Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.06.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050604016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905060401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905060401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-06
- Tag 1905-06-04
-
Monat
1905-06
-
Jahr
1905
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 04.06.1905
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
erugrgedlldn vunv mmrr »WWW und vioolL«-» nur »i»»al> oHI. »nr» »»»wärttae«»«. »Ml.»»«' »««» «W»»tr> ^ ^ . ^ > vet »tn«»tt,«r Autielluna durch dA vollchMI. <»bne««slell,eli>. im»u»- land «U «nttvrechendem Suichlaae. « »chdrnck «I« «rrtteln. Ort-tual- ^ euttick Ilnreigen^anf. Inndbm« von Ilnkiindi,«„»'!» Hs» nachmittand 2 Mir. Eon». und Seiettaa» nur Manenlttai,- nn o-a n dil 7,1 Udr Di« I loaNioe chrund. »eile lca « Stldeio oo Li».. A„- vindiaunien »ul d«r Lrwatteiie peile »Pi».: dl«rivaIii»cÄ»ilk»ufrcri- i«ite so Pi»., al» Eiimeiandt peile « Pi» In «»»»rrii nach So»», und Kei erlagen l Ivaltiae Grnndzeil« so Pi»., »ui Privaiieite «o Pf,.. Luelienaoiadet.Dretd.Nachr.') 4 VltA,. It«lUrtt,UL« L »norar. > »n'vriiL« dletd«» unbkNlcklickiv»» «umtanat« Vianullrivl« w»rd» . «tSU autdewabrt. ^ »«l«»r»mm.»dr«tt«: V Ge-rSi-el 1856. 8ir»r«lr«rk»>>k Uvr»»«!«», -iltwLrlrl 2. KauptgeschästKtell«: I «aricustr. »8/4«. W Llvalti»« peile aus Dertleit« und al« ^ W SineelnndiSoPs». Auswärtt»« «m- M trau« nur aeeen 8orau»dc»adlun,. l M IvtletblLlier werden niil ro Pi». ^ berechn«!. ^ «ernlvrechanschlust: «mt 1 Sir. 11 und Str. 20»«. i U Julias 8eküälied ! » /IV t-u» «v» »«, PK^t. ». I. Lt. j M velmIitiloMgeiMoüe! ^ V 21- ü Kr 0». «lellkr. lucbt. Kotrcuoum. ltsrrsn. A.IcArrliiz viei-reickler 1oreUei>tt>tor: ii»ik »der nur io H>«cliv», n«lh»l>»to riuIiiiiiMii. Carl Tiedemann. Kgl. Hoflieferant. Gegr. lSSS. N X Wellauislkllunge» Pari» ISO» u. 2t. Loui» ISO:: Salden« Medaillen N Der beste Fuszbo-enanstvich I Tiedemanns Bernstein -Oellack I WWcL« mit Farbe; schnell trocknend, nicht nachktebend. j Marte,iltrasie 10, Slittalienslrahe 18. Heinr1chstras,e (Stadt Görlitz) I sowie m fast allen anderen Drogen- und Karbenhandlungcn. M Inodvarsi 2. j mrsiM kurmli! Iloeii simtsl' lisiitisltsil ln üsuketisn n. engl, l liLllMn. rti'kng svliils Ms. Llmml'üelitlieli bllllgs l'i'siss. I !. ». »L88K Ml.. 20, » H ^4 §!»,!»« »I. Hochzeit desdcutscben Kronprinzen. Stndtperordn.-Aiihlrechtsündenlng, Fcuerbepattinig. Ruff.->?Nnt»iaßlichc Witterung:! vllnlln. jap. Krieg. England und Afghanistan- Graphische Kiinst. Plötzenseeprozeß. Börseinvochcnbcrichl. > Warm, heiter. Svniltag,4.J»llli1W5. Zur Hochzelt des deutsche» Kronprinzen. Berlin steht seit gestem im Zeichen der Hochzcitsfeierlichkeiten am deutschen Kaiserhofe. Die Reichshauptstadt prangt in Hoch zeitstoilette, um das hohe Paar würdig zu beherbergen, und Fest este aus aller Herren Ländern sind herbeigeeilt, ui» als Vertreter ihrer Staaten deren Anteilnahme an dem Familienfest im Hohen- zollernhanse zu bekunden. Mehrere Tage werde» sich die Festlich keiten der Hochzeit hinziehen, den äußeren glänzenden Rahme» zu dem für das Kaiserhaus wie für Preußen und ganz Deutschland gleich wichtige» Ereignis bildend. Denn die am nächsten Dienstag statt findende Vermählung des deutschen Kronprinzen Friedrich Wilhelm mit der Herzogin Cecilie von Mecklenburg ist für die gesamte Nation von hoher Bedeutung, und es ist ganz selbstverständlich, daß bei dieser Hochzeit die Gedanken von Millionen zurück- und vorwärts schauen mit der Frage: Was wird die Zukunft bringen? Und diese Frage ist nicht nur eine Frage des Verstandes, sondern ebenso sehr eine solche des Herzens unseres deutschen Volkes, das sich mit seinem Kaiserhanse eins fühlt in Freud und Leid und daher auch innigen Anteil an dessen inneren Familiencrcignissen nimmt. Darum ziemt es sich wohl, der eigentlichen Bedeutung dieser Fest tage kurz zu gedenken und ihrem weittragenden Ernst einige Worte zu widmen. Ist schon im Leben jedes gewöhnlichen Mannes der Eintritt in die Ehe ein wichtiger Moment, der den bedeutungsvollen Ab schluß der Entwicklungsjahre und den Beginn der männlichen Vollreife und höchster Schaffensfreudigkeit markiert, um wie viel mehr bei einem Jüngling, von dessen Tun und Lassen und von dessen innerer Entwicklung nach menschlichem Ermessen für die Zukunft des Deutschen Reiches Wohl und Wehe abhängen wird, und dessen Entschließungen von entscheidendem Gewicht für die innere und äußere Wohlfahrt des deutschen Volkes sein werden! Wenn wir daher dem Erben der Kaiserkrone zu seinem bevorstehenden Hochzeitstage die herzlichsten und ehrerbietigsten Glück- und Segenswünsche zurnfen, so sind darin gleichzeitig alle unsere Hoff nungen und Aussichten für das Wohl und Gedeihen des deutschen Volkes mit inbegriffen. Auch die begeisterten Jubelgrüße, die inder Reichshauptstadt dem Krvnprinzenpaarc entgcgenschallcn und die in allen deutschen Landenein viel millionenstimmigcs Echo finden, sind ein Zeichen dafür, was die Bevölkerung in Treuen empfindet und welch' frohe Erwartungen und herzlichen Wünsche sie mit dieser Hochzeit verbindet. Das deutsche Familienleben hat «inen guten Klang und stellt mit das best« Stück unserer Volks- eigcnart dar; deshalb hat auch unser Volk ein Recht darauf, daß seine Fürsten hierin ebenfalls mit gutem Beispiele vorangehen. Gerade bei dieser Vermählung darf man envarten, daß das der Fall sein wird. Wahre, warme HerzenAreigung ist es gewesen, und nicht kaltherzige, unwahre Staatsraison oder dynastisches Interesse, welches daS hohe Paar zusammengeführt hat, und erfreulicherweise ist es eine deutsche Fürstentochter aus altem, kernigem Stamm, die dazu erkoren wurde, dereinst die erste deutsche Frau, die deutsche Kaiserin zu sein. Man muß es den Hohen- zollern lassen, daß sie sich nicht den geringsten Teil der Liebe und Verehrung >n ihren preußischen Stammprovinzen durch die vorbildlich-deutsche Art erworben haben, mit der sie ihr Familienleben führten, und es ist zu hoffen, daß auch dem Kron prinzen dies« deutsch«, gemütstiese Art der Ehe bcschieden sein möchte als ein fester Rückhalt und sicherer Zufluchtsort bei den schweren Aufgaben, die seiner dermaleinst harren. 'Das Vor bild der kaiserlichen Eltern dürste wohl das seinige dazu bei tragen, denn das überaus glückliche Zusammenleben unseres Kaisers mit seiner Gemahlin in einer selten harmonischen Ehe kann an niemandem spurlos vorübergchen, geschweige denn an dem. der in dieser Lust aufgewachsen ist. Möge auch dem Kronprinzen ein volles und ganzes Familienglück beschieden sein! Der jungen Fürstin, die jetzt des Kronprinzen Gemahlin werden soll, wünschen wir als das Höchste, daß sic als Krön- Prinzessin und später als Kaiserin sich die Liebe des preußischen und deutschen Volkes erobern möge, daß sie die Traditionen der anderen fürstlichen Mecklenburgers auf dem Throne der Hohenzollern — der Königin Luise — fortsche und die Art unserer jetzigen Kaiserin betätige, die sich mit ihrer stillen Wohl tätigkeit und ihrer taktvollen Zurückhaltung die Hochachtung und Liebe aller Kreise im großen deutschen Volke erworben hat. Auch Fürstinnen haben Aufgaben, an die sie ihr ehrliches Wollen setzen und mit deren Erfüllung sie ihren Namen ins Herz des Volkes und ins Buch der Geschichte schreiben können. Der neuen Kronprinzessin des 'Deutschen Reiches harren schöne und hohe Aufgaben, und nichts ist dem Deutschen sympathischer als eine Fürstin, die sich — fern vom intriganten Getriebe der Politikmacherei, über das Bismarck so viel zu klagen hatte — ganz den weiblichen Tätigkeiten, der aussöhnenden Mild«, der Wohltätigkeit und der Pflege de- Schönen und Edlen auf allen Gebieten deS deutschen Volkslebens, Lesondors auf dem-der Kunst, widmet. Berlin streut in diesen Tagen der deutschen Kronprinzessin Rosen. Mögen die Rosen ohne Dornen für alle Zukunft sein: und wenn daS nicht angeht, so mag der jungen Braut wenigsten- in allen trüben Stunden nie die Liebe ihres jungen ritterlichen Gatten und de- ganzen deutschen Volkes fehlen! Tos wünschen wir von ganzem Herzen, um so mehr, als alles, was bisher über die im neunzehnten Lebens jahre stehende Kronprinzessin bekannt geworden ist, nur die Herzen aller Deutschen in der Zuversicht bestärken kann, daß sie die richtige Frau am richtigen Platze sein wird. Ebenso bat es auch der Kronprinz verstanden, sich aller Herzen zu gewinnen: seine natürliche Schlichtheit und Herzensgute, sein leutseliges und liebenswürdiges Auftreten sind dazu angetan, jeden zu ge winnen und für ihn einzunehmen, dem cs vergönnt wurde, in seine Näh« zu treten. Jung gefreit, hat noch niemand gereut: mag dieses Wort als Wahrspruch über der Ehe des hohen Paares stehen. Beide sind noch im Werden begriffen und erst in den Umrissen fertig, aber noch nicht ausgereift: gerade das aber erleichtert das Ein leben in einander und fördert die gegenseitige Nachgiebigkeit, die auch durch die große, ernste, christliche Religiosität verbürgt wird, die beide Teile auszeichnet. So steht denn zu hoffen, daß die verhältnismäßig frühzeitige eheliche Verbindung des kronprinz- lichen Paares auch ein segensreiches Element für dessen Weitev entwicklung zur Höhe reifen Menschentums werden wird. Und das wäre mit Freuden zu begrüßen. denn alle Kapitel deutscher Fürstengeschichte lehren, daß die innige Gattenliebe des Herrscherpaares auch stets dem Volk zum Segen ausgeschlagen ist. Darum die Herzen auf! Mag dem jungen Paare ein langes, gesegnetes Eheleben alles das bescheren, was es sich in seinen schönsten, weihevollsten Stünden von ihm gewünscht hat, und mag der rauschende Jubel dieser Tage nicht leer verhallen, sondern «in inniges Band schaffen helfen zwischen dem zukünftigen Kaiferpaar und dem deutschen Volk, das es auf seinem Weg zum Traualtar mit seinen treuesten Wünschen geleitet. Neueste Trahtmeldilllgen vom 3. Jimi. Preustischer Landtag. Berlin. lPriv.-Tel.) Herrenhaus. Vor Eintritt m die Tagesordnung teilt Präsident Fürst zu Inn- und K n, yphausen mit, daß die Kommissionsbcralungen der Berg gesetz n o v e l l e n am 19. und die Plenarbcratungen am 27. Juni beginnen würden. Der Schluß der Tagung sei zum 1. Juli in Aussicht genommen. Tann wird der Antrag des Frei herr» v. Manteussel beraten, die Regierung zu ersuchen, gegen die Einführung einer Reichserbichaft scheuer grundsätzlich Stellung zu nehmen und ihren Einfluß im Bundes rate dahin geltend zu machen, daß die Erbschaftssteuer der Gesetzgebung der Einzelstcmtcn erhalten bleibe. — Graf Stol - bera-Wernigerode beantragt, dem Antrag des Freiherrn o. Manteuffel folgenden Zusatz zu geben: „Sollte dies nicht ausführbar, dahin zu wirken, daß Erblchasisfälle zwischen Aszendenten und Deszendenten sowie zwischen Ehegatten, wie bisher, von einer Erbichastssteuer befreit bleiben/ — Bericht erstatter Dr. v. Dziembowski beantragt namens der Koni- Illusion, dem Anträge Manteussel zuzustimmen. Durch eine hohe Erbschaftssteuer würden bei der Vererbung von Geschäften oder anderen Betrieben die Wurzeln dieser Betriebe gelockert. Dazu komme, daß in Preußen durch die Einkommensteuer und die Ergänzungssteuer das Einkommen und das Vermögen schon stark herangezogen würden. Es sei nicht ratsam, eine Finanz- reslXm im Reiche mit der Einführung direkter Reichssteuern zu verbinden. iBeisall.j — Finanzminister Freiherr v. Rhei n- baben: Die Frage der Reform der Reichschnanzen bat in der Beschlußfassung weder dem preußischen Staatsministerium nach dem Bundesrate bisher unterlegen. Da es völlig dabin- steht, welche Steuerprojekte in die Neformpläne Ausnahme finden, so muß ich mir in diesem Stadium versagen, meine persönliche Stellung zur Sache darzulegen. Wenn in der Vc- gründung des Antrags die Rücksichten auf die Erhaltung der Familie, das Interesse des Ehegatten und der Kinder betont werden, so werde ich, wie bisher, so auch in Zukunft, bemüht sein, diesen Rücksichten Geltung zu verschaffen.—Gras Aorkvo » Wartenburg: Voraussetzung bei der Einführung der Ver mögenssteuer in Preußen sei gewesen, daß nie noch eine Erb schaftssteuer eingeführt würde. Wolle die Regierung eine Erbschaftssteuer, so möge sie die Aufhebung der Vermögens steuer beantragen. So hoch seine Freunde den RcichSgcdanken auch stellten, letzt sei die Zeit für gesunden preußischen Par tikularismus. lsehr wahrst Der Kurs des Reichstages gebe zu den ernstesten Bedenken Anlaß, um so mehr empfehle es sich, daß die Einzelstaaten behalten, was sie haben. lBeifall.s — Finanzminister Freiherr v. Rheinbaben bedauert, daß bei der augenblicklichen Lage im Reichstage an eine grund legende Reform der Reichsfinanzcn nicht zu denken sei. Immer hin sei die durch die Lex Stengel herveigcführtc Reform zu begrüßen. — Oberbürgermeister Struck mann lHildeshcims hält es nach den Erklärungen des Finanzministers für das rich tigste, über den Antrag Manteussel zur Tagesordnung über- zugehen. Es sei bedenklich, wenn die Einzellandtage gegen Steuern oder Steuererhebungen im Reiche, wodurch sich ein Einzelstaat benachteiligt fühle, Stellung nehmen wollten. — Freiherr v. Manteutfel bittet, dem Sirenengesang des Herrn Struckmann nicht zu sahen, sondern seinen Antrag anzunehmen, auch den sentimentalen Antrag des Grafen Stolberg, der den seimaen avschwäche, abzulehnen. Die Ausführungen des Finanz. Ministers hätten ihn nicht befriedigt. Seine Freunde lehnten die Relchserbschaftssteiier aus prinzipiellen Gründen ab. — Hieraus wird der Antrag des Freiherr» v. Manteussel gegen die Stimmen einiger Oberbürgermeister angenommen. Durch diese Beschlußfassung ist der Antrag Graf Stolberg erledigt. — Der Gesetzentwurf betreffend die Berivaltung gemcinschast- sicher Jagdbezirke wirb nach den Beschlüsse» des Abge ordnetenhauses angenommen ebenso findet die Eisepbohn- Vorlage unverändert Annahme. — Nächste Sitzung: 27, Jun- Zur HochzeitSfeier des deutschen Kronprinzen. Berlin. iPriv.-Tcl.) Tie Braut des deutschen Krön- Prinzen Herzogin Cecilie von Mecklenburg- Schwerin hat heute nachmittag 5 Uhr ihren Einzug in Berlin geholten, ninbroust von den jubelnden Zurufen Hunden- tausender, die sich in drangvoll fürchterlicher Enge zusammen- schobep und so viele Stunden lang ausharrten, um einen Blick auf die Braut werfen, zu können. Pünktlich um 5 Uhr verlies; der Zug den Schloßhos von Bellevue, aus dem eine vom Prinzen ''August bei Leipzig erbeutete Kanone drohend den eherneu Schlund zeigt. Eine Eskadron Garde-Dragoner mit dem Trom peterkorps eröfsnete den Hochzcitszug, dann folgten Ai drei sechsspännigen Galawagen die Herren des Gefolges. Garde du Corps, unter Führung des Rittmeisters Grafen Lunar, bi- dcteu die Ehreneskorte, von denen je eine !>albe Eskadron dem Brrnitwagen vorausritk und folgte. Zwei Spitzenreiter und dann der große goldene Krönunaswagen, in welchem zuerst die spätere Königin Luise s1793) und zuletzt noch s1881i unsere jetzige Kaiserin ihrenEinzua iuBerliu gehalten haben. Zur Linken saß die Kaiierin, rechtsvon ihr dieBraut. 8 vom Bock aus gelenkte 'cknvarze! Trakehner Hengste zogen den Wagen: zur Seite jedes Pferdes, schritt ein Angestellter des kaiserlichen Marstalls in großer Gala. Zur Seite der goldenen Kutsche aber ritt der Ehrendienst: zur Rechten LbcMillmeister Gras Wedel und Generalseid-! marschall v. Hahnke, zur Linken der Stadlkommandant General-s major Hoyer v. Roteuheim und Polizeipräsident v. Borries. Zwei weitere sechsspännige Galawagen fuhren die Damen des Gefolges. Den Schluß bildete eine Eskadron Garde-Ulanen mit der RMimentsmusik. So bewegte sich der Zug durch die Bellevue-Allee bis zum kleinen Stern. Die Bellevue-Ällee war für Jung-Berlin reserviert: 6000 Schüler und Schülerinnen tvaren hier ausgestellt und 400 belle Kinderstimmen empfingen die kronprinzliche Braut mit dem Gesänge des Liedes „Gott grüße Dich!" Mit inniger Freude sahen jawohl die Herzogin- Braut, als auch die Kaiierin aus die ihnen zujauchzende Krnder- schar hernieder. Am kleinen Stern setzte sich die Berliner Schlächter-Innung, 134 Mann, altem Manche gemäß, stolz zu Roß, sowie eine Abteilung von 40 Postillonen an die Spitze des Zuges. Vom kleinen Stern bis zum Brandenburger Tore und in der Straße „Unter den Linden" von der Wilhelm- Straße bis zum Palais Kaiser Friedrichs bildeten Vereine, Innungen und sonstige Korporationen Spalier: in viergliedriger Reihe standen gegen 27 000 Mann und hinter ihnen das Publikum, dem die Promenaden-Wcge an der Charlottenburger Chaussee und die Bürgersteige unter den Linden freigegeben waren. Vom Kleinen Stern bis zum Brandenburger Tore wurde das Spalier von Veteranen und K'riegervereinlern, von Eisenbahnern und industriellen Verbänden gebildet. Die Vete- ranen hatten nicht weniger als 7500 Mann gestellt, die Eisen- bahnbcointen und Arbeiter, gegen 3200, waren größtenteils in Uniform erschienen. Es war ein herrliches Bild, das sich in dem frisch-grünen Rahmen des Parkes bot, dessen Bäume ieltsawc Früchte zeigten: Schaulustige, die sich hier unentgeltliche Tri- biincnplätze erwählt hatten. Nicht mit der Windeseile, mit der sonst Hofkutsmen vorüberzujagen pflegen, sondern in ge messenem Tempo bewegte sich der Zug vorwärts^ sein Nohen verkündeten donnernde Hoch- und Hurra-Rnse, Schwenken der Hüte und Tücher, und brausend setzten sich die Jrcudenrufe ion die ganze via kriumgllalio entlang. Und aus dem Prunkmagcn grüßten zwei edle Frauen, die eine, in iugendlicher Al'imtt prangend, der heule in erster Linie die Kundgebungen der froh bewegten Menge galten, auf die ein großes Volk Hoffnungen für. die Zukunft baut, die andere im gebleichten Haar, nicku minder anmutsvoll in ihrer königlichen Würde. Welche Emp findungen mochten die Seele der Kaiserin Auguste Viktoria bewegen ? Es können nur frohe Empfindungen gewesen sein, hat sie doch die einst in sie gesetzten Hoffnungen in jo reichem Maße erfüllt! Unablässig grüßte die Herzogin Cecilie, ein glückliches Lächeln auf den Lippen. Nun war das Branden burger Tor erreicht. Das sonst jo ernste Bauwerk kokettierte heute in bunten Farben, Dame Berolina wollte der Fürstin, die einst die Krone der Kaiserin trogen soll, gefallen. Der Zug ging durch das Tor aus den Pariser Platz, den Aus- gaugspuukt der Linden, die in einen Rosengarten umgewandett Und. Rosengirlanden winden sich um die Träger und vci binden diele in graziösen Bögen, und hoch oben auf luftiger Höbe der Masten sind große Roscnkörbc angebracht. Es sind künstliche Rosen, natürliche hätten den sengenden Sonnenstrahlen nicht widerstehen können. Aber das Tannengrün ist Natur und die Laubgcwinde, in welche die Rosen gebettet sind. Lette spielte der Wind in den Bannern und Flaggen i» deutschen, preußische» und mecklenburgischen Farben, mit denen die Feil- straße auf das reichste geschmückt ist. Um 5ist Uhr war der Zug aus dem Pariser Platze aiigelangt. Hier begrüßte das offizielle Berlin die Braut des »tronprinzen. Allen Reipekl vor den schwarzbesrackten würdigen Vätern der Stadt — aber ein Blick auf die hundert Berliner Bürgertöchter, die Edren- jungsraueu in weißen Kleidern, mit Rosenkränzen im Haar und Rofengirlanden in den Händen, war reizvoller. Das war das Roscnbukett, welches die deutsche Reichshauptstadt darbot. Oberbürgermeister Kirschn er trat an den Köiiiaswaacn heran zu folgender Begrüßungo-Ansprache: „Durchlauchtigste Hoheit, gnädigste Herzogin! Der Weg durch unsere Stadt führt Eure Hoheit an die Seite des in Liebe erkorenen Lcbensgcnoffcn aus einen hohen, an Ehren und Würden reichen Platz, einer glückverheißenden, hoffiiunasrcicheii Zukunft entgegen. Ties und lebhaft empfundene Gefühle, heiße Wünsche, frohe Hoff nungen durchzittern in dieser festlichen Stunde Eurer Hoheit bräutliches Herz. Daß die Bevölkerung dieser Etgdt in allen Altersst.üsen und Berussschichten an diesen Empfindungen den inniMe'n und wärmsten Anteil nimmt. Eurer Hoheit Änufche und Hoffnungen freudig bewegt teilt, das bezeugt der laute Zurm, mit d«m sie Eure Hoheit jubelnd begrüßt. Uns aber, den oerordneten Vertretern der Königlichen Hauvt- und Residenz stadt Berlin, der Hauptstadt des Deutschen Reiches, ist es ver- gönnt, an dieser durch geschichtliche Erinnerungen geweihten Stätte, dem, was die Volksseele erfüllt, in Worten Ausdruck zu geben, Eurer Hoheit in der neuen Heimat das erste herzliche
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite