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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.11.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19061115015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906111501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906111501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-11
- Tag 1906-11-15
-
Monat
1906-11
-
Jahr
1906
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.11.1906
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Llt'nUiae..eile nul Tcil'cti: und all llmaelai'.dlnuP'a. .'Iu^n'".r!t>,kAil'< traae »ur aeaen ü-o^ansb? alilunu. Bcleadlnlicr loüen ra Plen'-ngc. Fernsprecher: Nr. N und 20SK. HaupIgelchDsstelle: Marienstr. 38. vk^svkb ^ W LernksrZ LcdÄker 8 würUeitovsr Larii-kevanr ?ra§sv Lt-rsoss 7 i^OOLir^Lir ---- 6ro8,« ^usvLttl in allen prelitlulN'N. --- Lbis 2O12 Vinci LL!d-S''. LeLLSi» "MM —'I'tLkL"-- ^s'il ß R l'rioili'ittll I'-u I»<m»iin, Ou > 000 0!I. « Acl l^lielie. ?! ,"en. ^ckwiise, lil'l'cr, VValrcr«. s ' 3lik zill8KM!lliN!jKÜI1'f8-/U'!it(8r . uue: Uiupli':-:nk,->i-v.ici:»n-e», üktU^iNk., —> > - » — ev.i-.-u> ^-I>-I i-. :r, zirideiitl^Uis!- SN srs» lieloen i» verton ev'MIi.m-n b-ülM, r>! klaisit b^//7?/?7/- L/. bo/-?/)SFE i Keinliuill Ltielilei ^ küktxgi-, s>fe.ztsen.V-ettikie:!t><r.I6. ^ KSLMSMES inE.kotseL W frM 8l «'S oos ^ fl'M!'8t!M8 46 ' Ki,13ÜKN8Ü'S888 7 Ni* ^ E'ivärlige Politik Im Reichstage. Staatszulagk» für Geistliche. Sachs.Adcls- VpIssiN.saminen in Böhme». Rechtsfähigkeit der Perussvereine, Parlam. RkgiemiigSsvrni. ! S.7L.MW. s Toimerstal,, l 5. Roliem-cr 1 v v «. Die auswärtige Politik iw Reichstag. Fürst Biilow ist endlich an derselbe» Stelle wieder erschiene», wo er im Vorjahre unter der aufreibenden Last der McnokkvkrisiS zusammenbrach. »nd hat sich als leitender Staatsmann in neu gewonnener Schaffenskraft an den Wcbstuhl der Ereignisse gesicht. Ob der Reichskanzler die Folgen seiner körperlichen Katastrophe so gründlich überwunden hat, daß er ans die Dauer über die gesamt? alte Elastizität verfügt, mutz die Zukunft lehren. Eine arbeits reiche parlamentarische Kampagne wird es jedenfalls für ihn geben, und die gestrige Sitzung bot bereits einen deutlichen Vorgeschmack dessen, was alles im Lause der Session noch zu erwarten steht. Hoffentlich hüll die Irische, die den, Fürsten Biilow bei seinem gestrigen Auftreten nachgerühmt wird, on und ermöglicht dem Kanzler noch eine laiige gedeihliche Amtsführung ans Grund der Richtlinien, welche die nationale össeniliche Meinung bei den lüngsten kritischen Erörterungen in der Tagespreise ausgestellt hat. Der gestrige Tag war ein sogenannter „grosser". Er trug die Signatur der auswärtigen Politik und warf gleich von vornherein bedeutsame Schlagschatten auf die ganze Session. Ter national» liberale Führer Bassrrmann. der vor kurzem aus dem Munde dcS Äwßherzogs von Baden ein so iliizweidcntigeS Lob wegen seiner patriotischen Haltung und Gesinnung empfangen hat, hatte die Gelegenheit beim Schopfe genommen, »m den RcichSkanzler von der Schwelle aus zu einer gründliche» Aussprache über die aus wärtige Politik zu bewegen, indem er eine dahin zielende Inter pellation einbrachte und in deren Begründung alle die Bedenken »nd Befürchtungen znsaminenfatzte, die ini deutschen Volke über die neueste Gestaltung der gesamten intcriialionalcn Lage und über die Isolierung Deutschlands in der hohen Politik gehegt werden. Der Interpellant forderte von dem Kanzler eine offene Aussprache nicht aus Angst, sonder» aus patriotischer Sorge, in, Namen der Wahrheit ohne Schönfärberei. Die Antwort, die Fürst Büiow dem Interpellanten er- teilte, trug im ganzen einen resignierten Ton, der der tat- sächlichen Loge der Dinge angemessen ist. Die Auslassungen über Frankreich werden durch ihre rcalpoiitische Zurückhaltung hoffentlich dazu beitragen, in Paris die unbedingt nötige lleberzengung hervorznrufen, daß von unserer Seite au eine romantisch« Gcfühlspolitik, die uns nur Undank und geflissent liche Verkennung unserer guten Absichten eingetragen hat, gegen über unseren westlichen Nachbarn nicht mehr zu denken ist, sondern daß cs fortan im Verkehr mit den Franzosen heißen wird und muh: .Hand wird nur von Hand gewaschen: wenn Du nehmen willst, so «ib!" Der Hinweis des Kanzlers auf den marokkanischen Zwischenfall als Beispiel dafür, dah „zwei grohe Nationen sich wohl einigen können", dürfte vielfach ge mischten Gefühlen begegne», weil die Ansichten über den Vor teil dieser Einigung für Deutschland in deutschen nationalen Kreisen doch ziemlich geteilt waren und cs noch heute sind. Was der Kanzler über England bemerkte, war auf den Ton ge- stimmt: „Zeit und Geduld": der Volksmund würde sagen: „Abwarten und Tee trinken". Den Dreibund behandelte der Kanzler sehr vorsichtig, wie eine stark zerbrechliche Porzellaii- figur. Beachtenswert ist. dah der Redner ausdrücklich erklärte: „Wenn Italien und Oesterreich nicht im Dreibünde wären, so könnte die Lage leicht bedrohlich werden." Ilm so erfreulicher ist es, daß der Kanzler in der Lage war, wenigstens mit Nach druck das Festhalten on dem guten Verhältnis zu Oesterreich zu betonen, während die Bnudcstrcuc Italiens nach den Aus führungen des Reichskanzlers offenbar nur noch an der patrio tischen Einsicht der leitenden Minister des Vereinigten König reichs hängt. Bei der Besprechung unseres Verhältnisses zu Rußland loht die Rede des Kanzlers einigermaßen die Wärme der Sprache vermissen, die man sonst in dieser Hinsicht gewohnt gewesen ist. Fürst Biilow betont lediglich, dah unsere Be ziehungen zu Rußland außerordentlich „korrekt" sind. Eine Neberraschung für daS Haus war es, als Fürst Biilow die Erklärung abgab, er sei keineswegs von dem Ausbruche des japanischen Krieges überrumpelt worden, sondern habe in Peters burg loyale Warnungen erteilt. Der Dank, der aus diesem Anlaß den Vereinigten Staaten sür ihre Jriedensvermittlung erteilt wird, entspricht unseren augenblicklichen Beziehungen zu der großen Republik, die bekanntermaßen von Amts wegen stark poussiert werden, während die deutsche Nation noch immer nergettich auf eine praktische Wirkung der offiziellen Vertrau lichkeit auf dem handelspolitischen Gebiete hofft. Im Zusammen- hange mit den Erörterungen über Rußland kam Fürst Bülow auch auf Bismarck zu sprechen und beklagte, unter ausdrück licher Betonung seiner unwandelbaren tiefen Verehrung für den Alten im Sachsenwalde, die allzu eifrige Berufung in der Gegenwart aus den großen Heimgegangenen. Wir, die Epigonen, müßten suchen, auch ohne solche Titanen auszukommcn und das oon ihm geschaffene Werk zu erhalten. Hier haben wir es in der Bülowschen Rede augenscheinlich mit einem Niederschlage der Erörterungen zu tun, die sich in der Presse in der letzten Zeit über die Vorgänge bei der Entlassung Bismarcks aus Grund der Auszeichnungen in Hohenlohes Memoiren -- er selbst schreibe keine, streute Fürst Büiow sarkasti'ch ein — und anderer urkundlicher Veröffentlichungen von der Houh Bis marcks selbst cntsponiicn hatten. Gewiß wird kein Einsichtiger leugnen wollen, daß man in der Heranziehung Bismarcks zu weit gehen kann. Wenn aber die denische Bvlksftcle gerade jetzt sich wieder so besonders lebhaft nach dem allen Recke» schnk und'bei jeder Gelegenheit aus ihn zurückgreift, so daft nicht verkannt werden, daß darin sür die leitenden Staatsmänner der Gegenwart eine Mahnung enthalten ist, alle Kräfte an- zmpaiinci!, um sein Erbe noch nachdrücklicher a!8 bisher in seinem Geiste zu verwalten. Das würde jedenfalls der Vor sitzende ' des Alldeutschen Verbandes, Herr Professor Hciise- Leivzig, dessen Fehlen im Reichstage Fürst Büiow selbst leo hast bek'ag'.e, nachdrücklich bei der Be'prechung der Interpellation zu Gehör gebracht haben. Wir bedürscn des Bismarckschen Nationalgeistes in voller Frische und teutonischer Gewalt, wenn wir die Gefahren der Zukunft sicgha't überwinden wollen. Ein Abglanz dieses GciftcS ist cs immerhin, wie Fürst Biüow die Isolicrungsfragc be handelte. Möge in London nno Paris und Ivo sonst immer cs nötig ist, das Wart des Reichskanzlers wohl gehört und beherzigt werden: „Eine Politik, Dentschhand zu isolieren, wäre eine sehr bedenkliche Politik. Eine solche Rnnkepolitik wäre für den europäischen Frieden gefährlich: denn Druck erzeugt Gegendruck." Das ist ein männiich offenes Wort, für das deni Reichskanzler Tank gebührt, ebenso wie für seine weitere Er klärung, daß wir niemand uachzulaufcn brauchen und daß Deutschland eine etwaige Isolierung gar nicht so sehr zu fürch ten brauche: „Wären wir wirklich isoliert, nun, ein Volk von 60 Millionen mit einem solchen Heere ist überhaupt niemals isoliert." Die Heiterkeit, die bei diesen letzten Worten des Reichskanzlers ini Hause ausbrach, mag uns ein gutes Zeichen dafür sein, daß wir schon bald wieder lernen werden, mit frohem Blicke in die Zukunft zu schauen, auch wenn uns längere Zeit hindurch eine mehr oder weniger ungemütliche und gespannte internationale Lage umgeben sollte. Es liegt etwas Zutreffen des darin, wenn der Reichskanzler aus einen Ausspruch Bis marcks verweist, der in seiner gewaltigen Rede voin 0. Februar 18S8 selbst dargelcgt hat, ime früher die .Kriegsgefahr jahrelang beinahe zu einem normalen Zustande gelvorden war. Wären wir des Lebens wert, wenn wir nicht nationale Kraft und Umsicht genug besäßen, um uns mit ungeschmälerter Autorität auch in solchen Situationen zu behauchen, die uns lediglich auf die eigene Kraft gestellt sehen? Da heißt eS für unsere Diplomatie, sich geschickt ohne Einbuße an nationalen Lebens- intercssen und obne Schmälerung der nationalen Ehre durch die Schwierigkeiten hindurchzuwinden. Man braucht i» Ver- legenheiten nicht immer gleich mit dem Sabel zu rasseln. Es genügt in den meisten Fällen vollkommen, wenn unsere aus wärtige Politik konseguent nach dem vom Fürsten Bülow gestern selbst proklamierten Grundsätze geleitet wird: „Korrekt, aber nicht überschwenglich, höflich, ober sich nicht wegwcrfcn! Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen!" Neueste Draytuielvunken vom 14 November. Deutscher Reichstag. (Fortsetzung aus dem Abendblatte.) Berlin. iPriv.-Del.) Nach der Rede dcS Reichskanzlers, die an anderer Stelle wicdergegclben ist. nimmt zur Besprechung der I n I e r p c! ll a t i o n Bassermann über die aus wärtige Politik zucüst Mg. v. Vollmar lSoz.j das Wort: Er nnde es ausfällig, daß die Nationalliberalcn jetzt im Gegensatz zu früher ein Bedürfnis sür eine solche Aus sprache über auswärtige Dinge empfänden. Bastcrmgnn Imbc Nch u. a. uns oie Enlbüllungcn des Fürsten Hobeiilobe bezogen. Hoffentlich merke er sich da auch das Urteil Hohenlohes über die Nalionalliberalcn. (Heiterkeit.) Die Gcsamticigc des Rei ches fei jedenfalls jetzt ft' schlecht, wie sie schlechter nicht gedacht tuenden tonne. Das Reich lei nie belieb: gerocen, jetzt aber werde cs nicht einmal gcisürchiet. Der eiche schwere Fehler sei unsere Stellung zu Rußland, unsere Einmischung in die inneren Angelegenheiten Rußlands zu gunsle» dcS Zarentums goivesen, so zum Beispiel durch den Königslberger Prozeß schmach vollen Angedenkens. Es sei eine Legende, daß die Sozialdemo kratie eine Einmischung in die inneren Verhältnisse Rußlands »erlangt bobe. Seit zwei Jahrzehnte» herrsche i» unserer Poli tik Nervosität. Unruhe. Uöberall müßte» wir dabei sein, üher- ail ein Brillanlseuerwerk prasselnder Reden, um nicht zu lagen Schwatzereien. (Sehr put! links.) 'Las bawirkte zuletzt die Entente .zwffchcn Frankreich und England, die durch Mißtrauen gegen uns hcrvorgcruscn sei. Unsere auswärtige Politik habe total SchMbruch erlitten. Unsere innere» Zustände müßten uns die Achtung und die Sympathien des Auslandes vcü'cherzcn. Im Auslande skrunc man darüber, wie Teuffchland es dulde, daß eine kleine, aber eiiMuhrcicbe urrcaktionäre Kaste alle Macht an sich reiße, und man lamme da ans den Gedanken, daß die Leiler Deutschlands in bonapariistischer Weste schließ lich einmal darauf verfallen, die innere Unzufriedenheit durch auswärtige Abenteuer abzulenko». — Abg. Graf Limbnra- Stirvim ikonf.) ist bei der herrschenden Unruhe im Häuft auf der Tribüne leider so gut wie gar nicht zu verstehen. Er 'vricht unter andere:.! unter dem lebhaften Bestall sei::. -Freunde >c a Bedauern darüber aus. daß -er von Bismarck ae ici'loskei'e N'ückversicl eruuosveriraa mit Rußland nicht ansrect erhalte» worden fti. Tein Reichskanzler Fürsten Bülow sei ,jweift!os die Anerkennung zu zollen, daß er in den meisten Fragen der anÄvarngen Politik eine gcfthici'.e Han» gezeigt habe. — Älhi. Tr. Snal'ii (Zentr.s äußert lstera» 'eine Genugtuung über die volle Wiederherstellung des Furuen Bülow. Bei dei Beurteilung der internationalen Lage dürfte jedenfalls nicht vergehe» werden, daß die Ausdehnung nnscrec Wstlschaitst olitik die Konkurrenz und den Neid des AnSiandes enege. England lei im wesentlichen verstimmt wegen der Eni Wicklung »uiercS Handels und nnicrer Flotte, freilich mit Unrecht, denn in beiden Beziehungen blieben wir hinter England noch weit znnicl. Er und seine Freunde seien völlig ruhig und sielen aus ihrer Ruhe auch nicht durch die Hohenlvheschen Enthüllungen. WaS Rußland anlange, so habe Graf Eaprivi mit Recht erklärt, daß die Ansrc'chtelhnltnng des NüclversichernngSvertragS mit Ruß land den Dreibund nnmöglich mache. Von England sei in der nächsten Zeit nichts rn besorgen, znmcil cS noch unter den Folgen dcS BnrenkriegeS leide. Tie in Italien gegen uns bestehende Aniii'osität habe auch mir wirtschaftliche Ursachen. Zn Unfreund lichkeiten gegen Rußland hätten wir keinen Anlaß, ebenso wenig aber hätten wir Anlaß, Rußland rm gegenwärtige» Augenblicke durch Hergabe von Geld zn unterstützen. Zngeben müsse er, daß cs für den Reichstag angezcigt erscheine, einen stärkeren Einfluß auf die auswärtwen Angelegenheiten z» beanspruchen. Eine Relchsvcrdros'enhert bestehe, znm Teil sei sie dnicv Bestrebungen zur Beseitigung deS allgemeinen Wahlrechts geschürt. Das Zen trum werde aber nicht dulden, daß an dem allgemeinen Wahlrecht gerüttelt werde. — Abg. Wremer (freit. VolkSv.) meint, daß die Bassermannsche Kritik noch schärfer hätte sein können. Beipslichten müsse er dem Vorredner darin, daß dem Reichstage mehr Material »her dm auswärtige Politik zugänglich gemacht werde. Die GeheimniStncrei sei 'ebenfalls durchaus vom Uebel. Die Darlegungen -es RcichSkaiizicrs seien elivas eleastch ge- wezen. Er habe eine gewst'e Einkrcstuna Deutschlands auch zugegeben. Tw Bürgermeister- und PuMzistcn-Bafuche in Enalaiw hätten auf .ttuiiwebnuaen zn guustcn einer Wieder- aniiähcrung zwilchen Engtand und Deutschland jedenfalls mehr Wert, als alle Mstchcn Kundgebungen. Ein ernstlicher Grund zn Z-vlstihleiten zwi-chen uns und England bestehe jedenfalls nicht, auch nicht hinsichtlich der Fiotte. Nur Phantasten könnten daran bei uns deuten, daß wir da mit England wett eifern könnten. Seine Freunde hofften mit dem ReichsEanzier, daß auch in Fraltireich die Zahl derer zunehiiien iverde. die von einen! Krieg mit uns nichts wissen wollen. Persönliches Regiment fti auf dein Gebiete der auswärtigen Politik beson ders gefährlich. Notwendig sei namentlich eine Stärkung des Parlaments auch in auswärliae» Angelegeicheiren znm Schutze gegen unverantwortliche Einflüsse. — Abg. o. Liede mann (Reichs».) verliest namcnL seiner Fraktion eine Erklärung ft» Inhalts, daß Fürst Bülow nach Ansicht seiner Freunde an den große» Traditionen des Fürsten Bismarck ftstgehalten habe und daß seine Freunde hofften und erwarteten, daß Fürst Bülow dies auch ferner tun und daß auch der Dreibund sieh weiter so wie bisher bewähren werde. — Reichskanzler Fürst B n i o n> motivier! die vom Mg. WH einer bemängelte Äbtweieniheit de- Staatssekretärs v. T.ichirkchky damit, daß er selbst erst gestern erfahren habe, daß die Interpellation heute auf der Tages- oronung stehen solle. Der SiaaiÄckretär,, der auswäris ge wesen zci, lzabe so ralfch nicht nach Berlin gerufen werden können. Spahn habe mit Unrecht bemängelt, daß der Aus schuß des Bundes sür auswärtige Angetcaeicheiten so selten zuftiiiniewüerufen werde. Tatsächlich sei das sehr oft geschähen. Mehrere Rodner hätten mit Unrecht an unseren Diplomaten Kritik geübt. Unsere Diplomaton, er kenne sie alle,, täten durchaus ihre Schuldiakcii.. Unter Heiterkeit des Haufts ver breitet sich der Kanzler darüber, was zu einem guten Diplo maten gehöre, lieber das parlamentarische System und seine Vorzüge »nd Nachteile könne man verschiedener Ansicht sei». Bei uns sei dies System deshalb unmöglich. weA es keine poli tische Parte, gebe, die sür sich allein die Mehrheit habe. Bei uns seien die Minister nicht Bcrtrancnsmänner euier parla mentarischen Mchrbeit. sondern Organe, Bertrauensmännei der Krone. Der Minister, der dem Monarchen sagte, dioft oder jene Anordnung kann ich nicht ausführen, könnte nacht länger Minister sein. Inwieweit ein Minister die Verant wort» na für eine Anordnung nicht übernehmen will, ist Sache des politiftben Augenmaßes. Ich kann mir denken, daß einmac ein zn hänftgcs Hervvrireten eines Monarchen in die Oefiftnl- lichkeit schämich sein kann und daß ein Munster es ablehni. dafür die Verantwortung zu übernehmen. Wer die Aul saffnno, daß der Monarch leine eigenen Gedanken haben dürfe oder daß er nur dnrch die Köpft der Mi-nister denken dürfe, ist ariindialsch. Eine wiche Auffassung widerspricht dem StantS- rechte, wie auch Len Wüiffchen und Neigungen des Volkes, das einen Kaiser von Fleisch und Blut haben will. Das Auftreten einer.starken Perisönuckikeit als Monarchen bedeute noch keine Verfassnnasvecieb'ung, und so lange cuic solche nicht vorliegt. vermag ich den Klagen über persönliches Regiment kein Ge wicht beiznmessen. Herr Wicmcr sprach auch von Kamarilla, das ist ein Fremdwort. (Heüerkeft.) Man hat nie versuch, diese häßliche Giftpflanze cinzupfianzen ohne Schaden für Fürs und Volk. Nufer Kaiser ist aber viel zn einsichtig, um poi' tischen Ra! einzuhoien bei anderen, als bei seinen »cranUvori- lichen Ratgebern. Bitte. lassen Sie sich daher nicht durch unbe- grüudetcs Mißtraue» davon Miailten. sich mit den Regierun gen zu fruchtbarer, er'pricßiickicr Arbeit zu verciniacn. (Bei fall > — Schluß «>' , Ubr. — Die Fortfttzung der Be'wrechung wird aus morgen 1 Ilbr venciat Lohnbewegungen. Hamburg. Die ausständige» Getreideakkord- a^r h e i! e r sind der Aufforderung, heute griih auf allen Schiffen, wo sie zu arbeiten begonnen hatten, die Arbeit wie der ailfzunehmen, nicht nachgckommcn. Für heute abend in eine Versammlung aller Schauerftule. sowrv! Tägelohn- wie Mordarvcitcr. anberaumt. m der darüber be chloffen werden soll, ob morgen srich die Arbeit wieder aufzunchmcn sei oder ob alle Schauer euie in d-n Aurstand treten iollen. z8'6-r '-N8 äSrl^NVZ 'PUNU '-lySA lgllSMU llSIIMäg WZ NNMfigpiM UAA 8PM^
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