Volltext Seite (XML)
71. Jahrgang. -V «ri Abenö-Ausgabe Mittwoch, 7. September 19LI DrabtanickriÜ! Nachrichten Dresden KenNvrecker»Sammelnummer: 2S 241 Nur tür NacklaelvrScke: 20Oll - crt„k.,la„ vom l. bis IS. Seplbr. IS21 bei tSalick zweimaliger Zustellung lrei .tzaus I.S0MK. OöZUg5-iN6l1Ul)k Bostberuasvreis stjr Monat Sevtember Z Marli olme Post,ustellu„gsgcb>ikr. Einzelnummer 1« »viennta Dt« Ametaen werben nach iSoldmark berechne!i die etnivaltige ZV mm breite Zeile ZS Pta., tür auswrirls tv Plg. .rainilie,ran,eigen und Stellenaeiuchc obne ^KALlgtzkl-^sktzljL. Rabali >s M»., auirerbalb ZS Psg., die vv mm breite Neklaineicile M Psg. auberbalb ZSUPtg. Osfertengebülir ZüPsg. Ausw.Aiitträae arge» Borausberaliln. Schrlttleilung und kauvlgeickäsisstelle: Marienttrahe Druck u. Verlag von titevich ckr Reichardt in Dreeden Postscheck-Konto 1OSS Dresden Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe i.Dresdner Nachr.'i »ulritstg. Unverlangte Lchritlstiicke werden Nicki autbcwabrt. Nie Randstaaten für den Vorschlag Hollands. Verteilung Professor Foersterscher Hetzschriften gegen Deutschland in Gens. Belgien kandidiert wieder für den Aal. <Durch Funkspru ch.) Genf, 7. Sept. Der belgische Außenminister Vanderveldc hat unter Berufung auf die entsprechende» Artikel des Reg lements für die Wahl der nichtständigen Natsmitglieder den Antrag auf Aussprechung der W i e d e r w ä h l b a r k e i t Belgiens auf wettere drei Jahre gestellt. Die Völkcr- bundsversaminlung wird an einem nach zu bestimmenden Tage Uber die Wählbarkeit Belgiens abstimmen. Nach Wiederaufnahme der Generaldebatte hob der fin nische Delegierte Erich hervor, dast unter den aktuellen Fragen diejenige der finanziellen Unterstützung angegriffener Staaten nach de» Arbeiten des Finanzkvmitees aus dem Vor studium bereits herauSgctrcten sei. Erich trat entschieden siir den holländischen Vorschlag ein. da die Notwendigkeit der Wtederanfnahme des Problems der Abrüstung offenkundig sei. Der lett ländische Außenminister Eielens äußerte sich ähnlich wie Erich zugnnsten einer Wiederaufnahme der Gedankengänge des Genfer Protokolls, dessen Ablehnung einen Rückschritt bedeutet habe. Besonders vom Standpunkt der kleineren und hier wiederum der Randstaaten sei die Verwirklichung jener Gcdankcngünge von grösster Bedeutung. Die Viilkcrbundölcistnngen zur Friedcnösicherung seien nur sehr gering. Man spreche viel, während überall aus» stärkste gerüstet werde. Die FrtedenSverträge hätten mehrere Grobstaaten zur rüstnng gezwungen, und doch übersteige die Zahl der aktiven Truppenbestände die Rüstungöstärke von lSI-1. Auf dem Ge biete der Luftabwehr habe man in letzter Zeit die Rüstnng austerordentlich verstärkt. Dazu käme noch erschwerend Hinz», daß zwischen den einzelnen Staaten Kvnfliktsstvsfe wieder an- gcsammelt seien, die sich immer mehr verstärken. — Der estnische Außenminister sagte dem Völkerbünde Dank fiir die finanzielle Unterstützung seines Staates. Der schwedische Außenminister Loesgrcn empfahl im gleichen Sinne wie seine Vorredner eine Völkerbnndspolitik, die in der A b r ii st u n g gipfeln und ausgesprochen zu diesem Zwecke einen allgemeinen und endgültigen Akkord ans der Versammlung hcrvvrgchcn lassen müsse, der sich sowohl auf die politische» Garantien wie ans die Bereitschaft znm Ab bau der wirtschaftlichen Rüstungen beziehen müsse. Er richtete einen Appell in dieser Beziehung besonders an die wirtschaftlich Starken. Der Minister stellte fest, daß die FriebcnSarbcit deS Völkerbundes gegenüber den Jahren 1921/25, wo bei der Eine amttiche polnische Erklärung über -en Paktoorschlag. <D » r ch Funkspr » ch.) Warschau. 7. Sept. Um in der Presse verbreitete ungenaue Nachrichten über den polnischen Paktvorschlag richtigzustellcn, teilt bas polnische Anßcnministcrinm mit. daß die polnische Delegation in der Vollversammlung des Völkerbundes die Idee eines allgemeinen Nichtangriffspaktes zur Erörterung stellen werde. Uebcr die Form dieses Paktes könne gegenwärtig, bevor die Vollversammlung ihr Wort ge sprochen habe, schwer etwas gesagt werden, doch solle dieser Pakt eine Erweiterung der VölkcrbundSsatznng darstellcn, die in den internationale» Beziehungen eine» Krieg nicht vollkommen ansschlösscn. Einem solchen allgemeinen Nichtangriffspakt könnten alle Mitglieder des Völkerbundes bcitrete», allenfalls auch Staaten, die nicht znm Völkerbund gehören. Es sei klar, daß ein solcher Pakt gegen niemanden gerichtet sein würde und einzig die Festigung gegenseitigen Vertrauens zwischen den Völkern, die Vermehrung der all gemeinen Sicherheit und — was damit verbunden sei — die Hebung des Ansehens und des Einflusses des Völkerbundes znm Zwecke hätte. Der Führer der polnischen Delegation, Sokal. hat gestern abend Briand nnd fpätcr in einer besonderen Bc- fprechnng den Vertretern der Kleinen Entente und einiger baltischer Staaten den Wortlaut der in den letzten Tagen lebhaft besprochenen polnischen Initiative bekannt- gegeben, worüber am späte» Abend auch bereits cinGedankcn- anstailsch zwischen der englischen «nd der französische» Delegation stattfand. « Paris, 7. Sept. Der Genfer B>>-°^terstattcr des „Petit Partsien" will in der Lage sein, die Präambel zn dem zu erwartenden polnischen Antrag anzngcbcn. Sic stelle zu nächst fest, daß daS gros" Hindernis für die Organisation der Sicherheit die Frage der Sanktionen und der Dcsiniernng des Angreifers im Falle eines Angriffs sei. Diese Siinatio» sei verschärft worden durch die Widerstände, ans die die Ein führung des obligatorischen Schiedsgerichtsverfahrens stoße. Tie Präambel erinnere daran, daß. nm dem abznlielfe», die siebente Völkerbundsversammlung im September 192» eine Resolution angenommen habe, die die Verstärkung nnd Ver vielfältigung der Schicdsgerichtsabkommcn ancmpfcble. ES genüge setzt, dieser Entschließ»»» eine formelle Verurteilung jedes Angriffs hinzuznfüoen, und so die Lücke des Artikels 13 des VülkerbundstatutS auSznfüllen. Die Präambel hebe hervor, baß eS gegenwärtig schwierig sei, die in dem Vertrag von Locarno erhaltenen Garantie» zu verallgemeinern, daß Regelung des griechisch-bulgarischen Konflikts nnd des Mossnl- streites wirklich etwas getan worden sei, in letzter Zeit be denklich nachgelassen habe. Das Abrüstnngsproblem sei vom VölkerbundSratc, wie vom Völkerbünde so träge behandelt worden, dast überall, vor allem in den kleineren Staaten, eine tiefe Enttäuschung über die Tätigkeit deS Völker bundes herrsche. Große politische K v n s l t k t s st o f f e in Europa seien vom VölkerbunbSrat noch nicht bereinigt worden. Der schwedische Außenminister erklärte mit Nachdruck, daß die außerordentlich ernste Weltlage den Wicderzusammentritt der vorbereitenden Abrüstungskonferenz und die baldige Ein berufung der Weltabrüstungskvnferenz gebiete. In diesem Sinne sähe sich die schwedifche Regierung veranlaßt, den holländischen Antrag nachdrücklich zu unterstützen. Die Sitzung wurde sodann auf heute nachmittag 3 Uhr vertagt. Der polnische Aeioluttonsantrag Dr. Stresemann überreicht. Genf, 7. Sept. Der polnische Delegierte Sokal hat heute mittag Dr. Stresemann offiziell den polnischen Ncsolntionsantrag überreicht. Die maßgebender Mit glieder der polnische« Delegation find noch ,« einer Besprechung znfammengctreten. Eine offizielle Stellungnahme der deutschen Delegation zn den polnischen Vorschlägen liegt noch nicht vor. Der polnische Ncsolutionsentwnrf wird heute abend dem Präsidium der Voll versammlung des Völkerbundes überreicht werden. Der Zeit punkt für den Beginn der Debatte über den polnischen Antrag ist noch nicht festgesetzt worden. Heute mittag 1 Uhr suchte der französische Außenminister Briand Dr. Stresemann zn einer kürzeren Unterredung auf. Derlagung -es Berliner Kabinellsrales? Bei der gegenwärtigen Lage in Gens erscheint es nicht an- gebracht, dast der deutsche Außenminister zur Teilnahme an dem KnbinettSrat über die Bcsvldungsvorlage noch in dieser Woche nach Berlin kommt. Die deutsche Delegation hat deshalb be schlossen. dast Dr. Stresemann erst zu Beginn der nächste» Woche nach Berlin abrcisen soll. Stresemann wird das Kabinett telegraphisch bitten, den Kabinettsrat über die BcsvldnngS- voriagc »m einige Tage zn verschieben. man aber die Grundlagen des Schiedsgerichtsverfahrens nnd den Bereich der Anwendung des Paktes erweitern könne. Französische Angriffe gegen Ehamberiain. Paris, 7. Sept. Die gestrigen Ausführungen deS holländischen Anstenministcrs und deS Polen Sokal in Genf veranlassen Souerwein, im „M a t i n" zu heftigen Angriffen gegen England und zn der Feststellung einer Völker- bnndökrisc. Ehamberiain werde zweifellos unnach giebig bleiben. Entscheidend sei nun, ob Deutschland sich auf die Seite der Großmächte oder auf die der kleinen Staaten stellen werde, die Friedensgarantien verlangten und sich nicht mehr von den Großmächten Vorschriften machen lassen wollten. Der Genfer Korrespondent des „Petit Parisien" hebt ebenfalls den Widerstand Ehambcrlains gegen ei» Wiederaufleben des Genfer Protokolls hervor. UnverschSmle Deulschenhehe in Genf. Berlin, 7. September. In Gens ist die Hetzschrift von Mertens gegen Dentschland, die von Professor F. W. Foer st er mit einer Einleitung versehen worden ist. in vielen Hunderten von Exemplaren an die Delegationen ver teilt worden. Die Schrift trägt den Titel „Die Vor bereitung znm Kriege in Deutschland". * Höher geht'S nimmerl Nach diesem unglaublichen Vor stoß gegen die Arbeit der deutschen amtlichen Politik und gegen die Interessen des gesamten deutschen Volkes müßte zunächst einmal jedermann, und zwar von rechts bis in die Reihen der Sozialdemokratie hinein, von diesem Manne abrücken, dann aber tst cs jetzt höchste ^scit, daß gegen diesen Hochverräter ans Wiesbaden endlich einmal energisch eingcschritten wird. Wir machen uns zum Gespött der ganzen Welt, wenn das nicht anders wird, und eine Regierung, die nicht mit allem Nach druck das eigene Volk vor den Rasereien solcher Leute schützt, versäumt eine Pflicht, die sic nicht nur gegenüber dem Volke, sondern auch gegenüber sich selbst z» erfüllen hat. Belgien räuml. Ans dem besetzten ins „eroberte" Gebiet. Paris, 7. Sept. Der belgische Kriegsminister Brocque« villc hat. dem „TempS" zufolge, beschlossen, die zur Ver minderung der belgischen Besatzung zurück»nzichcnden SNl) Mann, zwei Bataillone Infanterie, von Aachen nach Enpcn «nd Malmcdy z« verlegen. Also sind die belgischen Bataillone dem deutschen Boden so nah« wie «nr irgend mSnltch! _. ^ Die diesjährigen groben Manöver und die politische Lage in Europa. Vor dem Kriege spielten bei den großen Land- nnd Flottenmanövern der einzelnen Länder militärpolitische Erwägungen nur selten eine Rolle. Die Manöver fanden nur sehr selten in den Grenzgebieten, vielmehr meistens tief im Innern des Landes statt, und dienten in der Hauptsache der rein militärischen Ausbildung von Führung und Truppe. Das ist nach dem Kriege anders geworden — und von diesem Ge sichtspunkt aus verlohnt es sich auch, die großen Land- und Flottenmanöver einmal einer etwas eingehenderen Be trachtung zu unterziehen, die in diesem Jahre in den einzelnen Ländern stattgefunden haben beziehungsweise noch stattfinden werden. Besonderes Interesse verdienen hierbei die dies jährige» großen Landmanöver in Frankreich, Polen. Italien, der Tschecho-Slowakei und Litauen, sowie die Flottenübungen Frankreichs, Italiens und der Türkei im Mittelmecr. In Frankreich finden in diesem Jahre gröbere Laud- nianövcr statt, einmal an der italienischen Grenze, dann aber vor allen Dingen an der deutschen Grenze. Die Manöver an der italienischen Grenze spielen sich im wesentlichen im Gebiet der Meeralpen zwischen Nizza, Grosse und Antikes ab, d. h. in einer Gegend, in der cs in der letzten Zeit wieder holt zu Grenzzwischensällcn zwischen Frankreich und Italien gekommen ist. Sie stehen unter Leitung des Kommandeurs der sranzösischen 29. Division und werden außer dieser Division noch mehrere Truppenteile umfassen, die im vergangenen Winter aus dem besetzten deutschen Gebiet und aus Marokko an die italienische Grenze verlegt worden sind. Die Manöver an der deutschen Grenze spielen sich im wesentlichen im Gebiet zwischen der Mosel und der Meurthe, sowie zwischen Nancy und Strastbnrg ab. Sie zerfalle» in eine viertägige Feldttbung des 6. französischen Korps aus Metz, die in der letzten Augustwoche stattsindct, in eine siebentägige Kavallerie übung der 8. französischen Kavallerie-Division aus Luneville, die in der Zeit zwischen dem 3. und 12. September stattfindet» und in Manöver der 1. französischen Lnftdivision bei Nancy, und dürsten, wenn auch nähere Einzelheiten über Uebungs- anlage und Ucbnngszmcck noch nicht bekannt geworden sind, zweifellos in engem Zusammenhang mit den Manövern stehen» die die französische Rhcinarmce in den vergangenen beide» Jahren in der Eifel und der Pfalz abgchaltcn hat. In Polen finden in diesem Jahre größere Manöver anscheinend nur im Korridor in der Gegend von Grau- dcnz, Tnchel und Kvnitz, sowie an der ostpreustischcn Grenze in der Gegend von Ostrolcnka statt. Dafür aber werden diese Manöver nach allem, was bisher darüber bekannt geworden ist, einen wesentlich größeren Nahmen haben als die fran zösische». An den Manövern im Korridor sollen angeblich zwei volle polnische Korps, düs 7. Korps aus Posen und das 8. Korps anö Thorn, an den Manövern an der ostpr kubi schen Grenze die Divisionen des 1. polnischen Korps aus Warschau tcilnehmen. Darüber, ob und inwieweit die Manöver im Korridor und an der ostpreustischcn Ostgrcnze in Zu sammenhang miteinander stehen, fehlen Nachrichten. Daß sie cs tun, kann nach Lage der Dinge wohl als ebenso sicher an genommen werden, wie, daß Zusammenhänge zwischen ihnen und den Felddicnstübungen polnischer Sokols und Ver bände bestehen, die Mitte Juli unter Leitung aktiver pol nischer Offiziere entlang der ganze» deutschen Grenze im Korridor bis nach Neustadt hinauf stattgcfundcn haben. Nicht so umfangreich wie in Frankreich »nd i» Polen, aber doch anch interessant durch die Gegend, in der sie sich avspiclen. sind die diesjährigen Manöver in Italien, der Tschecho- Slowakei und Litauen. Die italienischen Manöver finden statt an der französischen Grenze im oberen Gebiet der Dorca Balten, die tschechischen in der Gegend zwischen Jnng-Bnnzlnn und Pribram und die litauischen an der polnischen Grenze. An den italienischen Manövern sollen Truppen in Stärke von IN ONO Mann mit über 3N Geschützen beteiligt sei»: die tschechischen Manöver in Ucbnngcn zweier Gruppen bestehen, die von Jnng-Bunzlau und Pribram vor- gehend, in der Zeit zwischen dem 31. August und dem 3. Sep tember am Fuße des Brdy-Waldcs zusainmenstoßcn sollen, während die litauischen Manöver nach allerdings polnischen und daher nur mit Vorbehalt anfznnchmcndcn Nachrichten die Einübung eines Angriffs auf Wilna nnd die von dort nach Grodno führende Eisenbahn zur UebungSgrundlage haben sollen. Von den diesjährigen groben Flottenmanövern verdienen Erwähnung vor allen Dingen die italienisch-fran zösischen Flottenmanöver, die im Juli im westlichen Mittel- mccr stattgefunden haben, sowie die Hebungen der türkischen Flotte, die demnächst an der kleinasiatischen Westküste statt- finden werden. Die italienischen Manöver haben sich im Tyrrhenischen Meer, die französischen an der nordasrikanischcn Küste bei Algier und Tunis abgespielt. Während über die letzteren nur wenig bekannt geworden ist. liegen über Uebungszwcck und Uebungsverlaus der erstercn nähere Nach richten vor. Sie bestanden in dem Angriff einer roten feind lichen Flotte, die von den der italienischen Westküste nahe liegenden Flottenstützpunkten aus eine zwischen Sardinien nnd Sizilien gelegte Minen- und N-Bootsperre durchbrechen und Neapel und die sUbitaltenischen Küstenstädte beschießen sollte, sowie in der Defensive einer blauen italienischen Flotte, die mit leichten Kräften bei Eagliart und Trapani, mit der Masse Lei Messina liegend, die Aufgabe hatte, den Gegner an der Durchbrechung -er erwähnten Sperre zu hindern und th» Ab-