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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.11.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051119026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905111902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905111902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-11
- Tag 1905-11-19
-
Monat
1905-11
-
Jahr
1905
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Dlesr» Blatt wird de» Lesern von Dresden »vd Umgebung am Tage vorher bereits als Abend-Arisgabe verugrgedlldr: kieeleliSdrltck f»r bet «Last» »welmatiser ttuttaau»» durch unler» ilwl« >«»«»»» und »»e,»n«. an Lvim- und Monlosen nur einmaN ,1X1 »ov> > d»nb ou4«äni,e»om- »"iilouüre » Ml de«. » Ml. »o «t. einmaüaer SuIieNun« durch di« «okiieVeliell-eid», im Aus land aiit entivrechendem tzutckiaa». » ockdruct aller Artikel u. Onsinal- »z>»rilmi,««i nur mil deullicher Luellenansade <»Dre»b. S!achr."> -Mg«. -tachlröalich« bonorar- ,«'drücke dleiben unbenickichlial: iwverlausle ManuIIrwie werde» nicht auidewalirt. leleiramm-Adrels«: «»chrlchke« Lre«de» zngestkllt. während es die Post.Abonnenten am Morgen >n einer Gesamtausgabe erhalten. o l Flnresgen-csril. Unnütime von Anküntl««»,»» die nackmitioad s Ubr Sonn »nd Neienoad nur Mariensnvbe M von >l dis '/»t Ulir Die i lvaltioeLrund- seiie >ca. > Kilben» so Bk».. >»- klliidiaunsen aut der Vnvatieite Seile r» Via ' die it wallr« Seil« aut Der» leite !0 Via > als Smaeiandt Seile « Pia In «tummee, »och «m». und Keleeiagen , ivalii^ GrundaeUe so Pi,.. ,ui Virvaiiettt « vli. Livalliae Seile aui Dertieite und oltt Lmaeiandi oo P'a. AuswärtiaeAuk- nriae nur aeaen voraudbciadlun«. BcieabUlller werden mit ld Pfg. dereckner. ^ernivreckanichluß: «mt l Sir. U und «r. U»»L fieimied LMz«»o vmieii-t, L krsm StzZM ü. Lck MMMr». Vrttsvlv« 8pvLinII»»»s Ittr elvgx»i»tv »error»-, ILnndvn- ri ILintterbekIelllanA. diäter?»leto1r dorvornnkonels LjunIIrüten von Llirrlr 8,8V kt» 84,—. Mater^oppe« vorm von dlork r g«k> 4s88 «külterl' dio 18,—. kosen ' stagant und knltbor - > lilarle 1,88 dis 14, 81^«n» sse«1« I>p«eli»o. Leklskröcke io sink. u. «In-, äuskükimv- van dlorlt 8,SV di» 48,— Vktilrnul „iir k«^oa 8«e Ar. 321. knkliki schwere Schissskatastrophe. Neueste Dralitberichte. Hostiachrichten, Bergarbeiterbewegiiilg. Weltertelegraphie, Gerichisvcrhandluiige». Nonvegische Königsivahl. „Orphens"-Kvnjcrt. Die neue Komilche Oper i» Berlin. vNütai^ i;>. NovenUier 1U0S. Eine schwere SchlffSkatastrophe hat sich an> gestrigen Freitage in unserer Marine ereignet. Eine amtliche Meldung aus Kiel vom heutigen Datum besagt darüber: Das Torpedoboot „8 126" ist gestern abend bei Buelk durch einen Zusammenstoß mit dem Kreuzer „Undine" ge. sunken. Sin vssi»icr und 32 Mann werden vermißt. Meh. rcre Und verwundet. Es ist ein tiesschmerzlicher Schlag, der unsere junge, kräftig ausstrebende Kriccsmarine da betroffen hat. 33 wackere Männer, die in Erfüllung ihrer vaterländischen Pflicht den schweren und gefährlichen Dienst auf einem Torpedoboote versahen, sind jäh lings bei Nacht und Nebel durch dem verbängnisvollen Zu- lamttienprall mit einem Schiffe der ikreuzcrflotte aus den Grund des Meeres gerissen worben, u-d die erbarmungslose Tiefe wird ihre vpser nicht lebend wieder hcrausgeben. So sehr man auch hoffen möchte, daß die in der amtlichen Meldung als „vcrmibt" Bezcichneten noch wie durch ein Wunder irgend eine rettende Zuflucht gesunden haben könnten, die Wahrschein lichkeit spricht nur allzu sehr gegen eine solche Annahme. Wenn ivir aber den Tod der 33 nach menschlicher Voraussicht schon seht, ehe Bestimmteres verlautet, als Tatsache hinnehmen müssen, io bleibt uns wenigstens der eine Trost, das; sie als Helden für das Vaterland in treuer Erfüllung ihrer gefahrvollen und ausopsernden Berufspslicht gestorben und als solche, wie Kaiser Wilhelm II. selbst bei dem Explosions-Unglück auf dem Panzer schiffe „Brandenburg" im Jahre 1894 ausdrücklich betonte, genau so gut auf dem Felde der Ehre gefallen sind und mitsamt den Gerichten a.uf dieselben Auszeichnungen Anspruch haben, wie diejenigen, die der große Schnitter im Angesichte des Feindes nn heißen Schlachtgetümmel dahinrafft oder die in der Feuer- linic verwundet werden. AnS diesem traurigen Anlaß lenkt sich die Erinnerung aus einen ebenfalls einem unserer Torpedoboote zugestoßenen Un» Kücksfall, der sich vor einigen Jahren in der Nordsee ereignete und u. a. einem Mitgliede des mecklenburgischen Fürstenhauses das Leben kostete. Es war ein tapferer, gottesfürchtiger Sol- datcntod, den der junge Offizier mit einem Teile seiner Mann- sci-asl damals starb. Im Augenblick der höchsten Gefahr beteten alle zusammen noch ein Vaterunser, und dann erst wurde an die Rettung gedacht, die nur einem Teile der Besatzung glücken sollte. Es ist ein erhebendes Bewußtsein für die schmcrz- erfüllten Angehörigen, wenn sie ihre Söhne von solcher Ge iinnung in der Todesnot beseelt wissen. Dieses Mal ist leider die Verlusiziffcr besonders groß. Wir können nur bewv-te» Herzens wünschen, daß die Heimgefordertcn ruhen mögen in Frieden und daß die materielle Versorgung der Hinter- t-liebenen jeden Einwand hinter sich lasse. Ob «i« straf bares Verschulden vorliegt, das scslzustellcil wird Sache der amtlichen Untersuchung sein. Des weiteren liegen mit Bezug auf den Unfall noch folgende neueste Meldungen vor: K i c l. Nach dem Z u s a in m e n st o ß mit dem Torpedo- beot „8. 126" ging der Kreuzer „Undine" an der Unsallstcüe vor Anker. Bon Kiel sind heute früh Werstdampser nach der ''saslitelle abgeganaen. K i e l. Die Kollision des Führerbootes der 4. Torpe- doboots-Division „8. 126" mit dem Kreuzer „Undine" ereig nete sich gestern abend 8^ Uhr in der Kieler Bucht. Die Di»i- sion machte eine schulmäßige Nachtübung gegen die „Undine", die ubgeblendet fuhr. Das Führerboot fft anscheinend durch das Scheinwerferlicht der „Unoine" geblendet gewesen und vor den Bug des Kreuzers gekommen. Das Boot sank infolge Kessel erplosion, wodurch sich wohl hauptsächlich die große Zahl der Vermißten erklärt. Vermißt werden: Oberleut nant zur See Johannes Kaiser, Torpedobootsmannsmaat Schneider, die Torpedo-Obermatrosen Gronau, Ramlow, Kanhler, Hilfert, Meier, die Torpedo-Matrosen Gebhard, Waltematc, Dibz, Heiden, Paulus, der Zimmermannsgast Wag ner von der 2. Werstdivision, der Torpedo-Obcrmcischinisten- maat Kruck, der Torpedo-Maschinistcnmaat Keilwagen, der Torpcdo-Obcrmaschinistenanwärtcr Lieder. die Torpedo- Oberheizer Tlwmann, Bclzig, Becker. Plenz, die Torpedo- Heizer Lindner, Knobzcr, Kröhcr, Will, Gödecke, Graßner, Stettin, Wendel. Sicgling, Krämer, Kaltwaffer. Der Torpedo- Obermaschinist Damman wurde schwer verletzt. Von „8. 127" ist der Torpedo-Matrose Kranz ertrunken. Neueste Trsthtmeldttttfleu rem 18. Nerbr. Zur Lage in Russland. Petersburg. Der Kriegöminister Rüdiger und der Marineminffier Biri! ew sind unter Belastung auf ihrem Posten in den Ncichsrat berufen worden. Petersburg. Ter Ministcrrat hat dem vom Verweser des Ministeriums des Innern erlassenen Verbot gegen die Zugehörigkeit von Post- und Telegraphcnbeawlcn jum P o st - und Telegraphenbeamtenvcrband zugestiimnl, unter dem Hinweis darauf, daß das durch das Mannest vom 30. Oktober gewährte Vereuisrecht auf Staatsbeamte kcuie An wendung findet. Petersburg. Ter in Petersburg von neuem proklamierte G e» e rn l a us st n n d hat sich ans andere Städte nicht a u s - gedehnt. In Polen hat der Ansstand in dem hmiptsäch- lichstcu Iiidustliebezirkc nachgelassen. In der Proviuz M oSkau haben die Arbeiter den AiiSstand für »»nutz erklärt und die Arbeit wieder aufgenommeu. Petersburger »nü Moskauer Progressisten. besonders die konstitutionellen Demokiaten. die industriellen Pro- gressiste» und die Anhänger der gesetzlichen Ordnung schließen sich zu einer Gruppe, die sich die „Allianz vom 17. Oktober" nennt, nsammen. Tte Allianz verfolgt den Zweck, den politischen Aus länden ein Gegengewicht entgegenznsetzen. Petersburg. Die „Petersburger Telegr.-Agentur" ist ermächtigt, nachfolgende Erklärung -u veröffentlichen. Die an den Kronltädter Unruhen beteiligten Personen wer den nach Abschluß der Untersuchung infolge oes über Kronstadt verhängten Kriegszustandes vor ein Kriegsgeri ch t gestellt, aber nicht standrechtlich verurteilt. Meldungen über bereits ge fällte Todesurteile erscheinen als Manöver einer gewissen Partei, welche danach strebt, das Publikum um jeden Preis zu erregen, und kein Mittel verschmäht, um dieses Ziel zu erreichen. Di« Untersuchung allein wird den wahren Charakter der Kron- städtcr Unruhen klarstellen und die Grundlage für ein gericht liches wie für ein unparteiisches Urteil der Ocfsentlichkeit über die Schuldigen liefern. Petersburg. Der S t ad th a up t ma n n er. mahntdie Bevölkerung, der Aufforderung der Arbeiier- delegierten, sich dem Ausstandc anzuschließen, nicht Folge >m leisten. Man hofft, daß der Rat der Arbeitcrdelcaierten, für den Streik einzutreten, nicht befolgt werden wird. Der gestrige Versuch deS Ingenieur-Verbandes, die Bankbeamten zum An schluß an den Streik zu bewegen, blieb erfolglos. Alle Banken sind beute offen. Warschau. Gestern abend wurde aus dem 4. Stock eines Hauses auf eine Abteilung Kosaken eine Bombe geworfen, die jedoch wirkungslos blieb. Die Kosaken feuerten darauf aus das Haus. 4 Personen wurden verhaftet. Durch eine Verfügung des Generalgouverneiirs sind sämtlliche Theater geschlossen worden. Berlin. Das Amtsblatt des Reichspostamtes teilt mit: Pakete jeder Art und Wertbriefe nach Orten des Generalgouverne ments Warschau sind wieder zur Beförderung zu lässig. Kattowitz. Die Eisenbcchndirektion teilt mit: Tie M- fahrt des ersten Zuges von Kattowitz nach Warschau ist heute vormittag 10 Uhr 35 Minuten erfolgt. Mit dem Zuge becab sich eine Kommission behuss Verhandlungen über Wieder- ausnahme deS Personen- und Güterverkehrs nach Warschau. Berlin. Eine Blätiermeldnng aus Wien, wonach die russische und die deutsch« Negierung gemeinsam die geeigneten Schritte unternommen haben, um die Durchfuhr der rus- siIchen für Deutschland bestimmten Schweine durch Oester reich zu erwirken, wird von zuständiger Seite bestätigt. Leipzig. Das Reichsgericht verhandelte heute gegen den Stndeitten Pawlowskr. Dieser wurde wegen Verbrechens gegen ß 3 des Spionagexesctzes zu 3 Jahren Zucht haus, 6 Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt. Aus Ehrverlust mußte trotz der Jugendlichkeit des Angeklagten erkannt werden, weil er nicht lediglich aus Patrio tismus, sondern auch in gewinnsüchtiger Absicht gehandelt hat. E: i s e n a ch. Tie Volksmenge, die gestern abend aus An laß der Neich stagswa hl auf dem Karlsplatzc und den an. stoßenden Straßen zusaiiimengeströmt war, wich erst, Lls.um N Ilhr die Feuerwehr herbeigerusen wurde, die dann die Spritzen in Tätigkeit fetzte. Viele Personen wurden jestgenommen. Ernstere Ausschreitungen kamen nicht vor. Görlitz. Ei» Großfeiler zerstörte die Gemei ne r t s ch e L c i n e n w a r e n f a b r i k in Sohrau mit über lOO Maschinen. Brcslau. Tic „Schles. Ztg." meldet: Auf der „Wilde n- st e i n - S e g e n-G r u b e" fehlten heute früh von der ge samten Belegschaff nur 385 Mann. Auf der „Myslowitz. Grube" sind 610 Mann ungefähren: es fehlten 239. Auf der neuen „P rzcmsa-Grube" fuhren 131 Mann ein; es fehlten 30. Aus der „K a r l - S e g e n - Gr u b e" fuhren 117 Mann ein: es fehlten 65. Lemberg. Nach Privatmeldiingen aus Borislaw entstand vorgestern abend auf dem Schacht der Grube „Anglo- Ga l i c ia " Ieu er, das auf zwei Schächte der Karvathen- Geiellichnft Übergriff, die nicderbramiten. Ter Brand ist bis letzt noch nicht gelöscht. Paris. In Rochcsort en Teere lDepartement Morbihau! stürzte die Holzbrücke eines Steinbruches in dem Augenblicke ein, als sich aut ihr 19 Arbeiter befanden. Drei Arbeiter wurden gerötet und die übrigen fast alle schwer verletzt. Marseiile. Hier sind sämtliche Zimmerleute in den A u s st a n d getreten. 400 beim Baue der Kolonial-Aus- stcllung beschäftigten Zimmerleuten wurde zwar die verlangte Lohnerhöhung bewilligt, doch erklärten sie, die Arbeit nich: früher ausnehmen zu wollen, als bis auch die übrigen Ziinmer- lcute von Marseille dieselbe Lohnerhöhung erhalten würden. Kopenhagen. In der heutigen Sitzung der Konferenz der "n >er SchM ihrt in der Ostsee und dem Weißen Meere btteiliglen Reeverrien wurde beschlossen, die seither bestehende M i n d c i< jr a ch i s k a l a mit einer Erhöhung um 5 Prozen: bei?p''T alten. Tanger. Die Nachricht, daß Mohamed cl Torrcs Later den Sultan au? der K o n s e r e n z in Algcciras vertreten werde, wird amtlich bestätigt, ebenso die Meldung, daß ihm cl Mokri und Benins als Beisitzer zugeteilt sind. Sie werden von Bannana und Saffar, zwei Notabcln aus Tetuan, als Bci- Kmist und Wissenschaft. V* Wochenspielplau des Rcsidenztheaters. Merzen, Sonntag: „Mamsell Angot" tR/- Ehrst Gastspiel Hansi Riese „Das Wäschermädel" slffs, Uhr). Montag: Schauspiel- Abonnement 2. Serie: „Unsere Don Juans". Dienstag: Gast spiel Hansi Niese: „Ter Mcineidbauer". Mittwoch lBuhtag) geschlossen. Donnerstag: Gastspiel Hansi Niese: „Das Wäscher- mädel". Freitag: Lpcretten-Abonnement, 2. Serie: ^Wiener Blut". Sonnabend (25.): Gastspiel Hansi Niese: „Das Wäscher- mädcl". >* ..OrPhe>iS".Konzert. Das gehaltvolle Programm, mit dem sich der „Dresdner Orpheus" unlängst im Prager Stadt- lhealer einen Sieg im Gesang errungen, fand gestern abend eine genußreiche Wiederholung in einem Konzert, das unser ältester Dresdner Männergciangvercin im Veremshaussaale veranstaltet hatte. Wie neulich am Moldaustrand, so ernteten die jaugcssreudigcn Orphcchen auch gestern an der heimischen Elbe Ehren- und Beifallsbezeigungen in Hülle und Fülle, und das — in der Hauptsache wenigstens — von Rechts wegen! In schlechthin nicht zu übcrbietender Vollkommenheit gelangen den Sängern unter ihrem alles belebenden und mit sich fort- reißenden Dirigenten Albert Kluge insonderheit die ge tragenen, in ruhigein Zeitmaße und ohne größeren Stimm aufwand verlaufenden Chöre, wie „O bona ckosu" lPalestrina), „Innsbruck, ich muß dich lassen" lJsoak-Sitt) und „Grab und Mond" lSchnbert), während bei einigen rascher bewegten Chören, wie bei den reizenden Liedern im Volkston ,,Gesell- schaftslied" laus dem 17. Jahrhundert) von Friederici und „Ncberl»llt"sbearbeitetvon G.Wohigemuth) »nd noch auffallender bei Draeseke« komplizierter Vertonung der schlichten Uhland- schen „Einkehr" die Volubilität und Tonsicherheit der Stimmen nicht ganz ausreichen wollte. Um alles vom Herzen hcrunter- zurcden, was man etwa — bei strengster kritischer Messung — noch aussetzen könnte, so sei der allzu schleppenden Temponahme bei der Volksweise ,,Z» Mantuc. in -fanden" gedacht. Nach säst zweistündiger Konzert,dauer fünf ffelbstverständlich nicht durch- konlponierte) Strophen mit jedesmaliger Wiederholung des zwei zeiligen Schliißresrains in solch ungebührlicher Dehnung „ge nießen" zu müssen -- das bedeutet eine harte Geduldsprobe! Abgesehen aber oon diesen geringfügigen Ausstellungen ist de» Choroorträgen daS unciiigescvränilesie Lob zu zollen; besondere Herooryeountt in diesem Sinne verdienen noch der kraftvolle Braunrothsche Chor „So lang' im deutschen Eichentalc" und die drei entzückenden alten Lieder in neuer Form: .„Komm, o komm, Geliebte mein" sAdam de la Hale, Satz von Zander), „Es schei nen drei Sternlein" lF. Ni. Böhme) und „Aennchcn, lieb' Aennchen traut" lF. Langer). — Zwischen den Männcrchören entzückten eine blutjunge werdende und eine aus dem vollen Bronnen gereister Kunstersahruna schöpfende Künstlerin, die 15jährige Pianistin Johanna Tbamm und Frau Hosschau- spielerin Charlotte Basta, die Hörer durch ihre Gaben. Wie kürzlich in einem Konzert eigener Veranstaltung, gab die von Bertrand Roth ousgebildet« >unge Pianistin mit dem vortreff lich gelungenen Bortrage einer Backischen Chaconne l>>-moli) in Busonischer Bearbeitung und mit drei kleineren Stücken von Liszt ldie duftige Wiedergabe des „Gnomenreiaens" sei be sonders belobt!) überzeugende Proben außergewöbnliclfcr Be gabung und hervorragenden Könnens. Was Frau Vastös fein- ziselierende Vortrogskunst im Bunde mit ihrem scelcnoollcn, modulationsreichen Organ aus etlichen wohlbekannten Dich tungen, wie Hebbels „Kind am Brunnen", Neinicks „Kuriose Geschichte", Baumbachs „Veilchen" und „Der Schwur" u. a. an tiefgehenden Wirkungen herauszuholen wußte, ist schon zu oft gerühmt worden, als daß eS neuer Lobeshymncn bedürfte. Selbst verständlich tvar deS Beifalls kein Ende, »nd Zugaben folgten auf Zugaben. Der Saal war bis zu „den höchsten Slufen" nus verkauft. —ckt. Die neue Komische Oper in Berlin. n. L. Endlich, noch Ueberwindnna mannigfacher Schwierig, keiten, konnte der Neubau der Komischen Oper in Berlin seiner Bestimmung übergeben werden. Vertraglich war die Eröffnung auf den 1. Oktober festgesetzt worden. Aber namentlich der große Streik in der Elektrizitäts-Industrie batte die Fertigstellung verzögert, sodaß die Eröfsnuiigs-Vorstellung, der eine Generalprobe vor geladenem Publikum vorcusging, erst am 18. November erfolgen konnte. Tie Erbauer hatten tägliche Strafgelder in Höhe von 2000 Mk. an den Direktor Hans Gregor zu zahlen, der dabei gleichwohl kein gutes Geschäft gemacht hat, da sein täglicher Ausgaven-Etal diest Luittme beträchtlich übersteigt. Im übrigen haben die Architek ten ihre Ausgabe, vom rem technischen Standpunkte aus be trachtet. glänzend gelöst. Sie bestand darin, aus einem verhält nismäßig beschränkten Raume lan diesem Grundübel kranken fast alle öffentlichen Baute» m Berlin) «in allen heutigen Auiorde- rungen entsprechendes Theater zu erbauen^ das 1230 Sitzplätze und außerdem noch Platz sür ein großes Orchester von zunächst 60 Musikern enthält. Auch sollten im Gegensatz zu den meisten anderen Berliner Theatern die zahlreichen Garderobe», Wandel hallen und Büfetts geräumig und begnem sein. Durch eine wahrhaft geniale Nailmausnllgung ist den Banlcitcril die Lösung dicicr schwierigen Aufgabe durchaus gelungen, -licht ebenso günstig kann, nachdem nunmehr die säintliäfcn Gerüste entserm und die Fassaden freigelegt worden find, das Urteil über die Außenarchitektur laute». Ihre allzu gesucht moderne Mischung aus Barock- und Biedermeierstil ist recht unruhig ausgefallen und läßt bei allem heißen Bemühen, die Augen der Beschauer zu beschäftigen und womöglich zu blenden, eine reine Wirkung nirgends aufkoiiimcn. Wir haben bereits in einem früheren Artikel den reichen plastischen Schmuck der Haupnassade näher bcschriebcn. So hübsch er an sich ist, so wenig günstig wirkt er auf die ohnehin allzu gedrungene Faffade. Immerhin wird man dem Acilßcren dieses neuen Berliner Kunsttempcls, so mancherlci man auch vom streng ästhetischen Standpunkte aus daran ausziisehcn haben mag, mindestens das Prädikat „inter essant" zubilugen dürfen. Bei weitem günstiger kann das Urteil auch in künstlerischer Hinsicht über das Innere lauten. Ein überraschend großer, iveiter Vvrraui» Nimmt den Einlretcnden aui. Man hat ihn dadurch gewonnen, daß man das Parkett um fünf Meter über den Straßendamm eravht bat. Dieses Vestibül enthält eine Wandelhalle, in dcr Mitte die Parkettgarderoben und dahinter einen Ersri'chilngsranm. Nicht weniger als acht völlig vonein ander getrennte, breite Treppen führen zum Parkett und den drei Rangen empor. Diese sind von ungewöhnlicher Höhe, da es daraus ankam, genau zwei Drittel aller Zusthauer ans ihnen liitterziibringcn. Um dies zu ermögliche!!, haben die Erbauer diese Ränge wett in den Zuichanerraum hinein ausladen lassen, wodurch dieser ein eigenartiges, aber nicht liiivorlcilhastes Aus sehen erbält. obwohl sich nicht leugnen läßt, daß ein gewisses Mißverhältnis zwischen dem sehr bcgrenzlen Zuschauerraum und der starken Höhe der Ränge obwaltet. Man hat dies Miß verhältnis indessen erfolgreich gewildert, einmal durch eine baldnchinartigc Ausgestaltung des Proszeniums »nd sodann durch die hinter den Gesimsen an-iebrachten Beleuchtungskörper; endlich noch, indem man die schlicht gehüstene Decke zur Bühne nieder- zog und den ganzen architektonischen Scl»nnck des Zuschauer» raumes in dcr Ausbildung der Bühnenösfniina konzentrierte. Er besteht hanvttächlich in der plastischen Wiedergabe deS be- kannte!». Böcklutschcn BumLoHeL. Drr Lurchlvea
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