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Mittwoch. 8. November 1vt»r» MM Nr. 110 einigungen >n de» größeren Städten Deutschlands ein -Zirkular, in dem sie erklärt, daß der Geietzenlwurf die Sicherung der B a u s o rd e r u n g e n l-etressend. welchen die preußische StaatS- reaiernng deni Bunoesiate und Reichstag zur Beralung und Be ichuißsasiung unterbreitet hat, den 'Anforderungen derBauUeferan- le» üi der Hauvliache entlpricht Die Schutzgemeinictzast hat sich daher dahin schlüssig gemacht, die Annahme und Einsühruna dieses (Entwurfes bei den gesetzgebenden Korperschasten mit allen dritteln und namentlich durch eine Massen-Peliltvn zu erstreben. Rur bittet sic um Berücksichtigung einiger Ergänzungen. Des weiteren heißt es in den, Anschreiben „Wird der setzt als günstig und geeignet erscheinende Zeitpunkt zur Verbesserung der wirtschaft lichen und rechtlichen Lage der Banlieseranten verpatzt, dann mich es als feststehend gelten, daß dieselben auf lange Jahre hinaus der Ausbeutung „ich Zerrüttung durch leichtfertige, gewissenlose und betrügerische Banspekulationen vrerSgegeben sind und daß dnS jetzt schon herrschende Lieseranteu-Elend sich in bedentendem Maße verschärfen wird. Roch einmal bitten wir deshalb die beteiligte» Berusskreise. uns in dem bevorstehenden heißen Kampfe tatkräftig beizusiehen. denn dcr einzelne vermag nichts zu erlangen, während wir durch selten Zusammenschluß und einiges, gemeinsames Bvr- gehen unser Ziel erreichen und den Sieg erringen müssen " —* Infolge der starken Rachfrage nach ZutriltSkarten »u dem großen Basarball am 15. November >m städtischen Aus- itellungspalaste ist die Frist zur Vornahme von Zeichnungen noch bis Donnerstag, den 9. Roveinber. verlängert worden. Die Zeichnungen nehmen entgegen die Tageskassen des Altslädter und Neuslädter Hoftheaterü joon ll bis 1 llhrj, sowie während der Geschästöstnnden die Dresdner Filiale der Deutschen Bank, Johannes-Allee 10, die Dresdner Bank, König Johann- straße 3, die Sächsische Bank, Schlotzstratze 7, und die Allge- meine Deutsche Eredit-Anstait. Abteilung Dresden, Altmarkl 14. Der Preis der Eintrittskarten betrögt für eine Familienkarlc tEltern mit Töchierns 15 Mk.. Herrenkarte 10 Mk.. Damen karte 0 Mark. — An dem Büfett des Basars, das unter Leitung von Iran Minister Frechere v. H a u s c n steht, tragen die 'Danicn-Patronessen Pompadour-, die jungen Damen S ch ä f e r i n n e n - Kostüm. Zu erste- ren gehören die Damen: Iran Generalin v. Minckwrtz, Iran Präsident v. d. Planitz, Frau Generalin Barlcky, Frau Generalin Barth. Iran Gcheimrat o. Burgsdorfr, Iran Oberst o. d. Planitz, Frau o. Kiel, Frau Amtshauotmann von Rostltz, Iran Oberstleulnaul Biohm, Frau Oberstleutnant v. Tettenborn, Frau Major v. Eraushaar — Tie Damen im Schäferinnen-Koitüm sind: Frau v. Schnupff-Lyon, Frau o. Hop-iganen-W ecke. Frau o. Koppenfels-Uslar, Freu rau o. Hoderrberg-Roftitz, Frau Gräfin Bttzlkuni-'Nostitz, Fra» r>. Eampe-Lehniaun, Fr!. Rielanie Barth, Frl. Alice Blonm, Frl. Sophie o. Burgsdorn, Freiin Rira von dem Bussche, Frl. Sophie v. Einsiedel. Fr!. Anni v. Götz. Freiin Erna v. Hauien, Freiin Elfe o. Haufen, Trenn Franees v. .Hausen, Freii» Ina o. Hodenoerg, Frl. Älarie-Fö o. Kiel, Frl. Dorothee Mehlhorn, Frl. Anne-Marie v. Maner. Frl. Margarete v. d. Plairitz. Frl. Elisabeth o. Schmalz, Frl. Else Schmalz. Frl. Elisabeth Trcsurth, Freiin Mathilde v. Weber. — An dem B ü s e r t. das unter Leitung von Frau Oberbürgermeister Beutler steht, gehören ui elfteren: Frau Haupimann Baarmann, Frau Heiene Ereuynach, Frau Polizeipräsident König, Frau Stadtrat --Iretzichmar, Frau Bürgermeister Leupold, Frau Rkaric Opitz, Frau Reichsbailkdircklor Schmidt. Frau Geheime Rat Schröder. Frau Geheime :Rat Waenlig. Die Damen im Schä'eruineu- Kostüiu sind: Frau Dr. Bu'ctzbeck, Frau Major v. Kessinger, Frau Leutnant Wilsdori, Frl. Helene Apelt, Frl. Frida Bu''ch- beck, Frl. Elcnre Börner, Frl. Eharloile Bonin. Frl. Doris Damm, Frl. Margarethe Eulitz. Frl. Balerie Göp'en, Frl. Frida Held. Frl. Margarethe Kohlschüttcr. Frl. Bertha Klette, Frl. Mathilde Kraft, Frl. Dora Köring, Fr-. Gertrud Kdring, Frl. Gerirud Löbe. Frl. Margarethe Opitz, Frl. Magdalena v. Schrödler, Frl Marie Spitzner. ,nl. Aenuy Weingari, Frl. Paula o. Wils- dorr, Frl. Vera v. Wuthenau. —* Für Ostern 190-0 ist die Eröffnung des Betriebes der Kochlehrküche der 9. Bezirksschule am Gcorgvlatze und die Begründung je einer Kochlehrenn- und Kochgehilnustelle ge- nehmigt worden. , —* Nach einer durch die Schleusen-Iliubauten in der Jv'yannesstraße vcranlaßien Pause von mehreren Monaten werden von morgen früh an die Wagen der Straßenbahnlinien B l a j e w i tz — P l a u c n und F ü r si e n st r a ß e — H aupl- bahnhos wieder durch die Amalien- uns Johanncsstraße ver kehren. In der kommenden Nacht wird auch die zweite bisher benützte G'eiSverbtudung von dcr Maximilians-Allee nach dem Georgplatz beseitigt werden, um eine Tieserlcgung berbcizu- sühren. Diese neue Verbindung nach dem Platze, die zurzeit nur als Aushütsmittel diente, soll bekanntlich für die Hecht- st r a tz e n - L i n i e beibcbalten werde». Die Wagen der letz teren werden an der trüberen Haltestelle^der Wu lösch lösch en- Anhängewagcn zur Auffiellung gelangen Seil Sonntag benützt die genannte Linie auch wieder die Marschallstraße zur Durch fahrt statt des Terrassen-Ufer-Traktcs. —* Der Fernoerkebr von Dresden nebst 'Aach- bar- uns Vororte» Er 'ortau zuqelaisen: ->j unbeschränkt mit Aich, Bleicherode. Cronenberg. Großlinz, Gü-en, Jona, Maricn- bad. Pegnitz, Salzaittcr, Triebes und Walkenried: b> in der verkehrs-chwachen Zeit d. i. während der sesigesctzten Diensl- sruuden, au Werktagen jedoch mit Ausschluß der 'Stunden von 9 bis 12 Uhr vormittags und 3 bis 7 Ul>r nachmittags, mit Berg fOberfrankenl, Eelle. Pilsen, Rangsdorf und Tirschen reuth. Die iKebuhr für ein gewöhnliches Ge'präck bis zur Dauer von 3 Minuten betrügt im Verkehr mit Asch, Marienbad und Pilsen 2 Mk., im Verkehr mit den übrigen Orten 1 Mk. —* Nachdem die Luther-Festspiele mit einem so außerordentlich günstigen künslleri-chen und pekuniären Erfolge abgeschlossen worden sind, hatte» sich am Montag abend im Aus stellungspalaste aüe Teilnehmer. Damen wie Herren, welche dar stellerisch oder sonstwie tätig gewesen sind, zu einer Abschieds- freundlicher und herzlicher Teilnahme aus und suchte durch Wärme des Beifalls die mangeinde Beteiligung den milwir'en- den Künstlern vergessen zu machen. IV. 7* Beinahe achtzig Jahre alt ist nach kurzer Krankheit Professor Julius Kos leck m Berlin gestorben, deäe namentlich als Begründer des Bläsecchores, der -emen Namen trägt, bekannt geworden ist. Am 1. Mai 1853 wurde er in die Königliche Kapelle zu Berlin berufen: hier wirkte er vierzig Jahre sbis 1893s ununterbrochen. Bei seinem Ausscheiden versieh ihm der Kaiser den Proiessortitel. An der König!. Akademischen Hochschule für Musik unterrichtete er als Lehrer firr Trompete und Posaune seit 1872, um am 1. Oktober 1903 nach 3Ijähriger Tätigkeit in diesem Amte auch von dem Hochschulposien zurückzuireten und zugleich mit Ser Feier seines ciOjährigen Musiker- und Klinstlersubiläums sich in den Ruhe stand zurückzupiehen, den ibm kaiserliche Gnade noch besonders angenehm zu gestalten wußte. 7* Als nächste Ncueinstiid:erunq bereitet die Berliner König!. Over für den 20. d. M. iZentenartag der Erstausführung des „Fidel,o" ui Wiens eine Wiedergabe der Be et Hoven- scheu Oper in ihrer ursprünglichen Fassung, unter dem Titel „L e o n o r e", Oper in drei Akten, vor. Tie Wiederherstellung dcr Original-Partitur ist den Bemühungen des Bonner RtnsikschriftsleUers Dr. Erich Prieger zu danken: die musikalische Leitung des Werkes Hot Dr. Richard Strauß übernommen. 7* „Der Groß kn echt", Bayer leins neues Büünenwerk, wird am 30. d. M. zum^uverhaust ersten Male im Thalia-Theater zu Hamburg in Szene gehen. s 1er siebzig«« Gebürtem- Adolf Stern«, der in ganz LevttA- land al« feinsinniger Lüerartiiüoriter «es<v<i»t ift, bat kn« Ausmerffamkett aufs neu« aus leine dtckteil'ctie» Schöpfungen gelenkt. Es wir» dabrr allen denen, die eine Probe Lternkcher Erjädlu»askunsl aus sich wirten lassen wollen, erwünscht kein, daß der Gulenderg Verlag <Hamburg-Gros>- borstel), der niedrere Novellcn-Bände Sterns veröffentlich» bat <»amen>lich seine schöne» Penezianüchen Novellen"), i«b> di« römische Novelle „Maria vom Schiffchen" in einer vrachtig ansgellatlete» Sonderansgabe veröffent licht. Tie Novell« erzählt non der reinen Lntiagimaskrast der unüberwind lichen selbsilo'en Liebe eines Mannes ans dem Volke und iki von einem bedeutenden Lilerorbiffonker mit Reilu al« eine „Perle von dnnkteni Glanze" de»k,chnet worden. Der römisch« Liniergrund der Novelle wird durch di» geschmackvoll« Umschlags- und Einbandszeichnung von Richard Lwvs-Mmchr» nnnlimsig aagedeuirl. feier vereinigt. Eine einzige große Familie schien sich znsam- ineiigefunden zu habe»; von Anfang an herrschte ein herzlicher, ungezwungener Ton. Mit brausendem Hcilrnse wuiden der Lutheidarsteller. Herr Hosrat Edward, und Ziau Regirrnngsrat Storch, die Darstellerin der Frau Käthe, begrüßt. Nachdem der Einznasmarsch ans dem .Tannhänser" verkliinaen war. erhob sich Herr Pastor Dr. Kühn, der Borsitzende des Festausschusses, und dankte den wackeren und treuen Mitspielern, die im Dienste der gießen Sache so fleißig tätig gewesen sind. Dank gebühre auch der Presse, welch« dem Unternehmen die Wege geebnet habe, ehe noch die Vorarbeiten begannen. DaS Ziel sei schöner und reicher gewesen, als die kühnsten Träume ahnen ließen. Bei der heutigen Festlichkeit müsse man aber auch unseres Kaiser« gedenken. Er fei der Stolz und Ruhm, der Hort und Schützer des Protestantis mus. Und was König Friedrich August betreffe, so bade dieser einem rückgratsesten Protestanten niemals seine Anerkennung ver sagt. Mit einem dreifachen Hoch auf Kaiser und König schloß Redner. Nach einem gemeinsamen Gesänge ergriff Herr Geheimer Regieriingsrat Kvll m a n n das Wort. Jni Kampfe des Pro testantismus gegen Rom und den Jejuitismns und zur Wieder belebung des evaiigelischeii Geistes in unserem Vaterlande habe» die Lntber-Fesispiele ainegend gewirkt. Derjenige Mann, welcher mit Einsetzung seiner ganzen Person, mit nie ermüdender Aus dauer und festem Griff wirkte, daß die Festspiele für die Glaubens genossen ein io herrliches Ergebnis hatte», sei Herr Pastor Dr. Kühn, der Vorsitzende des Festausschusses. Das vom Redner ansgebrachte Hoch galt deshalb Herrn Pastor Dr. Kühn. Herr Kansniann Becker toastete auf Herrn Oberbürger meister Beutler, welcher als 'Vertreter der Stadt durch liebenswürdiges Entgegenkommen dafür sorgte, daß alles glatt abging und manches Hindernis schnell beseitigt wurde. Wenn durch die Festspiele de» Dresdnern so viel Erfreuliches geboten worden ist, so ist dock die Tatsache als erster Zweck Höher einzuschätzen, daß durch den Ertrag und die religiöse Be- deutung der Fesispicle unsere protestcintstchen Glaubensgenossen jenseits der Grenze so nachdrücklich unterstützt werden können. — Herr Pfarrer B la » ckmeister erinnerte an die heile Freude, die im Frühling 1539 nr Dresden herrschte, als die Ankunst Martin Luthers bekannt wurde. Auch zu uns ist vor einigen Monaten ein Marlin Luther gekommen: Herr Hosrat Edward, welcher Mittelpunkt und Leiter der Festspiele ivar und in genialer Begabuna und ernstem Studium die Gestalt Martin Luthers lebenswahr und begcisterungsvoll darsteilte. Herr Hosrat Edward war auch der Mann, der das Riesenwerk unternahm, Ordnung, Gestalt und Gliederung in die Massen zu bringen. Dies soll ihm nicht vergessen werden. Jubelnd stimmte die Ver- sammluim in das auf Herrn Hofrat Edward ausgebrachte Hoch ein. — Herr Pro'essor D r. Weidenbach gab der spontanen Begeisterung Ausdruck, indem er oorschlug, folgende Tele gramme abzusenden: An König Friedrich August: „Die zur festlichen Abschiedsfeier in der Residenz vcrsammel- ien Darsteller des Deoricnljchen Luthersestspiels senden ihres Königs Majestät ehrfurchtsvollsten HmdigungSgruh und er neuern das Gelöbnis unentwegter Sachsentreue." An Kaiser Wilhelm l 1.: „Die zur ieniichen Abschicdsfcier in Dresden versammelten Darsteller des Devrieittschcn Luthersestspiels senden ihres vroleslauilschcu Kaisers Majestät ehrsurchisoollsten Huldi- gungsgruß mit dem Gelöbnis unentwegter Treue! Hie gut kaiserkch und lutherisch allewege!" Herr Professor Dr. Weiden- dach feierte sodann Frau Regierungsrat Storch. Sie habe sich als Frau Käthe die Herzen der Dresdner im Sturme erobert. Selbst eine echte, deutsche Hausfrau und Mutier, 'ei sie, eine Darstellerin gewesen, an der sich mindestens 50000 Personen ini Herzen erbauten. — Hierauf erhob sich Herr Hosrat Edward, um alle» denen zu danken, welche zum Gelingen des Ganzen beigctraaen haben. Außer den bereits Genannten gelte der D«nk den Herren Professor Weidenbach, Feldmann und Becker, sowie den Herren des Komitees: nicht zum wenigsten der Frau Präsident Brückner. Ein weihevolles Gedenken sei oen Manen Otto Dcvricnts, des Schöpfers des Luthersestspiels, ge widmet. Redner gab dann ein Bild der immensen Arbeit der Darsteller. Es naht die Treiimingsstunde, aber: „Es war eine köstliche Zeit." Sein Hoch galt der Stadt Dresden, der König lichen Stadt, dem Juwel im Kranze der deutschen Städte. Hier- mit war im allgemeinen der offizielle Teil des Abends beendet. Die Fidelitas trat unbeschränkt in die 'Rechte. Gar manches heitere Lied, manch' launiges Wort wurde noch losgelassen, bis der Feslball begann. Eine von Hugo Reichard hcrausgegcbene. künstlerisch und humoristisch ausgestattete Festzeitung erhöhte die Stimmung wesentlich. — Auf das Telegramm an König F r i e d r i ch Ä u g u st ist noch am Adend zu Händen des Herrn Pastors D r. Kühn folgende Antwort cinaetrossen: ,.Se. Majestät der König lassen den Darstellern der Luthertest- 'viele für den gesandten Huldiguiigsgruß Allerliöchstseinen besten Dank aussprcchen." Richter, Hauptmann und Ordonnanzoffizier. — Bc> den Unruhen in Rußland ist mehrfach Eigentum deutscher Staatsangehöriger ver nichtet worden, und cs ist zu befürchten, daß noch mehr Verluste an deutschem Eigentum eintreten werden. Leider besteht eine gesetzliche Ersatzpfsichi weder für die russische Regierung, noch 'ür die Kommune, in deren Gebiet die Schädigung erfolgt ist. Nur wo der im Einzelfalle überaus schwierige Nachweis geführt werden kann, daß die Schädigung deutschen Eigentums aus direktes Verschulden einer russischen Behörde zurückzusühren ist, wird ein Anspruch aus Entschädigung mit Ertolg erhoben wer den können. Dcr Deutsch-Russische Verein, E. V., Berlin, macht daraus aufmerksam, daß in letzterem Falle der Entschädigungs anspruch auch auf diplomatischem Wege wird geltend gemacht werden können, und es sich daher empschlen wird, Verluste, bei denen die Möglichkeit porlieat. den Nachweis des direkten Ver schuldens einer russischen Behörde zu sichre», zur Kennnns des Auswärtigen Amtes zu bringen. Auch dcr Deutsch-Russische Verein ist bereit, Mitteilungen über erlittene Verluste ent- gegenzuuehmen und die Geschädigten in ihren Ansprüchen zu unterstützen, soweit das dem Vorstehenden nach sich als möglich erweisen sollte. —* lieber den Lohnstrcit in den sächsisch-thüringischen Webe- rcien wird uns von gestern aus Greiz geschrieben: Der l>eutige Montan läßt ein klares Biid über die Lage nicht zu. Arbeitswillige sind so gut wie nicht vorhanden. Große Betriebe mit 300 und mehr Arbeitern hatten kaum zehn Arbeitswillige auszuweij'en, und diese Arbeitswilligen waren alte, im Dienste der betreffenden Firmen ergraute Jribilare. Die bemerkenswerte Tatsache, daß weit weniger Arbeitswillige an die Webstichle zurückkehrte», ms anfänglich Anmeldungen Vor lagen, erklärt sich in der Hauptsache dadurch, daß die Arbeits willigen glauben, es kommen ja doch nicht genug Arbeiter zu sammen, dann beginnt am Montag, den 11. November, die Aus sperrung auis neue, und die sogen. Streikbrecher kommen dann aus die schwarze Liste, ohne die friedliche Beilegung erreicht zu haben. In den heute in Greiz und Umgegend stattgesun- denen fünf Versammlungen wurde eine Resolution angenommen, die die erneute Androhung der Anssperrung als eine Verhöhnung der Arbeiterschaft bezeichnet, und des wetteren erklärt, daß die Arbeit nicht eher ausgenommen werden soll, als bis die er- neut anzubcchiienden Verhandlungen mit den Fabrikanten die Wünsche der Arbeiter erfüllt hätten. Der Gauleiter Reichel- Gera hatte das Referat für die Greizer Versammlung über nommen. Dadurch, daß jetzt den Greizer Veriainmlnngen stets der Landrat mit einigen Gendarmen beiwobnt, bat der sonst oft gar zu gehässige Ton eine mildere Form bekommen. — Ans Elsierberg, das mit Greiz stark in Fühlung steht, sind die heutigen Nachrichten ebenfalls sehr ungünstig. Auch dort ist es mit der Zahl der Arbeitswilligen nicht möglich, die Betriebe ausrechtzuerl,alten. Da jetzt auch sie Färberkonoention die Schlie- ßnna dcr Betriebe beschlossen hat, werden in der nächsten Wocl>c woh! 40 000 Arbeiter ausgesperrt sein. —* Aus Bodenbach wird uns unterm 6. November ge meldet: Laut einer heute vormittag hier angelangten tele graphischen Meldung aus Wien wurde lwute vormittag von der Regierung die von den Bahnbediensteten verlangte 20prozen- tige Teuerungs-Zulage, deren Nichtbewillignng be kanntlich die Veranlassung zu dem allgemeinen Eisen bahner-Aus st ande bildete, bewilligt. Morgen dürsten bereits auf allen Bahnen die Angestellten wieder normal den Dienst verichen. — Einen urfidelen „H ü t t e n a b e n d" unter dem Titel: ,.D' H o l z h a ck e r b u a m v o m W e t t e rst o a n" veranstaltete !der hiesige Deutsche und Oesterreichische lTouristenklubaw Freitag io dem stimmungsvoll geschmück ten Centraltheater-Aeller. Bald nach 8 Uhr war der groß« Raum bi« aus da« letzte Plätzchen besetzt, und e« entwickelte sich ein äußerst lebhaftes, fröhliche« Treiben. In bunter Menge wogten durcheinander Kraxler, Holzbacker, Tiroler, und nur vereinzelt war das Zivil vertreten, sogar «in asteS „Lolzweiberl" hatte sich zu dem Herrenabend einaesunden. Die fröhliche Stimmung wurde durch entsprechende Borträge d«r fleißigen, schneidigen Welterstoaner-Kapelle und durch «ine lange Reihe heiterer Vor träge, zum Teil von drastischer Komik, immer mehr erhöht, und Juchzer und Jodler ertönten unaufhörlich, nur zeitweise unter brochen von dem Kommando: „Eins, zwe», drei — a'suga!* Der hochalvine „Hütte,israß", bei dem selbstverständlich Erbssuppc und Knödel nicht fehlen dursten, wurde von den Bergsteigern, deren Appetit allweil ebenso rege zu sein pflegt al« ihr Humor, in unglaublich kurzer Zeit vertilgt und tue „Hetz" nahm ihre» Fortgang. Gegen Mitternacht trat noch der beliebte Humorist Herr R. Merker, den die Bergsteiger ebensall» zu den ihrigen zählen, aus. — Selten hat wohl der Centraltheater-Keller eine gleich sidele Gesellschaft in leinen Räumen beherbergt, al« die .Holzlnickerbuai» vom Wettersioan. Die gastlich« «Hütte" wurde erst in den frühen Morgenstunden leer. —* Polizeibericht, 7. November. Seit Mitte Oktober sind i» hiesigen Bäckereien in die Schlafstuben der Gehilfe» Diebe eingedrnngen. Koben die verschlossen gewesenen Behälter erbrochen und bares Geld und Uhren gestohlen. Am 3. November ist ei» arbeitsloser Bäckergehtlfe von hier al« der Einbrecher ermittelt und dingfest geinacbt worden. In der Wohnung de- Diebes wurden incbrere gestvklene Gegenstände vorgesnnden. ES tonnten ihn, bis jetzt acht schwere Dicbstäble und zwei dergleichen Versuche nachgewiesen werden. — Gestern nachmittag wurde aus der Freibrrger Straße ein lOjähriger Knabe, der mit anderen Kin dern Hasche» spielte und dabei an einen «n voller Fahrt befind lichen Slraßenbabiiwaaen anrannte, überfahren und so schwer verletzt, dag er kurze Zeit daraus verschied. Der Wagenführer ist schuldlos. — Infolge Brechens eine« Brette« stürzte gestern nachmittag aus dein Neubau 'Nr. 9 der Pohland-Straße ein Ziiniuelniaim vom Dachgeschoß in den Keller herab und.erlitl eine» Arinbrnch und eine Stauchung der Wirbelsäule, Der Ver unglückte wurde sogleich nach Anlegung eines Notverbandxs in das Johnnnstädter Krankenhaus überführt. — Am Sonntag fiel kurz vor der Haltestelle an der Tbarandter und Hohemollrrn- Straßr ein stark angetrunkener Modelltischler von einem Straßen bahnwagen auf die «traße herab und zog sich außer Hautab- schürsungen im Gesicht und an den Händen eme größere Kopfverletzung zu. Wohlsahrtspollzeibcamte nahmen sich ves Mannes, dcr die Schuld an seiner Verunglückung sich selbst bei- niaß, an nnd verbanden ihm seine Wunden. — Bor einigen Tagen sprang an der Haltestelle der Spitta- und Wartburg-Straße ein Dtenstinädchen von einem Straßenbahnwagen herab, schlug dabei mit dem Kopse auf die Bordlante des Fußweges aus und wurde einige Meter weit geschleift. Bei der Verunglückten, die ansänglich »och die Aufgabe eines Postpaketes erledigen konnte, stellte sich später Unwohlsein ein. weshalb sie sich aus die nächsie Wvblsabrtsvolizeiwache bringen ließ, von wo aus sie in das Johannstädter Krankenhaus überführt wurde. Hier wurde ärzt licherseits fcstgestcllt. daß sie eine Gehirnerschütterung und eine Kopfwunde erlitten hatte. — Bein, Aufspringen aus einen in voller Fahrt befindlichen Straßenbahnwagen kam am Sonntag nachmittag gegen 5 Uhr auf der Kesselsdorfer Straße ein Mäschi- »engchilfc zu Fall und zog sich eine Verletzung an der Stirn nnd aiischeineno auch innere Verletzungen zu. Man brachte den Verunglückten, der stark berauscht war. aus die nächste Bezirks wache nnd von da in seine Wohnung. —* Auf hiesigem Neuslädter Personenbahnhof wurde heute vormittag gegen dl Uhr der Wagenputzer-Bormann Kittler von einer Rangiermajchine überfahren und schwer verletzt —* Anfang September wurde, wie gemeldet, in einem größeren Restaurant in Dresden ein Landwirt namens Anton Becher aus Großkauder» bei Aussig von einem unbekannten Manne, der sich ihm ans dem BvdcnbacherBahnhofe angeschlossen batte und mit ihm »ach Dresden gefahren war, um einen Geld betrag voir 10 0 0 Mk. beschwindelt. Der Fremde batte dem Becher, der ösierreichisches Geld in deutsches umwechirk» wollte, um in Sachsen den Biehniarkt zu besuche», versprochen, er werde ihm deutsches Geld zu guten Bedingungen verschaffen, dem er kenne den Kassierer des Restaurants sehr aut. Becher gab dem Fremden 10 Hniidertkronen-Noten, wartete aber vergebens auf die Rückkunft des Mannes. Er blieb verschwunden. Der Dresdner Polizei gelang es, die Identität des Schwindlers mit der Person des 30 Jahre alten Tagcarbeiters Wilhelm Zöllner aus Königswald bei Bodcnbach sestznstellen. Wie die Dresdner Polizei in Erfahrung brachte, hat Zöllner am 19. Oktober den aus einem Gute beschäftigten Arbeiter Joh. Rymarcyk besucht, hat ihm und andere» Gästen in einer Schankwirtichast die Zeche be zahlt und sonst große Gcldansgaben gemocht, sowie damit renom miert, daß er Geld genug Hobe. Am anderen Morgen fuhr Zöll ner mit Rymarchk nach Biirkhardtswalde bei Dresden, wo er ihn ebenfalls überall sreihiell. Er gab sich als reiche» Pferdehändler namens August Glügcl ans. Am 3. November gelangtes, Zöll ner i» Badciibach z» verhaften. Er leugnet zwar den Schwindel, doch besteht kein Zweiscl, daß er der Täter ist. —* Wie dem „Pirn. Anz" aus Königstei« mitgeteilt wird, soll Stadlwochtmeister Knüpfer den stock aufgesundeu haben, mittelst dessen die unglückliche Frau OpG von dem Karusselldreher Händler erschlagen worden ist. Händler gibt zu. daß er sich um die Zeit des Mordes in der Königstemer Gegend «ungehalten hat: auch ist festgestellt, daß er an scnem Dienstag bereits früh in der 6. Stunde bei einer Frau in Hütten um Kaffee gebettelt Kat. — Amtsgericht. Die Wirtschafterin Bertha Klara Mai wald stahl ihrem Dienstherrn eine Anzahl Wertgegenstände uns verursachte diesem dadurch einen Schaden von über 150 Mk. Sie erhält 2 Monate Gefängnis. — Der in Zscheila bei Meißen wohnhafte Fabrikschlosser Karl Bruno Körner hatte vom Ge- meindeoorstande zu Radebeul eine Strafverfügung über 10 Mk Geldstrafe erhalten, weil er seine als Dienstperson iu Stellung befindliche Tochter zum sofortigen Verlassen des Dienste« ver anlaßt hatte, ohne daß diese ihre Kündigungsfrist innehielt. Körner beantragte gerichtliche Entscheidung, da er sich zu seiner Handlungsweise berechtigt glaubte. Nach seiner Meinung wäre die Dienstherrschaft von den beim Engagement getroffene» Vereinbarungen abgcwichen, jo daß auch er bez. sein« Tochter nicht mehr an den Vertrag gebunden gewesen sei. Anfangs hatte die Herrschaft zwei Dienstmädchen gehabt, das eine dann aber ent lassen, wodurch die ^Stellung für Körners noch jugenifliche Tochter zu anstrengend geworden sein sollte. Die Entlassung des anderen Mädchens war erfolgt im Einverständnis mit der Tochter Körners, die sich erboten hatte, die gesamte Arbeit zu übernehmen. Das Gericht suhlt es dem Angeklagten nach, wes halb er seine Tochter aus der Stellung nahm, immerhin ist der angegebene Grund kein gesetzlicher. Tie Gefindeordnung kennt 10 Fälle, in denen ein sofortiges Verlassen oes Dienstes gestattet ist. Die vom Angeklagten vorgebrachten Tatsachen decken fick aber mit keinem Punkte der Gesindeordnung, Sein Glaub« wird ihm zu gute gehalten und die Strafe aus 2 Mk. herabgesetzt. — Dcr erst kürzlich wegen Vergehens argen die Sittlichkeit zu 0 Monaten Gefängnis verurteilte Arbeiter August Paul Bäuerlein hat sich >vegk» nachträglich zur Anzeige gelangter weiterer strafbarer Handlungen in geheimer Sitzung zu verantworten. In dcr^erste» Hälfte des Mai hatte er sich wieder holt ans öffentlichen Straßen vor Frauen unzüchtig benommen. Am 14. Mai wurde er abgefaßt. Wie sich ferner yerausgestcllt. bat sich B znni Zwecke besseren Fortkommens einem Arbeitgeber gegenüber mit einer gefälschten Jnvalidenkartc legitimiert und sich dadurch gegen 8 303 des R.-Str.-G. vergangen. Er wird zu weiteren 5 Monaten 3 Wochen Gefängnis und 2 Wochen Hast verurteilt. — Ter Maurer Arthur August Prasser. 1870 geboren, führte vor zwei Jahren mit einem Zimmerpolier einen Neubau aus und lieh sich hierzu auch von einem Schankwirt 200 Mark. Der Darleiher batte sich täuschen lassen durch die falsche Angabe Prassers, daß das Bauholz ihnen gehörte, während er verschwieg, daß der Lieferant sich das Eigentumsrecht daran Vorbehalten hatte, wodurch der Darleiher verhindert wurde, sich schadlos zu halten. Ter Angeklagte hat de» Betrug mit 2 Monaten Gefängnis zu sühnen. — Die Ziaarettenarbeiterin Anna Lina Schröter wird überführt, einer Arveitsgenossin aus dem gemeisanien Garde robe- raume die Taschenuhr nilt Kette entwendet zu haben. Sie erhält 1 Monat Gefängnis. — Der Maurer Max Emil Schloße wird aus Grund der gegen ihn erhobenen Beschuldigungen und in geheimer Sitzung getroffenen Feststellungen wegen ÄcigchenS gegen die Sittlichkeit und Verübung groben Unfugs »u 1 Monat Gefängnis