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l t« v«t»reftckft«mung mft dem vo« ihm besür- Eetttvurf« der BerufVwahl einer beschränkten, eng. zten Zulassung van Vertretern der Sozialdemokratie im .da» Wort redet«. Sehr treffend wie» der Herr Oberbürgermeister hierbei den Vorwurf zuriick. daß man mit dem vorgeschlagenen Beruf»wahlsyst«m noch hinter di« Zeit der Stein- Hardenbergscheu Gesetzgebung »urückgehe. Zur Zeit, als der große Stein seine Ideen verwirklicht«, habe man eben noch nicht vorautzsehen können, daß e» einmal eine Partei geben werde, die vte Grundlagen de» nationalen Staate» verneinte. Mit solchen iyürgern, mtt Vertretern der internationalen Sozial- demokratie aber habe der Gesetzgeber von heute zu rechnen. Al» taktisch nicht gerade glücklich muß «» hingegen erklärt werden, daß der Herr Oberbürgermeister gleich eingangs seiner zu Beginn der Debatte erfolgenden Ausführungen mit Entschiedenheit betonte, daß der Rat für die Entwürfe der Stadtverordneten Ahlhelm und Krumbiegel nicht ,u haben sein werde und daß auch die Regierung die Dispensation von prSceptiven Vorschriften der Revidierten Städteordnung bei Einführung de» Krumbiegelschen Entwurfes nicht erteilen werde. Der Eindruck, al» ob mit dieser, an den Anfang der Beratung gestellten kategorischen Abweisung der beiden Entwürfe ein gewisser Druck auf die Mitglieder des Kollegium» zu gunsten de» dem Rate genehmen Entwurf» des Vorsteher» und Recht». auSschusseS ausgeübt werden sollte, hätte jedenfalls besser ver mieden werden sollen. Die unter lauter Zustimmung von ver schiedenen Rednern betonte Unabhängigkeit d-r Entschließung de» Kollegium» gegeniiber dieser Erklärung des Oberbürger meister» war jedenfalls durchaus verständlich und hat wohl auch bei der endgültigen Abstimmung über die ratsofsiziöse Bor läge mitgewirkt. Sehr bemerkenswert war es, daß auch der Bizrvorsteher, Herr Tr. Höckel, als er das Schlußwort als Referent der Berufswahlvorlage erhielt, sich zunächst gegen diese Ausführungen des Oberbürgermeisters wandte und sodann mit Entschiedenheit für den von ihm schon vorher persönlich ver tretenen Krumbiegelschen Entwurf des Pluralsvstems ein trat. Trotzalledcm muß, wie gesagt, der endliche Ausgang der im wahrsten Sinne de» Wortes heißen Redeschlacht - im Saale arbeiteten vergebens alle Ventilationseinrichtungen, um die Temperatur zu einer weniger afrikanischen zu gestalten — als tiefbedauerlich bezeichnet werden. Man kann nur hotten daß so rasch als möglich Mittel und Weg« gefunden werden, um die Ueberzeugung des Kollegiums von der Notwendigkeit einer Aenderung des Wahlrechts in die Tat umzusetzen. Tenn Gefahr ist im Verzug, di« Zeit drängt. — Auch sonst war die Sitzung eine der interessantesten und denkwürdigsten, die man seit langem erlebt. Als ein besonders markanter Zwischenfall verdient der Zusammenstoß der Reformer mit dem Vertreter der Hausbesitzer, Herrn St.-V. Schumann, hervorgehoben werden. Letzterer äußerte sich vornehmlich dahin, daß ni bloß gegen die Sozialdemokratie, sondern auch gegen die Reformpartei gekämpft werden müsse, die im Kollegium ihrer Partei alles untergeordnet habe: auch erklärte er, daß Herr Stadtrat Dietz der eigentliche Urheber des Kr "'»biegelschen Entwurfes sei. Unter ziemlicher Erregung hielt demgegenüber Herr Dr. Häckck dem Vorredner vor, was die Reformer einst für den HauSbesitzerverein getan, wie sie insbesondere den Vorstand seinerzeit „gesellschaftlich gehalten" hätten. Sei das Dankbarkeit? Wiederholt mußte der Vorsteher, Herr Justizrat Tr. Stöckel, eingreifen, als die Debatte zu persönlich zu werden drohte: sogar di Würde des Saales mußte angerufen werden. Für ältere, regelmäßige Be> sucher der Sitzungen unseres Stadtparlaments gab es hierbei noch eine stille Beobachtung: Zum Schweigen verurteilt stand am Schriftführerpult bei den Ratsbänken, die Hand am Ohr, ein alter Kämpe, der sonst in keiner bedeutsamen Redeschlacht fehlte — Herr Stadtrat Baumeister Hartwig, um kein Wort zu verlieren. — Wa? nun? Das war die Frage, mit der man in der ersten Morgenstunde heiß und trockenen Gaumens sich trennte. Was nun? erklang es, als die Tribünen sich leerten. WaS nun? Das fragt die Bürgerschaft heute und morgen und übermorgen. Möge das Kollegium eine rasche, befriedigende Antwort finden! — Nachdem am 4. Dezember vorigen Jahres sich die Ver treter der Vorstände der sächsischen Vereine für Feuerbestattung zu einer BeratuM zusammengefunden hatten, in welcher Weile den zuständigen Behörden Sachsens Petitionen zugestellt werden sollten bezüglich der Anerkennung der Feuerbestattung im König reich« Sachsen, hat am himmelsahrtstage wiederum un Viktoria hotel in Chemnitz ein Vertreterin« der sächsi- ichen Feuerbestattungsvereine stattgefunden, um über die Vorarbeiten, die beschlußgemäß der Vorsitzende des Leipziger Vereins, Herr Dr. med. Hirschseld, übernommen hatte, zu beraten. Die gut besuchte Versammlung fand unter dem Vorsitze des Herrn Direktors Lohmann-Chemnitz statt, der »ach den üblichen Begrüßungsworten zunächst von dem Abscheiden des Gründers vom Leipziger Feuerbestattunasverein, Herrn Wilhelm Seifert, Mitteilung machte, zu dessen Ehren sich die An wesenden von ihren Plätzen erhoben. Herr Dr. Med. Hirschfeld- Leipzig gab dann Kund« von einer Eingabe an den letzten Ge- msindetag. die sich an die dort versammelten Gemeindevertreter richtete und erstrebte, daß diese sich der gemeinsamen Petition der Feuerbestattungsvereine anMießen- möchten. Aus diese Ein gabe ist bisher eine Antwort nicht erfolgt, da der Äemeindetag als einzigen Punkt der Tagesordnung die Steuerreform zu be raten hatte und ihm demgemäß Zeit für andere Beratungen nicht übrig blieb. Des weiteren berichtete Herr Dr. med. Hirschfeld über ein« Rücksprache mit Herrn Oberbürgermeister Justizrat Dr. Tröndlin-Leipzig und über die von dem Referenten aus- gearbeitete Fassung der Eingaben an die beiden sächsischen Ständekammcrn. Die Entwürfe dieser Petitionen waren bereits den einzelnen Vereinen zugegangen und hatten im großen und ganzen Zustimmung erfahren, abgesehen von Chemnitz, von wo aus einige Aenderunaen erwünscht schienen. Diese zu be gründen, war Herr Äaurat von dem Grundsatz ausging - Vereins —, daß die Feuerbestattung da nicht verboten, jedoch im Verwaltungswege bekämpft werde Infolgedessen sei er mit dem ursprüngliche» Passus: „Die Feuev- bestattung möge im Königreiche Sachsen kür zulässig erklärt werden" nicht einverstanden. Dieser Ansicht schlossen sich nicht wenige der Anwesenden an. Nach ausgiebigen Debatten wurde folgende, vom Leipziger Verein vorgeschlagcne neue Fassung des Hauptsatzes der Petition einstimmiq angenommen: „ioiei der Könimichen Staatsregierung dafür eintreten zu wollen, daß die Feuerbestattung im Königreich Sachen als zulässig erkannt und die Genehmigung zur Errichtung von Krematorien und Kolumbarien erteilt werde." Der übrige Inhalt der Petition zeitigte nur AuSfprachcn über unbedeutende redaktionelle Aenderungen: im allgemeinen erklärten die Anwesenden sich damit einverstanden Die ebenfalls von Herrn Dr. med. Hirschfeld entworfenen Anschreiben an die sächsischen Stadt- vertretunaen, welch« die Bitte enthalten, daß von dieser Seite aus die Petitionen unterstützt Iverden, fanden, Korrekturen gering fügiger Art abgerechnet, einstimmige Annahme in der Form, w»e sie vorgelegt waren. Zum Schlüsse wurde einstimmig be schlossen, das unlängst im Verlage von I. I. Weber-Leipzig erschienene Werk von Pauly, „Feuerbestattung", sowie Beumarts Vortrag „Ueber den gerichtlich-chemischen Nachweis von Giften in Leichen" an sämtliche Abgeordnete der Ständekammcrn gleich zeitig mit der Petition zum Zweck« der Orientierung über die FeucrbestattungSfraae aushändigen »u lassen. — Von Angehörigen des Herrn Dr. Lahmann werden wir ersucht, mitzuteilen, daß der Verstorben« an Tuberkulose nicht gelitten habe. Das Leiden, wAche» ihn schon lange quälte, Au< de« amtliche« Bekanntmachungen. Die Hauptmarkthalle wird für die Soiumermonate 1905 probeweise an den Hauptniarkttagen für die Warenzufuhr früh crehrS au alleil Tagen erst rüh 4 Uhr geöffnet. om 6^)unt ad wird die Sxorergassr, zwischen Schloß trabe und «Lchössergasse, wegen Reparatur des Asphaltbelaas auf >ie Dauer der Arbeiten für den Jahr- und Rcitvcrkehr gesperrt. Mit dem Kanalumbau in der Kurfürsten st ratze, zwischen Melanchthon- und Wasserstraße, soll am 13. Juni be gonnen werden In der auf das Pfingstfest Schlachtviehmärkte im am Dienstag den 13. Juni und halten werde». Die von der Deutschen Straßenbahn gesellschast eingereichten Pläne über die Verlängerungsstrecke der Linie Neu - markt —Gruna — Bvdenbacher Straße — »ach Seidnitz werden vom 3. bis mit 16. Juni im Stadthausc Am See 2, genden Woche werden die beiden hiesigen Schlacht- und Biehhofe i Donnerstag den 15. Juni abge- egdlich dgß die auswärtigen Angelegenheiten Asabanistan» unter Englands Leitung und Kontrolle stehen sollten. Er gebe zu, daß die Verhältnisse, wie sie sich unter dem Abkommen entwickelt hätten, nicht in jeder Beziehung befriedigend gewesen seien. Dir Vizeköniqe hätten alle, wie sie auseinander gefolgt feien, gehofft, lbkomme» einige Verbesserungen vornehmen zu können. an iahnamt, einzureichen. Der russisch-japanische Krieg. Aus dem Verlauf der Seeschlacht in der Korea st rache werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Auch an Bord des von den Japanern nach hartem Kampfe eroberten Panzerschiffs erster Klasse „Orel" haben sich gräßliche Szenen abgespielt, die wie folgt geschildert werden: Bezüglich des genommenen russischen Panzers „Orel" läuft in Tokio ein schreckliches Gerücht um. Es heißt, am Anfänge der Schlacht wurden 300 Mann an Bord getötet oder verwundet, und das Geschrei und Stöhnen der Verletzten habe einen jo lähmen^ den Einfluß auf den Nest der Mannschaft ausgeübt, daß man sich zu der furchtbaren Maßregel entschloß, die hoffnungslos Verwundeten. I4Ü an der Zahl, über Bord zu Wersen und die leichter Verwundeten um den Mast zu legen und mit Stricken festzubinden, so daß sie den Kampf nicht weiter stören konnten. Der „Orel kämpfte mit verzweifelter Tapferkeit einen ganzen Tag, «he er sich ergab. Das Schiff soll nach Aokosuka gebracht werden, wo es der Mikado inspizieren wird. Der „Orel", sowie der „Nikolai I." sollen unverzüglich in den Dienst gestellt wer den. Die japanischen Mannschaften sind bereits ausgewechselt. - Die Gefangennahme Nebogatows und seines Geschwaders, die in Rußland so viel böses Blut erregt und An laß zu sehr herben Kritiken bietet, wird aus einen kaum glaub lichen Racheakt zurllckgesührt. Ein Telegramm meldet dazu: Die Kapitulation Nebogatows mit dem größten Telle seines Gesch adcrs wird auf Grund hier umlaufender Gerüchte immer mehr aus einen Racheakt seiner Matrosen zurückgesührt. Aus der Fahrt durch das Chinesische Meer sollen auf Klagen Nebo gatows bei Noshestwenski 40 Mann gehängt worden sein. Dafür schwor die Mannschaft Rache. Angesichts der feindlichen Flotte banden sie Nebogatos, sowie sein« Offiziere und hißten darauf di« weiße Flagge, wonach die Japaner herankamen und >ene gefangen nahmen. Ein nach Sasebo zurückgekehrter japanischer Marine offizier gibt von der Seeschlacht in der Korea straße nachstehende, von uns bereits kurz erwähnte Be schreibung: „Als die japanische Flotte, nachdem die russischen Schifte in^ Sicht gekommen waren, in den -Ostkanal der Tfuschima-Straße hineinsteuerte, war die See rauh, und die Torpedoboote waren gezwungen, bei der Jtssel Tfisscbima Schutz zu suchen. Die russischen Schifte kamen in guter Ordnung heran. Admiral Togo signalisierte von dem Schlachtschiffe „Mikaia": „Das Schicksal des Reiches hängt von dem heutigen Kampfe ab. Es wird von Euck allen erwartet, daß Ihr alle Euer Aeußerstes tut." Während des Kampfes waren die Be- mühungen der Japaner daraus gerichtet, die russische Flotte zu umzingeln. Die Russen versuchten durchzu- «rechen^ aber die japanische Torpedobootsflottille vereitelte Setten emgeschlossen, waren die Russen hilflos und außer stände, zu entkommen. Gemäß den ihnen vorher erteilten Be- , . laß . raten können, daß er sic l-aben müsse, ob er sie wollte oder nick». Die englische Regierung decke es für einen glücklichen Erfolg erachtet, daß die Mission in der Lage gewesen sei, den Vertrag zurückzubringen, durch den das Abkommen erneuert werde, dem die Regierung größte Wichtigkeit beimesse: die Regierung würde es als ein sehr ernstes Mißgeschick ansehen» wenn dieses Ad- kommen nicht bestände. . Deutsches Reich. Der Entwurf einer Neichs-Erb- schaftssteuer wird zurzeit im Reichsschatzamte einer Umarbeitung unterzogen, und zwar, wie der „Lokal- Anzeiger" wissen will, im Sinne einer allgemeinen Abschwächung. Der Entwurf hatte dem preußischen Finanzministerium zur Begutachtung Vorgelegen und war dort aus mehrfache Bedenken gestoßen, denen nunuiehr Rech nung getragen werden soll: insbesondere soll die Vorzeichen ge wesene Besteuerung de: Deszendenten wieder fallen gelassen werden. Dem R ei chsg erich tSp rä s identen Freiherr» v. Seckendorfs widmet die „Deutsche Jiiristen-Ztg " einen längeren Artikel, an dessen Schluß es heißt: Im Rcichssisslizaint hat Freiherr v. Seckendorfs vorwiegend die i» das Gebiet de - UrheverrcchtS, dcS Prozeßrechts, des Staats- und Völkerrechts, iiamcntlich auch des Internationalen Privatrcchls fallende» Ge schäfte bearbeitet, die für die Rechtsprechung des Reichsgerichts von besonderer Äedcutung sind. Die Beschäftigung mit den Fragen des Urheberrechts führte zu seiner nebenamtlichen Bern smig als ständiges Mitglied des Patentamtes. Seine Stellung im preußischen StaatsmiiMtciinm legte ihm die Ausgabe auf, die Entwicklung der Gesetzgebung auf dem Gebiete des NeichSicchts und Preußischen Landrechts sorgfältig zu verfolgen. Er bring« somit in seine Richteistcllung eine aus erster Quelle geschöpft genaue Kenntnis der gesetzgeberischen Vorgänge im Reiche und in Preußen seit dem Jahre IM mit. Ihn begleitet der Riss hervor ragender geschäftlicher Tüchtigkeit. Da er im Reichsjnstizantt 20 Jahre an der Seite des verstorbenen Präsidenten Dr. Gutbrod gewirkt und dessen Vertrauen in hohem Maße genossen hat, w dürfen wir der Hoffnung Ansdruck geben, daß er auch im Reichs gcricht in den Spuren seines zu früh geschiedenen Amtsvorgängeis wandeln und dem höchsten Gerichtshof sein wvhlhegiundeies An sehen und das Vertrauen im Volke zu wahren wissen wird. Unter der Spitzmarke ,,S chwarzer Adler und aus gehende Sonne" schreiben die ,,Hamb. Nachr.": Der Kaiser hat, wie bereits gemeldet, dem in Berlin cingetroftencn Prinzen Arisugawa von Japan den Schwarzen Adlcrorden ver liehen. Wie ein Kommentar zu dieser Verleihung liest sich folgende, bereits erwähnte offiziöse Auslassung der „Köln. Zig.": „Daß bei dem ausgeprägten militärischen Sinne unserer Bevölkerung der japanische Sieg die Anerkennung und Bewunde rung für dieses mit Ausbietung aller Kräfte kämpfende Volk wachrufen und verstärken mußte, kann nicht wundcrnchmen, und so wie hier, wird cs wohl in der ganzen Welt sein. Es war ein eigenartiger Zufall, daß die Ankunft des Prinzen Arisugawa in Berlin gerade mit dem Bekanntwerden des glänzenden iapani- schen Sieges zusammenfiel. Als der Prinz unter Aufbietung militärischen Gepränges vom Kaiser selbst am Bahnhöfe abgeholt wurde, batten die Berliner die ganz unmittelbare Gelegenheit, k-ndern ein Spezialarzt aus Bad Nauheim zugezogen — Auf Seite 17 dieser Nummer befinden sich Vereins» Nach richten und aus Seite 83 Nachrichten über Bäder -nd Sommerfrischen. ehlen gingen nun die Torpedobootszerftörer zum Angrssf auf die russischen Schiffe, welche Feuer fingen, über. Die Russen vereitelten in der Nacht den ersten und zweiten Torpedoangriff vermittels ihrer Scheinwerfer, aber der dritte Angriff erwies sich als erfolgreich. Die Russen setzten ihre Fahrt während der Nacht fort, die Javaner vermochten jedoch die Um zingelung auch während der Vorwärtsbewegung des russischen Gelchwaders durchzuführen, indem sie sich immer vor den Russen hielten, bis die Schlacht Sonntag früh wieder ausgenommen wurde. Am Sonntag erlitten die Russen die schwebten Ver luste. Es schien, daß die Russen in der Zurückweisung von Nachtangriffen ganz ungcschult und ungeübt waren. Während des ersten von den Japanern in der Dunkelheit unter- nommeiten Angriffs ließen allerdings die Russen neun Schein werfer spielen, die den Angriff vereitelten, aber sie gaben uns dadurch Kenntnis von dem Standorte ihrer Flotte, ein Um stand. der uns später unseren Erfolg brachte." Die Zuscimmenkilnst des Präsidenten Roosevelt mit dem russischen Botschafter Grafen Cassini hatte einen persönlichen Charakter. Später faßte Graf Cassini eine Depesche an seine Regierung ab, worin er die Ansichten des Präsidenten Roosevelt und seinen Wunsch, Rußland in seiner jetzigen Krisis zu dienen, mitterlte. Nach Eingang einer Antwort wird er eine zweite Zusammenkunft mit dem Präsidenten haben. Tagesjleschichte. England und Afghanistan. Im britischen Obcrhause lenkte Lord Newtow die Aufmerksamkeit des Hauses aus den neuen Vertrag mit Afghanistan, durch den England nicht mehr erreicht habe, als unter dem früheren. Rußlands schweres Mißgeschick in Oslasicii habe seine Stellung in Mittelasien nicht beeinträchtigt. Der Unterstaalssckretär für Indien, Marquis of Rath, erklärt, die Regierung befolge dauernd die Politik, sich nicht in die inneren Angelegenheiten Afghanistans einzuiiiischen. Marquis of Bath bestätigt von neuem die Erklärung des Premierministers Ä a l s o u r über den Bau russischer strategischer Bahnen und fährt fort: Ich glaube, wenn wir die Politik fortsctzen, freundliche Beziehungen mit Afghanistan zu unterhalten, ohne diesem Lande untere Aufmerksamkeiten zu sehr aufzudrängen, werde» wir alles erreichen, was wir im Auge haben, und die beste Sicherheit für Frieden und Ruhe schassen, deren Erhaltung unser Hauptziel ist. Nach eingehender Beratung zwischen der britischen und der indischen Regierung erkannte die Regierung an, daß das A b > kommenautundausreichcnd sei: und die indische Re gieruna nahm die Entscheidung der britischen an. Eine förm liche Erneuerung und Ratifikation des Abkommens mit dem verstorbenen Emir wurde erreicht. Die Mission hat so dem afgha nischen Volke und den «befreundeten Stämmen gezeigt, daß, obwohl in der Person des Emirs ein Wechsel eingetretcn ist, doch die Politik der indischen Regierung sich nicht geändert hat. Unsere Politik, Afghanistan zu beschützen, ist unverändert ge blieben, solange die Bedingungen, unter denen eine Vcrpflich- tung übernommen wurde, ungeändert blieben. Wir würden keiner fremden Macht eine Einmischung gestatten, solange der Emir unserem Rate folgen will. Die englische Regierung hat dem Vertrage große Wichtigkeit bcigemessen, es ist aber eine Frag« gewesen, ob nicht größere Bedeutung der freundschaftlichen Gesinnung bcizumessen sei, die der Emir während der Verband- lungen bewiesen hat. Rach weiterer Debatte ergreift der Staatssekretär des Aeußeren, Marquis of Lansoowne, da» Wort und führt aus, es sei nicht richtig, daß die Mission gescheitert sei. Das bisherige Abkommen habe in einem viel formelleren Vertrage neue Bestätigung gefunden. Die Hauptpunkte des Abkommens seien, daß England sich nicht in die inneren Angelegenheiten Afghanistans emetischen, ferner daß England nie dem Eimr im Falle eine» nicht herausgeforderten Angriff» Hilfe leisten, und die Vertreter des Landes von dlngesicht zu Angesicht zu sehen, das soeben einen Sieg erfochten hatte, mit dem die Weltgeschichte rechnen muß. Die Begrüßung des Prinzen Arisugawa und seiner Begleiter war penn auch außerordentlich warm und herz lich, und die Japaner werden nicht den Eindruck gehabt haben, daß sie in ein Land gekommen sind, das der militärifchen Tüchtig keit gegenüber mit der Anerkennung kargt." Tie „Hamb Nachr." knüpfen hieran eine reck» beißende Kritik. Aber man darf nicht vergessen, daß der höchste preußische Orden in letzter Zeit als hübsche Aufmerksamkeit sehr oft an fürstliche Besucher verliehen worden ist: eine besondere Bedeutung aus dem Gebiete der hohen Politik kann man einer Verleihung also nicht mehr beilegen. /Inzwischen ist das Gleichgewicht wieder völlig hergestellt, denn der Großfürst Nikolaus Ni'olajewitsch erhielt auch den Schwarzen Adlcrorden. D. Ned.j Die Hauptversammlung des Bundes deutscher Ver- ke" ' " Ab Pe gender einstimmig angenommenen Resolution: ,,Die Jahres- Versammlung des Bundes deutscher Verkehrsvercinc nimmt mit Bedauern davon Kenntnis, daß die geplante Tarisreform für den Eisenbahnpersonenverkehr weniger eine Vereinfachung als eine Verteuerung bedeuten wurde. Die Verkehrsvereine er heben im Interesse des die Eisenbahn benutzenden Publikums entschieden Widerspruch gegen jede Verteuerung der Tarife, ins besondere gegen die Einführung bezw. die fernere Erhebung von Schnellziigszilschlägen und gegen den Wegfall der zum sozialen und gesundheitlichen Besten notwendigen Sonntags- und Bäder- karten, ebenso gegen die Aufhebung des Freigepäcks. Bei den günstigen finanziellen Erträgnissen der preußisch- hessischen Staatsbahnen insbesondere erfcheinen Erhöhungen de- Fahrpreise um so weniger gerechtfertigt, als bei dem Eisenbahn betrieb in erster Linie nicht fiskalische, sondern wirtschaftlich!' und Verkehrsinteressen maßgebend sein sollten. Dabei ist es auch wünschenswert, daß besondere Erleichterungen des Verkehrs, die sich unterhalb des acmeinsamen Tarifs bewegen, wie zum Beispiel das badische Kilometerhest, von der Tarisreform nicht berührt, sondern beibebalten werden." Die künftige Gestaltung des Personen- und Gepäck- tarifs wird nach den verschiedenen Erklärungen süddeutscher Minister folgende sein: An die Stelle der bisherigen Rückfahr karten 2. und 3. Klasse treten einfache Fahrkarten zum halben Preis der jetzigen preußischen Rückfahrkarten für alle Reisen. Die 1. Klasse wird 6Pft ins 7 Ps§. fgr das Kilometer kosten, während die Rückfahrkarte jetzt 12 Psg. kostet. Die 4. Klasse behält den Zweipfennigiotz. Die jckige Platzgcbühr für D-Züge bildet den künftigen Zutchlcig für «Lchiiellzüge mit der Aendermig, daß Strecken bis zu 75 Klm. 3. Klasse nur 25 Pjg., 1. und 2. nur 50 Psg kosten. Es soll aber dem Bedürfnis durch Eilzüge ohne Zuschlag möglichst entsprochen werden. Ta fast alle wichti gen Schnellzüge in D-Züge uingewaiidelt iverden, so wird man auch im «Schnellzuge künftig nicht teurer als bisher auf Rückfahr karten reisen. Billiger 'ähren alle, die nicht innerhalb 15,Tagen dieselbe Strecke zurücksahren wollen, insbesondere Geschäfts reisende, Studierende, versetzte Beamte nsw. Niemand ftt aber mehr „Sklave seines Billetts". Das Freigepäck wird durch eine Art Zonentarif erseht. 25 Klar, kosten auf 25 Klm. 25 Psg.. unter 25 Klm. werden 11». 20 Psg. gerechnet. Es werden ctnxi 14 Zonen und 8 Gewichtsklassen eingerichtet. Die Zonen gehen bis 26. 50. 100. 150 usw. bis 500, 600, 700. 800 Klm. Bis zum Gewicht von 45 Klgr. zahlt man mehr als bisher. Unter dem Vorsitz des Präsidenten des kaiserlichen stati stischen Amtes, Professor van der Borght, sind in Lübeck die Vorstände der l a n d e s st a t i st i s ch c n Z c n tra l sl e I l c 11 zu einer mehrtägigen Konferenz ziisamiiicngctretcii. Aus der Tagesordnung steht an erster Stelle die endgültige Beratung und Feststellung der im Entwurf vorliegenden Formulare für die Berufs- und Betriebszählung, die im Juni 1907 stattfinden syll: besonders handelt es sich uin die Frage, ob einzelne Zusätze, die das Reichs«»» des Innern und das Reichs- versicheruiigsamt wünschen, Ausnahme sinden sollen. Ferner wird sich die Konferenz mit der Einführung einer Statistik über Aktiengesellschaften, sowie der Herstellung eines berufs- und betrievsstcitistiscsien Gcmeindclcrikons kür das Deutsche Reich zu beschäftigen haben. Der Umfang dieses Lexikons ist aus etwa 300 Bogen berechnet: die Kosten sind auf 50 OM Mk. veranschlagt und sollen aus der Reichskasse bestritten werden. Die diesjährige Hauptversaininlung des Allgemeinen Deutschen Schulvereins zur Erhaltung des Deutsch tums im AuSlande wird in der Pfingstwoche >n München stattfinden. Für den 14. Juni abends ist Begrüßung der Gäste, ür den nächsten Tag pünktlich 11 Uhr Vertretertag im «Saale deS Kunstgewerbehauses, für 8 Uhr abends die Hauptversamm lung im Festsaale des Königlichen Hofbxäuhanle» vorgesehen. K L. s -V