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Dresdner Nachrichten : 12.12.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190512124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19051212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19051212
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-12
- Tag 1905-12-12
-
Monat
1905-12
-
Jahr
1905
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 12.12.1905
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dt« beiden König« in offenem Wagen in- Residenzschloß, ^ it von einer ESkadron Dragoner. DaS lablreich anwesende Publikum begrübt« die Herrschaften mit lebhaften Hochrufen. Am westlichen Flügel de» ResidenzschlosseSwar eineEhrenkvinpaonie des 121. Jnfaiiterte-Regiment» ausgestellt, die die Monarchen mit d,« PrairntrerinarsL bearüble. Nach Abschreitrn der Front folgte ein Bordeimarlch der lLdrenkompagnir und der EhreneSkorte. König Friedrich August bewohnt die oldenburgilchen Zlmmer, wo ihn die Königin mit de» Priuzelsinnen begrünte. Unmittelbar nach der Ankunft fand Jamtlirnfrühstück im Wilhelm-Palast und zugleich MarschallStafel ln den Freskozimmern de-ResidenzschlosseS statt. König Friedrich August wurde vom König Wilhelm zum üdes de- Jnfanterie-RegimentS „Mivürttembcrg" Nr. 121 (Gar nison Ludwigslust) ernannt. — Ähre Majestät di« Königin-Witwe emvsina vor- gestern mittag rn der König!. Billa Strehlen de» Generalleut nant z. D. Kirchhofs, den Kommandeur der 61. Infanterie- Brigade Generalmajor Barth, den Hauptmann Richter im 13. Jäger-Bataillon und den Amtshauplmann Dr. Morgenstern- Lhemnltz in Audienz. — Bei Sr. Königs Hoheit dem Prinzen Johann Georg fand gestern obend 7 Uhr gröbere Tafel statt, zu der di« Stabsoffiziere, die Regimentsärzte und die Regiments- adiutanten der beiden hiesigen Grenadier-Regimenter, sowie der Adjutant der 4b. Infanterie-Brigade mit Einladungen ausge zeichnet waren. — Ihre König!. Hoheit Prinzessin Mathilde ist gestern vormittag 6 Uhr 50 Minuten in Begleitung der Hof dame Freiin v. Gaertner, von Siegmanngen kommend, hier ein- getrosfen. Der diensttuende Kammerherr. Zercmonienmeister Gral Wrlding, ist bereits am Sonnabend nach Dresden zurück- gekehrt. Die Empfänge bei der Hofdame Freiin v. Gaertner finden an den gleichen für die Oberhösmeisterin am Kvnigl. Hofe Frau v. d. Gabelenh-Linsingen angesehten Emvfangstagen, und zwar am,12.. 19. und 27. Dezember und von Neujahr bis Fast nacht an >edem Dienstag nachmittag von 1 bis 4 Uhr in deren Wohnung im König!. Eckpalais am Taschenbcrg, 1. Etage, statt. — Der Herzog, die Herzogin und Prinzessin Olga von Cumberland trafen vorgeilern abend auf der Rückreise von Kopenhagen hier ein und stiegen im „Grand Union-Hotel" ad. Die Weiterreise nach Schloß Gmunden erfolgte gestern abend. — Dem Verlaasbuchhändlcr und Buchdruckercibesitzcr Albert Brockhaus, Mitinhaber der Firma F. A. Broahaus in Leipzig, wurde der ruffische S t a n i s la n s o r de n 2. Klasse mit dem Stern und dem Stadlrat und Kommerzienrat Oeltzner, Inhaber der Speditions- und Kommissioiissirmc, Gerhard u. Hey ,n Leipzig, der russische St. Annenorden 3. Klasse verliehen. — Im Alter von 61 Jahren ist gestern hier der König!. Sächs. Hoffischhändler, Herr Heinrich Wanke, gestorben. — Die Zentrale für Jugendfürsorge zu Dresden hat an die Staatsregierung eine Petition gerichtet, der Ständcverfamm- lnng noch während ihrer diesmaligen Tagung einen „Gesetz- « n t w u rfüberdieFürsorae-ErziehungMinder- jähriger" zugehcn zu laIen. Bereits unter dem 22. Januar !902 legte die Königliche Staatsreaierung den Ständen einen diesbezüglichen Entwurf vor, der aber nicht Gesetz wurde, weil ihn die Erste Kammer infolge besonderer Ärbeitshärifung un- crlsdigt lassen mußte. In der Begründung ihres einstigen Ent wurfes führte die Staatsrcgicrnng aus: „Die Veryältiusse drängen aus diesem Gebiete zu durchgreifenden Maßregeln. Tie Klagen über Bcrrohung der Jugend mehren sich bedenklich, und cs bergen die ihnen zu Grunde liegenden Tatsachen eine große Plage, eine noch größere Gefahr für die Zukunft in sich. In folge der wirtschaftlichen und sozialen Umgestaltung nnlerer Ver hältnisse wird ein großer Teil der hcranwaclsienden Jugend zeitiger als ehedem selbständig, damit aber zugleich ungebun dener und der Verführung zum Böse,, leichter zugänglich. Halt- lose Naturen ergeben sich zügellos dem Genuß und lchrecken. wenn die Mittel hierzu fehlen, vor Diebstahl, Betrug, Unter schlagung und, wie die neueste Zeit wieder gelehrt hat, selbst vor Rauo und Mord nicht zurück. Von der weiblichen Jugend aber verfällt leider ein nur zu großer Teil, kaum der Schyle entwachsen, der gewerbsmäßigen Unzucht, ohwe daß zurzeit eine Handhabe gegeben wäre, sie dem unsittlichen Leben eher zu entziehen, als bis sie soweit gesunken sind, daß sic ans Grund des Strafgesetzbuches der korrektionellen Nachhaft überwiesen werden können. Strafrechtliches Einschreiten reicht hier er fahrungsgemäß nicht allein aus, um der wachsenden Krimi nalität der Jugend zu begegnen, es gilt, der Verwahrlosung schon in ihren Anfängen entgegenzutreten, die gefährdeten Jugendlichen aus der verderblichen Umgebung, in der sie sich befinden, herauszureißcn und «Men die ihnen innewohnenden schlimmen Neigungen anzukämpsen, indem man sie einer ge regelten, seelisch wie körperlich auf sie eimvirkenden Erziehung unterwirft. Solche Erziehung in ausreichendem Maße zu er möglichen^ muh als eine der vornehmsten Ausgaben des Staates und als ein dringendes Gebot sozialer Fürsorge für die Zukunft unseres Volkes erachtet werden, und je energischer solche vor- beugende Maßregeln ergriffen werden, um so sicherer und größer wird ihr Erfolg sein. — Der Verband Dresdner Kegelklubs hielt Sonntag, den 3. Dezember, und am vergangenen Sonnabend und Sonntag sein Wild- und G e il ü g e > - K e g e l n ab, das in einer so großartigen Weise verlaufen ist, wie noch kein dcr- artiqes Preiskeaeln innerhalb der Verbände des Deutschen Krglerbundes. Es sind an den genannten drei Tagen über 8000 Karten sa drei Kugeln) abgeschoben worden, allerdings kein Wunder, wenn man die stattliche Anzahl von Preisen in Betracht zieht, die fick ans über 750 beliefen, alles begehrenswerte Ge- winne ll Reh, 30 Schinken. 50 Gänse. 250 Hasen. 50 Fasanen, 60 Enten. 50 Hühner, 400 Pfund Zcvvelat-, Blut- und Leber- wurst. 100 Pfund Karpfen usw.). In der Tat glich der kleine Keglerheim-Saal, wo diese Waren ansgestellt waren, einem großen Wild- und Delikatessenlager. Durch die Beschränkung der Preise auf höchstens sechs für einen Kegler, einer sehr vrak- tischen Neuerung, war es diesmal auch schwächeren Keglern ge- lungen, sich einen Preis zu holen. Ganz besonders lockte natür lich wieder der erste Preis: 1 Reh, 1 Schinken.^ 1 Gans. 1 Hase. besondere in Gast- und Schairkwirtschafte». feilznbieten: vielmehr dürfen sie nur auf denjenigen Straßen und Plätze» handeln, welche zur Abhaltung des Christmarktes bestimmt sind. Dir Kinder haben sich eines anständigen, gesitteten Betragen- zu befleißigen und ins besondere sich alles Lärmen- und Schreiens, sowie >eder Zudring lichkeit und sonstigen Behelligung des Publikums dein, Anbietei, ihrer Waren zu enthalten: auch ist eS ihnen unterlagt, sich ln ver- kehrsstörender Weise aufzustellen: den Anordnungen der Polizei- beanilen, namentlich hinsichtlich ihres Standortes, haben sie un gesäumt Folge zu leisten. Nichtbeachtung dieser Vorschriften wird mit unnachslchtlicher Wegweisung und Ausschließung vom weiteren Handeln geahndet. — Nun hat auch das Residenztheater sein Weihnachts märchen hinter sich! „Prinzessin Wunderschön nennt eS sich, Georg Zimiiieunann, der treffliche sächsische Volksdichter, und Carl Witt, der Direktor des Ko»,vdienhanses aus der Cirlnsslraße. sind seine Verfasser, während der »weile Kapellmeister des Theaters, Herr Bruno Brenner, die hübsche Musik zu den, Vierakter ge schrieben hat. Am Sonntag nachmittag fand die Erstaufführung statt; natürlich war es ein großer Erfolg, der frisch und fröhlich schon nach dem ersten Aufzuge einsetzte und von Auszug zu Auszug eine von den verschiedenen Autoren freudig begrüßte Steigerung erfuhr, die schließlich die sämtlichen Helfer an, rühmlichen Werte, auch Herrn Ballettmeister Friedrich, der die hübschen Kindertänze und das große Schlußballctt arrangiert hatte, vor die Gardine rief. Die Dichtung verwebt in seiner einfachen, dem kindlichen Verständnis angcpaßten Fabel eine ganze Reihe von Märchen- Motive» zu einem farbige» Ganzen, das im bunte» Wechsel reich belebter Szenen die Handlung rasch und sicher abwickelt. Ein lustiger Schneidergcselle, Hans Herzlieb, spielt die Hauptrolle, der — selbstverständlich! — eine Prinzeisin, eben die besagte Wunderschön, ans Zanberbanden erlöst. Die Weihnachtssee leistet ihm im Verein mit drei tapferen Schwaben bei dein nicht sonder lich schwierigen Unternehmen hilfreichen Beistand und am Schluß führt der mutige Befreier Hans Herzlieb, »mi Prinz Herzlicb. die kleine Wunderschön als Braut heim, die unter dein Ehrislbnnm mit ihrem jugendlichen Helden im Angesicht der Sixtinischen Madonna, die als lebendes Bild gestellt war — kein sonderlich glücklicher Gedanke! —, ein fröhliches, seliges Wcilniachtsfest feiert. Der poetische Gehalt der Dichtung ist so ziemlich völlig in eine Figur zniammengedrängt, nämlich in die des Prinzen Hcrzlieb, dem auch die einzige beträchtlichere Rolle, die für die dramatische Entwicklung des Stückes von Belang sein tonnte, zngcfallen ist. Die Prinzessin Wunderschön samt elterlichem Gefolge, die böse Here, der schlechte Kerl von Zauberer, selbst die Wcihnachtsfee sind ziemlich stiefmütterlich bedacht »nd von mehr episodischer Bedeutung für die Abwicklung der Fabel. Sehr hübsch sind die humoristischen Szenen geglückt, in deren Mittclvunk! die drei lustigen Schwaben Beigele, Heigele und Wcigclc stehen, und die Austritte in der Hexenküche mit Fitzli und Putzli; nur sollte sich die Hexe, die doch im Märchen immer eine ernflhaste böse Fee ist. nicht selbst persiflieren, wie das hier geschieht. Auch sonst nimmt es der Verfasser im allgemeinen mit der Psychologie der einzelnen Charaktere nicht sehr genau in dem Stück. Mit Glück und Geschick sind die typischen Märchen-Figuren in der Nebenhandlung berciusgearbeitet. ohne daß sie ausdringlich hervortreten. Nament lich der schwerhörige, alles falsch verstehende Finanzminisicr Schnickschnack und der steifleinene Hosmarschall Wuppdich machten den Kindern vorgestern viel Spaß, noch mehr natürlich der lustige Barbier Beigele, dessen Verkörperung Herr Friese fröhliche Launen lieh. Von den einzelnen Darstellern ver dient Herr S chrödcr an erster Stelle genannt zu werden, der sich mit Luit und Liebe des Prinzen Herzlicb annahm und die Rolle mit großer Frische durchsührte. Neben ihm standen die Damen Wimplingcr, Schittcnhclm, Becker, Normann, Munch- heim, Kronthal und Menzel, die Herren Bayer, Janda, Knude, Gähd, Braunstein und Olbrich. Nicht unerwähnt dürfen die Herren Obergarderobier Herzog. Dekorationsmaler Michaelis, Theatermeister Kahlcrt und Wacker, sowie Belcuchtungsinspenor Bettmann bleiben, die Herrn Direktor Witt bei der geschmackvollen Inszenierung der Weihnachtskomödic aufs beste unterstützten. Sie haben alle an dem Erfolge, der sich in zahlreichen Hervor rufen der Autoren und stürmischem Beifall an den einzelnen Aktschlüssen äußerlich kundgab, redlich mitgeholfen, sodaß auch ihnen ein vollgerüttelt Maß Anerkennung zugetcilt werden kann. — Herr Leo Erichsen sieht sich durch das steigende Interesse, das seinen fesselnden Darbietungen auch hier ent- gegengebracht lvird, veranlaßt, noch zwei Vortragsabende zu veranstalten. Diese finden Mittwoch, den 13., und Freitag, den 15. d. M-, im Musenbanse statt. — Ihre Majestät die Königin-Witwe besuchte am Sonntag vormittag R i ch te rS Knn stsa lo» und besichtigte die Aus stellung der Werke von Emily Lengnick. Th. Kraiise-Wichmaiii, und Rudolf Poeschmann. Die Königin sprach sich sehr anerkennend über die Ausstellung aus und kaufte das Gemälde von Emily Lengnick „Aus Morltzburg" a». — Gestern besuchte die Königin- Witwe die Ausstellung der Firma A. M ü l le r-Fr v bel li a u s , Lchrmittelinstitnt und Vcrlagsanstalt. Wailenhausstraße 21, und machte dort Welhnachtseinkäuse. Weiter besuchte sic das Spielwarciihaiis von B. A. Müller, .Hoflieferant, Prager Straße 32 31, und das Magazin Tacn Arr-Hee, Tee-, Ehina- nnd Japan-Waren, WaffenhauSstrntze 21. — Prinzessin Pleß- Fürstenstein und Gräfin Höchberg besuchten gestern das Tapisserie- Warengeschäft von Johannes K » pke. Prager Straße 37. und machten dort Einkäufe und Bestellungen. — Die heutige Nummer d. Bl. enthält 2 Sonder beil a g c n : für die Gesamtauflage einen Prospekt von A. Rooen stock. Optische Anstalt, Tchloßstraße, Ecke Rosmaringasse, und einen desgleichen für die Stadtanslage, Ge schäftsbücher und Kontorartikel von Heinr. F. Schulze, Annenstraße 8. hier, betreffend. sich mit je 25 Holz die Herren Reichman», Kreutz und Auerbach. Im Damen-Preiskegeln siegte Frau Vollmer. Anerkennung verdient der Preisausschuß mit Herrn Albert Heimstädt als Vorsitzenden für seine Tätigkeit. Anerkennung verdient es aber auch, daß beim Einkauf der Waren nur hiesige Geschäftsleute berücksichtigt wurden. — Am Sonntag fand in Verbindung mit der Preisvertcilung ein starkbesuchter Familiencibcnd im .„Keglerheim" statt, der durch prächtige Vorträge des Verbands- Quartetts und humoristische Darbietungen des Mitgliedes Herrn Limbach froh belebt wurde. — Biel Kopszerbrechen wird gestern manchem die Witterung gemacht haben; denn wenn er an sein Barometer sah. stand das Quecksilber so hoch und so ausgesprochen auf „Trocken", wie seit langem nicht. — 775 Millimeter sind wirklich kein mittlerer Barometerstand. Blickte jedoch der Welterbeslisscne zum Fenster hinaus, so sah er draußen noch immer den sanften, grau und feucht niedergehenden Nebel, der ihn nun schon seil Tagen ärgert. Aber leider beruht das Zusammentreffen höchsten Barometerstandes und nebeligen Wetters aus ganz natürlichen Ursachen, lieber Deutschland liegt jetzt ein hohes Maximum, das, wie immer, mit ausgesprochener Windstille per- Kunden ist: diele Windstille verhindert durch die Abkühlung der höheren Luftschichten bas völlige Ausstrahlen der Erdaus dünstung. die sich zu Nebel und sanftem Niederschlag verdichtet. T>er Feuchtigkeitsgehalt der Lust ist nun diesmal noch höher als sonst bei Maximumbildungen, da das Maximum vorgestern über England lag und die dort aufgestiegene Feuchtigkeit durch west- liche Winde über Deutschland hereingcweht wurde. Günstigeres Wetter ist erst in ein oder zwei Tagen z» erwarten. — Dem bisherige» Branche entsprechend, soll auch in diesem Jahre für die Dauer des Christmarktes Kindern unter 11 Jahren das Feilbieten von Waren in hiesiger Stadt unter fol genden Bedingungen und Einschränkungen nachgelassen werden: Soweit die Kinder schulpflichtig sind, bedürfen sie hierzu der Er laubnis ihrer Schuldirektoren; die hierüber ausgestellte schriftliche Bescheinigung habe» sie stets bei sich z» führen und de» Polizei beamten aus Verlangen vorzuzeige». Nur während des Christ marktes — das ist vom 17. bis mit 21. dieses Monats —. »nd »war nur bi» abends 9 Uhr ist den Kinder» das Handeln gestattet. Verboten ist den Kindern, ihre Wa"" st, den Häusern, ins-> Aus Seite S1 und S» der heutigen Nummer finden unsere Leser die 33. MosiiUslike von Mkkcil. Das Chaos in Rntzland brodelt unaeschwächt weiter: Meutereien. Streiks und Unruhen überall. Ans Petersburg kommt über Endtkuhnen folgende Nach richt von bereits kurz erwähnten M a i ro se n m e n t e r e ie n: Am Donnerstag erhielten die Matrosen der 11. Equipage den Befehl, sich nach Kronstadt zu begeben, sic weigerten sich jedoch, dem Befebl iiachzilkonimei!. Die Admirale Bnrtoschewitsch und Niederiniller crinahnten die Matrosen, sich nach Kronstadt zu begeben, hatten jedoch keinen Erfolg. Die Matrosen sandten daraus eine Deputation an die 18. Equipage mit der Bitte, sich ihrem Proteste anzuschließen; die Offiziere ermahnten sie jedoch zur Treue »nd Pflichterfüllung. Die 18. Equipage verbarrikadierte sich alsdann, um zu verhindern, daß die II. Equipage zu ihr ein- drlnge. Um 3 Uhr morgens wurden die Kasernen der Equipagen und die umliegenden Slraße» von Truppen umzingelt. Die Matrosen wurden alsdann In Booten nach Kronstadt geschickt und werden Dienst in den Forts tun. „Daily Telegraph" meidet aus Tokio. In der russischcn Mandschurei armer ist eine Meuterei abgebrochen. Die Meuterer plünderten Chardin gemeinschaftlich mit den Chun- chusen und brannten die Getreidespeicher und die Bahnhöfe nieder. Viele unbeteiligte Leute wurden niedergc macht. Zwischen de» Meuterern und de» treugcbliedenen Truppen kam es zu einem wilden und verzweifelten Kampfe. Das Exekutivkomitee der Ärbeiterdeputierten in Petersburg bereitet einen allrussischen Generalstreik für den 22. Januar vor. Trepow formiere gemischte Regimenter zum Schutze des Hofes. Die Gerüchte von einer Militärdiktatur und verfrüht. Die streikenden Briefträger in Petersburg kehren allmählich ln den Dienst zurück. Zivei Briefträger wurden von den Arbeitern beschossen, aber nicht getroffen. Die Täter sind verhaftet worden. In der Provinz dauert der Streik an. In Warschau herrscht ernste Besorgnis, daß eS zu einem neuen allgemeinen Ausstand der Bahn bedien st eien kommen könne. Die betreffenden Organisationen warten »nr aus das Zeichen vom Zentralansschüß des VerbandcS der Verbände. Ihre Beweggründe sind dreierlei: Sie wollen den Ansstand der Post- und Telegraphenbcamte» unterstützen, sie fordern grundsätz liche Abschaffung der Todesstrafe und Aufhebung des Kiiegszii- standes in Livland. Die Polizeimannschafte» in War schau schlossen sich zu einem Verband zusammen und stellten erne Reihe von Forderungen aus. In Polen kommen jetzt häufig einzelne Meutereien des Militärs vor. Sonntag mittag zogen drei Militärkapellen durch Warschau und spielten Freiheilslieder, denen ein großer Volkshause mit roten Fahnen folgte. Am Abend meuterte das 1. Bataillon des Leib-Gnrde-Regiments „Kaiser von Oesterreich". Es ist in der Kaserne eingeschlosse». Für gestern war eine große Kundgebung seitens des Militärs geplant. In Goralalwarja meuterte das 6. Sappeur- Bataillon. Die Offiziere beruhigte» die Mannschaften vorübergehend. In Lublin demonstrierlen die Jnsanterie-Neai menter aus den Straßen mit roten Fahnen. In Grodno streiken alle Schutzleute. In Minsk wird eine In den Hetze be fürchtet. Die Unruhen nehmen einen immer drohendere» Charakter an. Tie Bauern zünden Landsitze an und bedrohe» die Stationen der Moskau—Kursker Bahn. Nur die Einberufung der Duma wird als Mittel zur Beruhigung angesehen, die Gras Witte in baldige Aussicht stellte. — In M oskau hat der Streik der Post- und Telegraphenbeamten zir allerdings nicht ernstlichen Straße » u ii ruhe » geführt: die Moskauer Börse ist beun ruhigt durch Meldungen aus Wffchnis-Wololschek über Bedroh»» gen und Ermordungen von Fabrikverwalter». Ein Tagesbefehl des Ministers Turnowo vom 9. d. M. er klärt kalegorifch : Der Verband der Post- und Telegraph« „ beamten werde nnter keincn Umstände» gestottet werden. Diejenigen Beamten, die de» Ansstand sortsehten, würden unbedingt vom Dienste ausgeschlossen werden. Dieieiiigeii. die nnßerdem Unruhen anslisteten und Beschädigungen der Leitungen, sonste der teuren Apparate veranlaßte», würde» noch gerichtlich verfolgt werde». Derartige Handlungen bedeuteten offene Ans lehmmg und Rebellion. Privatnieldiingen ans Riga besagen, daß am Freitag abend eine Versammlung von Eisenbahnbcamten niit bewaffneter Macht aufgelöst wurde. Hierbei gelangten auch Maschinmgewehre zur Anwendung. Die Zahl der Getöteten soll bedeutend sein. In de» Straßen sind Maschinengewehre auf- gefahren. Der Bahnverkchr von Riga »ach Petersburg ist ein gestellt. TageSgeschichte. Deutscher Sparkassen-Verband. ^ Uiuer Beteiligung von Bürgermeistern, Stadträien und Sparkasseu-Rendanten einer großen Anzahl deutscher Städie hielt am Sonnabend im Teliowcr Kreishaus in Berlin der Deutsche Sparkassen-Verband unter Vorsitz des Bürgermeisters Fischer-Magdeburq seine diesjährige General versammlung ab. An erster ^ttlle stand die Erstattung des Ge schäftsberichts durch Direktor Drape-Hannover. Aus diesem Be richt ergab/sich, daß dem Verband insgesamt 1170 Sparkassen mit 7616 Millionen Mark Einlagen angeboren. Mit dem Ablauf des Jahres 1905 wird das gesamte Einlegerguthaben in den deutschen Sparkassen mindestens rund INH Milliarden Mark betragen. sämtlicher Sparguthaben sind im deutschen Spar- kaffenverband vertreten. Die finanziellen Verhältnisse des Verbandes sind, wie der Berichterstatter hervorhob. günstige zu nennen. Nach der Feststellung des Haushaltplanes für 1906 wurde der alte Vorstand wiedcrgowählt. Zum Meilen Vor- sitzenden wurde Bürgermeister Licgrist-Karlsruhe neugewählt. Tirektor Drove-Hannover machte sodann Mitteilung über die Entwicklung, die das Scherlsche Svarsystem genommen Hai. Ter Verband hatte sich im Vorjahre mit dieser Frage be- jchästigt, aber beschlossen, noch keinen definitiven Beschluß zu fassen, ehe nicht die Unterverbände gesprochen haben. Ein dann cinznberusender außerordentlicher Verbandstag sollte endgültig Stellung nehmen. Nun l-aben inzwischen die Untekverbände ihre Be'chiüsse gefaßt und sich fast ausnahmslos mit großer Majorität qcgen das Seherische Sparsystem ausgesprochen. (Bravo!) Da Herr Scherl selbst in einem Schreiben an den Verband erklärte, daß er von seinem System zurücktrete und da auch der Minister im Abgeordnetenhause erklärte, daß daS Ministerium sich nicht mit dieser Frage befassen könne, glaubte der Vorstand des Verbandes von der Einberufung eines außer- ordentlichen Verbandstages absehen z» tonnen. Vorstand und Ausschuß halten das Scherlsche Sparsystem jetzt für tot. iSehr gut.) Geh. Regierungsrat v. Boddien-Raheburg sprach an letzter Stelle über die Sicherung des Namens „SParkass e". Mit dem Namen „Sparkasse" werde vielfach Mißbrauch ge trieben. Trotzdem habe der Verband cs bisher abgelehnt, in dieser Richtung vorzugehcn weil man den Genossenschaften nicht wehe tun wollte. Man müsse doch anerkennen, daß die Genossen schaften im allgemeinen gemeinnützige» Zwecken dienen. Da gegen gebe cs eine große Menge Institute, die sich ebenfalls „Sparkassen" nennen, aber lediglich persönlichen oder kommer ziellen Zwecken dienen. Diese Institute verdienten keine Scho nung. Lie führe» das Publikum irre und schädigen die Ent wicklung der eigentlichen Sparkassen. Geschehen sei gegen diesen Mißbrauch mit der Bezeichnung „Sparkasse" bis setzt so gut wie nichts. In Ostpreußen hat einmal die Polizeiverwaltung die Entfernung eines Schildes „Sparkasse" ungeordnet. Aui die eingelegte Beschwerde hin habe der Regierungspräsident die Polizei sosorr rektifiziert. lHört, Hort.) Nun müsse doch endlich etwas geschehen, zumal die Sparkassen sich selbst ziemlich kau verhalten haben. Was solle nun acschehen? Redner empfiehlt als Mittel gegen die mißbräuchliche Führung des Namens ^Sparkasse" entweder die Stellung sämtlicher Kassen unter Staatsaufsicht oder das Verbot des Namens „Sparkasse" als einzige Bezeichnung. Die eigentlichen Sparkassen sollten in der Folge den Namen „mündelsichere Sparkassen" onnehmen. Auch diese Angelegenheit wurde dem Vorstände überwiesen, der lick mit den Regierungen der Einzelstaaten in Verbindung setzen soll, um dem bestehenden Mißbrauch abzuhelfcn. Es wurde betont, daß die Frage noch nicht ivruchreis sec. Sie wird später nochmals auf die Tagesordnung gesetzt werden. Deutschland und England. Die Bestrebungen zur Herstellung besserer Be ziehungen zwstchen Deutschland und England begleitet die „Nordd. Allgem. Ztg." in ihrer Wochenrnndschau mit folgendem Kommentar: „In England haben einige führende Pceßorgane sich mit den jüngsten Kuiidgebungeil zu gunsten einer sreunolicheren Gestaltung der Beziehungen zwischen der deutsche» und der eng lischen Nation mehr oder minder eingehend befaßt, wenngleich nicht zu verkennen ist, daß die Kundgebungen nicht allgemein das volle Echo geweckt haben, das man im Hinblick aus die Bedeutung ihrer Veranstalter hätte erwarten können. Nach Art der „Times'' Erstaunen über de» Zweck der aus eine Besserung des deutsch- englischen Verhältnisses gerichteten Bemühungen zur Schau zu tragen, acht doch wobl nicht an, wofern man nicht mit einem politisch seltsam naiven Leserkreise zu tun hat. Die Tatsache, daß sich so hervorragende Mitglieder der politische» Welt Großbritan niens ziisammengefuiiden haben, nni die dentschseindliche Strömung jenseits des Kanals zu bekämpfe», und die ausdrückliche» Hinweije auf diese Strömung, die in Cc^ton Hall ebeisto wie im Lyceum Ladies Club und in englischen Blättern fielen, bezeugen zur Ge nüge, daß man es nicht mit einen, wesenlosen Phaiitasieprodukt zu tun hat. Ist man zu dieser Erkenntnis gelangt »nd hat man den ernstlichen Wunsch, solchen Erscheinungen, in denen Sir Thomas Barclay „Grund zu ernster Besorgnis" erblickt, entgegen.- zuwirkc», so ist es jedenfalls angezeigt, das Kind beim rechten Nomen zn nennen. Wir haben niemals ein Hehl daraus gemacht, daß wir die bedauerliche Entfremdung zwischen den beiden großen Nationen auf einen seelische» Krankheilsprozeß znrückführten, zn dessen Beseitigung es eines kräftigen Willcnsalies seitens der Völker selbst bedarf. Was unser Volk anlangt, so glauben wir feststelle» zu könne», daß hier jeder ante Wille vorhanden ist. einer Entwicklung ein Ende zu bereiten, deren Fortgang in keinen, Betracht und vom Standpunkte weder des deutschen noch des englische» Volkes als erfreulich anzusehc» wäre. In England aber wird, wie wir hossen, mit der Zeit daS Verständnis für deutsches Wesen ausreichende Verbreitung finde», um in Zukunft zu ver hindern, daß jede Regung Tentschlands, sei eS ans politischem, sei es auf wirtschaftlichem Gebiete, mit Beweggründen in Zusammen hang gebracht werde, die das Licht zu scheuen hätte». Mit Sir Thomas Barclay sind wir geneigt, die nur zu lange andauernden Verstimmungen zwischen de», deutschen und dem englischen Volke aus Mißverständnisse ziirücktilleiten, die nicht anders als durch Aufklärung weiterer Kreise über die wirklichen Verhältnisse gehoben werden können. Diesem Werke der Aufklärung, wie es jüngst jenseits des Kanals in Angriff genommen worden ist, wünschen wir in Uebereinstiiimnmg mit dem ganzen deutschen Volke besten Erfolg; wir sind überzeugt, daß in dem Maße, wie die Bewegung K K 2 S 5- 4» I« stt r » » 2» z» »V L* . «»« w Lt 3 ^ « * s
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