäre», sandeii ungeteilten Beifall und wurde» gern als angenehme Erinnerung, auch aus Interesse a» stirer technische» Ausführung, in die ferne Heimat mitgenommen. Bon der Gravieranstalt ans begaben sich die Besucher in die großen Betriebsräume, welche der Mnschirien- fnbrikatiou diene». Auch hier kriegten die moderne» technische» Hilfsmittel und die zweckmäßigen Anlage» ungeteilte Bewunderung und es war für die Fachleute ein seltener Genuß, zu sehen, wie die Bllchdrnckmaschinen, die ihnen als ihre eisernen Gebilsc» dienen, i»iter den Händen der Monteure vom Grundgesiell ans zum vollendeten Mechanismus entstehen. Ferner wurde mit gleich legem Interesse die vortrefflich eingerichtete Eisengießerei der Firma besichtigt, wo »ach Holznwdcllen die verschiedenen Teile der Ma schinen geformt und im Guß ausgesühit werde». Nach all dem Schauen begrüßte» es die Besucher mit Freude, als sie in die Kantine gefühlt wurden, wo die Direktion auch für das leidliche Wohl der Gäste Sorge trug. Nach einigen angenehm verlebten Stunden verließcn die Delegierte» das Etal'liffemcnt, erfüllt von schönen Erinnerungen an das Gesehene und Erlebte. — Bei schönem Wetter sinket heute vormittaa 9 Uhr im Park des VeischöiicrungSoereiiiS zu Cossebaude WaldgotteS- die» st statt. Tie Predigt hält Herr Pastor Wcndlcr. — Heute und »rorge» findet i» Radeberg der 46 Ver- bandstag der Sächsische »Erwerbs-»ndWirtichnits- geiioslenschafteii statt. An den Verhandlungen wird sich auch Herr Justizrat D». Alberti-Wiesbadc» i» Vertretung der Anwaltschaft deutscher Erwerbs- und Wirtichastsaenossenichasten beteiligen. Die Verhandlungen beginnen heute nachmittag 5 Uhr. Marokko. Ueber di« Basis, auf der Verständigung zwischen Deutschland und Frankreich über die Marokko-Frage gesunden werden dürste, verlautet in Wiener diplomatischen Kreisen: 'Deutschland erhob insbesondere dagegen Bedenken, daß in dem französischen Vertrage den anderen Mächten nur aus 80 Jahre die Handelsfreiheit in Marokko eingeräumt werben soll. Wenn sich Frankreich bereit erklärte, allen Staaten die Handelsfreiheit auf nnbeichränkte Zeit zu verbürgen, jo würden die anderen Mächte kaum etwas gegen eine voluisch dominierende Stellung Frankreichs in Marokko einzuwenden haben. Es hat den Anschein, als ob Frankreich gesonnen wäre, die erwähnten Zugeständnisse zu wachen. Von der' s ch w a r z s e h c r i s ch c n Stimmung in Paris svergl. Abendblatt) entwirft ein Bericht der „Von. Zeitung" aus Paris von 23. dieies Monats weiter folgende interessante Schilderung: „Beim Anblick der Truppe», die vom Begräbnis des Konteradmirals Marquci in ihre Kasernen heünkehrten. blieben die Leute auf den Straßen erschrocken stehen und sagten zueinander: „Es wird also schon mobil gemacht!!" Der Rückgang ^«r Börsenkurse niachic auf die Kammern Eindruck. Tie Gemüter beruhigten sich einiger- mahen erst, als um 5 Uhr Rouvier im Palais Bourbon er schien und den ihn umdrängenden Abgeordnete» sagte, seit der Ueberreichung femer Note habe sich ickflcchtcrdings nichts be geben, und er erwarte die deutsche Antwort nicht vor Beginn der nächsten Woche. In den Blättern klinge» dje unsinnigen Gerüchte von gestern weiter. „Soir" weiß bestimmt^ daß alle hiesigen wehrpflichtigen Deutschen den Einziehungsbefehl erhal ten haben, „Lvir" hat ihn selbst gesehen! „Courier Fran^ais" kann versichern, daß ans Anordnung des Finanzministeriums allen Provinz-Zwciganstallcn der Bank von Frankreich befohlen wurde, schleunigst ihr ganzes Bargeld nach Paris zu schicken, um eS in der Hanplkassc in Sicherheit zu bringen! Die ernsten Blätter sind über diese unglaubliche Nervosität entrüstet und beschwören die öffentlich« Meinung, Ruhe und Würde zu be wahren. Jaures fordert, daß man dem Gange der Verl-and- lungen aufmerksam, doch festen Herzens und ohne Nervosität, nicht mit blindem Vertrauen, doch ohne Panik folge. Senator Maret ruft empört: „Wenn 35jährige Anstrengung mit solcher Schwäche enden soll, dann wäre es besser gewesen, wir hätten unser Geld behalten, unsere Soldaten entlassen und wie die letzten Römer rosenbekränzt und lächelnd die Stunde des Ein- zuas der Barbaren erwartet." Clc-menceau findet, Kaiser Wil helm habe eS nicht richtig angefangen, wenn er wirklich, wie behauptet wird, die Zuneigung Frankreichs habe gewinnen wollen: sein Entgegenkommen habe sich obne jede französische Herausforderung allzu rasch in Kriegsdrohungen verwandelt, darum müsse Elömeneeau sagen: „Kaiser Wilhelm liebt uns nicht, wie wir geliebt sein sollen." Dies« Nieldungen spiegeln eine so überaus nervöse Stimmung wider, daß es an der Zeit märe, daß alle besonnenen Elemente in Frankreich ihren Einfluß zu sammennehmen und zur Ruhe mahnen. Zum Teil scheinen die Pariser Blätter sich englischen Einflüssen stärker hinzugebcn. als für eine ruhige Entwicklung der Dinge nützlich sein kann. Auch die Pariser Politiker mühten bei der Bewertung der eng- lochen Stlmnmngsmachc ein Moment mehr in Betracht ziehe», als bisher geschieht, daß diese Leistungen der englüchen Publizistik nämlich auch aus Bedürfnisse der englischen Parteipolilik Bedacht nehmen. Die in England am Ruder befindliche Partei sie!» den nächsten Wahlen mit Besorgnis entgegen. In den Nach wahlen hat sie eine Reihe schwerer Niederlagen erlitten. Tie Strömung in der englischen Wählerschaft geht entschieden zu gunsten einer Ablösung des konservativen Regiments. Unter solck-cn Umständen ist eS immer ein beliebtes Mittel geweien, die Aufmerksamkeit nach außen abzulenken. Wenn schwere eurvpäiicbe Konflikte drohen, so schwindet die Neigung, «inen Systemwechscl eintreten zu lassen. Eine dauernde Spannung der französifch-dcutschen Beziehungen kann also dem Fortbestehen des Ministeriums nur nützen, selbst wenn eS den Krieg nicht will. Und bisher sehen wir keine Anzeichen, daß der französische Chauvinismus auf die leitenden Pariser Kreise einen solchen Einfluß gewonnen hätte, daß man eines Kriegsoorwandes be darf. Wir hoffen, daß das Ministerium Rouvier stark genug ist, um ollen solchen Versuchen vorzubeugen. Dazu gehört auch ein scharfes Wort gegen die intcriralronale Hetzpresse, die Deutsch lands Motive für seine Haltung in der Marokkosragc andauernd fälscht. Die deutsche M i l i t ä r in i s l i o n. die den Grälen Tattenbach begleitet, hat, wie der „Köln. Ztg." aus Tanger tele graphiert wird, aus Berlin Befehl zur Rückkehr erhallen und wird mit den nichtamtlichen Teilnehmern nach Tanger zurück- kehren. Die Herren werden i» Abichiedsaudienz vom Sultan em pfangen und sind zum Minister des Aenßern Sliman zum Esten eingeladen. Aus der Rlickberilsung der Offiziere ist zu schließen, daß die .Hauptarbeit der deutschen Mission getan ist und ledig lich noch diplomatische Verhandlungen zu führen sind. Zur Lage in Rußland. lieber die A u d i e n z der S emstw »Vertreter und der Petersburger Stcidtvcitrctnng beim Zaren vom 6. Juni machte der stellvertretende Petersburger Ltodtoerocdnctcn-Vorsteher Nititi n in der Petersburger Tumasitzni'g vom 6. d. M. intercsiante Mit teiliingcn, die wir im Auszüge nach der deutschen „St Pctersb. Ztg." wicdergeben: Die Antwort des Kaisers verlas Herr Niliti» im volle» Wortlaut, erzählte sodann, daß die Deputierten nach einem Dejeuner im Große» Peterboscr Palais uni 3>/r Uhr nach mittags nach Petersburg zuriickgctchrt seien, und fuhr dann fort. „Meine Herren! Inden Zarenworten an die Männer der Landschaften und der Städte ist nur die Grundlage der künftigen Rechtsordnung angegeben: wie es begreiflich ist, fehlen wesentliche Details. Aber in den Zarenwortcn ist bc rcits viel gesagt. Jetzt muß der Argwohn schwinden, müssen die skeptischen, mißtrauischen Stimme» verstummen, die einen Zweifel an der Aufrichtigkeit des Rcfvrmvcrsprcchens äußerten. Nach dem Allerhöchsten Empfange kan» man mit Zuversicht erklären, daß wir binnen kurzer Zeit jene Volksvertretung erhalten werden, die schon letzt als ein dringendes Bedürfnis Rußlands erscheint, und man muß sich darüber freuen, daß diese Reform, wie alle früheren großen russischen Reformen, von oben her, auf friedlichem Wege, gegeben wird, nicht aber erzwungen erscheint: daß sie ohne die ichwcren Polkswiircn und unglücklichen Erschütterungen vor sich geht, von denen fast in allen westeuropäischen Staaten die Enl- ftcyung der Konstitution begleitet gewesen ist. Außerdem haben wir durch die Zarischen Worte die Licbcrheit erhalten, daß die er sehnte Reform regelrecht vollzogen werde» wird. d. h. daß die Volksvertretung tatsächlich eine Vertretung des ganzen Volkes sein wird, keine eng ständische oder nationalistische, daß in ihr alle Stämme und Volker, welche das weite und mächtige russische Reich bewohne», ohne Unterschied des Standes, der Konfession oder der Nationalität, eine Stimme erhalten werden. Das ist der all gemeine Wunsch des ganzen handelnden und denkende» Rußland. — Wenn aber die russische Gesellschaft aller Vieler ersehnte» Güter teilhastig wird, bei »nS die Freiheit der Verbände, der Vcrsamm lniigc», des Gewissens, des Wortes und der Presse, die Uiiantast barkcit der Wohnung und die Aushebung des Paßsystems gararr tiert ist, dann wird eine neue und fruchtbringende Arbeit der Ge sellschaft zum Woblc und zur Förderung der Macht des russischen Zaren und aller seiner treuen Untertanen beginnen." Das ge nannte Blatt bemerkt liier;»: „Die Versammlung, die diese» Be richt anhörtc, war nicht sehr zahlreich, verschiedene Koryphäen der liberalen Partei fehlten. Aber nur ihnen hat Petersburg es zu vcrdnnkeir, daß die Residenz an dem große» Tage, wo die Ver trcter Rußlands aus eigener Initiative ihrem Herrscher gesagt habe», was ihnen bang und schmerzvoll ans der Seele liegt, nicht in feinem Opportunismus abseits gestanden bat. Tie Petersburger Blätter sprechen die Ansicht auS, daß die Audienz vvni 6. Iuni überhaupt das Ende der Bnreau- kratic bedeute. „Seitdem gestrigen Tage", meine» die,,Nowosti", „ist jeder Furcht vor weiteren listigen Bemühungen der Bureaukratie. die Erfüllung des monarchischen Willens zu vereiteln, ein Ende gemacht." „Fühlt es nicht auch die Bureaukratie. baß ihr letzter Einsatz hoffnungslos verloren ist?" fragt die „Ruß". Und sie fordert , die Bureankraleu aus. sich den russische» Bürger» an znickließen. Begeistert schreibt Herr M Temtschün'ki in der „Slowo": „Vor allem hat der Herrscher seiner Freude darüber Ausdruck ge geben, daß sich die Deputierte» nnmitlelbar an ihn gewandt haben und zum Schluß hiuzugcsügt: „Möge, wie es in alten Zeiten war, eine Einig»»» zwischen dem Zaren und ganz Rußland zustande kommen." Ist das nicht der „erste Schritt" ? Wir erblicken in dieser srcundlicheii. liebkosenden Rede de» wahrhaft ersehnten An fang. gerade jene neue Aera. der es in kürzester Zeit bcschieden sei» wird, den weiten Horizont „ganz Rußlands" mit Hellem Licht zu erleuchte». Und dieses Licht wird bald da sei», denn der Herrscher hat gesagt: Lassen Sie Ihre Zweifel fahre». Mein Wille, mein Zanschcr Wille; die Erwählten des Volkes ,u berufen. Dresdner Nachrichten. 174. Leite 3. Tonntag, Ä5. Juni IÄV8
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