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- Kitz - jungt, kaum dem Licht erschlossene Menschenblume zu pflücken und an sein Dasein ,u ketten — ein Dasein, ach, nicht frei von schuld! Und gerade, weil er al» scharfer Be obachter sieht, daß er Clelia nicht gleichgüttlg ist, betrachtet er eS al« Ehrenpflicht, sich, non ihr zu rückzuhalten, um in dem unberührten Dlöldche »Herzen den schwachglimmend«» funken der Neigung zu ihm nicht zur Hellen flamme anzusachen. In diesem Zwiespalt mit sich selbst erhält er wieder einmal eine Einladung von Teresita Costa zu einem Piknik, welche» die lebenslustige, junge Frau droben in FraS- cati, in dem verwilderten Park der alten, halbzersallencn Billa TnSculum arrangiere» will. Widerstrebend sagt er zu — nur um der liebenswürdige» Dame nicht ungezogen zu erscheinen. Glühend zieht der Tag herauf — einer jener unerträglich heißen römischen Sommertage, da Mensch und Tier gleichmäßig nach Erfrischung lechzen, da die Erde wie ansgcdörrt erscheint und kein Federwöikchen die tiefe Bläue des Himmels trübt. Die kleine, von Teresita eingcladene Gesellschaft, zumeist auS Freunden des Hauses bestehend, fährt wohlIemut hinaus nach Frascati, dem reizenden, am Fuhr de- Aidanergebirges liegenden Städtchen, und von dort mit einer Anzahl Wagen weiter euipor nach der alten Villa TuSculum. »Ml mutet es an aus den verfallenen Ruinen, in denen rastl! das Picknick arrangiert wird. Der Marchese Orlando hatte sich fest vorgenommen, heute Clelia zu meiden. Vielleicht würde sie es kaum merken; sie ist ja stets von einem Kranz von Bewunderern umgeben, dem ritterlichen Grafe» di Rüdem, dem kleinen Lord Tickleton und manchen anderen, lind doch — als man sich im Schatten eines dunkelnden Zypressenhaine« ge lagert lmt — da findet er sich ausgestreckt zu Füßen seiner Herzenskönigin. Er weiß selbst nicht, wie es kam. War es der halb verwunderte, halb vorwurfsvolle Blick ihrer herrlichen Augen, der ihn wie mit magnetischer Gewalt hinzog in ihre Nähe? Lord Tickleton. der säst vergeht vor Aerger, bah nicht er. sondern ein anderer diesen bevorzugten Platz einnimmt, späht nur auf einen paffenden Moment, um sich Clelia als Ritter anzuoieten. Inzwischen erzählt er in seiner komisch prahlerischen Weise von allen möglichen und unmöglichen Grafen und Lords und Herzögen, die alle mit ihm befreundet oder gar eng verivandt sind, bis Eugenio Borgoni ihn mit beißendem Spott daraus aufmerksam macht, daß die meisten dieser hohen Herren gar nicht mehr leben. .Helles Gelächter erschallt. Ter kleine Lord wird krebsrot vor Aerger, läßt sem Monokel fallen und bläst die Backen auf, um eine saftige Entgegnung loszufprudeln. Besorgt, datz in Gegenwart der Damen ein unliebsamer Wortwechsel entstehen könne, erhebt sich Marchese Orlando rasch. Mit einer tiefen Verbeugung vor Clelia ruft er heiler: „Gestatten die Damen, datz wir alle zusammen einen Spaziergang durch den Park unternehmen? Vielleicht hinauf zum antiken Amphitheater?" Schnell stimmt Clelia zu. Sie hat seine gute Absicht wohl verstanden. Ter Marchese bleibt an Clelias Seite. Er hatte sich so lange aus ihrer Gegenwart verbannt, baß er die Wonne des l-eutigen Beisammenseins doppelt sütz entpfindet. Langsam schreiten sie vorwärts. Sie sprechen von Graziella, die, munter wie ein Rehchen, in einiger Entfernung vor ihnen herhüpft — so schnell, das; Gras Tattenbach trotz seiner langen Beine ihr kaum zu folgen vermag. „Wie reizend Ihre Schwester ist!" sagt soeben der Marchese, der schlanken, biegsamen Gestalt nachblickend. „Wahrlich — die Borgonis scheinen ein Nkonopo! auf die Schönheit zu haben." Clelia lächelt ein wenig. „Und Eugenio?" fragt sie. stehen bleibend. „Finden Sie den auch schön?" Sofort bedauert der Marchese seine Bemerkung. Gewiß, Clelias Bruder verdient diese Bezeichnung nicht. Das hagere, eckige Gesicht, die dicke Nase, die tiefliegenden Augen, die vorstehende, breite Stirn — das alles wirkt nichts weniger als anziehend. „Er sieht klug aus," erwidert der Marchese ausweichend. „Klug und überaus energisch. Ich glaube, was er sich einmal vornimmt, führt er auch sicher zum Ziel — mag es biegen oder brechen." „Ach ja —" Clelia seufzt leise ans, während eine Wolke über ihr Antlitz huscht. „Hat er sich schon zu einem Beruf entschlossen?" „Ja. er wird Offizier. Mein Vater wünscht es. Seit vielen Generationen dienen die Bor- gonis stets der Armee. Aber — ich fürchte immer — Eugenio haßt den aufgezwunaenen Beruf." Sie bleibt stehen und blickt ihren Begleiter voll an. „Herr Marchese, halten Sie es für richtig, einem jungen Mann einen Berus aufzuzwingen?" „Nein," erwidert er lebhaft. „Jedermann soll für sich selbst entscheiden. In meinen Äugen ist cs ein Verbrechen, eine junge Menschenscele in ein bestimmtes Joch zu spannen, tn dem sie sich nicht entfalten kann." Clelias Augen hängen an seinen Lippen. „O, wie recht haben Sie!" ruft sie be geistert. „Auch ich empfinde dasselbe. Es tut mir stets in der Seele weh, wenn ich Eugenio mit düsterem Gesicht nmberlaufen sehe. Und doch — wie würde es meinen Vater schmerzen, wenn Eugenio seinem Wunsch zuwider handelte!" Der Marchese schweigt. Das Vertraueil, welches das geliebte Mädchen ihm schenkt, macht ihn unsäglich glücklich — so glücklich, daß er nicht sprechen mag, um nicht ^ine tiefe Bewegung zu verraten. Zum erstenmal fühlt er klar und deutlich: nicht eine - »11 - «uv «lia! er der in einer anderen Welt ziellos dahlnaetraumt U! gesucht, das er jetzt endlich, endlich gesunde» . .. Er blickt Clelia an. Und auch sie bebt die Lider. Einige Sekunden tau Blicke beider ineinander . . . Ein seines Rot steigt in ihr« Wangen. Doch senkt die Augen. Hat sie in diesem Ptoment dieselbe Empfindung wie er? Datz sie gehören — fest, unlöslich bi« zum Tode? . .. Helles, lustiges Lachen weckt die beiden au« ihrer 8. Clelia!" ruft es von einer nahen Anhöhe her, auf welcher schimmert. „Kommt hierher! E« ist gar Nicht schwer, I Profeffor ist nicht heruntergefallen!" . , Der Bann ist gebrochen. Lächelnd eilt Clelia zu ihrer Schwester. Langsamer folgt der Marchese. Oben von der Anhöhe — welch herrlicher Anblick! Zu ihren Füßen hingebreitrt der wundersame Park mit seinen dunklen Pinien und Zypressen und dem silbern schimmernden Olivenhain. Weiterhin die weißen Häuser FrascaUs. Dahinter die in violettem Purpur erjchimmernde Campagna. Und ganz hinten, in blämiche« Dust getaucht, die zart verschwimmenden Konturen der Alovnerberae . . . „O. wie schön! Wie schön!" rust Graziella, in die Hände klatschend. „Wenden Sie doch der Landschaft nicht immer den Rücken zu, Herr Professor!" Gras Tattenbach dreht sich um. Auf« Geratewohl folgt sein Blick dem auLge» streckten Zeigefinger des jungen Mädchens. Doch erkennt er nichts. Sein Kneifer ist ib« so tnderte wichtigen Gegenstand aus der richtigen Stelle. Dann inspiziert er tue beton Gegend. Heute erscheint sie ihm ganz anders wie sonst — noch einmal so schön. Oft schon war er hier oben. Doch stets nur. um die Ruinen, die gestürzten Säulen, die verfalle»«» Trümmer zu studieren. Da blieb für die Pracht der Landschaft, für die tiefe Himmel«- Lläue, dte wundersamen Farbenrefiexe in der Natur nichts mehr übrig. Aber heute... heute . . . Merkwürdig! . . . Gemeinsam schreiten die Vier nun vorwärts — Graziella, ein fröhliche« Lickche« auf den Lippen, leicht wie eine Gazelle voran. Von Zeit zu Zeit blickt sie sich nach dem Grase» um. der in tausend Aengsten auf den schlüpfrigen Steinen herumklettert. Alle paar Minuten fällt ihm der Kurilen von der Nase, und hilslos wie ein Kind »»lanciert er dann oben aus einem Felsblock herum, bis Graziella lachend herbeieilt und ihm groß mütig das Händchen zum Herabsteigen reicht. Trotzdem der Schweiß dem armen Professor in Hellen Tropfen auf der Stirn steht, trotzdem er seufzt und knurrt oei dem anstrengenden Wey — allein zurück mag er aus keinen Fall. Ja, als Graziella in kindlichem Uebermnt «inen Knix vor ihm macht und. davcnlausend, neckend ruft: „Haschen Sie mich! Husch, husch!" —da rennt er wirk lich. so schnell seine langen Beine es vermögen, hinter der fliehenden weißen Gestalt her, deren vom Springen gelöste Locken lustig im Winde flatterten. Langsamer, bedächtiger folgt das zweite Paar. Sie sprechen wenig; sie fühlen nur. Jeder empfindet die Nähe des anderen als ein beseligendes Glück. Plötzlich ist die weiße, davonhuschende Figur vor ihnen verschwunden und mit ihr di« Hünengestalt des Prosessors. Die beide» sind allein in der Einsamkeit von Tusculum. Unwillkürlich beschleunigt Clelia ihre Schritte. Ihr ist. als müsse sie einer Gefahr entfliehen. Er ihr nach. Er fürchtet, sie könne sich den Fuß verletzen bei dem schnellen Laufen über Gestrüpp und spitzes Gestein, Jetzt eine Baumlichtung. Drunten in emiaer Ent- sernung die Picknickgesellschaft, darunter auch Lord Tickletons kleine, in weiße Leinwand gekleidete Figur. Rasch will Clelia den Abhang hinunter. Er will sie aufhalten. Sie schüttelt den Kopf. Ihr wird bange mit ihm allein hier oben. „So darf ich Sie wenigstens stützen?* Littet er. „Der Weg scheint für eine Dame allein fast unpassierbar." „Ich fühle mich allein am sichersten, Herr Marchese." „Immer?" fragt er weich. „Wenigstens äugen- dlicklich." Behutsam springt sie von Stein zu Stein, von 'Bauniwurzel zu Baumwurzck. Er folgt in einiger Entfernung. Deutlich steht Angst in seinen Augen geschrieben. Doch ihr Wunsch ist ihm Befehl. Da — ein kleiner Schrei . Ehe der Marchese hinzu- eilen kann, rollt ein großer Stein hinab. Clelia schwankt. Und jetzt sinkt sie mit leisem Wchruf zu Boden. „Clelia!!" Die Angst um sie erpreßt den Numeri auf seinen Lippyi. Er stürzt auf sie zu und hebt sie empor. (Forlsthling Dienstag.) ^ II« IMrli k>«i»ir, f Sie b«l« IliiMiWg, ^ k!« dilüzrl«» keilr« »tnil «Uv VvrLÜxv U>Q»vrvr öigm kliisl'tjWg. smiM -/llirim. EAvurv iu Hv5t8liaar-VvLaLl»vUi»u^. «ü. 18.-. 24.-. 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