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L . r» ,! « - kr; r- ^ cs ^ § -» - <s ^ r. ^ Pari». Der „GauloiS" schreibt zu Ler Rede des Deutschen Kaisers: Man kan,, sich nur zu dem Aus druck srieöticher Versicherungen des Kaisers beglückwünschen. Pari s. Die von dem Verteidiger RenardS an gekündigte Nichtigkeitsbeschwerde, weil der Ob mann der Geschworenen im Laufe der Verhandlung meüre- »en Journalisten erklärt habe, Renarg werde zum Tode verurteilt werden, wurde vom Publikum mit lebhaftem Beifall ausgenommen. K v n sta n t i n vv e l. Telegramme des »OSmanischen Lloyd" melde», das, die Nachrichten von Unruhen auf M u t i l e n c vollkommen unbegründet sind. Die Insel sei durchaus ruhig. Newoor k. Bei», gestrigen Kaiserpreissingen, a» dem zahlreiche deutsch amerikanische Gesangvereine teiluahmen, errangen das «Kreutzer - Quartett" und -er „Iungmännerchor" den Kaiserpreis. da sie beide die gleiche Punktzahl erhielten. Als PreiSlied war Matthien Neu- inanns Festchor «Warnung vor dem Rhein" gewählt mor gen. In dem aus 5 Mitgliedern bestehenden Preisrichter- kollegium fungierten auch zwei Preisrichter aus Deutsch land, Professor M. Meuer aus Würzburg und Gustav Wohl- aemuth aus Leipzig, die zu diesem Zwecke nach Rewyork lnrusen worden ivaren. Washington. Der Senat nahm gestern eine,, Zu- iatzantrag zum Zolltarif an. durch den Ser Koülenzvll von 07 aus t>0 Cents für Sie Tonne herabgesetzt wird. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 24 Juni —* S. Rtajoslät der König wohnte heute früh der RegrmentSbesichtigung des SchüvenregimentS aus dem Trupt'enübungsvlatze Königsbrück bei. - * Nicht Herr OberregierungSrat -licilmntiucr, son dern Herr 21 m lshaupt ma n n D r. Ai et> n e it - Dippol diswalde übernimmt demnächst die Amtolmnptmannslh.>st Platten. Zum Amlsl-auplinanu in DippoldiSivaldc ist Dberregierungsrar D r. Lala im Ministerium des In nern in Aussicht genommen. Gestern iriih ist nach kurzem Leiden eine vielfach bekaiinie und besonders in den .Kreise» der hier .zahlreich levenden Erzgebirgcr hochverohrie Persönlichkeit. Herr Redakteur Otto Fiohr gestorben. Der Verstorbene, der ein Alter von 00 Jatireu erreicht halte, ivar Gründer und bis zu seinein Ableben Vorsitzender des hiesigen WohltarigleitS- Vereins „Erzgebirger". Er lmt dem Verein, dessen Mit- glieöiclmst zurzeit eine sehr starke lg, auö seinen ersten An- inngeil enip'orgehvbeli. Leider war eS ihm »ich: mehr ver- ovtiut. die bevorstehende Jubelfeier des genannken Ü^ereinS, die nächstens anläßlich seines tlöjahrigen Ä,'eslel>ens al-ge lallen iverden «oll, mit zu begehen. Unermüdlich ist er aber '»rmer kür die Jiuereneii des Vereins eingelreteii, und er Rn die Genugtuung gehabt, dah sein Werk gediehen ist und durch Sie humanen Bestrebungen des Vereins im Lause der Inh re manche Trane getrocknet und mancher bittere» I Not eiiigegeiigetreten iverden konnte. Leit -0 Jahren war er Herausgeber und Verleger der Jachzeinchrin: «Indu strie des Erzgebirges und Vogtlands". Der Verstorbene Rn die Feldzüge >ü>o und >870,71 alS .Kvtnlanant mitge- utacht. Er war stiitler nielirerer Orden. Die Beerdigung deS Heimgegangenen findet am Sonnabend nachmittag G.ö lllir vom TrauerRnise .goniaSbritcker Straße 07 aus »ach dem inneren Neustädler Friedhöfe stall. * 21m Alourag verstarb, Ai Jahre alt, an Herzschlag der rrühere Bürgermeister der Stadt L e isni g. Ferdinand Edwin E r ch e n b r e ch e r. 40 Jahre laug, von 1800 biS I8'.1»>. Hand er Ser Stadt alS Bürgermeister vor und hat während dieser Zeit eine reiche Tätigkeit entsaltet. Die Stadt Leisnig hatte ihn zu ihrem Ehre »bürg er ernannt. —* DaS Abrufen der Züge. Von den KahuhofSwirten Sachsens war eine Eingabe au die .Königliche General- direktion der StaatSbahnen abgeslhick! worden, welche die Wiedereinführung des Abrniens der Züge in Sei, Warte- 'älen beziveckte. ES ivar darin besonders betont, dag in folge des NichlabrusenS eine wirtschaftliche Schädigung ent stände. weil viele Reisende die Wartesäle nicht mehr a»s- snchteii, um die Züge nicht zu verpassen. DaS Genich ist kürzlich ablehnend be'chieüen worden, weil das Abrufen der Züge infolge einer neuen Verkehrsordining allgemein in ,vornall zu kommen habe. Es sei allerdings ungeordnet worden, Sah die ZugSnerspätungen von 10 Minuten und mehr und die daraufhin verzögerte Abfahrt der Züge anSzuriisen seien. Im übrigen behalte die Vaünbehörde eine Prüsuitg der Angelegenheit im Auge. * Dein Johannisscst imFindelhausc wohnten vorgestern aiiner dem Dezernenten des Hauses, Herrn Stadtrat Uhl mann. die Herren Grat Vitzthum v. Eckstadt. Stadtrat Dr. Hubert, Pastor Dr. Jeremias, Stadrverordnete Kottc, Di rektor Fickenwirth, Große lvom Armenansschnfil und deren Damen und Angehörige bei. Unter Leitung der Pflegerin Iran Krügel wurden die Pfleglinge durch die Helferinnen nach dem Spielsaale geleitet. Nachdem sie nach ihren Altersstufen placiert worden ivaren, wurden sic mit Kaffee ober Schokolabe und Kuchen bewirtet. Die älteren Jahr gänge führten Rnndgefängc, Tänze und GksangS'pielc auS. 'Außerdem wurde den Pfleglingen noch Spielzeug gespendet. - Der Verein znr Förderung Dresdens und deS Fremdenverkehrs hielt am Mittwoch abend im .TViktoria- Rittse" seine 33. I>rl>reS Hauptneria irrnil11»g ab. Der Vor sitzende Herr Lanbtagsabgeordneter Behrens begrüfue Sie Erschienenen, gedachte in ehrenden Worten der im letzten Geschäftsjahr« venstorbenen Mitglieder und ging zu einer kurzen Bosprechung de» R-chenfchastüchericht» über. Seiber zeige dtesuml der Bericht ein weniger erfreuliche» Bild, da sowohl «in Rückgang i< der Mitglieder««-! wie im Fremdeivverkehr zu verzeichnen sei. Die grobe Nähe von Berlin wirke unsiinlstia auf Dresden ein, da Li« deutschc Metropole mit der Fülle ihrer Abwechslungen »mturgemäß viel Fremde anqtchen müsse. E» sei in Berlin »mehr loS". wie in Dresden, «Ärde immer gesagt. 2« mancher Be ziehung sei dies zutreffend, trotzdem Dresden über mehr edlere Genüsse, al» Natur- und Knnstschätze, verfüge. Der Verein sei nun schon seit Jahren bemübt, da» Manko tn der Unterhaltung nachzuholen und suche eine gang grob- zügig angelegt« Dresdner Festwoche in» Leben zu rufen. Die Vorarbeiten und Vorschläge an die Behörden seien be reit» erledigt. Wenn dann »och ein neue» Schauspielhaus in der Altstadt und dafür ein ZirkuSgebäude in der Neu stadt erstehen würden, sei manche Lücke im gesellige» Leben Dresdens auSgefiillt. Auch im vergangenen Geschästssahre habe der Verein wiederum großzügig gearbeitet. In auS- iändiichcn Zeitungen sei intensiv für Dresden Propaganda gemacht worden: nicht weniger wie 24 000 M. habe man für diese Zwecke geopfert. Zu, Jahresbericht erscheine diese Summe gar nicht, da sie nebenherlausend speziell geführt werde. Ter Verein werde auch fernerhin bemüht sein. Dresden zu einem Anziehungspunkt für Fremde zu machen, denn der Fre»idenverkehr trage bedeutend zur Hebung deS Volkswohlstandes bei. Zu diesem Zwecke benötige man «der auch tatkräftiger Hilse und einer groben Mitgliedcr- zahl. Der vom Schatzmeister Herrn Ltadtrat Bora ck aus gestellte .Kassenbericht bilanziert in Einnahme und Ausgabe mit 27> 404,00 M.: das Vermögen des Vereins beläuft sich aus 12 2ä>,23 M. Herr Ltadtrat Borack teilte der Versamm lung noch mit, das, ein neuer Führer in deutscher Sprache öemnächsl erscheinen werde und ein ebensolcher tn englischer Sprache sich in Vorbereitung besindc. Der Presse sprach er für ihre rege Mitarbeit seine» besonderen Dank aus. Die Versammlung erteilte daraus dem Vorstände in vollem Um fange Entlastung. Dan» folgte die EVgänzungSwahl des Vorstandes: satzungsgemäß müssen von den 30 Mitgliedern ein Drittel anSscheiüen. Die Versammlung wählte die AuSschelöciiden wieder und an Stelle der verstorbenen Her ren Konsul Arnhvld und Dr. Klotz die Herren Bankier MatterSdors und StaLtgartendireklvr v. USlar. Anschließend an die Versammlung entspann sich eine äußerst rege Debatte. Herr Stadtrat Plötner beklagte die Teilnahmslosigkeit der Dresdner dem Verein gegenüber. Die hervorragendc Mitarbeit der Presse allein genüge nicht, um dieser Kala mität z» neuern. Die Mitglieder selbst müßten rege Werbe arbeit betreiben. Redner schlug di« erneute Herausgabe eines Merl- oder Flugblattes vor. Mit einer angeblichen Rückständigkeit Dresdens und einer mitunier schikanösen Hand-Habnng der Verordnungen beschäftigte sich Herr Kauf mann Siegel. Es seien z>var nur kleine Lnmpiome. die er Vorbringen könne, sie bedürften aber trotzdem allergröß ter Beachtung. Redner gab eine ganze Anzahl Einzelsälle zum beiten. Herr Stadtrat Borack dankte der Presse noch einmal für ihre hervorragende Mitarbeit. Man habe ihr fahr viel zu verdanken und ihre Tätigkeit sei erfolgreicher, aiS die Herausgabe eines Merkblattes. Den Ausführungen Herrn Siegels trat Herr Stadtrat Plötner entgegen. Die 'clmrse Kritik sei nicht am Platze gcivesen: Dresden werde ft,ü ausnahmslos als schön« und reinliche Stadt gelobt. Herr Siegel möge nur einmal andere Länder besuchen und sich von der Beschaffenheit ausländischer Großstädte über zeugen, einmal einen Sonntag in London verloben oder im Lchmuve italienischer Städte hcrumlaufen. Unsere Be hörden zeigten jetzt in all«» Dingen daS größte Entgegen kommen. Verschiedene Redner regten noch eine Anzahl Wünsche an, die sür die Oessentlichkeit weniger von Intcr- csse sind: — n. a. will Herr Pfarrer Hftrmper di« .Knnstler- nnd Lchriftftcllerwelt zum Beitritt in den Verein auf- gcsoodcrt wissen. , — * Ein Handwerkerbund im Königreich Sachse«. Unter der Ueberichrift »Für daS sächsische Handwerk" schreibe» die «Mitteilungen der MittelslandS-Pereinigung im Königreich Sachsen": »In der kürzlich in Leipzig ab- gehaUencu LaiideSvorstandSsitzung der Mittelstands-Ver einigung im Königreich Lachsen wurde bekanntlich der ein stimmige Beschluß gcsaßi, die Gründung einer Sächsi sch e n Z e n l r a l st e l l e sür das Lubmissions- wesen auf Grund eines vom Bürgermeister Dr. Eberlc in 'Nossen anSgearbeitetcii und von ihm und Herrn Stadt- rar Hugo Seifert in Leipzig erläuterten Organisations statuts in die Wege zu leiten. Es wurde vorgcfchlagcn, die geplante Organisation als „H a n d w c r k c r b n n d im Königreich Sachsen, eingetragene Werk-, Ein laufs- und .Kreditgeiwsscirftlmst mit beschränkter Häftling", zu bezeichnen. Da ivette Kreise deS sächsischen Bürgertums und saß alle Zweige des Handwerks an der Verwirk lichung dieses Projektes ein Interesse haben, wollen wir im Nachstehenden kurz die Grundgedanken der neuen Orga nisation skizzieren. 1. Das Siechtum des Handwerks wird verursacht durch den Mangel an lohnender Arbeit. Wer dem Handwerk Helsen will, muß ihm lohnende Arbeit ver- ichasien. Das erscheint nur möglich, wenn für das -Hand werk Arbeit gewonnen wird, die jetzt den Großunterneh mern zufäilt, weil daS Handwerk in seinen Einzelbetrieben zu schwach znr Ucbcrnahme großer Aufträge ist. DcShalb »ruß jedes einzelne Handwerk sich die Leistungsfähigkeit eines Großbetriebs verschaffen. DaS ist möglich hinsichtlich der gewerblichen Leistungsfähigkeit, wenn sich die vorhan denen Geiiosfemckaften und Innungen zusammenschlicßcn und die nock nicht organisierten Handwcrksgcnossen dazu gewinnen daß sie zu Werk-Genossenschaften znsaminen- trctcn. Denken wir uns im Lande z. B. 100 Schneider- Werkgcnvsscnschasicn einschließlich Innungen vereinigt, von denen jede nur einen geringen Deik ihrer Produk- rtonSkraft — etiva 10 Prozent — dem Verbände zur Ber- lügun« stellt, io ist kein Zweifel, daß die Gesamtheit eine außerordentliche Leistungsfähigkeit besitzt, die nicht nur dem Umfange nach jeden Großbetrieb übcrtrtfst, sondern vor allen Dinge» der Qualität nach Mecfterarbett zu. liefern im stände ist. also vor dem Unternehmer von Hause aus die Gewähr tüchtiger Arbeit voraus hat. 3. Aber nicht nur die Werktüchtigkcit muß vorhanden fein, sondern noch finanzielle Kraft. Sie ist notwendig, um dem Einzelmeister Kredit zu «eben, damit er die Rohmaterialien kaufen und die Löhne und sonstigen Ausgaben bestreiten kann. Ist dies« Kraft schon tn gewissem Maße tn der Gesamt-Genossenschaft vorhanden, so soll sie dadurch erhöht werden, daß dt« Ge- sanrt^tzenossenschaften der Schneider. Schuhmacher, Sattler, tzauhandwerker usw. tn «ine Hanvtgenossenschast, den Handwerkerbnnd. treten und so ihre finanzielle Kraft ver einigen. Dieso Zusamwensassung gibt di« Unterlage sür große Kreditgeschäfte. Denn nicht nur der Staat wird dieser Hauptgcnossenschasl. die vtelleichr als Ausbau der b«. stehenden sächsischen Genossenschafts-Bank gedacht werden kan», leichter Helsen, sondern sie erzielt auch durch ihre eigene Kraft leichtert», Kredit. 8. DaS Wichtigste aber ist das, daß die Hauptgenvssenschasi. die Handwerkerbnnd ge nannt iverden soll, eine tüchtige Zentral-Geschäftsstellc für das Handwerk schaffe» kann und muß. An einer tüchtigen zentralen Leitung liegt alles. Ihr wird obliegen: a> Di« erste Aufgabe muß sein, das SnbmissionSivesen in gesunde Bahnen zu leiten. Es gilt, die Mängel des jetzigen Systems dar- und tlarzulcgen, namentlich zu konstatieren, welche Bcsclmncnheit Lieferungen auf Grund der Mindest forderung haben und daran zu zeigen, daß billig sehr oft gleich schlecht ist. ist Ein« zweite Anfgabe wird die sein, lohnende Arbeit nachzumeisen. aj Der Bund soll aber auch größere und die größten Lieferungen deS Reiches, des Staates und der Gemeinde» selbst übernehmen und an seine zuständigen Genossenschaften verteilen. Wo nach Probe gearbeitet werden muß, soll er die Rohstoffe kaufen, auch andere Massenartikel sür die HandiverkSprodnktion im großen kaufen. «>> Wo es nötig ist, hat er die vorbereitende Bearbeitung vorzunehme» und dazu Werkstätten einzurich- te». G Ans die übernommenen und verteilte» Aufträge hat er Vorschüsse zu gebe», kj Der Bund hat das Borg- wescn zu. bekämpfen und jeder Genossenschaft und jedem Meiner eine geschäftliche Stutze zu sein mit Rat und Tal. — * Daß sich die pietätvolle Sitte des Gräberschmückeus am Johannisscst« im Lause der letzten zwei Jahrzehnte in Dresden immer mehr eingebürgert hat, davon konnte man sich in diesen Tagen ausS neue überzeugen. Rach- dem bereits am Milnvvch trotz des kühlen und regnerischen Wetters sehr viele Leidtragende die verschiedenen Fricd- höse ansgejucht halten, fanden am heutige» Ivhannistage selbst, der von srcundlichem Sonnenschein begünstigt ivar, förmliche Wallfahrten nach den Gottesäckern statt, und nur vereinzelte Tvtenhügel entbehrten eines neu niedcrgcleg- tcn Liebeszeichens. Mit besonderer Sorgfalt nmren auf Anordnung des KriegSministeriumS auch diesmal wieder die ans dem Nensiüdter Kirchhvse an den Scheunenhöfcn, sowie die aus dein St. Panli-Friedhosc am Hcllcrberg be findlichen Rleiengräber geschmückt, in denen die sächsischen und vreußischen Soldaten, die im Mai 4840 die Dresdner Revolution uicdergekampft haben, sowie jene Sachsen, Preuße», Oesterreichcr und Franzosen ruhen, die während der KriegSjahre 1800, 70 und 7l in den hiesigen Lazaretten verstorben sind. Bei dieser Schmückung, die durch Säube rung der Rasenplätze und Bestreitung der Wege mit Garten-ies wohl vorbereitet war und aus srischgrünen Girlanden, Kränzen und Fahnen bestand, ivar auch das Marmvrkrciiz nicht vergessen, das Frankreich seinen hier in Dresden ruhenden Löhnen hat setzen lassen. —* Die Lachsen in Meß. Am 'Sonntag trafen 700 Gäste teste malige Angehörige des K. S. Fnßartilleric-Regiments Nr. I2> in Metz ein. Am Bahnhof wurden die Inaktiven deS Regiments von dem Regimentskommandeur sowie dem OssizieokorvS herzlich begrüßt. Unter Vorantritt der Regi- mciitökapcll« l»«gab sich der Zug nach der Stadt. Am Nach mittag legte das.Komitee an den Stufen des Denkmals Kaiser Wilhelms I. einen Kranz nieder. Am Abend fanden sich die Teilnehmer gesellig zusammen. Der Montag »mir 'iir einen Ausflug nach den Schlachtfeldern bestimmt. Am Wcstausgaiigc von St. Privat sammelten sich vor dem Löwendenkmal des 3. Gardercgiments mit der Front nach Lainte Maric-aur-EstOncS die füchfischcn (Mst«, um hier einen Vortrag des Adjutanten des Sachs. Faibarttllcrit- Regtm«ntS Nr. 12, Leutnants Müller, über die Schlacht am !4. August l870 anzustörcn. Di« Gäste hatten bereits vorher die Häuler in Noncvurt besucht, in denen in der Nacht des 10. August l870 Kronprinz Albert und Prinz Georg cin- giiartiert waren, auch das Sachscndeükmal und den Kraus haar-Stein. Der 'Nachmittag-wurde von den meisten dazu be nutzt, um über den „Eoir de France" und die Felder von Graveivtl« nach MeV znrückzn'kahren. In St. Privat wur den besonders das Museum Volkmann und der Kriegcr- sricdstof besucht, in Gravclottc das KriegSmuscum von Erpeldingcr und ebenfalls der Kriegerfriedstos mit der NubmcShalie. Den Dienstag benutzten die EMte teilweise zu einem Besuche der östlichen Schlachtfelder, teilweise »u einer Fahrt nach Ranen oder Luxemburg, andere wunderten zur Luftkrcuzerhallc oder unternahmen sonstige Partien. Der Mittwoch Vormittag galt »och einer Besichtigung des Forts Mantenfsol. in dem vier Kompagnien des Regiments lieg«», und Besuchen anderer artilleristischer Werke, die vir die Sachsen von Interesse sind. —* Bei der Konferenz von Vertreter« der Oberpoft« lchasfner-Bereiuiguugcn Dentschlands, die vom Montag bis Mittwoch im »Italieniscl>ei! Dörfchen" hier tagte, nah- salten, edle Plastik hat der alte blinde, regierende Gras, und überaus anschaulich ist das Leben des ungetreuen Ritters Tanuhaniers auf der kleine» engen Wasserburg geschildert. Eine Fülle gut gesehener und mit markigen Strichen mic- dergegebener Bilder bedrängt den Leser, Bilder, zu denen er um ihrer Echtheit und Kraft willen gern einmal wieder zurncikehrl. ES wäre zu ivcit gegangen, wollte man das Werk neben „Götz" oder «Florian Gcner" stellen, aber man wird cs als ein gutes, verdienstliches Buch cinschätzen inüsien. lieber eine reiche Palette verfügt der in Dresden lebende Lclrriftsteller Georg v v n der Gabelentz, der in seinem Ibei Egon Fleische! u. Co. in Berlin erschienenenj Roman „Ilm eine Krone" den Leser in die Welt des mittel alterlichen Italiens führt. Kämpfe voll Blut und Gewalt tat um Sie Krone Neapels bilden den düster» Hintergrund, von dem sich die Einzelschicksale plastisch abhcben. Ein ge wisses leidenschaftliches Pathos ist von der Gabelentz als Erzähler eigen, -ein Pathos, dem sich der Leser nicht ent liehen kann und der das Buch des begabten, ans ansteigen der Entwicklungslinie befindlichen Schriftstellers über den Durchschnitt erhebt. Eine straffere Durchführung und ein cnergüches Bcfchneiücn allzu üppig schießender roman tischer Ranken hätte dem Ganzen zum Vorteil gereicht. Aber sie Blutwärmc, die vom Dichter sein Werk empfing, macht es lebensvoll. Felix Holländer, der geistreiche Dramaturg und Regisseur der Rciirhardt-Bühnc, hat als Epiker schon lauge seine große Genreinüe. Er liebt es. eigene, verschlungene Wege, weit von den Bahnen des Alltags fort, zu gehen. TieieS, eigenartiges Erleben wiegelt sich t» de» wunder lichen Helden seiner Bücher, Helden, die sich alle strebend bemühen, echten Lebensinhalt zu gewinnen. Manchmal spürt mau jedoch etwas, wie zu schnelles, nicht gesundes Wachstum in seinen Arbeiten — eine Treibhaustempcra- tur, nervöse Ueberbitzung. Auch sein neuester, in der Zeit schrift »Nord und Süd" zuerst veröffentlichter Roman »Agnes FeustelS Sohn" ist nicht ganz frei von Ueberhitzung. Aber « ist doch eine» -er Bücher, in die man sich hinein- liest und die innerer Schönheit voll sind. Die ersten Ka pitel des Buches sind prachtvoll, sie haben etwas biblisch Legendenhaftes. Den Fall der Agnes Feustel, die nur eine einzige große Liebe kennt, umgibt ctivas wie mild strah lender Heiligenschein, ein sanftes Leuchten, und in dieser innigen, weltfernen Frau mit dem durchaus naiven Ge fühlsleben ist etwas von der Linienführunq einer Dürer- schen Madonna enthalten. Das Schicksal führt ihren Lohn, den Alexander Lblomoft, romanhafte Ziclzackwcge, denen man mit wechselndem Interesse folgt. Interessanter und reicher ist die Gestaltung des inneren Menschen, hier er kennt man mit Genügt»»»« den seinen Psychologen, der Holländer unzweifelhaft ist. Die Schilderung eines Teiles der Berliner Thcaterverhältnisfe hat etwas von realistischer Herbheit. Das Werk vermag den Leser von Anfang an stark zu fesseln. Zn den Büchern, die weit, weit mehr sind alS Saisvn- erschcinnngcn, gehört Ernst Zahns Novcllensammlnng „Die da kommen und gehen" lbci der Deutschen Vcrl,»gsa»stalt Stuttgart». Wenn einer unter den zeitgenössischen Dich tern. so l>at er etwas vom Blute und der Wesenheit Kellers, Wahrheit. Aufrichtigkeit, Ernst sind die charakteristischen Merkmale der Kunst Kellers, starkes, verhaltene», gleichsam scheues Gefühl ihre Seel«, nur die Lichter des Humors üvcrsonncn zu wenig mit goldenem Schein den ergreifen- den Ernst der schlichten Menschenschicksale. Man wird bei der Lesung dieser 'Novellen unwillkürlich an die knorrige Herbheit, die primitive und doch so starke Art des Schweizers Hodlcr erinnert. Man kann von Len bodenständigen, tiefen Menschen nicht los »Sic kommen und gehen, Flüchtig nur ^rägt eine Scholle ihre Spur, Ihres Wandels Begebenheit Verweht Der Sturm der Zeit." Aber die Spur ist nun festgehaltcn und wird so bald nicht verwehen. Zahn ist in den Schacht ber Volksseele hinqbgesticgcn und hat Gold mit reine« Händen geschürft. Wie prachtvoll ersteht in „Tic Gerechtigkeit der Marianne Dcmicr" die Heldin der Novelle, die aus eigenem Willen heraus zum Höchste», der Herrschaft über sich selbst, ge langt. Fast allen den Helden und Heldinnen drückt das Schicksal das Stigma des Leids, der Entsagung auf, aber sie zerbrechen nicht — sic erhalten vielmehr etwas von dem Pathos der einsam Dahinzicheiiüen. Die Stunden, die man mit Zahn verbringt, sind wahrhastla keine verlorenen. Ein echtes, gesundes und in mancher Hinsicht gewinn bringendes Fertcnbuch dürste Heinrich Kellers „Leni und Ernst" sein, das der Verlag Lumen in Wien herauS- geqeben hat. Es ist alles andere eher, als ein Roman — es ließe sich etwa als eine Abhandlung über das Kinder- fränlein bezeichnen, aber wie frisch und reizvoll ist diese Abhandlung geschrieben. Zn einem jungen Wiener Ehe- paar, das bei genußreichen Wanderfahrten tn innigster Be- rühruna mit der Natur Glück und Genugtuung findet, kommt der Storch, bringt erst die Leni und dann ein paar Jahre später den Ernst'l. Wie die beide» kleinen Menschen in den jungen Haushalt hineinwnclsien. daS ist mit so köst licher Beobachtung der kindlichen Psnche geschildert, daß man allen Phasen der Entwicklung mit Behagen und Ge nugtuung folgt. Wer freilich Kinder nur nett findet, men» sie heransgcbracht werden, der wird die ewige Sorge, die der Familie aus dem Reigen der »Kinderfräuleins" er blühen, vermutlich für reichlich kleinlich halten. Die Moral kann sich jede ju,»ge Mutter, besonders wenn sie gut situiert ist. selbst ziehen, die etwa unbedacht ihr Liebstes in den wichtigsten Eiitmicklungsjahren Händen anvertraut, von deren Reinlichkeit sie sich nicht vorher überzeugt hat. Liebenswürdiger Humor und manche feine Naturb«trach. tun« machen Li- Lesung diese« Buche« besonders anztehend. Auf zwei Romane, deren noch eingehend gedacht wer. den soll. »Wie Truges seine Mutter suchte" von Ottomar Enking und »Ei,»Hart ber Lächler" von Carl Haupt- mann sei ber Freund von Büchern, die mehr in die Tiefe, al» in die «rette gehen, schon setzt nachdrücklich auftnerklam gemacht. PaulHermannHartwi«.