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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.08.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050823028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905082302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905082302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-08
- Tag 1905-08-23
-
Monat
1905-08
-
Jahr
1905
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Hvesdnev Nachrichten Mittwoch. 23. August I»«-; Ar. 2.t.r «er Dertretting I«, Landtaae nicht genügend zu chrem «echte kommen läßt, in dem Lebten einer gesetzmäßige» Vertretung der Industrie in der Ersten Ständekauimer, in der Vermöaens- steucr mit ihrer Freilast»»g de» landwirticlmslliche» VetnebS- kapitals., in der Vorlage der Gewerbesteuerrefvrni mit ihrer in- dustricseindlichen Tendenz durch die geplante einseitige Belastung von Handel und Industrie bei völliger Freilassung der Land- ivirtsmasr und der Vestimwang der Nebern>eisung von Teilen der Gewerbesteuer und der Sparkasscn-lleberichüsse an doS Laich: ichliesstich rn der «chwankenden .Haltung. ivelche noch beute die sächsische Regierung gegenüber den Schistayrlsadgabrn eil», nehme, obwohl ihr gerade aus dem vorher gekestn- zeichneten Charakter des Landes die Pflicht erwächst, einer Aasliebuiig der Abgabensreiheit ftir die Befahrung der Elbe vvn vornherein energi'ch entgegen zutreten. — Die von dem Verbände empfohlenen Kanoidaten in den einzelnen Wahlkreisen sind folgende: Im Wahlkreis Dresden 5 Tr med. Lohe. Im Wahlkreise Leipzig 5, wo sich Herr Hausmann Franz Gontard und Here ftau>»>o»n Reis,mann aeaenüberstebeu, die«beide Mitglieder des Verbandes sind, über last es dieser seinen Mtgliedern. die 2Jahl zwischen beide» Herren zu treffen. Im Wahlkreise Leipzig 3 umerstüht der Verband die Kandidatur Friedri ch Gonlards. Im I städti schen Wahlkreise sPirna-Sebnitzs empfiehlt er dieWiederivahl des V'crrn Iustizrats Dr. Spiest, im «>. städtischen Wahlkreise jFrei- bergj tritt er für den bisherigen "Abgeordneten Schneidermeister Braun ein, obgleich dieser auch nickt in allen Fragen den Stand- Punkt des Verbandes vertritt: für di« Kandidatur des Herrn "Ablhelm in diesem ästablkreise kann sich der Verband nicht er klären. tveil dieser von Führern de? Bundes der Landwirte vorgeschoben worden sei. Im 8. städtischen Wahlkreise iNiesa- Ischatz.Wurzens wirb Herr' Landgerichtsral Dr. Heinze emp fohlen Im Ist. städtischen Wahlkreise iFrankeiiberq-Haiinchenj wird die Wiederioabl des bisherigen Vertreters, Herrn Kom merzienrats Schieck-Frankcnberg, befürwortet: >m 17. städtischen Wahlkreise wird der Wiederwahl des Herrn Fabrikbesitzers Zschicrlich-Geyer nicht entgegengelrcten. Im 22. städtischen Wahlkreise, wo gegen Herrn Geh. Hofrat OPitz die Herren Fabrikant Stadtrat Merkel-Mvian und Fabrikbesitzer Wolf- treuen kandidieren, will der Verband für einen der beiden uldustriesreundlicheii Kandidaten nicht mehr als für den anderen euitreten Im 23. ländlichen Wahlkreise empfiehlt er die Kan- didalur des Herr» Rechtsanwalts Zöpbel, im 18. ländlichen Wahlkreise die Wiederwahl des Herrn Fabrikbesitzers Wolfs- Rosewiich und >m 45. ländlichen Wahlkreise die Wahl des Herrn Fabrikbesitzers Arnold v. Schwarze. —* Der Rat genehmigte den Entwurf der Haus- und Bade ordnung für das gegen Ende dieses Jahres am Elbberg zu eröffnende Günybad. das neben Schwimmbädern für beide Ge- 'chlechter Wanne» und Dampf . sowie Heistluftbäder enthalten wird. Die Preise sind ans 40 bez. 85 Psg. bei Entnahme von 10 Karten für Schwimmbäder, auf 1 Mk. bez. 80 Psg. für Wannenbäder I Klane und 70 bez. 60 P»'g. für solche 2. Klasse und für die Dampf unv. Bäder auf 2 Mk bez. 1 Mk. 50 Psg. beiEntnahme von 6 Karte» sestaeiteltt 'vorbei:. Für die auf jeden Sonnabend und au den Togen vor Feiertagen von 6 Illsr nachmittags a» festgesetzten ..Volkstage" beträgt der Preis eine? Schwimmbades 20 Psg. Für Schwimmen, Reinigen oder Scheren von Hunden in einen, vorgesehenen besonderen Hundebad sind 25 bis 45 Psg. be, .',0 bis 90 Psg, >„,d ^1 Mk. 50 Psg. bis 3 Mk. in drei Gröstenstnsen zu bezahlen. Schwimmunterricht wird gegen beson deres Honorar mit Ausnahme der Volkstagczeiten an allen Wochentagen erteilt. Die Anstalt bleibt in den Monaten Oktober bis Mn; von 8 Uhr früh bis 8 Ubr abends, im April und Sep tember vvn 7 Uln trüb und im Mai bis August von Vr7 Uhr scüh an onen. sonnabends, sowie an Vorabenden der Feiertage bi-S 9 Uhr abends. Die Schwitzbaveabtcilling soll Mittwochs mir für Damen geöffnet sein. Beimischungen irgend welcher Art dem Badcwasser der Wannen zuzusetze», ist verboten. —* In dem Kapitel Fleischerei enthält der bereits er wähnte Dresdner G e w e r b e k a m m c r b e r i ch t auf das Jahr ,90t beachtenswerte Mitteilungen, in denen es u. a. Hecht: ie Preise für bestes Zucht- und Nutzvieh waren sehr hoch, ba dast sich vom Juli 1904 an das Geschäft verschlechterte, da die ein heimischen Landwirte infolge Futternot nur wenig Tiere bezogen, während den Züchter» und Landwirten im Auslände an dein Ver kaufe des Viehes nicht so viel lag, weil dort Futter genügend vorhanden war. Die zahlreich eingegcmgenen Berichte ans dem Fleischergewerbe lassen eine Besserung der Lage der Fleischerei gegenüber dem Voriahrc leider nicht erkenne». Zunächst hat die außergewöhnlich lange und ausgiebig anhaltende Trockenheit des vergangenen Sommers insofern auch für die Fleischer eine» be deutenden 'Nachteil gehabt, als der Futtermangel zur Fütterung mit Kiinsinftter ;wang. wodurch das Fleisch der Tiere naß und farblos wurde und leichter dem Verderben verfiel. Im übrigen aber werden die Klagen über die Bestimmungen bezüglich der Sonntagsruhe und über die Höhe der Beiträge zur Schlacht viehvecnchenmg und der Kosten der Fleischbeschau, die die Geschäftskosten in steigenden, Matze belasten. wiederholt. Immer schwerer drückt auch der Mitbewcrb. der den Fleischern durch die Freibänke bereitet wird, so besonders in den Amts- hauptmannichnstsbezilken Dresden Altstadt, Meisten, Großenhain und Grimma: in einer grösteren Stadt des letzteren Bezirkes wird übrigens auch ans de» umliegenden Ortschaften das nicht kv.nkwürdige Fleisch zur städtischen Freibank zugelasse». ungeachtet der mehrfachen, auf Diese Benachteiligung eingehend hinweisenden Eingaben, die die Fleischer der betreffenden Stadt an den Stadtrat rubieten Bedenkliche Folgen zeitigt ferner der Wettbewerb um die Fleinblieserung für die Garnison einer Stadt in, Amtshaiwt- n,an»schastsbe;irke Pirna, wo die Vergebung nicht nur gegen Stellung einer ganz bedeutenden Sicherheit, sondern, auch nur immer lialtnähitich erfolgt, so das; der jeweilige Lieferant nicht ein mal mehr ans seine Kosten kommen kann. Ueberhanpt ist in dieser Gariltsonstadt der Wettbewerb rin derartiger, daß er zu einem An gebote von guter Wucht schon zu 40 Pfennige» das Pfund in den Kantinen geführt hat. Was die Kredttverliältnlsse betrifft, fo sind es besonders die gröbere» Abnehmer, wie die Gast- und Schank wirte. die den Kredit i» eine», derart ausgedehnten Maste in An spruch nehme», daß die« insbesondere m den AnitShauptiiiann- schaftstrezirken Dresden-Altstadt, Grasten ist, in ,,„d Pirna geradezu als ein uebelstand bezeichnet werden must. Die Biehpreise habe» sich ziemlich unterschiedslos aus der gleichen Höhe wie im Vorjahr« gehalten: auch hinstchtlich deS Auftriebes an Schlachtvieh hat sich nach dem Berichte über die Äerivalknng des Schlacht- und Viehhofes der Fleischer Innung zu Frriberg auf da» Geschäftsjahr 1904 der Betrieb im laufenden GelchäftSiahre im Vergleich zu», Vorjahre nur wenig geändert. Während Rinder, Kälber und Schafe annähernd in gleicher Zahl vertrete» ivaren. ist nur bei Schweine» eine Zunalnn« von m»d 45o Stück zu verzeichnen. Dir fortdauernd im ganze» Jahre hohen Preise für Rinder in guter Ware und die noch fühlbarer gewordene Knappheit hierin sind die Ursache, dast der Durchschnitt der frühere» Jahre auch dieses Jahr nicht erreicht wurde, während die Zunaknie des Auftriebes bei Schweinen sich durch das eine Zeitlang bestehende etwaS günstigere PreisverhältniS erklärt. Der Futtermangel in den landwirtschaft liche» Betriebe», hervorgemfen durch die große Trockenheit des letzten SpininerS, läßt auch noch für längere Zeit hinaus eine Besserung dieser für das Fleischeraewerde wenig erfreulichen Zn- stände nicht erwarten: ist es doch schon seit Monaten nicht mehr möglich gewesen, wie in früheren Jahre» den Bedarf an guter Schlachtware zu,» größte» Teile aus FreibergS Umgegend zu decken, jo daß Rinder sowohl wie Schweine in größere» Mengen am Berliner und Dresdner Markte gekauft werden mußten. Die Löhne der Geselle» sind aus ungefähr der gleichen Höhe wie im Borjahre geblieben: da den Geselle» fast durchgängig Anschluß a» die Familie ihres Meisters geboten wrrd, so ist das gegenseitige Verhältnis allgemein ein gutes. Neuerungen sind in den einzelnen Betrieben nur insoweit eiugeführt, als m einigen in den Amts hauptinaiinschaftsbezirke» DreSden-Altstadt, Pirna und Grostenhain Elektromotoren Verwendung finde»." —* Polizeiberichl, 22. August. Am Montag nach mittag stürzte in einem Hose der Äoingsbrücker Straße ein Malerlchrlinq mehrere Stock hoch vo» einem Gerüste ab und erlitt anscheinend hauptsächlich innere Verletzungen. Der Verunglückte fand Ausnahme ini Friedrichstädter Krantenhause. — Seit Ende Mai diese« Jahres ist einem hiesig?» Spediteur eine K i st e, gezeichnet 8 223 Mühlheim", enthaltend 10 000 Stück Zigaretten, Marke „Mirodis" und 10 Stück Standuhren in Rahmen abhanden gekommen. Die Kiste ist entweder verloren gegangen oder gestohlen worden. Sollte die Kiste ge sunden oder deren Inhalt irgendwo zum Kaufe onaeboten worden >ein, wird um entsprechende Mitteilung an die Kriminal- Abteilung, Schicstgasse 7. 1, gebeten. —* Heule mittag gegen halb 1 Uhr erschoß sich in den Anlage« am Zwingerleiche auf dem Wege nach dem Zwinger walle rin junger Mann in der Mitte der 20er Jahre durch zwei Revoloerschüsse: er war sofort tot. —* 'Aus der Geschäftswelt. Zum Einlegen von Früchten und Gurren ist es ratsam, nur einen durch natürliche Gärung gewonnenen Weinessig zu verwenden. Als ein von den Hauskrauen hochgeschätzter Einlege-Essig galt von jeher Dr. Strnves natürlicher Weinessig aus der hiesigen Salonionis-Apotheke, Reumarkt. Früchte und Gurken, welche mit diesem Essig eingelegt werden, konser- vieren sich nicht nur ausgezeichnet, sondern behalten auch ihr natürliches Aroma und ihren feinen Geschniack. —* Auf dem Truppenübungsplatz Zeithain war am Frei tag das Exerzieren des Grimmaer Hnsaren-RegimentS niit einem Unfall verbunden. Rittmeister v. P final wurde von einem herangaloppierenden Meldereiter, der sein Pferd nicht rechtzeitig parierte, angeritten und kam, wie auch der neben ihm haltende Trompeter, znm Fall. Beide trugen Verletzungen, namentlich am Kopfe, davon. —* Zu dem blutigen Drama in Oschatz wird noch folgen- des gemeldet: Nachdem die Leichen gerichtlich aufgehoben und nach der Leichenhalle gebracht worden waren, wurden seitens der Behörde vier von den Mördern und Selbstmördern hinter- lassene Briese mit Beschlag belegt. Die Briese, von denen drei von dem Kellner und einer von Frau Rauschenbach geschrieben sind, waren adressiert an die Eltern des Kellners, an den Ehe mann der R., an Herr» Friedrich und an die Eltern der Frau N. In einem Briese äußert Frau Rauschenbach den Wunsch, daß sie mir dem Kellner und ihren drei Kindern in ein Grab ge bettet werden möge. Die Nachricht, daß diesem Wunsche statt- acgcbcn werden soll, ist falsch. Seitens der Kirche ist dies ver boten worden. Die drei Kinder werden heute nachmittag 944 Uhr mit allen kirchlichen Ehren in einem Sarge beerdigt. —* Durch den mittags 12 Uhr 12 Min. von Chemnitz nach Annabcrg verkehrenden Personenzua Hai sich gestern zwischen Niederwiesa und Flöha der Gelegenheitsarbeiter Ebert in selbstmörderischer Absicht überfahren lassen. Er erlitt schwere Verletzungen und wurde noch lebend dem Oederaner Krankenhause zugesührt. —* Heute früh in der ^ Stunde ist der in Reichenbach i. Vogtl. wohnhafte Handarbener Günther zwischen Reichen- bach und Netzschkau von einem Eisenbahnznge überfahren worden. Der Unglückliche wurde schwer verletzt ausaefunden und mittelst Sicchkorbcs nach dem Bahnhofe Reichcnoach ge bracht, wo er kurz nach 3 Uhr früh feinen Geist aufgab. Allem Anscheine nach ist Günther freiwillig in den Tod gegangen. — Militärgericht. Ter 28 Jahre alte überzählige Unteroffizier Hiifshornist Friedrich Wilhelm Mörtzschky vom Schiitzenregiment besuchte in der Nacht ziini 25. Juli in Be gleitung eines Mädchens ein Easo am Bischofswcg Als sich seine Begleiterin für kurze Zeit aus dem Lokal ent fernte und währenddessen Hr 11 Mk. Bargeld enthalten des Portemonnaie aus dem Losa liegen gelassen hotte, be nützte M. dl« Gelegenheit, sich letztere« anzuetgnen, leugnet« water auf Befragen den Besitz und ging sogar mit aus die Polizeiwache, wo er den Verdacht auf eine andere Perion zu lenken versuchte. Erst hinterher gab er dem Mädchen das Aelo- täschchen wieder, versuchte aber, e» -u veranlassen, über seine Wiedererlangung unwahre Angaben zu »lache». Der gut be urteilte Angeklagte, der durch RechiSc»»valt Dr. Baum ver teidigt wird, behaupte», sich nur einen Scherz erlaubt zu haben, doch erachtet dies das Gericht aus Grund des BeweiSeraronifse« für Ausrede und erreg nt wegen Diebstahls ans 2 Wochen Gefängni» und Degradation. — Auf Fahnen flucht, Preisgabe von Dienstaeaenständen, Diebstahl, Betrug und Unterschlagung lautet die Anklage gegen den 1883 zu Leipzig aeborenen. gerichtlich noch unbestraften Soldaten Haus Frank Dittrich von der 5. ESkadron de» Ist. Hufarrn-RegimeutS in Grimma. 'Der Genannte hatte am 25. Juni den Wachtmeister gebeten, ihn vom Abenddienste z» befreien, da er »nverkossien Bestich erhalten habe. Diese Angaben waren unwahr: D. er hielt aber Urlaub und benützte diesen, in Gemeinschaft mit elneni Kameraden eine Radtour nach Leipzig zu unternehmen. Auf der Rückfahrt platzte aber der Pneumatik. worauf der An geklagte beschloß, mit der Bahn »ach Grimma »urückznsahren. Infolge nnvorhergesebeuer Zwlfchenfälle, wie D. behauptet, kam cs aber dazu nicht, er ließ sich vielmehr von Freunden über reden, noch ein paar fröhliche Stunden mit ihnen zu verleben. Später fand er aus Furcht vor Strafe nicht mehr den Mut, frei willig zlirückiukehren, er besuchte Bekannte und Verwandt« und wußte sich von dielen Geld und Nahrungsmittel zu erschwindeln. Einen Schankwirt schädigte er um einen Zechbetrog von etwa 10 Mk., indem er erzählte, er habe eine Erbschaft von 120 000 Mark gemacht. Natürlich war daran kein wahres Wort. Eine« Tages befand er sich wieder in einer Schankwirtschast, ai« er einen Gendarmen erzählen hörte, dast ein fahnenflüchtiger Husar Dittrich gesucht würde. Nun wurde ihm in Leipzig der Podcn zu heiß. Nachdem er sich zuvor von einem Freunde Zivilsachen „geliehen" hatte, suhF er über Gera »ach Rcichenbach, von wo er nach Darmstadt zu seiner Mutter wollte. Zunächst hielt er sich aber längere Zeit in Reichenbach ans, wo er «ine größere An zahl Betrügereien verübte, indem er sich als Ingenieur beim Norddeutschen Lloyd mit einem Jahresgehalt von 4500 Mk. auS- gab, der in Reichenbach seinen Sommerurlaub verlebe und mit der Tochter eines bekannten Reichenbacher Einwohners verlobt sei. I» einem Falle bezrichnete er sich als Handlungsreisrnder, dem in Gera sein Musterkosfer nebst Geld gestohlen worden sei. Aus diese Weise brachte sich D. in den Besitz kleinerer Geld beträge und Genußmrttel und verschaffte sich Kost und Logis. Ferner hat der in vollem Umfange geständige Angeklagte einen Briefbeschwerer im Werte von 2 Mk. entwendet. Das Urteil lautete auf 9 Monate Gefängnis und Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes: 2 Wochen gelten als verbüßt. —* Landgericht. Der aus Böhmisch-Kamnitz gebürtige Bäcker und Kellner Karl Johann Rangier stellte sich einem hiesigen Gastwirte als Verwandter eines Stammgastes vor, borgte ihm 2 Mark ab und machte eine unbezahlt gebliebene Zeche von 60 Psg. Die Angaben des zahlungsunsäbigen Gastes, der übrigens rückfälliger Betrüger ist, erwieien sich als durch aus unwahr. R. wird zu 5 Monaten Gefängnis und 2 Jahren Ehrverlust verurteilt.; 1 Monat Gefängnis gilt als verbüßt. — Die 1874 in Wien geborene Musikerin Marie Antonie Presina soll sich wegen Urkundenfälschung und Betrugs verant worten. Früh verwaist, suchte die Beschuldigte mit Hilfe guter Freundinnen in ihrer Vaterstadt Wien einen Ausbildunaskursus für Handarbeitslehrerinnen dnrchzuniachen. Das hielt aber schwer. Der Vater, ein Wiener Sicherheits-Wachtmann, starb inzwischen und überliest die Sorge für seine Tochter einer Wiener Klosterschule. Für die hauswirtschafttichen Kenntnisse hatte das Mädchen kein Verständnis und wählte, da ibr der Beruf eines Mitgliedes einer Tamenkapelle gar so verlockend vorkam. die Laufbahn einer „Musikerin". Rechnen, Lesen, Schreiben hat die Angeklagte offenbar wenig beherrscht und ge liebt, aber die Musik „das kann ich noch eher begreifen, als alles andere!" Nach einem mißglückten Versuche, wenig- stens einige Kenntnisse im Klavierspiel zu erlangen, „damit ich wenigstens „begleiten" kann!", schloß sich das Mädchen einer Tamett-Kasrelte an. in den ersten Monaten ohne Gehalt. Ob und wie viel es in den späteren Monaten gegeben hat, kommt in der Gerichtsverhandlung nicht zur Sprache. Als einziges Musikinstrument konnte die Pr. denn doch noch das ,,Schlag, werk" handhaben und hat sich einzig und allein mit Hilfe entfernter Berwandter durchaeholfen. Sie selbst ist. wie auch durch das an Gerichtsstellc erstattete Gutachten des Herrn Pro fessors Dr. Wolf festgestellt wird, eine Person, die für die ihr zur Last gelegten Straftaten nicht verantwortlich gemacht werden kann. Im der unter Musiker- und Schauspielerkreisen verbreiteten Fachschrift „Der Artist" wurden im vergangenen Jahre Cello-Virtuosen oder Kräfte, welche mindestens Cello spielen können, gesucht. Obwohl die Presina mit keinem Musik instrument auch nur annähernd umzugchen wußte, meldete sie sich doch als „Cello-Virtuosin" für Damen-Kapellen nach Halle. Hamburg, Frankfurt a. M., Remscheid. Hannover, Aschersleben. Stettin, Breslau und Gera und beanspruchte als „Künstlerin" einen Neisevvrschuß von zusammen etwa 150 Mark. Dem Ge richt bleibt Din Zweifel, daß die Ainzeklagte, welche gelegent lich unter d Namen: Lilly Braun, Rosa Tullinger oder Elsa Brandstetter austrat, auf Grund des tz 51 des Strafgesetzbuches straffrei bleiben müsse. Es erfolgt also ein freisprcchendes Urteil. —* Amtsgericht. Der Schlossergehilfe Max Rudolf Schuster ist des Betrugsversuchs angeklagt. Er war am 8. Juni vorigen Jahres vom Schwurgericht wegen Meineids zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt, von dieser Strafe im Wiederaufnahme- Verfahren aber srcigesprochen worden, worauf am 29. Oktober vorigen Jahres seine Entlassung aus der Landesstrasanstalt zu Waldheim erfolgte. Vom 14. Mai bis zur Rechtskraft des ersten Urteils hatte er sich in Untersuchungshaft befunden. Durch Beschluß des Landgerichts wurde Schuster eine Entschädigung ser inneren und der äußeren Mauer befand sich der innere Graben, vor der äußeren der Stadtgraben. Vier Tiadttore lülirlen durch die Mauern nach autzen: das Ober-, früher Tleiiuiche Tor sd. i. Königsteinische: der Königstein hieß in allerer Zeit schlechtweg „der Stein"j, das Dohnariche Tor, das Elb- oder Brüder-Tor und das Schisstor. Die Tore nxiren dovveltc: aus Zugbrücken gelangte man über den Stadtgraben nack dem Walle, wo, wie auch bei den Vorstädten, verschließbare Schläge vorhanden waren, lieber den Stadttoren, ebenso an > »deren Stellen der Mauer, erhoben sich steinerne Türme, mit rolzernen Gängen für die Verteidiger versehen. So war Pirna schon zu Ansang des 14. Jahrhunderts den bedeutenderen Städten des Markgrafentums Meißen zuzuzählen und besaß bereits Niedcrlags- und Zollgerechtigkeit. Es gehört auch heute noch neben Meisten, Freiberg und Bautzen zu den wenigen Städten im Lande, die sich teilweise, trotz Bränden und schweren Kriegsverwüstungen, die architektonische Physiognomie vergan gener Jahrhunderte erhalten haben. Die Stadt ist regelmäßig im Rechteck angelegt, der Markt genau in dessen Mitte, im Mittel des Marktes wieder das Rathaus. Die erhaltenen Architekturen gehören der Zeit von Ende des 15. Jahrhunderts bis vorzuasweisc der Mitte des 18. Jahrhunderts an. Die Er richtung der Stadtkirche beeinflusste den bürgerlichen Bau. Von unverletzten Fassaden ist indessen nur noch eine geringe An zahl vorhanden, dagegen besitzt die Stadt noch eine verhältnis mäßig große Anzahl von Portalen. Erkern und Giebeln. Wechselnd nne ine Geschicke der Stadt selbst, die Zeit ihres Bestehens eme fürstliche Landstadt geblieben ist, d. h. in keiner direkten Verbindung mit Kaster und Reich stand, ist auch die voiitische Zugehörigkeit Pirna-Z. Kirchlich gehörte die Stabt unmer zum Sprenge! deS Meißner Bistums. Nicht stichhaltig ist daher dis Angabe, daß Heinrich der Erlauchte bei seiner zweiten Verheiratung mit der böhmischen Prinzessin Agnes die Stadt als Mitgift erhalten l-abc, daß sie also vorher ans irgend e>ne Art vvn Meißen an Böhmen gefallen sein müsse. Pirna blieb auch während der Negierungszeit Heinrichs des Erlauchten beständig bei der Mark Meinen. Ihm verdankt der Ort eine ganze Anzahl wichtiger, seinen Wohlstand fördern der Privilegien. Der Tod d'eieS aiisgezelchnetcn Fürsten brachte mannigfache Verwicklungen nicht mir iür das Land, sondern auch für die einzelnen Slädtc mit sich, heroorgernfen durch die noch bei Lebzeiten unternommene -reilung seiner Länder. Pirna kam zum Anteil de» Landgrafen Albrecht de« Unartigen an die Markgrasschast Meisten, dessen Verschwen dungssucht allseitig wenig Freude erweckte und immer neue Verlegenheiten und Zerwürfnisse in den Wettinischen Landen her- vvrries. Man trachtete daher Danach, ihn auf gute Weise wieder los zu werden, und es gelang auch seinem Neffe» und Miterben Friedrich Tuto, dem Stammler, die Einheit in der Herrschaft über Meisten wiederberzustellen, indem er dem Landgrafen Albrecht seinen Meißnischen Anteil gegen Entschädigung an Gels und Land abkaufte. Pirna wurde schuldenhaloer von Friedrich Tuto verpfändet und darauf durch den Bischof Withego von Meisten vom Pfandglänbiger übernommen bezw. gekauft, so daß der Meißner Bischof zn der Lehnshoheit, die er bereits hatte, auch noch die unmittelbare Herrschaft über Pirna er warb. Wenige Jahre später verkaufte der Nachfolger Withcaos auf dem bischöflichen Stuhle zu Meißen die Stadt an den ftönig Wenzel von Böhmen, wenn auch die LebnShoheit über Pirna bei dem Meißnischen Stifte verblieb, aber schon früh vergessen wurde. Böbmstche Burggrafen regierten fortan in der durch ihre Lage für Böhmen wichtigen Stadt. Pirna ging dann als Pfandobjekt in vielerlei Hände. An fang des 15. Jahrhunderts besaß die Stadt Jan von Wartenberg^ Herr von Tetschen, als Pfand, der seinem König 800 Schock auf schloß Pirna geliehen hatte. Dieser Jan verpfändete es 1405 mit Mann- und Lehnschasten für 3000 Schock an den Mark grafen Wilhelm von Meißen. Es bereitete sich nun eine Ver änderung vor, die Pirna aus den wechselnden Verhältnissen für immer befreien sollte, indem dieser tatkräftige Fürst ans eine dauernde Schmälerung der luxemburgisch-böhmischen Macht und die Rückgewinnung der von ihr den Wettinern entrissenen Landcsteile hinwirktc. Schwierigkeiten in seinem Haupllande veranlagten den Böhmcnkönig, sich mit dem Markgrasen Wil helm auf friedlichein Wege zu verständigen. Er verpfändete dem letzteren die Stadt Pirna nebst verschiedenen Pcrtinenzien und will ihm auch beßil'lich sein, „daß ihm deren Thore und Thürme uinewerdcu". Sv war dem Markgrafen nunmehr beides, Schloß und Stadt Pirna, verpfändet. Verpfändung bahnte aber auch hier, wie so oft, den Weg zur völligen Erwerbung. Eine Wiedercinlüsttng erfolgte nie, und so ist Pirna seit 1405 unter der .Herrschaft der Wettiner geblieben, j wen» es auch noch ein halbes Jahrhundert dauerte, bis dieses ^ Verhältnis durch den Vergleich zu Eger 1459 rechtlich seinen endgültigen Abschluß fand. Einen sicheren Beweis für die i grostc Bedeutung, die man dem Besitze von Pirna beilegte, er gibt der auffällige Umstand, daß auch noch nach dem Verzichte König Podiebrads von Böhmen von den Wettinern gerade für Pirna 20 000 rheinische Gulden an Böhmen gezahlt wurden. Wie schon diese ganze wechselvolle Geschichte der Stadt zeigt, hat es an Widerwärtigkeiten mancherlei Art in Pirna nicht gefehlt. Auch späterhin war der Bürgerschaft allerhand Drangsal Vorbehalten. Die Lage der Stadt an einem breiten schiffbaren Strome und die Möglichkeit, diesen von einem festen Stützpunkte auS zu beherrschen, machten den Ort allseitig be gehrenswert. Waren cs zu Anfang des 15. Jahrhunderts die stürmischen Zeiten des Hussitenkrieges, die über Pirna yerein- brachen, so waren die Schrecken des dreißigjährigen Krieges und das wilde Treiben der schwedischen Soldateska unter dem berüchtigten ÄanSr Anno 1639, die man noch heute mit dem Namen „Das Pirnsch« Elend" bezeichnet, nicht minder fürchter lich. Auch 1756 hatte man die Stadt gegen die Preußen rn Ver teidigungszustand gesetzt, „die Mauern creneliert. mit Echasfandagen versehen und die Gassen in der Vorstadt pollisadiert. Heldenmütig trugen Pirnas Bewohner alles Ungemach, treu und fest standen sie zu ihrem Herrscherhaus Wettin. Ein schönes Bild echter Bürgertreue tritt uns in der Person des Apothekers Theopbrlus Jacobäer entgegen. Auf Befehl Banörs sollte die schon halb verwüstete, unglaublichen Drangsalen erlegene Stadt, vor Abzug der schwedischen Truppen, noch durch Einäscherung der gänzlichen Vernichtung vreisgegcben werden. Die -stunde war bereits festgesetzt, die Brenner kommandiert, und die Soldaten warteten nur noch des Trommelzeichens, i»n die Stadt cinzilzünden. Bei der Pforte am Wasserkasten taten etzliche Bürger noch einen Fußsall vor dem Generalseldmarschall und baten demütig, die Stadt mit Brand zu verschonen. Bauer aber hieß sie mit rauhen Worten sich packen, „wollte der Landes- Fürst und die chur-sächsischen Truppen so außerhalb der Stadt liegen, solcher nicht schonen und »ns heranSsengen, warum nicht er als ein Soldat und Feind dieses thun sollte?" Da jammerte den Thcophilus Iakobäcr die arme Stadt, daß sie gänzlich ruiniert werden sollte, und nachdem er seine wertvollste Habe im Keller geborgen, machte er sich nach Dresden aus, um bei der Kurprinzcssin Magdalene Sibylle eine Jntercession für die Stadt ausbringen zu lassen. Nach vielen Fährlichreiten, di« bol>«r Elbgang ldie Reise wurde von Copitz au« angetretenj und heruinstreisende Soldateska mit sich brachten, kam JakobSer ia
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