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^.gahroang. Ar. «2 Abenö-Aussa-e Montag, r». Septem»« 1928 Dratztanlckirlft: Nachricht«« Dresden gernIprrckier-Sammelnummer: rsril Nur llr NachtoelPrSch«: Nr. S00I1 Schrtttlcitung u. HaupIgelchälUstelle: Dreiden-A. t, Maiicnstrab« SS/12 VezuaSgebühr vom l«. bis so. Geplemder ISS» b«I tttglich zweimaliger Zustellung sr«t Hau« l.?0 Mi. Postbezugipreil Istr Monat Lcplember s.io Mi. ohne Post«»stellu»n«gebül,r. sinzeluummer lv Psg. Anzeigenpreile: Die Anzeigen werben nach Goldmarl berechnet: die -inipaltige so mm breite Zelle Sö Big., tllr auswärts 10 Psg. gainMenanieigen und Stellengeiuche ohne Rabatt l» Pik,., außer halb SS Psg., die vo mm breite Reklamezeile soo Pia., außerhalb sso Psg. Oftertengebühr so Psg. Auswärtige Aufträge gegen Vorausbezahlung Druck u. Verlag: Llepsch ck Meichardt, Dresden. Postscheck-Klo. lass Dresden Nachdruck nur mit deutl.Quellenangabe iDreidn. Nachr.l zulässig. Unverlangte Schriftstücke werden nicht ausbcwahrt Furchtbarer Zbeaterbraub ln Madrid Mehrere Hundert Lote - Beispiellose Schreckensszenen Zahlreiche Kin-er unter öen Vpfem Madrid, 24. Sept. Im Theater Rovedades brach kurz vor S Uhr abends am Ende der letzte» Pause Heuer aus der Bühne auS. Die Besucher im Parkett und in de« ersten Rangloge« konnten den Zuschancrranm verlasse«, bevor die Flammen diese« crgrisfcn. Das Feuer ver, breitete sich mit großer Geschwindigkeit, da die Baulich keiten sehr alt und aus Holz waren. Es entstand eine furchtbare Panik, bei der viele Menschen zu Boden getreten wurden. Bis )L1 Uhr früh waren 20 Tote sestgcstellt. Zahl reiche Opfer blieben noch unter den Trümmern. Um 1 Uhr früh hatte das Feuer auch den Häuserblock um das Theater herum crgrisscn. In d n Rettungs stationen werden über 200 Verletzte behandelt, 80 davon schweben in Lebensgesahr. Unter Len Toten befinden sich zahlreiche Kinder. Zu der Brandkatastrophe werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Während daö Orchester vergeblich versuchte, durch Keiterspielen die Menge zu beruhigen, setzte ein wildes Nennen nach den Ausgängen ein. Dabei wurden viele Men schen zu Boden geworfen und auf ihnen herumgetreten. Alle in -er Nachbarschaft befindlichen Autos wurden zur Fort- schaffung der Verletzte» nach dem Hospital requiriert. Die gesamte Polizei und ein in der Nähe untergebrachtes In fanterieregiment wurden zu Rettungsarbeitcn aufgerufen. SS wird befürchtet, daß mehrere hundert Menschen beim Feuer ums Leben kamen. Mehr als 200 Vor, letzt« werden in den Ambulanzstatione« behandelt. Nach einer Pariser Meldung aus Madrid schätzt mau die Zahl der Toten aus etwa sag. Die Zahl der Opfer unter den Trümmern kann nicht sest- «estcUt werden. Viele Kinder warten bei den Ambulanz- statlvncn auf ihre Eltern. Die Polizei hat große Schwierig keiten, um die Menschenmassen außerhalb des Theaters in Schach zu halten. Das Feuer hat sich ans den Häuserblock «m das Theater herum ausgedehnt. Dieser Häuserblock liegt in einer dichtbevölkerten Gegend von Madrid. Die Feuerwehr hat große Schwierigkeiten, des Feuers Herr zu werden, da die alten Gebäude wie Zunder brenne«. Unter den Toten, die unter den Trümmerhaufen liegen, be finden sich zahlreiche Kinder. Die Zahl der Toten kann noch nicht abgefchätzt werden, aber man weiß, daß mehrere hundert Zuschauer in den oberen Rängen des Theaters cingeschlossen waren, die sich nicht mehr ins Freie retten konnten. Augenzeugen berichten, daß, als der Thcatcrsaal bereits ein einziger Flammenherd war, noch etwa 30 Personen in Flammen gehüllt sich zwischen den Sitzreihen den Weg zum Ausgang zu erkämpfen suchten. Von den zahlreichen furchtbaren Episoden, die sich während der Panik abspieltc», wird der Fall eines Zuschauers hervorgchobcn, der unzählige Verletzungen erlitt, weil er stürzte und Hunderte von flüchtende» Zuschauern über ihn hinwegströmtcn. Ohne sich um seinen eigenen, besorgnis erregenden Zustand zu kümmern, erkundigte er sich bet seiner Rettung nach seiner Frau und seinen fünf Kindern, mit denen er ins Theater gegangen war, weil seine Frau gerade ihren Namenstag feierte. Aehnlichc tragische Szenen haben sich in großer Zahl abgespielt. Der Ministerpräsident Primo de Rtvera hat im Laufe der Nacht noch einmal den Braudplatz ausgesucht. Er wicS auf die Notwendigkeit hin, Maßnahmen zu treffen, die ähnlichen Katastrophen für die Zukunft vorbei""». Es sind Pioniere herangezogen worden, die große elek trische Scl>ci»wcrscr am Schauplätze der Katastrophe auf- stellen, da tzlas und elektrische Beleuchtung infolge des Bran des abgcschnittcn sind. Die UiitersuchungSbchördcn haben bereits ihre Arbeiten ausgenommen. Sie konnten bis zur Treppe Vordringen, die nach dem ersten Rang hinauf führt. Ans einem der Treppenabsätze fand der Untersuchungsrichter etwa 2', Leichen, die hoch aufeinandergetürmt waren. Da im größten Teile der Thcatcrräumlichkeiten keinerlei Beleuch- tiingsmöglichkcit mehr vorhanden ist, mußten die Unter- suchnngsbehördcn bei Farkcliicht arbeiten. Es ist deshalb auch noch nicht möglich, bestimmte Angaben über die Zahl der Toten zu machen, die sich unter Umständen noch auf den z» den Rängen hinausstthrenden Treppen und in den Foyers befinden können. Man ist der Ansicht, daß im unteren Zn- Ichancrranme nur noch eine geringe Zahl von Toten liegt, daß aber in den oberen Stockwerken, wohin man bis setzt noch nicht gelangen kann, eine weit erheblichere Zahl von Todes opfer» ansgcsundcn werden wirb. Die Ausränmnngsarbeitcn und die Bergung der Leichen können erst beginnen, wenn die Scheinwerfer in Betrieb genommen worden sind. Das alte Theater Novcdades war das größte Theater Madrids Es mar ein sechsstöckiger Bau. in dem sich zur Zeit der Katastrophe 3000 Personen befanden. Gin Auto vom Personenzug überfahren Drei Lote, ein Schwerverletzter Frankfurt a. M.. 24. September. Am Sonntag «m 41,27 Uhr nachts wnrde an dem unbewachte« Bahnüber gänge bei Kilometer 8.1 der eingleisigen Nebenbahnstrcck« Buchschlag—Sprendlingen—Obcrrode der Personenkraft wagen des Ingenieurs Giese ans Osfenbach von dem Pcr- fonenzug 8980 überfahren. Von den vier Insasien wurden getötet der Wagenlenker, Ingenieur Oskar Giese ans Osfen bach. der Knecht Karl Störg aus Frankfurt a. M. und ein dritter Mann, dessen Name noch nicht fcstgestcllt werden konnte. Ei» Schwerverletzter, dessen Name ebenfalls nicht fcstgestellt werden konnte, wurde in das Krankenhaus Langen gebracht. Sie gesamte Bevölkerung einer Stadt in Florida um§ Leben gekommen West-Palmbeach. 24. September. Nachdem setzt in dem Gebiete der Pclicanbucht weitere 200 Leichen anfgesnn- ben wurde«, erreicht die Zahl der Toten in diesem haupt sächlich von Zuckerrohrfarmern bewohnten Gebiete setzt 400. Mau befürchtet, daß durch den Wirbelfturm die gesamte Be völkerung der kleinen Stadt Pelican-Eitq ums Leben ge kommen ist. Nach vorsichtigen Schätzungen glaubt mau. daß sich die Gesamtzahl der Toten in Florida allein ans 2200 be läuft. Blutige Zusammenstöße zwischen Hindus un- Moslems London, 24. September. Bei einer Prozession zu Ehren des HindugotteS der Weisheit, Agancsha, in Ehikagvng kam cs zu ernsten Ausschreitungen. Eine Anzahl Moslems griff die Prozcssionsteilnchmcr an und verbrannte das Götzenbild, das einen Mann mit Elcsaiitciikops darstclltc. Vierzig Per sonen. meist Hindus, wurden verletzt. Tie Behörden sind bereits Herr der Lage. „Krassin" zurttckbcordcrt. Der Eisbrecher „Krassin", der ans der Suche nach Amundsen auf unüberwindliche EiSmassen gestoßen ist, hat von Moskau den Befehl erhalten, nach Leningrad zurückzukchren. Angriff auf den Parlamentorismus Ein BMbegchren toS StalWImS zur Abiindorung der Weimarer «erfass»», Berlin, 24. Sept. In Magdeburg tagte am Sonntag der Bundesvorstand des Stahlhelms, um die Ziele seines zukünftigen politischen Kampfes zu erörtern. Es wurde eine Entschließung angenommen, in der die Bundcsführung be auftragt wird, zur Beseitigung des parlamentarischen Systems ein Volksbegehren über die Aenderung der Verfassung des Deutschen Reiches vom 11. August 1919 einzu leiten und dnrchzusührcn. Die Entschließung des Stahlhelms hat folgen den Wortlaut: „Der Bundesvorstand des Stahlhelms, Bund der Front soldaten, stellt fest, daß die deutsche Außenpolitik in Genf die vernichtendste Niederlage erlitten hat, die bei ihrer geschichts- widrlgcn Unnatürlichkcit voranszusehen war. Unter einer «nznlänglichen StaatSsithrnng verschärfen sich unausgesetzt die Gegensätze im Volke, während die nationale Geschlossen heit die Vorbedingung ist» um die Freiheit und damit die Aufstiegsmöglichkeiten für unser Volk wiederzugewinneu. Das bestehende parlamentarische System ver schleiert durch unklare Kompromisse die wahren Ursachen unseres Niederganges, es führt die ! Massen des Volkes irre und macht eine starke i verantwortungsbewußte Staatssüh» ! rung unmöglich. Der Stahlhelm stellt sich deshalb, um seinen unveränder lich feststehenden Hochzielen nähcrzokommen, als seine nächste praktische Aufgabe den Angriff gegen die Grund, scheiden des parlamen tarischen Systems und be auftragt die Bundcssührung, ei» Volksbegehren über die Aenderung der Verfassung des Deutschen Reiches vom 11. August 1919 einzuleiten und durchzusühren. Der Bundesvorstand des Stahlhelms, Bund der Front, soldaten, nimmt an. daß weite Kreise der nationalen Be völkerung cS sich zur Ausgabe machen werden, den bevor, stehende» politischen Kampf des Stahlhelms zu einer Volks, bewegung zu machen." Außerdem wurde eine weitere Entschließung an genommen» in der fcstgestellt wird, daß cs eine unverant wortliche Schädigung der ZukunftSmöglichkeiten der nationale« i Politik bedeute, durch Bildung der sogenannten Große« Koalition oder einer R e ch t s regiernng, die bei dem gegenwärtigen Stürkeverhältnis der Parteien zur Unfruchtbarkeit verdammt sei, der Sozialdemokratie die Führung der Regierung ab, zunchmen. Das «iMch-fnmMche Abkommen SW» einer russischen Berösientsichung Moskau, 23. Sept. Das zentrale Militärblatt „KraSnasa Swesda" veröffentlicht den ausführlichen Inhalt des englisch, französischen Abkommens. Daö Abkommen enthalt danach sieben einzelne Abmachungen: 1. das Flottenabkommen, das auch die Flottenzusammen- arbett tm Stillen Ozean, die Aufteilung des Mittel- mecres in englische und französische Einflußsphären, die Anerkennung englischer Sonderintercssen in Gibraltar und französischer in Tanger und die Schaffung neutraler Seezonen unter besonderem Protektorat des Völkerbundes umfaßt! 2. eine Abmachung, die die Zusammenarbeit der englischen und französischen Luststrcitkräfte außerhalb der europäischen Länder, sowie im Falle eines Krieges eines der vertrag- schließenden Teile mit der Sowjet-Union vorsteht: außerdem enthält das Abkomme» eine besondere Abmachung zwischen Frankreich und England über die Zusammenarbeit der Lust- kräfte im Mittelmcerbecken. 3. enthält daö Kompromiß eine Abmachung über die militärische Jnstruktionsarbeit tn den Ländern des Orients: 4. eine Abmachung über den E r k u n d u n g S d i e n st in den Ländern des Orients einschließlich der Sowjetunion. Diese Abmachung ist ihrem Typ nach analog dem 1913 zwischen England und Frankreich abgeschlossene» Sonderabkommen über die Zusammenarbeit der Militärattaches und der Militär- und Marinc-ErknndnngSorgane gegen das Deutsche Reich: 5. eine Abmachung hinsichtlich anSgcbildcter Reserven, in der die Richtausdehnung der RUstnngscinschrankung aus anSgebildetc Reserven vorgesehen ist: I 8. Die Koordinierung der englischen und der französische« Politik in der Rhein- und NcparationSsragc: 7. die Koordinierung der englischen und der sranzösischen Politik aus dem Balkan und in den an die Sowjetunion an, grenzenden Ländern. Amerikas Rüstungsprogramm Paris, 24. Sept. „Chicago Tribüne" läßt sich auS Washington berichten, daß angesichts des Ergebnisses der Genfer Abrüstungsaussprachc die amerikanische Regierung überzeugt sei, baß unmittelbar mit dem Ban zusätzlicher Kreuzer und Hilsöschifse begonnen werden müsse. ES würden folgende Forderungen erhoben: 1. Ermächtigung zum Bau von mindestens IS, wenn mög lich 25 zusätzlichen 10090-Tonncn-Krcuzcrn mit 21-Zcntimeter» Gcschützen, 2. Neubauten von Zerstörern und Tauchbooten, sowie Beschaffung von Flugzeugen und Lnftschisfen, 8. Modcrnistcrnng des Heeres durch den Ban von leichte« Tanks und Forlsctznng der Mechanisierung der Beförde, rnngSmittel, 4. ein fünf- oder zehnjähriges Programm für die Aus gabe von 5, Millionen Pfund jährlich znr Aufsrischung der Mnnitionsvorräte. Wie der Washingtoner „Times" - Berichterstatter hierzu erfahren habe» will, soll Präsident Coolidgc die Absicht habe«, die Vorlage des KriegsvcrzichtSvcrtragcs an den Senat so lange zu verzögern, bis die Flottcnvorlagc. die den Ban von 15 Leichten «rcnzern von je 10 009 Tonnen vorsehe, an genommen sei. m