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Liest« Blatt wird dm Lesern von DreSdm «M und Umgebung am Tage vorher bereit« al« ^ Vv Verugsgebllbn vikrtklilUirlilli für »«»»., bet täali» «weiinaliaer 8utraaun» duriti unlere Stolen «abcnb» und m,r,c»«> an Sonn und Moulaaen nur einmalt »Mt »VBI. d»rN>a»swärttaez>om- niilgonüre » MI b« S Mt »o M. Bei einmaliaer Zutlellun, durch die 'Loli »MI. lolmeBeliellaeldl, »n Au«, land mit eulwrecheiidein tzuMilaac. V,' achdruck aller Artikel u. Ortaiiial- Milleilunaen nur mit deutlicher Quellen» » «ade l„Dre«d. Nachr") »nläilia Nachträallche bvnorar- auivrüche bleiben unberückiichliat: uiiverlanale Manullnvic werden nicht aulbcivabrt. relearamm-Adrette: Nachrichten Lre«de». zugesttM, wahrend e« die Post-Abonnenten am Morgen m einer Gesamtausgabe erhalte». ^nrelgen-canf. Annabme von Ankünbt,unaen bi« nachmitlaa« s Ubr. Sonn- und Neierlaa« nur Manen,nabe g« von II bi» '/«l Ubr Die t Iva,tiae Grund - Me lca. « Silben! 20 Pi».. An kundiaunacn aui der Privatleile Kelle ss lvla : dlk blbaltioe geile aulDerl teile 00 Pia.. a>« Einaeiandt geile w Pia. In Hummern nach vonii- nnd feiert»,en l ivailiae Grundjeile M Pia. aui Privalteile ao Pi».. Llvallige geile aui Terticite und al« Emgciandt so Via. Ansivirrtige Am- träge nur gegen Vorausvezalilnug. Bcleabiätier werde» mit 10 Psg. berechnet. Nernivrechanschluz: »lmt I Nr. U und Nr. 20SL l.im e-k! llsslallllllgLN e„0>. lstillinze» n. siermonn. > Ikil- ii. ll-ünr He lSeal !Iei Rr. 2«V. Animi»! * Neueste Dralitberichte. Hofnachrichten, Notstaudstarise. Anneeveränderunken. Planheft von Dresden. I Eldnausängerbuud. Gerichtsverhandl. „Ter Berschwender". Pholograptniche ÄusueÜunn in Leiv;in. Ssilllltllll, 18. L epteinlier 1W4. Zum russisch-japanischen Krieg. Der Chinese, welcher die Nachricht von der zwischen dem 8. und 10. d. M. erfolgten Eroberung eines Forts von Port Arthur nach Tschifu überbracht hat, erzählt, ein russischer Torpcdobootszer st örcr im Lock ici von japanischen Granaten getroffen und untcrgegangen: 7 Seeleute seien dabei getötet worden. Die japanische Flotte komme jetzt viel näher heran und werfe täglich einige Granaten in Stadt und Hafen. Eine Granate habe mehrere Maschinen auf der Werft zerstört und einen Ossizier sowie zwei Mann getötet- Das Fort, das die Japaner eroberten, wird nicht als wesentlich für die Verteidigung der Festung betrachtet! da aber bei den Japanern beständig schweres Geschütz "intrstst. kann die Wegnahme des Forts sehr nachteilig für die Russen werden, falls ne das Gcschützfeuer der Japaner nicht wirksam erwidern können. Der Chinese ist nicht in der Lage, das eroberte Fort zu beschrei ben: aber der verhältnismässig schwache Widerstand, der geleistet wurde, läßt darauf schlichen, dah es sich nur um einen Außen- posten handelt. Der Angriff auf diese Stellung war, wie der Chinese berichtet, der einzige seit dem 31. August. Die fünf ll^zölligen Kanonen auf dem Goldenen Hügel, die irüher nach dem Meere zu gerichtet waren, seien jetzt wieder landeinwärts gerichtet aufgestellt. Der Chinese berichtet, mit Ausnahme der 10- und 12-zölligen Geschütze, seien alle Kanonen von den Schiffen an Land auf die Batterien gebracht worden. Die Schlachtschiffe seien jetzt von geringem Nutzen. Von allen im Hafen liegenden Schiffen wären gegenwärtig nur sechs völlig im stände, an einem neuen Kampfe teilzunehmen. Vor vier Wochen bedrohten die auf dem Goldenen Hügel befindlichen Geschütze Schuschijcn ernst lich, aber jetzt fielen die Geschosse sehr weit von diesem Punkte aus. — „North China Daily News" veröffentlicht briefliche Mit teilungen eines chinesischen Dolmetschers, der vom Jahre 1897 bis Ende August des laufenden Jahres bei der Intendantur in Port Arthur beschäftigt war. Im Februar dieses Jahres seien täglich 33 000 Rationen den Landstreitlrästen geliefert worden, die russische Flotte habe ihr eigenes B e r p f t e g u ng s w e s e n gehabt. Als er die Festung verlieh, seien täglich nur 15 000 Rationen verteilt worden, und zwar an die ganze Garnison, ein- schlichlich der Mannschaften der Panzerschiffe, die jetzt als Be satzung der Forts verwendet würden. 24 OM Kranke und Ver wundete seien jetzt in Port Arthur. Die Munitionsvorräte aller Art seien sehr gering, und nur noch für 5 Wochen seien volle Rationen vorhanden. Die Garnison, aus- schliehlich der Offiziere, wünsche die Ucbergabe der Festu ng. Wie au« Mukden gemeldet wird, rücken japanische Truppen von Osten her gegen Mukden vor: starke russische Streitkräftc stehen bereit, ihnen entgegenzutrcten. Die neuesten Meldungen lauten: London. „Daily Kraphie" ist ermächtigt, formell und kategorisch festzustellen, dah die letzthin in die Oeffcntlichkcit ge drungenen Gerüchte von einem geheimen Vertrage oder einem Abkommen zwischen Deutschland und Ruhland in bezug auf den fernen Osten vollständig erfunden sind. Das Blatt sagt, es würde viel Raum beanspruchen, die verschiedenen Behauptungen und die daraus gezogenen Schlußfolgerungen zu besprechen, aber es laste sich leicht Nachweisen, dah dieselben sich meist widersprechen, obwohl sie nicht schlecht begründet sind. In einem besonderen Punkte muh jedoch ein scharfes Dementi gegeben werden: Es haben keine Verhandlungen zwischen der russischen und deutschen Regierung über Kiautschou stattgcfunden. Wir können hmzufügen, dah die Geschichte von einem angeblichen Vertrage nicht zum ersten Male auftaucht: vor einigen Monaten erschien sie in der „National« Review", wurde aber sofort autoritativ in unseren Spalten bestritten. Seitdem ist kein Ver such gemacht worden, ihre Richtigkeit zu beweisen. In russischen offiziellen Kreisen mißt man, was auch längst bekannt ist, ihr mcht die geringste Glaubwürdigkeit bei. London. Dem „Daily Telegraph" wird aus Tientsin vom 15. gemeldet: Tie Japaner lassen über die Luisenbai bedeu tende Verstärkungen zur Belagerungsarmce vor Port Arthu r flohen. General Kuropatkin teilte angeblich der Gar nison mit, dah sie sich noch einen Monat halten müsse. London. Dem „Daily Telegraph" wird aus Söul vom 14. gemeldet: Tie umsangreichen Mahnahmen, die in Söul ge troffen werden, lassen darauf schließen, dah die Japaner Söul zum dauernden Standquartier für eine Division machen wolle«. Kasernen werden außerhalb des Südtores an der Eisen bahn erbaut. London. Ten „Times" wird aus Tokio berichtet: Die in Liaujang erbeuteten Futtervorräte sind genügend groß, um die Pferde von 4 Divisionen drei Monate hindurch zu unterhalten. Tie zerstörte Eisenbahnbrückc über de» Liau läßt sich ausbessern. In Liaujang kamen 400 N i ch t k 0 m b a l t a n t e n ums Leben. London. Den „Times" wird aus Schanghai gemeldet: Es wird immer noch mit der chinesischen Regierung über die in Schanghai anwesenden russischen Schiffs- Mannschaften verhandelt. Der japanische Gesandte verlangt die Erfüllung der von China cingegangenen Ver pflichtung, die Mannschaften fcstzuhalten, während der russische Gesandte sich aus das Versprechen der chinesischen Negierung stützt, die Mannschaften in die Heimat zu entlassen. London. Tie „Daily Mail" meldet aus Schanghai: Nach zuverlässigen Nachrichten ans Tokio hat Japan den Plan sür die Organisation einer N a t i 0 n a l a r m c c ersten Auf gebots aufgestellt. Alle Männer vom 32. bis 40. Lebensjahr werden dadurch dienstpflichtig. Die meisten von ihnen haben bereits gedient. Das Aufgebot soll 8 Divisionen von zusammen 120 000 Mann ergeben. Petersburg. Der Chef der Ussuri-Reiter-Brigadc, Generalmajor Ssamn 0 n 0 w , ist zum Kommandierenden der sibirischen .Kosakendivision und der Chef der 27. Jnsantcrie- Dioision, Generalleutnant Skugarewski, zum Kommandeur des 6. Armeekorps ernannt worden. Petersburg. Die „Nowoje Wrcmja" meldet aus Mukden: Am 15 ds. abends trafen dort mit der Bahn 26 Ver wundete des Detachements Mischtschenko ein, das den Rückzug an- getrcten hat. Es ist noch nicht aufgeklärt, ob das stattgesundenc Treffen als Beginn des japanischen Vormarsches ans Muk den oder nur als zufälliges Scharmützel der Patrouillen ange sehen werden müsse. Sansibar. Die russischen Kreuzer „Smo lensk" und „Petersbur g" haben morgens Tar-es-Salaam verlassen. Ter englische Kreuzer „Forte" sah die Schisse den Kanal zwischen Sansibar und dem Festlande nicht passieren. Neneste Draht»i»eldmigerr vom 17 September Berlin. Das „Marine-Verordnungsblatt" veröffentlicht eine kaiserliche Kabinetlsordcr, betreffend die Organisation der aktiven S ch l a ch t s l o t t e. Hiernach wird das Kommando des 1. Geschwaders zum Kommando der Schlachtflotte abgezwcigt und letzterem unterstellt. Der Ches des Flaggschiffes der aktiven Schlachtslotte gehört in allen disziplinären, gerichtlichen, Aus- bildungs- und Verwaltungs-Angelegenheiten zum Verbände des 1. Geschwaders. Das 1. Gesckuvader besteht aus: „Wittelsbach" lFlaggschifss, „Zähringcn", „Wettin" „Mecklenburg", „Kaiser Karl der Große", „Kaiser Wilhelm II." lFIottcnflaggschisfs: das 2. Geschwader aus: „Kaiser Friedrich III." lFlaggichitss, „Kaiser Wilhelm der Große", „Wörth", „Weihenburg", „Elsaß", „Braun schweig" iFlaggschisf des zweiten Admirals,. Für das I. Ge schwader ist bis aus weiteres ein zweiter Admiral nicht zu kom mandieren. Die Acnderung der Organisation tritt am 1. Oktober in Kraft. Hamburg. Der „Hamb. Korr." meldet heute über das Befinden des Fürsten Bismarck: Ter Kranke schläft fast unausgesetzt, da er beim Erwachen wieder Morphium erhält. Professor Schwcninaer ist noch nicht wieder cingetrofsen. Heute vormittag wird Gräfin Sibylle Bismarck, die Schwägerin des Fürsten, in Friedrichs: uh ciutrefsen. Bremen. „Bösmanns Tel.-Bur." meldet aus Bremer haven: Zwei angeblich sranzösischc Studenten, die das Wescr- sort Brinkamer Hoi II. photographierten, wurde,, verhaftet und dem Amtsgericht in Dorum zugcführt. Dortmund. In der Zeche Courl ist gestern Feuer im Gebäude des Wastcrbaltungsichachtes ausgebrochen, das bald bewältigt wurde. Eine Wasserhaltiiugsmalchine ist beschädigt worden, die unterirdischen sind intakt, sodah keinerlei Gefahr sür die Grube besteht. Die Betriebsstörung wird heute beseitigt. Ter Schaden ist nicht bedeutend. Rottweil. Heute früh ist hier ein im Umbau befind liches großes Haus zum größten Test plötzlich zusammen- gestürzt. Zwei oder drei Arbeiter befinden sich zur Zeit noch unter den Trümmern. Tie Bergung der Verunglückten ist sehr schwierig. Königsberg i. Pr. Der M aurerausstand ist nach fast Tlwöchiger Tauer infolge Einigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gestern abend beendigt worden. Genua. Gestern abend dnrchzogeii^starke Hausen Aus ständiger die Stadt, forderten die Schließung der Adaga- ziue und suchten sie hier und da durch Gewaltakte herbeizufübreu. Mit der bewaffneten Macht fanden Zusammenstöße statt. Bei diesen wurden ein Beamter, fünf Polizisten, zwei Karabiuicri, zwei Zollwächtcr und zwei Ausständige leicht verletzt. Madrid. Wie „Jmoarcial" meldet, verlieh t^r i nzessin Luise vonKoburg in Begleitung des Dr. Stimmer am Donnerstag Paris, um unter dem Namen einer Gräiin Eost bcrg einen dreitägigen Aufenthalt hier zu nehmen. Auch die übrigen Blätter bestätigen den Aufenthalt in Madrid. lVou anderer Seite wird aus Lissabon gemeldet: Die Abendblätter berichten, daß die Prinzessin Luise von Koburg und Mattasich unter dem Namen Wolsky mit dem Dampfer, „Bishop" in Lissabon anlangten. Beide seien gei'und und zufrieden. London. Ter König gab gestern zu Ehren der fremd ländischen Offiziere, die an den Manövern teilacnoinmc.' haben, im Anckinaham-Palast ein Eisen, wobei er sich dura.' den Herzog von Connanghk vertreten lieh, London. Wie die „Times" aus Peking vom 15. b. Mtc- melden, ist der Entwurf des Vertrages mit Tibet von cingetrofsen. Er besteht aus einer Einleitung und 10 Para gräphcn. Tibet verpflichtet sich, drei Märkte für den Handel zwischen englischen und tibetanischen Kauslcutcn zu öffnen und den Warenverkehr auf den bestehenden oder noch zu bauenden Straßen zwischen Indien uns Tibet zu gestatten. Tibet zahlt eine Entjchädianna von 500 000 Pinnd Sterling in drei Jahres raten. Zur Sicherung der Durchführung der Verlragsbestim- niungen besetzen die englischen Trnnven das T'chnmbi-Tal. Ohne englische Erlaubnis darf tibetanisches Gebiet weder durch Ver kauf noch Verpachtung an irgend eine fremde Macht abgetreten werden. Keiner fremden Macht ist es erlaubt, sich in tibetamichc Angelegenheiten cinznmischcn, Wege, Eisenbahnen oder Tele graphenlinien zu bauen oder Bergwerke zu eröffnen. Oertliches und Snchsischeö. Dresden. 17. September. —* Se. Majestät der König unternahm beute in Begleitung einiger Heiren einen JagdanSstng nach deni Grillcnburaer Walde Die Jagd fand ans Spechtshawener Revier statt. Der König benutzte von Niedersedlitz aus einen Smidernig. der 7 Uhi 30 Minuten in Klinqenbcrg eintras. Auf der Rückkehr wild c> heute abend gegen 7 tlhr in Niedcoedlitz wieder einlicffe». —* Als Gast Jkuer Majestät der Königin-Witwe is der Kvnigl. Flüaelndjutant Obeist v. Kospotb heute vormittag zv mehrtägigem Besuche in Schloß Siblillenort einqetroffcn. —* Auch dus offizielle Organ der konservativen Partei ii Sachsen, das „Vaterland", ist von der Negierunaserklärting im .Dresdner Journal", in der die Ablehnung der Notstands tarife für die Indnstrie gerechtfertigt wird, nicht recht befrie digt. Es vermißt in der Darlegung des Fiiianzininistcriunis die Kunst und Wissenschaft. 's* Wochen-Spielplan der König!. Hoftheater. Overnhau«. Sonntag: „Don Juan". Montag: „Preciosa". DlknStaa: „Carmen". Mittwoch: „DaS Rdeingold". Donners tag: „Die Walküre". Freitag: „Zrtny". Sonnabend: „Sieg fried". Sonntag: „Mignon". Äcontaa, den 26. d. M.: .Ein Sommernachtstraum." — Schauspielhaus: Bis auf weiteres geschlossen. -f* Mitteilung auS dem Bureau der Königlichen Hof theater. Für den am 21.September beginnenden .Ring beS Nibelungen" werben bte BiueltS tur alle vier Bvriteiinngen bereits am Montag, den 19. d. M., an der Tageskasse des Opern hauses auSaegebcn. Stammsitzinhaber können ihre Plätze für alle vier Vorstellungen gegen Abgabe von vier Coupons und Entrich tung des Preisunterschiedes gleichfalls am genannten Tage ent nehmen. Die Besetzung des „Rbeinaoldes", das Mittwoch, den 21- September, in Szene gebt, ist die folgende. Wotan: Herr Perron: Donner: Herr Kieß: Froh: Herr Wildbrunn; Loae: Herr Jäaer: Alberich: Herr Plaschke: Mime: Herr Rüdi f* Im Königk. Hofopernhause gelangt heute, Sonn abend s7 Uhrs, „Lohengrin" zur Aufführung. Die „Königin von Saba" muhte wegen Heiserkeit Burrmns abgesetzt werden. s* Königk. Hoffchauspiek. „Ter Verschwender." Rai mund nennt sein Stück ein Zaubermärchen. Für viele ist es mehr als das, es gilt ihnen als ein echtes, von patriotischem Duste erfülltes Volksschauspiel, das nicht bloß unterhält, sondern auch erzieht, das volkstümlich in Stof, und Form die höchsten Gedanken der Wahrheit, die erhabensten. Lehren der Weisheit und eine Fülle des Schönen ausbreitet in der Allegorie: daß die Leiden, die wir selbst über uns heraufbcschwören, von uns selbst auch getragen werden müssen, um zur Erkenntnis cinzu- ochen und der friedsam abgeklärten Weisheit eines stillbeLchei- denen Sinnes. In diesem Kern der Handlung kann das L-tück denn auch nicht veralten, und wenn es uns heute in der Form etwas antiquiert scheint, in seinem allgemein »menschlichen In halte, in der vortrefflichen Charakterisierung fesselt es noch mit gleich natürlicher Lebendigkeit, wie es unsere Väter und Großväter unter Lachen und Weinen gesehen haben. Allerdings kann uns die Komödie heutigen Tages kaum noch in dem Pro- vinzgewande vorgeführt werden, wie man sie leider nur noch allzu oft als Lückenbüßer oder sogenanntes Sonntagsstück zu geben Pflegt. Wir verlangen nach entsprechender Besetzung, an gemessener Jnszenc, würdiger Ausstattung oes Märchenhaften, und che reicher und sorgfältiger diese ousfallcn, je mehr wird das Stück selbst in unserer modernen Zeit wieder aufleben. Diese Bedingungen waren bei der gestrigen Aufführung fast restlos erfüllt. Das Märchenhafte war auf das wirkungs vollste in den Rahmen des Königs. Hofopernhanses eingefaßt, die malerischen Szenerien und feenhaften Vorgänge einheitlich Handlung versöhn . andlung verschmolzen, der Darstellung gewissenhaft Rechnung getragen. Dennoch wurden einige Voraussetzungen nicht ganz erfüllt, zunächst nicht durch ^ " II ' - - - Herrn Stahl. Gewiß war sein Flottwell eine wohl durch dachte Leistung, in Ton und Geberde gewissenhaft abgewogen und ausgeseilt, wie es bei einem Künstler seines Schlages nicht anders zu erwarten ist aber gerade diese Art der Feile verträgt Flottwell, der in den unaufhörlich aufloderndcn Trieben der Leidenschaft alles Maß der Zurückhaltung verliert, nicht. Er sch» . .. . . „ .. Grübeleien handelt er nur ab olut leidenschaftlich, bis zum Moment, wo er sich durch solches Tun und Treiben an den Abgrund des Ruins gebracht hat. Erst dann, als alles ver loren, kommt er zur Einkehr, zu sich selbst. Alles das deutete Herr Stahl nur an, ohne ein ganzes, vollkommenes Bild zu geben. — Um so mehr kam die ganze Sympathie trefflich zur Geltung, die Raimund dem Valentin und der Rosa zu- gewendct hat. Herr Rens verkörpert ausgezeichnet die ruh rende Treue, das goldene Herz Valentins, ohne hierüber die Grundzeichnung der gutmütigen Einfältigkeit zu verwischen. Ueberraschend war er dazu im Couvletvortrag, in dem er ganz hervorragend zu wirken verstand. Die gleiche Anerkennung ver diente sich Fräulein Serda für ihre ebenso hübsche, wie ge- mandte schnippische Zofe, noch mehr, für die brillante Meta morphose des letzten Aktes. Sie tras hier sehr gut, ohne aus dem Rahmen des Maßvollen zu fallen, das nicht gerade sehr delikate, aber brave Weib, echt in den Gefühlen, trotz aller Reschheit und Schärfe. Herrn Wieners Wolf war eine fest und sicher gezeichnete Kontrastfigur, der lüsterne, frömmelnde Schuft, wie er im Buche steht, und Herrn Bauers Dumont eine treffliche Evisodc, die gewandt die Verbindung der Doppel- Handlung des Diener- und des Hcrrenpaarcs hcrstellt. Ein Kabinettstück feinsinniger Charakterisierung gab Frau Bleib- treu als altes Holzweib. Den ganzen romantischen Schim mer, der Jugend und erste Liebe umfließt, verkörpert aus das vollkommenste Frau Salb ach. In ihrer Chcristane vereinigte sie alles, was der Dichter .an äußerlicher Schönheit, an Wärme und Herzlichkeit des Gestibls, an Größe der Gesinnung in die Rolle zusammengcfaßt bat. Auf gleicher Höhe stand Herrn Perrons Bettler, ernst und würdig, hohcitsvoll aus dem Geisterrcichc hervorragend, fesselnd in der Erscheinung, die wie ein Schatten an den Personen und Ereignissen vorubcrhuscht, rührend in dem berühmten Liede, das aus feinem Munde wie ein Ausblick in die Zukunft anmutet. Verdient um die Vor stellung machten sich ferner die .Herren Eggcrth und Reu mann in den Ralle» der Baumeister »nd Herr Winds als Präsident. — Frisch und lebendig, wie Raimunds Dichtung, wirkt auch heute noch die Eonrad Kreuhcrsche Musik. Sie hat etwas Klassisches, Unvergängliches an sich, ganz besonders in der veredelten Form des Couplets, der charakteristischen melo- dramatischen Form, der Liebenswürdigkeit des Humors, mit der sie Raimunds herzliche, ungeiuchtc Komik begleitet. Das Hobel lied ist und bleibt ein unübertroffenes Meisterstück seines Genres. Die effektvollen Aeußcrlichkcitcn der Jnszene erhöhten einige, von Herrn Hosballcttmeister Berger veranstaltete Ballett-Einlagen, von denen die reizende Kinder,'jene „Tanzstunde" eine so all- gemein gefällige Aufnahme fand, dos sic wiederholt tverdcn muhte. Die ausgezeichnete Vorstellung verdient bald wieder- gegeben und dem Besuche warm empfohlen zu werden. II. 8t. Photographische Ansstcllnng Leipzig ^ ^ ^ l904. Bei Gelegen- heit des nn Laote des Tentschcn Buchhandlerhauscs abgchaltenen Festmahls des Sächsische» und TbürinarrPkoto.