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Diese« Blatt wird den Lesern von Dresden und Umgebung am Lage vorher bereit« al« Abrnd-Arrsgad- zugestellt, während eS die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. verugsgebilhn vtert.nilkrl«» NN»e,«»e» bei liiali» «wetmaNaer Nutraaun« dunb unsere Boten »»»»»« unb «»r»r»». an Sonn unb Montaoe» nur einmal» »Mt »0>i . durchauvwUriiacKoin- Millionäre , Mt. de». , Mt so M Bei einmaliarr Zuiicllun» durch di« iLoil»Ml, «obneBeltellaeid». imAuü- land mit entivrechcudcm .«iuichiaae. St achdrnit aller Artikel u. Ortoinai- Rilteilunoen nur mit deutlicher Qnellenanoabei.DreSd Nackr'» «Mttt,. Stachlräoliche Lonorar. anivrüch« bleiben unberückichtiat: «tverlanot« Manulkrivte toerdcn nicht aulbewalirl. Telearamm-Adrell«: M,ch»tcht»» »r««ve». HegvünSot 1888 R-rlag von Kiepscl, L Rerchavdt. ' Fsnreigen-canf. »ilnabme von Aukündiou»^" l'ie nachmitla»» s Nbr Tonn uuo veicnaov nur Manenittatze t» » 1l d»s '/«> Uln Die I ipalliaeiÄrun. i^ile »ca ö Tilden» L0 ip»a.. r,u kUndigungen ou' derPnvatieite Zc» Lö W, » d>e rwaiiiae cieile au» Leu leite so Ü!ia a!» 8iu«e»t»dl Zeile l-v Pta. Zn Stummel» auch Sou», und Feiertagen i wattige Arundriile so Pig.. an» Vrivalieiie «o Pig. oivaliige Zelle <m> Texiieile mid air Elnaeiandi Le Pi,. Alirwäriiae An!. träge »»>. gegen Boiouc>ve»Muu>i. WeiegdiliNci werden Mil tü Li», verechnu. klernlvrcchanichlut: Am» I Nr. U rurü Nr. 2«tS«. KvlLUäruekLrbvltvll DE" »II» I lit. am-tanrto. gsroizenv ocker xoprchrts Uuss-uartlkel nach seäou> Uoxter, poliert, vernickelt ocier mit 8<m«tjgsm xitlvsnisetisn llvbarruF liefert als Lpsrialitlit kau! wrsvkoru. MsIImm-küM. Di esävir-kelvlk. «r. IS4. 8,ik,kl: Der König in Wie». Neueste Drahtberichte Ve»gistu»g durch Konieiven erichte Älmeeveränderunaen. Katholisches Patronat über etiangcliscbe Pfai Gerichtsverhandlungen vage in Rußland. Kaiseircist. Berliner Leben. icien. Freitag, S. Mai 1W5. Km Besuche -es Königs Friedrich August in Wien. Die Anweseichcit unseres Königs in Wien bat sich zu einer glänzenden Kundgebung gestaltet, die lebendiges Zeugnis nicht imr von der Herzlichkeit der beiderseitigen dynastilchen Beziehun gen, solchem auch von dein sreundnachbarlichen Einvernehmen der iächsischen und der österreichischen Bevölkerung abstgt. Der bereits in einem Teile der Morgenausgabe »rrtgctciltc Trinksprnch. den Kaiser Franz Joseph bei der zu Ehren des Königs in der Hofburg stattgefundencn Tafel auf de» König ausbrachte, lautete: „Em, Majestät Besuch ist Mir ein erfreuliches Zeichen unserer beiderseitigen freundschaftlichen Gesichte, sowie der ausgezeichneten und engen Beziehungen, welche zwischen Mise ren Staaten bestellen. Ich Heike Kw Majestät von Herzen willkommen und kann nicht umhin. Meinen ausrichtigen Dank für diese» Besuch hiermit zum Ausdruck zu bringen. Zugleich spreche Ich die Zuversicht aus, daß die traditionelle gute Nachbarschaft, welche von jeher zwischen dem Königreich Sachsen und Oesterreich Ungarn gepflegt wird, fortdauern und unseren Völkern wie bisher zum Wahle gereichen werde. Indem Ich auch in dieser Richtung Mich in der glücklichen Uebereinstimmung Ew. Majestät Intentionen mit den Meine» versichert halte, erhebe Ich Mein Glas ans das Wohlergehen Ew. Majestät und aus eine lange und segensreiche Regierung." Köuig Friedrich August antwortete mit folgendem Toast: „Ew. Majestät sage Ich Meine» herzlichsten und tiefgefühl testen Darrk sür den überaus sreundschastlichen und glänzenden Empfang, den Allcrhöchstdicsrlbcn die Gnade halten, Mir hier in Ihrer Haupt- und Residenzstadt zu gewähren. Eine langjährige innige Freundschaft verbindet nnwre Länder und Hüuler. Ew. Majestät treue Liebe und verwandtschaftlichen Gefühle sür Meine beiden in Gott ruhenden Vorgänger und die auch Mir so oft bewiesenen Zeichen von Huld und Gnade »rache» cs Mir zur Ehrenpflicht, im Sinne Meines heiß geliebten verewigten Bakers alles zu tun. mn die iestgetnüpste Freundschaft werter zu pflegen. Ich folge auch dem Zuge Meines Herzens. Seit den Tagen der großen Kämpse vor Wien 1683 habe» unsere Armeen treue Waffenbrüderschaft gehalten. Wie Meine Armee Ew. Majestät mit Stolz zu den ihrigen zählt und seit dem heutigen Tage mit Allerhöchster Genehmigung auch Seine kaiserliche und königliche Hoheit der Erzherzog Kranz Ferdinand ihr angehört, erfüllt es Mich mit berechtigtem Stolz, in der glorreichen öttorreichisch-ungarii'chen Armee die Stellung eines Oberstinhabers einnebmen zu dürfen. Alle Gefüble und autrichtigen Wünsche, die Ich sür Ew. Majestät und die beiden herrlichen unter Allerhöcystihrer weilen Regierung blühenden Länder bade, bitte Ich in den Ruf ;u- sannneiifaffeii z» dürfen: Sc. Majestät der Kauer von Oester reich und apostolischer König von Ungarn, Mein lieber väterlicher Freund, lebe hoch, hoch, hoch!" Nach früheren Erfahrungen zu urteilen, dürste sich im An- l tchluß an die in den Trinksprüchen enthaltene Betonung der guten Beziehungen und der historischen Waffenbrüderschaft zwischen > Sachsen und Oesterreich in einem Teile der unitarisch gesinnten ! preußischen Presse wieder die Neigung offenbaren, ans die angeb liche verfassungsmäßige Unzulässigkeit eines derartigen selbstän digen Hervortretens eines Bundesstaates aus dem Gebiete der > auswärtigen Politik hinzuweisen. Jedem solchen Versuche muß j von vornherein die Spitze abgebrochen werden durch den Hinweis.l - daß die Glieder des Reiches hinsichtlich ihrer direkten Beziehungen zu j fremden Staaten imReichc nicht schlechtweg ausgegange» sind, sondern ^ sich ebenso gut wie im Innern ihre Eigener istenz in und mit dem! Reiche bewahrt haben, wie dies auch schon ans der Bc'ibchaltnng! eines besonderen auswärtigen Gesandtschastsrcchts hcrvorgeht. Fm! übrigen wird sicherlich der herzliche Meinungsaustausch zwischen j Dresden und Wien nicht bloß in Sachsen selbst, sondern auch in weiteren Kreisen des Reiches mit Genugtuung begrüßt werden als ein wertvolles Unterpfand der starken Bvtlwcrkstettnng. die das Königreich Sachsen zur Ehre und zum Heile des Reiches unter vollem Verständnis der leitenden Wiener Kreise an der Grenze zwilchen Deutschtum und Slawentum cinniinnit. Das Wiener „Fremdenblatt" bespricht die Trinksprüche in einem Leitartikel uird erklärt: Die beiden Toaste feiern und be kräftigen einen altehrwürdigcn schönen Freuirdschastsbund, der das habsburgische und Wettiner Herrscherhaus. Oesterreich-Ungarn und Sachsen seit Jahrhunderten mit einander vereint. Das innige vertraute Verhältnis ist bereits zur historischen Tradition geworden und bei jedem Anlaß zu frohem Feste oder ernster Teilnahme erhält es von neuem seine vollgültige Bcstärigung An die Schlußworte des Toastes des Königs Friedrich August antnüp- send, in denen er Kaiser Franz Joseph als seinen lieben väterlichen Freund feiert, sagt das „Fremdenblatt": Es ist dies das Bewußt sein einer kostbaren Berlassenschast. das aus den innigen Worten hcraussprach. und der von einer schönen Tradition und von eige nem Empfinden getragene Entschluß, dieses Erde aus die kommen den Zeiten und die folgenden Geschlechter in seiner Vollkraft zu erhallen. Uebcr den Aufenthalt des Königs in Wien wird des weiteren gemeldet: Wien. Nach dem gestrigen Galadiner stattete König Friedrich August der Erzherzogin Maria Joiepha einen Besuch ab und kehrte um halb 11 Uhr in die Hosvurg zurück. — Heute fand bei prächtigem Wetter die alljährliche Frühjahrs- Parade aus der Schmelz statt. Tic ausgeruckten Truppen unter dem Kommando des Äorpskomiiiandantcii Grasen Uexküll- Gvllenband nahmen in vier Tressen Ausstellung. Um halb st Ubr trafen die Erzherzoge aus dem Paradefelde ein, während die Erzherzoginnen unweit der Suiten Aufstellung nahmen. Aus dem reservierten Platze fanden sich das diplomatische Korps, darunter der sächsische Gesandte Gras Rer, Generalmajor von Eriegern nnd Generalmajor von Altxock, die Hoswürdeniräger und Mitglieder der hohen Aristokratie ein. Bald darauf er schienen der Kaiser und der König von Sachsen in der Inhaber-Uniform des 3. Dragoner-Regiments, welcher um 8 Uhr früh sie Hofburg verlassen und den Kaiser von Schönbrunn abgeholt hatte. Die Monarchen, gefolgt von den Suiten, der Generalität und den Militärattaches, ritten die Fronten aller Truppen ab. Die vom Erzherzog Salvator befehligte Kavallerie bildete den Schluß der Besichtigung. Hieraus nahmen die beiden Herrjcher, gefolgt von den Erzherzogen und den Suiten, die De filierung über die ausgerücklen Truppen ab. Um -alb 11 Uhr wax die Parade beendet. Die Truppen rückten mit klingendem >op>el in^i« Kasernen ein. Der Kaiser und der König fuhren in einer Hofequipage, von den Suiten gefolgt und vom Publikum enthusiastisch begrüßt, in die Hofburg. An der Parade nahmen insgesamt 35 Bataillone Infanterie und Jäger, lO Eskadronen Kavallerie, 5 Artillerie-Regimenter mit 92 Geschützen und eine Sanitätsabteilung teil. — Mittags fand im.Augarten-Palais beim Erzherzoge und der Erzherzogin Otto ein Familien- Dejeuner statt, an dem der Kaiser, der König von Sachsen und die Erzherzöge Karl und Maximilian teilnahmen. . Neueste Drilhtirieldimken vom 4. Mai. Zur Laue iu Rusrland. Petersburg. tMeldung der Petersburger Telegraphen- aaentur.s Generalmajor Graz Schn wo low. bisher dem Minister des Innern attachicrt, ist zun^S t a d t h a u p 1 m a n n von Moskau ernannt worden, an Stelle des Generalmajors Wolkow. der zum Gouverneur von Tauricn ernannt worden ist. Lodz. Ais gestern abend eine. Bolksmenge vor der Krcuz- kirche patriotische Lieder anstimintc, gab eine Kosakcnpairouillc eine Salve a u f d a s B o i k ab, wodurch sieben Personen töd lich verwundet wurden. In der Kirche entstand^ eine furchtbare Panik, da mehrere Kugeln durch die offenen Türen den Altar »rase» Ms die Menge zerstreut war. und ein Detektiv des Weqes kam, erariffcn ihn Arbeiter und schlugen ihn halbtot. Auch heute wurden hier Unruhen befürchtet. Berlin. Ein Telegramm aus Wind h u k meidet: Reiter Ernst Hartmonn, früher 11. Ulanen-Regiment. im Ge fecht bei Karakowisa gefalle». Dalum unbekannt. Berlin. Die heutige Subskription aus nominal 2340OM türkische Pfund, gleich 48 960 OM iNark, der Kaiserlich O tt o m a n i s ch e n 4 prozeniigen Anleihe 1905 wurde sogleich noch Eröffnung geschloffen. K ön i gsh ü t tc. Wie das „KönigSh. Togcbl." meldet, schoß gestern aus der Hugokotonie bei Laurahütte ein 26jähriger Kaufmann aus seine Geliebte, verletzte sie schwer und tötete sich dann »elbsi. Grund zur Tat ist Verweigerung der Heirat. Köln. lPrio.-Tel.j Der „Köln. Ztg." zugehcnden Mel dungen zufolge erfolgte in den letzten Tagen zwischen den Bauden der beiden bulgarischen Komitees ein Zula m in c n - stoß, wobei die Bande Eomdomsv oon der inneren Organisation die Bande der Zontieffilien ausrieb und deren Häuptling tütete, was in Sofia große Erregung heroorrief. Es hat dieferbalu beriis eine Beratung beim Oberst Jomkow stattgefunden. Der Fürst von Bulgarien empfing gleichfalls den General Zonlieff in dieser Aiiaeleaenheil. Bei Belkalen iVilajet Monastirj wurde eine griechische Bande oon türkischn Soldaten gefangen. Es wurden 47 Gefangene gemacht. 3 blieben tot. 5 schwer verwunde, auf dein Kampfplätze. Troppau. Die Gesamtzahl der Fälle oon Genick starre. die Mitte April in Schlesien in Behandlung standen, betrug 35. Neucrkraiikungcu sind nur vereinzelt aufgelrctc». Paris., Der König oon England ist heute vor mittag von hier abgereist. Paris. Die Malerin Sebillot bat gegen den nationalistischen I o u r » o l i st e n Gaucbet, welcher ihr im Talon, ausgestelltes Porträt des Generals Percin mit seinen! Regenschirm durchbohrt hat, eine Schadenersatzklage in Höh, von 2000 Francs angestrengt. Die Gesellschaft französischer Künstler, als Veranstalterin des Salons, hat gegen Gauckel gleichfalls einen Prozeß anhängig gemacht, der vor dem Zuchl- polizcigcricht verhandelt werden wird. K a n st a n t i u o p e l. Alle diplomatischen Missionen haben eine Note vereinbart, die die Abstellung zahlreicher Miß- stände aus den Zollämtern und verschiedene daran' bezügliche Reformen fordert. Tie Note wird in den nächsten Tagen der Pforte überreicht werden. Newnork. Auch im dritten Prozeß gegen die Schau spielerin Patterson, die anaeklagt ist, den Buchmacher Voung in einer Droschke erschossen zu haben, konnte sich die Juro nicht einigen. Die Anklage wird damit definitiv nieder geschlagen. Washingto n. In einer Ansprache -ei dem gestern hier von den amerikanischen Eisenbahn-Gesell schaften gegebenen Bankett, bei welchem viele auswärtige Vertreter von Eisenbahnen anwesend waren, sagte der Marine- sekrctär Morton, Präsident Rvosevclt wünsche ebenso drin gend. daß den Eisenbahn-Gesellschaften kein Unrecht geschehe, a!s daß dem Publikum sein Recht werde. Es beständen hier immer noch Vorzugssätze, die bestimmten großen Transporl-Gefellschaiteu besondere Vorzüge cinräumc», und dies sei ein Zustand, dem ein Ende zu machen der Präsident mit allen Kräften bemüh' sein werde. Rio de Janeiro. Meldung der Agencc Havas.) Die Eröffnung deS N a t i o,n a l - K o n g r c s s c s ist verta-ii worden, da die Zahl der anwesenden Abgeordneten nicht -eschluß- sähia war. In der Botschaft, die bei Eröffnung verlesen werden wird, wird die Notwendigkeit betont, die Einwanderung zu heben und gesetzlich zu regeln: ferner werden darin Hervorgehoden die günstige Lage der Finanzen, die guten Beziehungen zu den au? wärtiaen Mächten und die Besserung der öffentlichen Gesund heitspflege. OertlicheS und Sächsisches. DrcSdc». 1. Mai- —* Se. Majestät der König sandte der Gutsbcsitze.rswitwc Leichsenring in Reinsdorf bei Zwickau, deren sieben Söhne bcini Heere geständen haben, ein in huldvollen Worten gehaltenes schreiben. —* Zur heutigen Tafel bei Ihrer Majestät der Königin- Witw e ist der Generaldirektor der Königl. musikaliichen Kapelle und der Hosthccuer, Grus p. Secbach, mit Einladung ausgezeichnet worden. Kunst und Wissenschaft. s* Mitteilung aus dem Bureau der Königliche« Hof theater. Da die stimmliche Indisposition des Herrn Wiecke andauert, so kann die für morgen Freitag, den 5. Mai, in» Sckau- ipiclhausc angckündigtc Vorstellung« von Ibsens „Brand" nicht ftattfinden. Es gebt dafür Ludwig Fuldas Lustspiel „Jugend freunde" mit Frau Baste, Frau Gasnp, Frt. Serda, Frl. Diacono und den Herren Stadl, Bauer, Deitmer, Gunz und Hufs in SzeneWegen Erlranknng des Herrn Gebühr muß auch die für Sonntag, den 7. Mai. nngckündigtc Aufführung von Shakespeares Lntlspict „Der Widerspenstigen Zahiiinng" abgeändcrt werden. Es geht dafür das sünfaktigc Luslfpicl von G. v. Moser und Franz v. Schönthan „Krieg im Friede n" in Szene. — Der Schillcr - Z >ikl» s des Schauspielhauses geht a» folgenden Tagen in Szene: 1l. Mai „Die Räuber" l8. Mai „Kabale »nd Liebe", 25. Mai „Don Carlos", 28. Mai „Ficsko", 1. Juni „WallenfteinS Lager" und „Die Piccolomini", 4. Juni „Wallen- stcins Tod", 8. Juni „Maria Stuart", 11. Juni „Jungfrau von Orleans". 15. Juni „Die Braut von Messina", 18. Juni „Wil helm Tell". Mit Rücksicht auf die stimmliche Indisposition des Herrn Wiecke mußte „Ficsko" außerhalb der zeitlichen Reihenfolge auaesetzt werden. Die Ausgabe des Sondcr-Abonnements für diesen ZhklnS beginnt Sonnabend, den 6. Mai, vormittags 10 Uhr, an der Kasse des Schauspielhauses. Berliner Lebe». . kl. Berlin, 3. Ddai. Seit -er Entdeckung der L-Strahlen kann man denen, die damit mnzugehen verstehen, auch bezüglich des inneren Menschen kein T für em U mehr vormachcn. Die geheimnisvollen Strahlen durch dringen, und erleuchten auch daS geheimste Innere aller sonst un durchdringlichen Körper. Nichts bleibt vor ihnen verborge». Der kleinste Knochenbrüch, die leichteste Adergcschwulst, die zarteste Gliederentzündung werden durch sie an den Tag gebracht. Sie übertreffen in dieser Hinsicht weit die Sonne, der man das be kannt«, aber nicht immer zutreffende Sprichwort nachsagt, daß sie alles an denTag bring«. Die Röntgen st rahtrn erfüllen demche diese Aufgabe. Zehn Iochr« waren in diesen Tagen verflossen, seitdem der bis dahin in weiteren Krenen wenig be kannte Würzburger Professor Konrad Röntgen Lurch die Ent deckung dieser Strahlen zu einer verdienten WelOcrühmthcit ge langte. In unserer jubltäumssrohen Zeit, wo man aus dem Feiern auch der unerheblichsten Gedenktage kaum noch heraus- kommt, konnie man dieses wirklich bedeutsame zehnjährige Jubiläum nicht unbeachtet vorübergehen taffen. Man beging cs in der deutschen Reickishauptstadt mit einem Röntgen-Kongreß und einer damit verbundenen Ausstellung, die auch dem Laien deutlich zeigt, welche Fortschritte diese Enidcckiing ans verschiede nen wissenichaftlichen Gebieten, namentlich in der Heilkunde, bcrbcigesührt hat. Natürlich wendet sie sich in erster Linie an die Fachleute, denen sie in zwei großen Abteilungen, einer Physika lisch-technischen und einer inedizuiischen, die theoretischen Grund lagen nebst den für diese Spezialforschung angeserligten Instrumenten und die daraus sür die Heilkunde gewonnenen praktischen Forschungsergebnisse vorfülirt. Als wichtigste Anschau ungsmittel dienen dabei die Röntgen-Photographien, die beionders in den großen Krankenhäusern von dem ihnen zur Verfügung stehende» reichen Material systematisch angesertigt und mit allen dabei vorkommenden seltenen Fällen allen Forschern und Aerzten zugänglich gemacht werden.. Man kann daran bequem die merk würdigsten Geschwülste, die seltsamsten Entzündungen der Knochen, die Verschiebungen und Mißbildungen der inneren Organe, die verstecktesten und auf anderem Wege gar nicht auffindbaren Fremdkörper und noch vieles sonst studieren. Auch Kuriositäten oon allgemeinem Interesse sind vorhanden, so Aufnahmen ver krüppelter chinesischer Frauensüßc. Durchleuchtungen der ver schiedenartigsten Mißgeburten, Abbildungen der Herztätigkeit. Da gegen vermißt man Beispiele der auch mitunter im praktischen Leven angewendeten Röntgenstrahlen, die bekanntlich im Zoll dienst zur Durchleuchtung verschlossener Koffer dienen und auch zu manchen anderen praktischen Zwecken benützt toerdcn. Jeden falls ist diese Ausstellung für jeden Besucher, der offene Augen und richtiges Verständnis mitbringt, ebenso fesselnd wie lehrreich. Sie zeigt, wie herrlich weit wir es wirklich durch diese anfangs nur als interessante Spielerei betrachtete Entdeckung nach kurzer Zeit schon gebracht haben. An dem Kongreß selbst hat uns als Laien am besten gefallen, daß der Mann, dem die V ranstaltnng galt und durch den sie überhaupt erst möglich gewotdcn war. m ' einer heutzuiage leider selbst in Gelchrtenkreisen selten geworde- i neu Bescheidenheit der Feier fern geblieben war und sich uegnüat hatte, für ein ihm übersandtes Huloigungstclegramm in cintachev. nngekünsteiten Worten zu danken. Man ist an solche würdige Zurückhaltung kaum noch gewöhnt. Glücklicherweise sind ja Gefühle und Gedanken auch durch Röntgenstrahlen noch immer nicht feststellbar. Sonst würden die unangenehmen Entlarvungen gar kein Ende nehmen. Es wäre ja alsdann ei» Leichtes, die Veranstalter des Berliner K-i n d c r h i lfs t a g c s am Herz und Mcren zu prüfen und unwiderleglich seslznstellen, was man, so nur vermuten kann, daß es ihnen dabei weit weniger darauf aickömiut, armen Kinder» zu -eisen, als ihre persönliche Eitelkeit '» befriedigen. Eigent lich sollte mau sa Wohltätiakeit nicht auf ihre Beweggründe zer legen und sie unter allen Umständen, auch wo sie noch so ver dächtig auftritt, um ihres guten Zweckes willen ruhig gelten taffen. In diesem Falle liegt aber doch die Sache anders. Es handelt sich um die Nachahmung einer Veranstaltung, mit der einige Städte, wie Kopenhagen, Frankfurt a. M. und Elberfeld voran- gegangen sind, die aber im allgemeinen grundsätzliche Bedenken und für Berlin noch besondere Einwände zu verursache« geeignet ist. Man schickt nämlich halbwüchsige Kinder, meist Mädchen, allerdings in Begleitung sogenannter Patronesscn oder Anstands- damcn, in die Häuser und läßt sic treppauf, treppab an den Türen Geld »ür gemeinnützige Zwecke sammeln. Mit seltener Stärke und Entschiedenheit hat sich hiergegen der Widerspruch geregt. Man hat scharf, aber nicht nnzutreffeiid gegen diese falsche und sehr bedauerliche Richtung der organisierten Bettelei protestiert. Zahlreiche Vereine, oencn ein Teil des Ertrages der so ge sammelten Gelder zugcdacht war, haben entweder von vornherein ihre Mtiwirkuna dabei verweigert oder sind nachträglich davon , zurückgetrctcn. Für uns scheidet die persönliche Seite dieser An- ^ geleaenheit ganz ans. Ob die Leute, die an der Spitze stehen, i wirklich nur ihre Eitelkeit befriedigen und ehrgeizige Absichten ! für sich venolgen wollen, erscheint uns untergeordnet gegenüber j dem seelischen Schaden, den die mit Sammcltellern herum i wandernde jugendliche Weiblichkeit Berlins, die ohnehin wedr als nötig von ihrer Wichtigkeit und Anziehungskraft überzeug: , ist. von solcher Tätiakeit ncbmeu kann. Dieses Hinoustretei- < der Jugend in die Leffentlichk-ut ist iu kleineren Städten viekkicht