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Nr. LSS. 8eh«ter Jahr-. Donnerstag, 1V. August 1883. «Erscheint: «glich srüh 7 Uhr. Inserate »rrdrn «nigeii»mmeu: dir Abends 8,Tonn» tag- bi» Mittag» 12 Uhr: Vtarienstraße IS, Urijtlg. in dies. Blatte, da» jetzt in Exemplare» erscheint, Puden eine erfolgreich« Verbreitung. '1 Abonnement: vierteljährlich 2t>Ngr. bei unentgeldlicherLü? fernng in'» Hank. Durch die Äöuigt. Potz vierteljährlich 22 Rgr Einzelne Nummer» 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltung und Mitredacteur: Theodor Drobisch. Inseratenpreise: Für den Raum einer gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Eing»» saudt" die Zeile r Ngr Druck und Eigenthum der Herausgeber: l-'ikpssh 8k Ntilhardt. — Lcrantnn>nlicher Redactenr: InttUS Uetlhardt. : i Dresden, dm 10 August. — Glaubwürdigen Nachrichten zufolge befindet sich die Herzogin Sophie von Baiern, die jüngste Tochter unseres Königs, in gesegneten Umständen, ein Ereigniß, an dem gewiß auch das ganze ttachsenland freudigen Antheil nimmt — — Während, wie bekannt, Prinz Georg im Bade Schsve- ninqen die Cur braucht, befindet sich seine Gemahlin, die Prin zei sin Georg, mit ihren beiden fürstlichen Kindern in ländlicher Nahe auf der reizenden Billa zu Hostecwitz. Dem Verneh men nach wird dieselbe in einiger Zeit mit ihrem Gemahl an einem noch zu bestimmenden Orte Deutschlands Zusammen treffen und m sein.r Begleitung noch eine N-ise unter nehmen. — — Gegenüber den in vielen Zeitungen neuerdings auf- getauchten Nachrichten über eine Zusammenkunft des Kaisers von Oesterreich, des Königs von Preußen, sowie der Könige von Baiern und Sachsen glauben wir aus zuverlässiger Quelle versichern zu dürfen, daß eine Reise unseres dermalen in Possen hofen verweilenden Königs nach Gastein zur Zeit gar nicht in Aussicht genommen ist. — — Bier fürstliche Schwestern werden in den nächsten Tagen eine Zusammenkunft in Ischl abhalten. Es sind 1. die Erzherzogin Sophie, Mutter des Kaisers von Oesterreich, 2. die Königin-Wittwe Elisabeth von Preußen, 3. die Königin von Sachsen und 4 dis Herzogin Louise von Baiern. — Auch dem Herrn Oberbürgermeister Pfotenhauer, der neben seinen weiten Berufsgeschästen auch seine Thätigkeit dem Festausschüsse des Sängerfestes unverdrossen zugewendet hat, find während der Festtage mehrere Ovationen zu Theil ge worden.' Nicht nur, datz schon am Tage nach dem Einzuge der Sänger ihm zwei Musikchöre vor seiner Wohnung eine Morgensercnade brachten, überraschte ihn außerdem Tags darauf derMieder-Erzgebirgische Sängerbund, darunter die Sangver eine Glauchau's, mit einem Ständchen. Bekanntlich war Pfo- lenhauer srüher Bürgermeister von Glauchau und rettete durch Muth und En-rgie im Jahre 1848 nach dem Waldenburger Schloßbrande die Stadr von unabsehbarem Unglück, wofür, und wegen seiner sonstigen Verdienste Glauchau ihm stets ehren des Andenken bewahrt. — Unter den Ehrendoctoren der Wiener Universität, die bei Gelegenheit des Jubiläums ernannt worden find, befinden sich aus Dresden die Herren Gcneralstaatsanwalt Or. Schwarze, Prof. llr. Carus und llr. Geinitz. — — Das heutige Inserat der Dampfschifffahrts-Gestllschast bringt einen neun Fahrplan, nach welchem die Dampfboote der vorgerückten Jahreszeit wegen bereits Abends 6 ' und 7 Uhr (anstatt 7j und 8«) von Pillnitz und Abends 5s (anstatt 6) Uhr von Meißen nach Dresden fahren. Ebenso ist die Ab fahrt des letzten Dampfbootes nach Pirna Abends 5 statt « Uhr, und ist Abends 7 Uhr ru: roch Gelegenheit bis Pillnitz. Dagegen sind die Fahrten in Folge cingetrctemn besseren Wafferstandes bi» Raud»itz-Melnik-Ol r stwh auegs- dehnt worden, wo die Schiffe von der Kralupp-Tu namr Bahn, welche in nächster Zeit dem Betriebe übergeben wird, «»schließen. Es ist ivmit dem rfifinden Publikum jedweve Gelegenheit geboten, das obere Elbthal zw schen Obristwh-Raud- nitz-Außig, sowie zwischen Außig-Dresden zu genießen. Loh nender ist die Parthie von Prag über Obristwh-Melnik rc., oder per Bahn bis Naudnitz und von da m t dem Dampsschiff« blS Dresden, an beiden Stationen ist möglicher Anschluß. — Der Dresdner Ostmibusverein macht eine Abänderung feine» Kahrplanes bekannt, welche von Montag den 14. d M. bis zum Beginn des Winterfahrplanes eintreten soll. Nach derselben wird di« Linie Schloßplatz-Waldschlößchen von Vor mittag 10 Uhr an versuchsweise aller 10 Mmu ea befahren werden; die Linie böhmischer Bahnhof. Bischofsweg wird statt bisher halbstündlich von srüh s8 Uhr an ebenfalls versuchs weise viertelstündlich belegt, und auf der Linie Schloßplatz- Plauen wird der allhalbstündiich gehende Wagen nach Plauen statt bisher f2 Uhr bererts ^1 Uhr vom Schloßplatz: ab- pehen. — Ja vergangener Woche sind einige Webermeister von Glauchau unter Umständen heimlich auf und davon gegangen, Welche den gegen sie sofort aufget-uchten Verdacht der Unter schlagung rechtfertigten. Die dasige Staatsanwaltschaft hat denn auch, nachdem der Thatbestand durch Abhörung der an geblich Verletzten constatirt war, sofort an die Polizeidirection von Bremerhaven wegen Festnahme der Betreffenden telegra- phirt, von welcher am Freitage die Rückantwort anher ge langte, daß von ihr die Festnahme der verfolgten Webermei ster S., S. und H. erfolgt sei. Infolge Nssen ist am ver gangenen Sonnabend Abend der Wachtmeister des Bezirksge richts nach Bremerhaven abgeordnet worden, um dm Trans port der drei Verhafteten anher zu bewirken —4 Eine Episode ereignete sich am Mittwoch auf der Landhaosstraßs, die leicht hätte ein übl.s Ende nehmen können. Zwei Männer brachten einen Handwagen gezogen. auf dm, allerdings sehr windschief eine Kiste stand, dis ein Mann sehr windschief hielt. P ötzlich rollte eine Droschke an dem kleinen Gespann vorbei. Die beiden ziehenden Männer wollen sich, im Galopp racheilend, an der Droschke festhaltcn, die Näder schleudern der Slraßenrirne zu, bis Alles hineingeschlcudert war — der Wagen, die Kiste und ,hr Wächter „hoch da droben". Lan.w lau der Mann neben seiner Kiste, die von der Vogelwiese noch verschiedene Liqueure barg, welche nun thränenwnse durch die Nitzen sich auf di? Steine ergossen und im Erdreich verlchwanNn Seit dieser Stunde tanzen einige „angeheiterte" Sp-rlinge auf der Unglücksstelle piepend herum, gleichsam als wollten sie singen: „Wer niemals einen Rausch gehabe" — «. s w. — Der berühmte Mrikareisende Casanova aus Dresden ist von einer unendlich gefahrvollen Reise aus dem Innersten Abisshniens in Triest einactroffen; cr harte sehr viel Malheur, v-:r or viele Giraffen, Seraußen, ein n Elephantcn, mehrere Löwen und viele andere Thiere auf seiner Rückreise; sein Thierbestand, welchen er noch jetzt in Triest hat und womit er am 11. August in Wim. eintrefsin wird, besteht noch aus 3 jungen afrikanischen El phantm, einer gestreiften und 3 ge fleckten Hhüucn, einem Leopard, einem Geopard, einem Löwen, einem Turbul (unbekannt in Europa), 3G zsllen, einer abissy- nischen Moschusst-tze, 18 Bärenpamanen, einem Nhinozsros- vog l, 4 Maraöut- und mehreren a-iNren kleineren Vierfüßern Thieren und Vögeln verschiedener Größe und Farbe. — Vor Kurzem wurde die Besteigung des Thurmes der Kirche zu Briesnitz nötbig, rmLei der Schieferdecker fand, daß der Knopf sehr schadhaft geworden war. Der Kuopf mußte daher abgcnommen werden; leider waren die in demselben b - findlichen Urkunden gänzlich verderbe und man glaubte schon, daß jede Nachricht aus d r älteren Zeit genannter Kirche ver loren gegangen sei, als sich eine Abschrift Nr ältesten Ur kunde fand, welche ein Mitglied der Bnesn:tz;r Kirchfahrt im Jahre 1830 genommen Halle. Diese älteste Urkunde datirt vom 29. Juli 1662 und enthalt Folgendes: Unter der Ne gierung Johann Georg ll. (1656 — 1' 80) wurde die im Jahre 1602 durch Blitzschlag abgebrannte und hernach wieder auf gebaute Kirche bestiegen, der Knopf abgenommen uno am 29. Juli 1662 mit der schon genannten Urkunde und mit einem ganzen, 1, s> und 4-Neichslhaler (sämmtl'.ch vom Jahre 1662) versehen, wieder aufgesetzt. Nach einer Specification der Un kosten für die Nenooat on des Knopfes sind die Mitglieder des damaligen Obcrconsistoriums. die Amtleute zu Dresden und Meißen, der damalige Pfarrer und Lehrer, sow e die Kirche Väter und Kastcnvorstehei, namentlich aufgesühit. D.n Zustand des Landes betreffend so ist darin gesagt, daß in Folg? ein- getretcmn Ächneefalles am Himmelsahrtsscste, den 8. Mai, und darauf folgenden Frostes, Neg<nw>.tters und Meh'.thaus aller Orten Nr Wein und Ne Fcldfrücht: so litten, taß im Jahre 1662 der Scheffel Weizen mit 3 Thlr. 10 Gr., der Scheffel Korn mit 3 G-aldcn, der Scheffel Gerste mit 2 Gulden, der Sch.ffel Hafer mit I Eulern 9 Gr. bezahlt wurde, „viel auch Saamen und Brövung nicht erlanget." — Die erwähn ten Münzen aus dem Jahre 1662 hatten sich ziemlich gut im Knopfe erhalten. Der NeichSthaler t.ägt auf der Vorderseite das Brustbild Johann Gorg's II, in der einen Hand den Kurhut, in der andern ein Schwei t haltend, aas der Rückseite aber das Neichswappen. Die 1 s-und z-Reichsthaler t-agcn auf de: Vorderstite ebenfalls das Brustbild des gcnannttn Kurfürsten, auf der Rückseite das kurfürstliche Wappen. Am vergangenen Sonnabend Nachmittags nach 3 Uhr wurde der renoviue Knopf durch Herrn Schieserdeck.r Schreiber aus Leubrrtz bei Dcesten aufgesetzt. Diesmal wurden drei Ur kunden: die Abschrift der Urkunde vom Jahre 1662, eine Ur- künde Seitens Ns Pfarramtes und eine Urkunde Seitens der Gemeindevertretung in einer zinnernen Kapsel in Nn Knopf gelegt. Von Münzsorten des laufenden Jahres konnten nur ein ganzer Thale?, ^-Thal r und 1 Pfennig eingel-.t wer den, da unsere Sorten in diesem Jahre noch nicht geprägt worden sind. Selbstverständlich wur'en die alten Münzen vom Jahre 1662, sowie der Specieethaler vom Jahre 1836 ebenfalls wieder eingelegt Leider IvuNc diesmal von jeder besonderen Feierlichkeit abgesehen; allein wären Pfarramt und Gemeindevertretung Hand rn Hand gegangen, so würde sich die Feier der Knopfaufsctzur.g, eines so seltnen und für de Kirchfahrt doch nicht bedeutun elosin Ereignisses, viel würdiger gestaltet haben. — Die Gemeinde Laubegast giebt den Kindern ihres Ortes nächsten Sonntag ein solennes Kmd.rfest, wozu sich Kinderfreunde von weit und breit einfinden können. — Der Verlierer einer Summe von 1100 Fl. in ver schiedenen Werthpapieren und von 600 Thlr Eisenbahnactien bietet dem Finder eine Belohnung von 100 Thalern. — Als am 7. d. die 77 Jahre alte Ehefrau >e1 Tuch machers S. in Neichenbach früh 27 Uhr allein in der Stake damit beschäftigt war, Feuer zum Kaffeekochcn anzumach-.n, ge» riechen auf irgend eine Weise deren Kleider in Brand, und ehe Hilfe herbeikam, war die Unglückliche am ganzen Körper dergestalt verbrannt, daß sie Nachmittags ^ 1 Uhr ihren Erist aufgab. — In Bezug auf das in Nr. 2!8 enthaltene Referat über die Hauptverhandlung gegen Emil Hänsgen und Genos sen möge zur Vermeidung von Mißverständnissen und zur Vervollständigung des Referats noch bemerk: sein, daß die Verletzte, Frau Niemann, der Angabe ihrer Dienerin Neichelt, daß dieselbe mit dem zurückbehaltenm Meher'schen Gelde recht mäßige Ansprüche habe ausgleichcn wollen, Glaub n geschenkt batte. Es hat daher auch lediglich durch eine fein angelegte Jntrizue in Frau Niemann die irrige Meinung h.-rvorgerufen werden können, als habe es Hänsgen in der Hand, durch ein« Anzeige wenn nicht sie selbst, so doch ihre Dienerin in Ver legenheit und gerichtl chr Verwicklungen zu bringen, zu deren Vermeidung dann in Folge falscher Nathschläge Frau Nie mann zur Bezahlung der fraglichen Summen vermocht wor den ist. Uebrigens sind die diversen Ehrenerklärungen immer nur ein Machwerk des der Letzteren an Stelle des von ihr begehrten Herrn Or. Schaffrath octroirten falschen Nathgebers Kießling gewesen, auf welchen sich Frau Niemann in ihrer Ratlosigkeit verlassen zu dürfen geglaubt hatte Auch hat sie ibrer bestimmten Erklärung zufolge nur um ihrem Manne Verdruß und Aerger zu ersparen, kuneswegs aber in einem etwaigen Schul-bewußtsein die Sache vor Herrn Niemaun verschweigen wollen und war es eben nur durch «ine abge feimte Gaunerei zu ermöglichen, auf eine im besten Ansehen stehende Dame einen üblen Schein zu werfen. — Gestern Vormittag wurde an der Magazinstraßenecke ein Kind von der Equipage eines ArzteS überfahren und be deutend am Kopse verletzt. — In einer der vergangenen Nächte ist die am Bautzner Platz gelegene Trinkhalle von einem unbekannten Diebe ge waltsam g-öffnet und aus dem dort aufbewahrten Geldkästchen der Betrag von mehr als Einem Thaler entwendet worden. — — Für Sachsen ist in diesen Tagen die Frankfurter GlaSversicherungsgcsell,chaft mit dem Sitz in Dresden con- ccssionirt worden. — — Vorgestern wurde aus dem Altmarkt eine Kist: ent wendet, in der sich Strohhutwaaren befanden. Dieselbe wurde die darauf folgende Nacht unter der alten Clbbrücke aufge- funden. Sie war erbrochen, und der unbekannte Dieb hatte daraus gegen 20 Strohhüte gestohlen — — In der vergangenen Nacht hat ein unbekannter Dieb den Balkon eines Hauses auf der Bcuststraße erklettert, sich in die erste Etage eingeschlichm und aus einem dort befind lichen unverschlossenen Schrank folgende Gegenstände entwendet: drei Stück silberne Eßlöffel, gez. 0. IV. 1844; fünf Stück Nrgl. Dessertlöffel, einer mit tl. IV. 1830 und zwei Stück L. IV. 183 t gez., feiner drei Stück dergl. Th-elöffel, !>. Vitt 1841 gez, ein silbernes Büffelmesser ohne Zeichen, ein dergl. D.ssertmesser, btt 0 g >z - — Die Solotä >zerin Fräul in Bertha Lind vom Ham burger Stadtthcater, welche am v-rgangencn Sonntag in „Robert und Bertram" sich als eine jugendlich anmuthige Er scheinung und talentvolle Tänzerin zeigte, ist für das hiesige Hoftheater engagirt Worten. — In der Chemnitzer Handels- und Gew i bekam,mr kam u. A. auch ein mir einer längern Mottvirimg begleiteter An trag des Abgeordneten Burk aus Glauchau bezüglich eines Handelsvertrags zwischen dem Zollverein und Italien zur Ver handlung. Der Antrag wurde m folgender Fassung einstim mig angenommen: „Die Handels- und Gewerbekammer wolle beschließen, die königl Staatsregicrung zu ersuchen, geeignete Schrille zu thun, um den Abschluß eines Handel-verteags mit dem Königreich Italien, resp. die Gleichstellung mit den durch Vertrage meistbegünstigten Nationen sobald als möglich herbei- zusühren." — Meißen, ltt Am 7. August machte sich auch einmal der Gewerbeverein zu Oschatz auf die Socken, um unserer alten Markgrafenstadt einen Besuch zu widmen. Schon am Bahn hofe begrüßte die Ankommenven ein freundlicher Empfang Seit'N der Stadtraths Brück, welcher es übeinommen halte, den Verein zu führen und mit Nn Sehenswürvigk-iten Meißens bekannt zu machen. Es wurde der Dom und die Albrechts- burg besichtig-t, was ungemeines Interesse gewährte, und man cher warme Dank mag im Herzen dem Könige gezollt worden sein der dies herrliche gothisch: Bauwerk der Welt erhalten wissen will. Später wurden die Räume Nr Porzellan-Ma nufaktur im Triebischthale in Augenschein genommen, wo daS Wissinswerthe mit gewohnter Bereitwilligkeit gezeigt wurde. Hierauf stattete der Verein der berühmten Eisengießerei von ! ! > ! - I